Erste-Hilfe Ergänzung für die Praxis

  • So langsam rücken Veranstaltungen näher, aber es ist auch noch Zeit um wieder Dinge auf den Prüfstand zu stellen... Die letzten Tage geht mir das Thema mobile Erste-Hilfe-Ausstattung nicht aus dem Kopf:

    Klar, es gibt die (Mindest-)regeln ala DIN 13169/13157 aber eben auch die Ergänzung nach Gefährdungsbeurteilung, Strukturen und der sonstigen Organisation. Und von diversen Anbietern auch schon erweiterte Sets für alle möglichen Betriebe, die aber offenbar nicht wollen, dass Ihr Mix nur kopiert wird und daher keine Auflistung geben, was denn nun jeweils genau drin ist. Klar ist auch: Mitnehmen reicht nicht, man sollte sich schon vorab mit Inhalt und Anwendung auseinandersetzen.

    Zum Glück (aber eben nicht aus Glück) bin ich vom Einsatz des Materials ziemlich verschont geblieben, so dass es auch etwas schwer ist auf Erfahrungswerte zurückzugreifen.


    Also: Was hat sich bei Euch über die Norm hinaus bewährt? Da ist die Bandbreite vom Tipp aus dem Auffrischungslehrgang mit Beatmungsmaske (die seitdem immer im Auto mitfährt) bis hin zu Kollegen die sich ihre Tasche mit Defi + Sauerstoff gepackt haben (aber eben auch eine Sanitäterausbildung haben).

    Ich denke da vor allem an die kleinen und mittleren Events (wo eben nicht die professionellen Strukturen vorhanden sind). Es geht auch nicht darum, dass man versucht noch was einzusparen und der Techniker macht auch gleich noch "nebenbei" den Sanitätsdienst für den Veranstalter. Ich hab eher das Szenario im Kopf, dass man gerne mal eine der Wenigen ist, der plötzlich am nüchternsten ist und sich am vorbereitesten fühlt...

  • also wenn es um die versorgung der veranstaltung geht, dann ist hierfür der veranstalter der richtige ansprechpartner!

    unser job ist es, technische hilfe zu leisten.


    klar, wenn es irgendwo mal ne verletzung gibt, helfen wir gerne mal aus. man ist ja auch verpflichtet zu helfen.
    aber das ist eindeutig kein job, den wir zwecks materialplanung zusätzlich beachten müssten. schon gar nicht mit nem defi oder ähnlichem!

    nein, das ist der job vom veranstalter.


    für mich selber oder meine helfer habe ich stets die ganz normale erste hilfe ausrüstung im auto, die dort eben so vorgeschrieben ist. damit kommt man schon recht weit, wenn sich mal jemand verletzen sollte. zum glück hatte ich da in den letzten jahrzehnten, ausser ein paar kratzern, nix problematisches.


    eine regelmässige auffrischung des erste hilfe lehrganges ist übrigens nicht nur für veranstaltungstechniker zu empfehlen, sondern generell für alle leute.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • wora Das sehe ich soweit völlig ähnlich. Ja, es mag sogar gar nicht so gut sein, wenn z.B. der Mensch am FOH den Platz verlässt und dort in einem entscheidenden (vielleicht sogar sicherheitskritischen) Moment fehlt. Es geht mir wie geschrieben auch nicht darum, branchenüblich immer mehr bzw. Spielkram mitzunehmen oder die Aufgaben das Veranstalters zu kaschieren.


    Aber ob man zu Auf-/Abbau bei irriger Uhrzeit mit 'nem kleinen Team in der ländlichen Pampa ist (wobei auch deutsche Großstädte locker mal >10min für 'nem RTW brauchen - und die sind lang wenn Du grad' jemanden auf'm Bürgersteig gefunden hast) oder beim Szenario Goldene Hochzeit man vielleicht eben doch der erste Ansprechpartner wäre...


    Normen und Regeln sind ja oft (irgendwie bis gut) durchdacht und ein guter Startpunkt. Aber m.E. kann es sich auch lohnen, Erfahrungen auszutauschen. Wenn alle mit 'ner Normbestückung auskommen, ist das auch ein Feedback. Sollte nur eine gute Ergänzung kommen oder jemand nur angeregt werden, den Punkt für sich zu checken, sehe ich das schon als Gewinn.
    Beim letzten Lehrgang fand ich z.B. den Tipp und Demonstration: Beatmungsmaske für wenige Euro macht es euch wesentlich einfacher doch recht einleuchtend und hilfreich.


    Outdoor im Ausland hab' ich nur ein paar Dinge in Sachen Erste-Hile mit - und da kann man auch wunderbar eine Sache für zig Anwendungen nutzen. Vorher Gedanken machen und eine regelmäßige Auffrischung mit Übung ist viel hilfreicher als eine Rettungswagenausstattung ohne Ahnung :S

  • Der Verbandskasten hält ja durchaus Material für die gröberen Fälle wie Schnitt- Schuss- und Stichverletzungen, offene Brüche und Amputationen bereit,
    Meiner Einschätzung nach sind zum Glück abgetrennte Gliedmaßen und Herzstillstände eher die Ausnahme auf Produktion, viel öfter sind es die kleinen Dinge die man mit einem lockeren "das geht schon" heldenhaft wegignoriert - teils auch weil nix passendes da ist.

    Sinnvoll kann beispielsweise zusätzlich sein:

    - Augendusche, wenn mal was in den Guckapparat gekommen oder geflogen ist

    - Pinzette für Holz- Stahl- und Aluspäne, die man sonst notdürftig mit der abgeschranzten Ledermann-Klinge aus der Hand operiert

    - Kältepacks

    - paar kleine Flaschen Wasser, um auf dem Rübenacker fern der Zivilisation den groben Schmutz
    halbwegs steril aus einer Wunde zu waschen

    - für ganz harte Kerle eine idealerweise sterile Tüte, um einen abgetrennten Finger mit viel Glück retten zu können.


    dazu präventives Material wie

    - Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, ggf. auch was kühlendes für "schon krebsrot"

    - Insektenzeug (präventiv und für bereits erlittene Stiche)

    - Zeckenzange oder -Karte

    - Aspirin

    - was gegen Durchfall

    - gröbere Medikamente (z.B. Paracetamol) besser nur mit einem Medizinmann an Bord

    - Kopftuch oder Basecap gegen die Sonne

    - Ohrstöpsel

    - Traubenzucker

    - erste Hilfe Anleitungen/Notfallbüchlein, soweit nicht im Verbandskasten enthalten.
    Dort sind z.B. auch Vergiftungserscheinungen, Verhalten bei allergischen Reaktionen, wichtige Telefonnummern etc. aufgeführt. Kosten nur wenige Euro, und sind teils sogar wasserfest.


    evtl. noch

    - Pflastermaterial "off the record" - wenn jemand partout keinen Eintrag im Verbandsbuch haben möchte - warum auch immer.

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


    Nächstes Meet&greet: Forentreffen am 27.3.2024 in Heilbronn
    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Nun ja, mit blutigen Fingern auf dem Handy zu versuchen die Seite zu scrollen. Meine Erfahrungen (auch aus mein RD Zeit) sind eigentlich die:

    • Unmengen von Wundschnellverband (vulgo Pflaster), auch in den speziellen Ausformungen (Fingerkuppe etc.)
    • Zellstoffmullkompresse steril ca. 10x10cm, reicht eigentlich für (fast) alles, was blutet. Jeder noch so kunstvolle Verband wird spätestens im Krankenhaus, meist schon vom Rettungsdienst, wieder geöffnet.
    • Brandwundentuch zur Abdeckung großflächiger Verbrennungen
    • Für den, der damit umgehen kann, ein Tourniquet ('Aterienabbinder' ) für den Extremfall. Dann aber auch Abbinden und nicht stauen.
    • Ein AED (inkl. Schulung).
    • Ansonsten Know How und Menschenverstand.
    • Schnelle und korrekte Meldung ( 112).

    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • ...was ich in all diesen "Ich-Pfusch-jetzt-mal-nen-Kollegen-wieder-halb-zusammen"-Köfferchen vermisse, was aber seit gut 1 1/2 Jahren doch irgendwo immer rumfliegt: flüssiges Desinfektionsmittel. Ich weiß: findet sich ja eh in Mengen an der Bar - aber wenn die nicht geöffnet ist, ist so ein halber Liter, gern aus der Sprühflasche, Gold wert.

    Brennt zwar ein wenig, wenn man den zu Feierabend als Bierersatz runterstürzt oder mit dem Augenspülfläschchen verwechselt - hilft aber ungemein, wenn man sich "in schmutziger Umgebung" doch mal wieder das Schienbein aufgeschlagen hat und die Wasser-Infrastruktur erst rudimentär steht oder zu weit weg ist.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Da muss man aber aufpassen, die Hautdesinfektionsmittel sind nicht unbedingt auch für die Wunddesinfektion geeignet.

    Evtl. macht Sprühpflaster o.ä. mehr Sinn.

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  • Ich habe in meinem Peli eine kleine erste Hilfe Tasche, da sind eben Dinge wie Pinzette, Pflaster, Fingerkuppenverbände, Rettungsdecke und Verbandsmaterial drin. Ergänzt habe ich noch Kühlkompressen, die passen zwar nicht in die Tasche, aber irgendwo im Case war dafür noch Platz. Für Desinfektionsspray und Tücher auch.


    Bei Auf- oder Abbau gibt es immer mal wieder die Situation wo man froh drum ist...

    • Für den, der damit umgehen kann, ein Tourniquet ('Aterienabbinder' ) für den Extremfall. Dann aber auch Abbinden und nicht stauen.
    • Ein AED (inkl. Schulung).
    • Ansonsten Know How und Menschenverstand.
    • Schnelle und korrekte Meldung ( 112).

    Eben dieses! verlegen*


    Das beste Erste-Hilfe-Set ist zwischen den Ohren. Und ja, ich habe in meinem Reiserucksäckchen (das nur für mich gedacht ist, bin ja Solokünstler ;) )auch neben den Aua-Bubu-Pflastern und Kopfschmerztabletten zwei Tourniquets, Israeli-Bandages und Celox, ABER: Was nutzt das alles, wenn man nicht weiß, wie man es anwendet und vor allem, wenn nicht rasche Hilfe nachkommt?


    8)


    Beste Grüße Tobias Zw.

    - reanimiert noch so zwei, drei Mal im Jahr, um nicht aus der Übung zu kommen -

  • leider, leider (oder doch eher "zum glück"!) war es mir in meinem bisherigen leben - trotz jährlicher erste hilfe kurse in meiner jugend beim Jugendrotkreuz und einer sanitäterausbildung bei der bundeswehr, nicht vegönnt, bei einem größeren unfall zufällig als helfer anwesend zu sein und mein wissen entsprechend anwenden zu können.


    so blieb für mich bisher stets das pflastern mit wundschnellverbänden übrig. und dafür genügen die EH kästen im auto voll und ganz ;)


    was ich aber gerne mal zusätzlich dabei habe, ist eine kleine tube betaisodona. und zwar genau für den von treibsand angesprochenen fall einer kleinen verletzung in schmutziger umgebung.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Da muss man aber aufpassen, die Hautdesinfektionsmittel sind nicht unbedingt auch für die Wunddesinfektion geeignet.

    Evtl. macht Sprühpflaster o.ä. mehr Sinn.

    Ja!

    Strenggenommen bin ich zwar Befürworter des gelegentlichen, sinnlosen Alkoholkonsums - aber in der Rolle als Vater auch nicht unbedingt davon überzeugt, daß man (offene) Wunden -gerade bei Kindern- mit Isoprop-/Ethanol übergießt. Das führt nämlich meisstens auch zu einer deutlichen Störung der Hörfunktionen und des Wohlbefindens beim Anwender, wenn "die lieben kleinen" mit noch lauterem Geschrei antworten.

    Bei einem gestandenen Kollegen der Stahlbau-/Stagehand-Fraktion ist mir das im Ernstfall aber egal. Die üblichen Zusätze in den Handreinigern (so um die 30% Wasser und etwas Panthenol) wird der auch überleben.


    Mein Mittel der Wahl ist seit ein paar Jahren ein kleines Fläschchen Oktenisept.

    Auch das dazugehörige Gel ist bei mir stets dabei, um Insektenstiche zu versorgen. Irgendwie sind gerade die Mücken aggressiver geworden, als in meiner Kindheit. Ich will aber nicht unbedingt Werbung machen...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • hoffen wir, dass nicht bald der herr Doktor um die ecke kommt und uns alle als schalatane und quacksalber blosstellt ;)

    aber meiner (in dieser hinsicht recht unprofessionellen) ansicht nach gab es hier ein paar wirklich gute tipps.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • (...)

    Mein Mittel der Wahl ist seit ein paar Jahren ein kleines Fläschchen Oktenisept.

    Auch das dazugehörige Gel ist bei mir stets dabei, um Insektenstiche zu versorgen. Irgendwie sind gerade die Mücken aggressiver geworden, als in meiner Kindheit. Ich will aber nicht unbedingt Werbung machen...

    Ich habe seit vielen Jahren einen BiteAway Stick dabei. Ein kleines Metallplättchen wird auf ca. 60°C erwärmt und dann auf den Mücken-/Insektenstich gehalten. Damit ist der Juckreiz auch sofort weg.

  • Vielleicht hilft ja auch mal diese - unvollständige, rein subjektive und definitiv nicht repräsentative - Übersicht, was mir in meinem beruflichen Leben als Veranstaltungstechniker (früher als Feld-, Wald- und Wiesen-VA-Techniker, danach in festen Häusern, irgendwann auch als Führungskraft) bisher an medizinischen "Not"fällen im allerweitesten Sinne begegnet ist, und eine Diskussion des benötigten Materials und der hilfreichen Kenntnisse. Klar, das ist nur anekdotisch und hat keine Aussagekraft über Häufigkeit bei Euch, aber so als Idee vielleicht ganz interessant:


    • Unzählige kleinste Schnitt- und Quetschwunden, primär an den Fingern. In allen Fällen Versorgung mit Wundschnellverband ausreichend.
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Pflaster mit lustigen Tieren drauf kleben
    • Mehrfach: Kopfplatzwunden, zumeist durch Anstoßen. In allen Fällen Versorgung mit Bewusstseinskontrolle (Ausschluss Gehirnerschütterung), Kopfverband mit Verbandpäckchen, teilweise dann Transport in privaten Fahrzeugen zur ärztlichen Versorgung, teilweise Nachforderung und Übergabe an Regelrettungsdienst. In allen Fällen wurde die KoPlaWu chirurgisch versorgt (gereinigt, genäht / getackert).
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Abfrage Bewusstsein (Blackout?, Ereignishergang, Orientierung zu Raum, Zeit und Person, ABCD(E)-Check), Kopfverband wickeln können, Notruf absetzen
    • Quetschung der Hand, Erstversorgung mit Verbandpäckchen aus EH-Set, Transport mit Firmenfahrzeug zu ärztlichem Bereitschaftsdienst zur weiteren Versorgung.
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Handverband anlegen können.
    • Durchstoßen der Haut an der Wade (also quasi eine klitzekleine Pfählungsverletzung) durch einen ca. 15 cm langen Holzsplitter, der Betroffene hatte sich den Splitter schon selber aus der Wunde gezogen... Vorsichtiges Säubern des Wundumfeldes, Versorgung mit zwei sterilen Kompressen, Povidonjodsalbe und Mullbinden, selbständige Fahrt des Betroffenen zum Unfallarzt zur weiteren Reinigung und Versorgung
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Abfrage Unverträglichkeit / Allergien, Wundversorgung, Verband an Bein wickeln können
    • Zustand nach Überfahren des Fußes mit beladenem Stuhlwagen (ca. halbe Tonne schwer), massive Quetschungen, Verdacht auf gebrochene Mittelfußknochen - Versorgung durch Hochlagerung, Kühlen und Übergabe an Rettungsdienst zur Versorgung im Krankenhaus
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Abfrage Unfallhergang, Wissen, wie man solche Verletzungen lagert, Notruf mit klarer Lagemeldung abgeben können
    • Schlagartig auftretende, kolikartige Unterleibsschmerzen bei Frau, Mitte 20, keine vorherigen vergleichbaren Vorkommnisse, auf Grund massiver Schmerzen leicht schockig - Maßnahmen: Abfrage Symptome, Lagern in Schonhaltung (Knierolle untergelegt) in ruhigem Bereich abseits der Aufbauarbeiten, Wärmeerhalt mit Rettungsdecke, Betreuung, Nachfordern Rettungsdienst
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Lagern, Notruf mit klarer Lagemeldung absetzen können
    • Zustand nach Sturz vom Dach eines LKW durch eine aufgeklappte Leiter hindurch, mögliche Verletzung der Wirbelsäule, Durchblutung/Mobilität/Sensibilität in allen Gliedmaßen noch erhalten, klar erkennbare beidseitige vollständige geschlossene Fraktur Elle / Speiche, V. a. Frakturen in den Händen, multiple Schürfwunden. Sofortige Betreuung, Immobilisation durch Halten des Kopfes/Sicherung der Halswirbelsäule, Wärmeerhalt mit Rettungsdecke, Absetzen Notruf, Betreuung bis Eintreffen Regelrettungsdienst
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Abfrage Bewusstsein (Blackout?, Ereignishergang, Orientierung zu Raum, Zeit und Person, ABCD(E)-Check), Erkennen der möglichen Wirbelsäulenverletzung auf Grund des Unfallhergangs, Immobilisation der Halswirbelsäule durch Halten unter leichtem Zug, Immobilisation des restlichen Körpers durch Halten, Wichtigkeit des Wärmeerhalts bei beginnenden Schockanzeichen (wegen Schmerzen?), Absetzen eines Notrufs mit klarer Lagemeldung
    • Ersteintreffender bei Autounfall mit zwei Beteiligten, versetzter Frontalzusammenstoß, Airbags haben geöffnet. Absichern der Unfallstelle in beide Fahrtrichtungen, Einbinden der nach mir hinzukommenden Autofahrer zur Absicherung, Prüfen Vitalzeichen beide Betroffene, Absetzen Notruf mit klarer Lagemeldung und Positionsangabe, Versorgung einer Kopfplatzwunde mit Verbandpäckchen.
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Abfrage Bewusstsein (Blackout?, Ereignishergang, Orientierung zu Raum, Zeit und Person, ABCD(E)-Check), Ausreichendes Absichern einer Unfallstelle, Wickeln eines Kopfverbandes, Absetzen eines Notrufs mit klarer Lagemeldung
    • Hilferuf von Stagehands: Ein Stagehand, männlich, Mitte 50, klagt über plötzlich auftretenden Druckschmerz in der Brust, massive Angst, Luftnot. Bei Eintreffen kaltschweißig, Gesicht grau. Maßnahmen: Beruhigen, Oberkörperhochlagerung (auf meinen Knien, war sonst nix da - ich kniete dann den Rest der Maßnahmen über hinter ihm), Bereitstellenlassen des im Haus vorhandenen AED außerhalb der Sicht des Betroffenen, sofortiges Absetzen eines Notrufs mit klarer Symptombeschreibung, Bereitstellen eines Kollegen als Einweiser, um den Rettungsdienst zum Betroffenen zu führen, Wärmeerhalt mit Rettungsdecke, Hand halten (so wörtlich zu nehmen. Der Mann hatte panische Angst). Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes keine Zustandsänderung.
      Notwendige Kenntnisse: Beruhigen, Symptome erkennen, Klaren Notruf absetzen können, Wichtigkeit der richtigen Lagerung und des Wärmeerhalts kennen, Hilfe organisieren.
    • Beobachteter Krampfanfall einer älteren Besucherin, nach Ende des Krampfanfalls und Verlassen des Saales beobachteter Kreislaufstillstand. Absetzen eines Notrufs, Reanimation zusammen mit einem Feuerwehrmann des anwesenden Brandsicherheitsdienstes unter Nutzung des im Sanitätsrucksacks vorhandenen Beatmungsbeutels, AED-Einsatz, Übergabe an Rettungsdienst, weitere Unterstützung im Verlauf der Behandlung. Reanimation vergeblich, Abbruch durch Notarzt rund eine halbe Stunde später.
      Notwendige Kenntnisse: Klaren Notruf absetzen können, Herz-Lungen-Wiederbelebung. Benutzung eines Beatmungsbeutels ist ganz dolle Übungssache, muss man regelmäßig üben, um es wirksam zu können. Hilfe organisieren. Anschließend: Psychologische Betreuung der Kolleginnen (Hostessen), die den Anfang des Elends bis zum bitteren Ende beobachtet haben.

    Wie Ihr seht, hätte ich in keinem dieser Fälle mehr Material gebraucht, als im Haus bzw. im Erste-Hilfe-Kasten vorhanden ist, wobei ein AED und eine desinfizierende Wundsalbe natürlich ergänzend schon nett sind. Aber Obacht: Eigentlich(TM) darf der Ersthelfer keine Medikamente (und das ist die Salbe) verabreichen... Ein Beatmungsbeutel in Griffweite ist nett, wenn man mal reanimieren muss, ist aber, wie gesagt, in der Anwendung nicht ganz einfach und muss regelmäßig geübt werden. Zur Not pustet man halt so.


    Eklatant viel wichtiger finde ich in allen diesen Lagen das Erkennen der Situation, das Organisieren der Hilfe, insbesondere das Absetzen eines funktionierenden Notrufs, das Ergreifen der grundlegenden Maßnahmen (Blutungen stillen, Luft geht rein und raus, Blut fließt im Kreis). Und dafür braucht man gar nicht so viel Material, aber vor allem Übung, Übung, Übung und Routine. Ich empfehle wirklich allen Kollegen, bevor sie sich irgendetwas zusätzlich mit auf die Baustelle nehmen, die regelmäßige Teilnahme an erweiterten EH-Kursen, leider ist der betriebliche Ersthelfer ja zwischenzeitlich auf 9 UE an einem Tag reduziert worden.


    Beste Grüße Tobias Zw.


    PS: Wenn ich einen von Euch erwische, der hygienisches Hautdesinfektionsmittel zur Wundversorgung nutzt, häute ich ihn mit dem Käsehobel und kippe Sterillium Virugard drüber. Das ist menschenverachtend. Zur Wundersorgung gibt's, wie schon richtig erkannt, Octenisept, Povidonjodsalbe und den freundlichen ärztlichen Bereitschaftsdienst.

  • Ich habe seit vielen Jahren einen BiteAway Stick dabei. Ein kleines Metallplättchen wird auf ca. 60°C erwärmt und dann auf den Mücken-/Insektenstich gehalten. Damit ist der Juckreiz auch sofort weg.

    Kann ich so nicht bestätigen, obwohl ich einen Daheim und einen in der Reiseapotheke habe. Vor allem bei Kleinkindern is der nicht soo einfach angewendet und wenn der Stich erst aufgekratzt ist (die Jucken bei mir tritz Stift nach Stunden gerne nochmal...), hilft nur kühlen und sterilisieren.


    PS: Wenn ich einen von Euch erwische, der hygienisches Hautdesinfektionsmittel zur Wundversorgung nutzt, häute ich ihn mit dem Käsehobel und kippe Sterillium Virugard drüber. Das ist menschenverachtend.

    Phh. Wir reden hier von Stagehands. Da ist es schon nett, wenn ich nicht mit Schwarzpulver ausbrenne!!! frech*

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Ich habe seit vielen Jahren einen BiteAway Stick dabei. Ein kleines Metallplättchen wird auf ca. 60°C erwärmt und dann auf den Mücken-/Insektenstich gehalten. Damit ist der Juckreiz auch sofort weg.

    jepp, BiteAway nutze ich auch seit ein paar jahren. allerdings im privaten bereich, bei veranstaltungen hatte ich das bisher nie dabei

    bei mir funktioniert das aber sehr zuverlässig.

    und nein: an kindern würde ich es auch nicht anwenden wollen, dafür wären mir meine ohren zu schade ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang