Luft im Mix

  • welche Pulte können Multiband comps oder dyn EQ mit Sidechain?

    Welche Pulte haben keine Sidechain option für den Kanal comp?

    DiGiCo Quantum können alles,

    DiGiCo SD können MultiBand mit side chain und DynEQ ohne side chain.


    Zu „Kanal Comp ohne side chain„ fällt mir auch nur GLD ein. Wie das bei Soundcraft aussieht, weiß ich nicht, sollte sich aber, von Kleinstmischgeräten abgesehen, kein Hersteller mehr leisten, seit es das im X32 gibt.

  • Soundcraft VI hatte, wie die GLD, auch keine Sidechainmöglichkeit in den kompressoren.

    aus diesem grund waren beide pulte für mich nicht interessant.

    ob das mittlerweile nachgebessert wurde, ist mir allerdings nicht bekannt.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Howdy


    Was wir hier noch nicht besprochen haben, ist die Raumakustik.

    Reflektionen, gerne von der Bühnenrückwand, vermatschen den Mix. Und Matsch ist das Gegenteil von Luftigkeit. Ein Stück Molton für 200€ kann mehr bringen, als eine PA für 20000€.

    Man kann Luftigkeit auch damit beschreiben, daß man das Signal nur einmal hört. Keine Reflexionen, kein Bühnenlärm.


    Gruß

    Rainer

  • das thema raumakustik hatte ich schon angesprochen. aber ich denke es ist uns allen kar, dass sich raumeinflüsse natürlich enorm negativ auswirken können. zum teil kann man da gegensteuern, in dem man lautsprecher besser positioniert und auf die entsprechenden parameter wie den jeweiligen abstrahlwinkel achtet.


    als weiteren möglichen verbesserungspunkt in schwieriger akustik darf man natürlich auch das thema in ear monitoring nennen, das geeignet ist die "indirekte" eintragung von energie zu minimieren - was bekanntermaßen auch dem front-bandsound sehr gut tun kann.


    und in kleineren veranstaltungsstätten kann es sinn machen, laute schallquellen auf der bühne in den PA sound zu integrieren. das ist aber immer eine einzelentscheidung, die man dann als mischer vor ort treffen muss.


    wenn die möglichkeit besteht, kann man da natürlich noch was rausholen. aber es gibt einfach auch situationen, wo hopfen umd malz komplett verloren ist.


    ich gebe dir aber vollkommen recht, dass geschickt angebrachter molton in ausreichender menge in vielen situationen durchaus mehr bringt, als teurere lautsprecher!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • gert, was meinst Du mit gutem Systemdesign für Stereomischen? Ich weiß manche Leute ziehen Sidehang Signal vom der anderen Stereoseite (PA L = L, Side L = R), was meinst Du damit?

    Ja genau so, dazu clevere Frontfills wo immer mal die Quelle der anderen Seite genutzt wird. Es geht mir bei Stereo nicht um Ortung. Das betrifft eh zu wenig Leute.

    Practice, Practice, Practice

  • * welche Pulte können Multiband comps oder dyn EQ mit Sidechain?

    Selbst im Wing geht das, zumindest ansatzweise.

    Zwar kann man da die insertbaren Sondereffekte nicht sidechainen. Dafür aber alle standard - Dynamics in allen Kanälen/ Gruppen/ Mastern. Und die verfügen außer über Sidechain optional grundsätzlich über Key Filter (d. h. man kann beeinflussen, welcher Anteil des Sidechainsignals wirksam sein soll) und Crossover (d. h. man kann beeinflussen, welcher Anteil des Nutzsignals geregelt werden soll).

    Man bekommt es damit z. B. sehr gut hin, mit der Vocals- Subgruppe die konkurrierenden Frequenzanteile der Instrumenten- Subgruppe ein wenig wegzudrücken, ohne dass deren Fundament gleich mit weggedrückt wird. Oder mit der Kick das Fundament des Basses kurz wegzudrücken, ohne dass der Bass als Instrument dabei gleich komplett verschwindet (oder das Ganze auch nur mit der zweiten Kick, damit das nur in Doublebass - Passagen passiert).

    Solche Sachen probiert man aber lieber in Ruhe im stillen Kämmerlein aus. 'Mal eben so' beim Festival - Linecheck auf 'nem fremden Pult würde ich das nie machen.

    Ich bereite gerade ein paar Corona- Sonderveranstaltungen mit 'ner lauten Metalcombo vor, bei denen es außer lustigen Hygienekonzepten auch strikte, bis in den Bereich der Lächerlichkeit gehende Lautstärkeauflagen gibt. D. h.: Dynamik gleich Null; nebst allen nur denkbaren Multiband- und Sidechaintricks, damit man sowohl bei leisen Passagen als auch beim Mitgröhlkrach überhaupt irgendwas hört. Das wird auf jeden Fall spannend! :evil:

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • ich bin auch ein großer Verfechter von Arbeiten am Arrangement, um mehr Platz im Mix zu bekommen, gerade bei jungen Bands ein oft massives Problem, das man ansprechen sollte. Gleichzeitig bin ich aber auch ein großer Fan von massiven Eingriffen an den Lautstärkereglern, wenn das ganze noch nicht gut umgesetzt ist ... kein Mensch vermisst den Müll des überladenen Keyboardfills, wenn er die Vocals nicht hört, und man muss da draussen am Mischpult doch oft krass biegen ... heißt wiederum aber auch nicht, das man als feingeistiger Audiomensch nicht auch mal die gewollte wie stilbildende Wand aus Ridebecken/3xBarreeakkord/Zerrbass einer fröhlichen Grungeexperimentalband zulassen muss ohne zu versuchen hier "Luft" zu ermischen ... ;)

  • Wie ich bereits sagte:

    Ich denke, uns ist schon klar, dass es Musik gibt, bei der 'Luftigkeit' nicht erwünscht oder erforderlich ist. ;)

    Wobei die in der Regel auch nicht soo schwer zu mischen ist. Da kommt man schon mit pan, EQ, fadern und der sidechain-subgruppencompressor-Stimme-gegen-Instrumente-Schalte ziemlich weit.

  • Ausm meiner Sicht bestes Beispiel diesbezüglich die reichlichen Versionen von CoverBands des "Klassikers" "let me entertain you" - ob irgendwann einfach nur noch Müll und Mulm oder klar differenzierte Instrumente und Stimmen zu hören sind... - oder sich die Band gepflegt selbst zerlegt...


    Einfacher wird's einem gemacht, wenn man "viele Möglichkeiten" hat - sprich gerne auch mal das Bass-Signal unabhängig vom Amp und den Tretminen, gerne Keyboardburgen als ded. Einzelsignale und nicht "6x Stereo-Keys via Beringer-Mixer mit integ. Compressor", ...

  • Zur "Wand" - da durfte ich doch einige Erfahrungen sammenln... Wahnsinnig viel von "Luft im Mix" hängt davon ab ob die "Wand-produzierenden" Gitarristen, trotz C-Stimmung dort spielen wo sie hin gehören - nämlich in den Mitten -


    und


    Headroom der PA ist auch immens wichtig, damit nicht alles mulmt...


    nochmals 2 cent von mir zu dem Thema

  • 6 Sounds, 7 Lautstärken..... :)

    _pro_ Keyboard.


    ... und dann am besten noch den eigenen Keyboard-Montior in der Variante "10"+Piezo Aktiv, 120€" an irgendeinem Out des Keyboard-Mixers und Lautstärke-Regelung über Gain.


    So einen hatte ich mal. Da freut man sich über einen SPL-Dynamax oder einen Kuhnle EightComp - tut in so einem Fall perfekt als "Normalizer" :)

  • Da man beim Arrangement ja als Mischer wohl mal außen vor ist (auch wenn das der größte Hebel wäre) würde ich, bevor man an Kompressoren, Panning, Hall etc. denkt, erst mal frequenzmäßig entrümpeln was nur irgendwie geht. (dass sich der Kanal z.B. der Gitarre einzeln gut anhört ist für den Mix ja eigentlich kaum relevant)

    Wenn es um eine Standarbesetzung von im weitesten Sinne Rockmusik geht, dann würde ich erstmal überall den Basscut setzen, außer Bassdrum und Bass. Beim Bass kommt es aber wirklich auf den Einzelfall an, unter Umständen bringt soagar ein Basscut + eine Bassanhebung ein vernünftiges Ergebniss, je nachdem.

    Die Standtom evtl. noch ohne Basscut, aber das kommt ganz darauf an, wie sie gestimmt ist.

    Ansonsten überall schon mal rigoros Mulm weg.

    Eine Akustigitarre die Solo gut klingt ist meist im Mix nicht zu gebrauchen (außer natürlich es gibt überhaupt nur die Akustikgitarre mit Gesang... ;)

    Bei der Akustikgitarre im Bandkontext kann man teilweise einen wirklich krass hoch angesetzen Basscut brauchen, so dass der Gitarrist, wenn er seinen Kanal solo hören würde, einem die Freundschaft kündigen täte.

    Ebenso klingen Bläser, die so equalisiert sind, dass sie sich gut in den Gesamtkontext einfügen, solo typischerweise dann furchtbar dünn.

    Ein Piano/Keyboard mag zwar solo rund und voll gut klingen, aber mit dem ganzen Rest zusammen ist das dann oft noch Matsch, also auch hier den Grundton entrümpeln.

    Im Prinzip, also bei allen Instrumenten im Frequenzgang nur das übrig lassen, was man auch wirklich braucht. Der Kanal im Solomodus muß sich nicht rund und voll anhören.

    Im Grundtonbereich ist es immer und von Allem viel zu viel, wenn man da nicht mit dem EQ aussortiert.

    Wenns im Zusammenspiel aller Kanäle zusammen dann rund genug klingt, macht das gar nichts, wenn sich einzelne Kanäle im Solomodus "kastriert" anhören.

    So bleibt dann auch noch irgenwo Platz für die Stimme...

    Wenn das alles schon mal so nur mit dem EQ bearbeitet passt, erst dann würde ich mich an die Dynamikbearbeitung mit dem Kompressor machen, aber da nichts übertreiben, es ist ja live und wird nicht für die Wiedergabe auf dem Handy gemischt....

    Ganz zum Schluss würde ich je nach Geschmack sparsam mit den Zeiteffekten wie Hall und Delay und Modulationseffekten wie Chorus einzelne Kanäle "würzen".

    Ich bevorzuge da eher etwas trockenere Mixe ohne "Hallsoße" die das Ganze (was nicht so recht passt) zusammenkitten soll.

    Aber im Endeffekt muss der Mix natürlich jedem selber gefallen. Ich denke was ich da mischen würde wäre Vielen wahrscheinlich auch zu direkt und trocken.

    Noch zuletzt zum Panning:

    Da ja Live die wenigsten Zuhörer sich ideal in der "Stereozone" befinden werden, und zum Teil sogar außen seitlich der PA zu stehen/sitzen kommen, würde ich die Information wie Gesang, Snare Bassdrum, (auch die Highhat, damit's nicht klingt als hätte eine Seite weniger Höhen) einfach mono in die Mitte legen. Informationsträger wie 2 Gitarren nur dezent nach links und rechts pannen (es sollen ja alle Zuhörer beide Gitrarren hören), Keys und die Steroeeffekte dann "richtig" Stereo.

    Es hilft ja nichts, wenn es auf dem Kopfhörer oder am FOH toll Stereo klingt und zwei Drittel des Publikums nur die halbe Kapelle hören.


    So würd's ich angehen, es können da aber andere Herangehensweisen möglicherweise auch zum Ziel

    führen. Erlaubt ist was gefällt! ;)

    Viele Grüße,
    Fux

  • Es hilft ja nichts, wenn es auf dem Kopfhörer oder am FOH toll Stereo klingt und zwei Drittel des Publikums nur die halbe Kapelle hören.

    Da sagst du was. Ich hab da mal ne Geschichte mit einer Acapella-Gruppe erlebt. Die hatten im Rider ein haufen Licht und eine GrandMA bestellt. Nach Rücksprache gings dann doch mit bissl RGBW und nem 12-Kanal Lichtpult. (Die alternative wäre wohl kein Gig oder keine Gage gewesen.) Die Dame an den Fadern hat damit eine erstaunliche Lichtshow gezaubert.

    Für den Ton sind die dann tatsächlich mit irgend nem Wischdings aufgeschlagen und haben damit alles voll gepannt. Ich saß rechts und es klang grauenvoll. War schade. Denn musikalisch wars eigentlich ganz gut. Aber von mir wollten sie sich nicht mischen lassen. :rolleyes:

  • Aber von mir wollten sie sich nicht mischen lassen.

    wenn du wüsstest, welche erfahrungen einige musiker schon mit manchen "tontechnikern" gemacht haben, dann würde dein urteil möglicherweise ein bisschen sanfter ausfallen ;)

    ich handhabe das so: wenn da eine band kommt, die sich unbedingt selbst von der bühne mischen will, dann sollen sie das machen. ich schaue dann, dass ich nicht in der nähe des pultes bin. :P

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Es hilft ja nichts, wenn es auf dem Kopfhörer oder am FOH toll Stereo klingt und zwei Drittel des Publikums nur die halbe Kapelle hören.

    Naja, stereo muss ja nicht heißen lokalisierbar. Es muss auch nicht zwingend ein Bezug zur position auf der Bühne geben.

    Man muss beim Pa Design nur drauf achten das alle Zuschauer eben beide Wege (also links/Rechts) hören können.

    Dazu kann man so Sachen machen wie Outhangs mit der jeweils anderen Seite versorgen.

    Frontfills so aufbauen das sie soweit reichen bis die Zuhörer wieder die andere Seite hören können.

    Man darf nur nicht glauben das Stereo zur Lokalisierung taugt. Aber beim mischen ist das panning schon nützlich um Mixe aufzuräumen.

    Eben eine Ebene mehr als nur Pegel und EQ.

    Lokalisierbar wird die Baustelle viel grösser.

    Practice, Practice, Practice