Smiths Horn EVO oder „Kann ich Lautsprecher auch in hübsch?“

  • Smiths Horn EVO oder „Kann ich Lautsprecher auch in hübsch?“


    (da zwar Selbstbau, aber nicht unbedingt PA sondern eher Studioabhöre stelle ich das mal hier rein; wenn's doch ins Selbstbaubrett gehört bitte verschieben)


    Vorwort

    Seit jeher begeisterten mich Holzhörner im Mittelhochtonbereich wie z.B. das JBL Diffraktionshorn 2397. (möglicherweise einfach weil diese etwas anders aussehen wie „nur“ ein Trichter)

    Jetzt hat dieses alte JBL Horn aber einen ab 8 kHz steil abfallenden Frequenzgang, resultierend aus der Höhe der Hornführung die für einen 2“ Treiber konzipiert war und daher auch eine innere Höhe von 2“ aufweist. (möglicherweise trägt da auch der recht lange Adpapter von rund auf eckig noch dazu bei)

    Es gibt da aber noch einen älteren Vorläufer eines Diffraktionshorns vom Beginn der 50er Jahre von einem gewissen Bob H. Smith an der Universität in Berkeley, dessen Konstruktion in der Januarausgabe 1951 des „Audio Engineering“ veröffentlicht wurde.

    Dessen fortan unter der Bezeichnung „Smith Horn“ bekanntes Konstrukt ist ein nur 1“ hohes Diffraktionshorn und deckt den ganzen Übertragungsbereich bis in die Höhen ab und kommt daher für eine Zweiwegebox in Frage!

    Da so ein Horn im besten Fall noch bis eine volle Oktave unterhalb der Trennfrequenz laden sollte, freute ich mich über die Cutofffrequenz von 375Hz die ich im Internet herausgefunden hatte.


    Hier mal der Artikel von 1951


    Audio-1951-Jan-OCR-Page-0018.pdf


    Audio-1951-Jan-OCR-Page-0019.pdf



    Als Bass für eine passende Zweigebox hat man damals einen 15“er verwendet. Da ich aber keinen „Kühlschrank“ an den möglichen Aufstellplätzen der Boxen stellen konnte, musste hier eine schlankere Lösung her, die aber ein ebenso sattes Fundament darstellen kann.

    Da zwei 10 Zoll Chassis eine ähnliche Membranfläche wie ein 15“ Chassis aufweisen, lag eine Doppel 10“ Bestückung nahe.

    Die Aufgabe ein Pärchen „ordentlicher“ PA 10“ Chassis zu finden, die in einem Reflexgehäuse im Bass einem ausgewachsenen 15“er nahekommen und gleichzeitig nur ein relativ kleines Gehäusevolumen benötigen, war gar nicht so einfach wie gedacht. Aber irgendwelche „Hifi-Chassis“ zu verbauen kam natürlich nicht in Frage, denn der erzielbare Schalldruck sollte schon ein echtes „Live-Erlebnis“ ermöglichen.

    Also wurden die bekannten Hersteller Lieferprogramme nach 10“ Chassis durchforstet und die vielversprechendsten Kandidaten, die nicht gleich beim ersten Blick auf die Datenblätter aussortiert worden waren, in AJ Horn eingegeben und damit verschiedene Bassreflexgehäuse und Abstimmungen simuliert. Viel blieb da nicht übrig, da ein -3dB Punkt von um die 40 Hz angestrebt wurde. Es sollten ja „erwachsene“ Studiomonitore und keine Nearfield Lautsprecher werden.


    Scans01-09-2021-112016.pdf


    Scans01-09-2021-112059.pdf




    Die Faital Pro 10RS350 waren für die Anforderung „erwachsener Bass aus noch kompakten Gehäusen“ die beste Wahl. Dass sie einen Ferritmagneten haben, stört für die Anwendung im Studiomonitor nicht.




    bitte umblättern ;)

    Viele Grüße,
    Fux

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  • Um die Simulation des Bassreflexgehäuses in der Praxis zu verifizieren wurde aus noch vorhandenen OSB Tafeln schnell ein Labor-Messmuster-Gehäuse gebaut. Im ersten Ansatz war der Bassreflexschlitz zwischen den Chassis auf der Achallwand angeordnet, weil sich bei der Simulation in AJ Horn gezeigt hatte, dass ein möglichst nah an den Chassis angeordneter Reflexport im Mitteltonbereich, den die Chassis ja auch wiedergeben sollen, weniger Artefakte erzeugt.


    Erste Messungen ergaben, dass aus dem Gehäuse durch den frontseitigen Reflexport auch ganz gut noch Mittenanteile herauskommen, was ja nicht unbedingt beabsichtigt war.

    Des weiteren fiel auf, dass der Abstand der beiden 10“ Chassis durch den dazwischenliegenden Reflextunnel so groß ist, das diese beiden, je nach Trennfrequenz zum Hochtontreiber nicht mehr ideal als eine Punktschallquelle funktionieren. Als lLösung für das Problem bot sich die Verlegung des Tunnels auf die Rückseite der Box an.


    Um keine neue Messmusterbox bauen zu müssen, wurden der Tunnel belassen, die beiden Tieftöner jedoch zogen auf die Rückseite der Box um (die nun damit zur Vorderseite wurde) und die beiden Chassisausschnitte neben dem Tunnel wurden durch Restbretter verschlossen.

    Passt! ;)






    Das erwartete Ergebnis „weniger Mittenmüll aus dem Tunnel mit zur Direktabstrahlung unpassender Phasenlage am Hörplatz/Messplatz“ und „Punktschallquelle“ bis zu höheren Frequenzen) stellte sich prompt ein.


    Was mich doch ein wenig erstaunt hat ist, dass die Tuningfrequenz mit der berechnete Tunnellänge aus AJ Horn sehr gut mit meiner Messmusterbox übereingestimmt hat, obwohl ich den Tunnel ohne großartige Korrekturfaktoren (also als „freistehenden“ Tunnel) bemessen habe. Wahrscheinlich rührt das aber einfach daher, dass dieser Tunnelspalt nur einen sehr kleinen Teil seines Umfangs an den Seitenwänden anliegt und der weit überwiegende Teil ja wirklich „frei“ steht.


    Bei der Suche nach dem richtigen Druckkammertreiber der die oberen Mitten und Höhen wiedergibt, wollte ich ein Exemplar aussuchen, das relativ tief getrennt werden kann, trotzdem weit in den Hochtonbereich hineinreicht, auch noch gut „klingt“ und überdies kein allzu tiefes Loch in die Kasse reißt. Mir schwebte eine modernere Variante von so was wie ehedem dem JBL 2425 vor, der ja in den Zweiwegemonitoren mit Biradialhorn damals zusammen mit ein bzw. zwei 15“ern eingesetzt wurde. Also ein 1“er der aber etwa 800 Hz verwendbar ist.

    Ich musste feststellen, dass wohl 1 Zoll Treiber mit tiefer Trennfrequenz in den letzten „Jahren“ etwas aus der Mode gekommen sind... ;)

    (Außer vielleicht ein paar BMS Typen, die mir aber nicht so wirklich zusagen)


    Dann fand ich auch wieder, wie schon zuvor die 10 Zöller, bei Faital Pro den HF10AK der sich im Vergleich recht positiv darstellte. Nicht dass es ein Auswahlkriterium war, aber die Form des Treibers erinnert ein wenig an die alten Alnico-Typen, auch wenn er deutlich kürzer baut und er wird ja bei meiner Konstruktion sichtbar bleiben.




    Was auch gefiel ist, dass der untere Impedanzbuckel für einen 1 Zöller bei gut 600Hz frequenzmäßig erfreulich weit unten sitzt und somit nicht unbedingt direkt bei der Trennfrequenz.






    Ich dachte zu dem Zeitpunkt (warum auch immer) noch an eine passive Trennung...




    Gleich geht's weiter!

    Viele Grüße,
    Fux

  • Zurück zum Holzhorn von Bob H. Smith

    Da der WAF (Women acceptance factor) von solchen Konstruktionen gerade in Verbindung mit passenden Basschassis im Wohnumfeld meist relativ niedrig ausfällt, um es mal vorsichtig auszudrücken, galt es das Ganze designtechnisch etwas hübscher umzusetzen als bei einem nur rein zweckmäßigen PA Lautsprecher.


    → Ein hübsches Holz für das Horn musste her, das holzsichtig bleiben kann und einfach nur geölt wird.

    Nach kurzer Recherche fanden sich bei „Bauhaus“ noch 2 bezahlbare Platten ausreichender Größe eines vietnamesischen Maulbeerbaumholzes, das prima wild gemustert war und für den Zweck gut geeignet schien, im Abverkauf.




    (warum diese optisch ganz hübsche Holz offensichtlich ausgelistet wurde, musste ich später bei der Bearbeitung erfahren.... ;)


    Nach den etwas spärlichen Zeichnungen aus der Januarausgabe 1951 von „Audio Engineering“ wurde das Holzhorn via CAD konstruiert, wobei sich dann einige fehlende Maße von selbst ergaben.

    Nach Aufteilung der erforderlichen Zuschnitte auf die 2 Holztafeln begann ich die Böden und Deckel der Hörner herauszufräsen und stellte dabei gleich einmal als erstes fest, warum dieses Holz wohl aus dem Sortiment für den geneigten Heimwerker genommen wurde. Das Holz hat eine Härte, die mit mir bekannten Hölzern nichts gemein hat. Buche lässt sich dagegen fräsen und sägen wie Butter..... :(

    Also fräste ich halt alle Kontouren nur in kleinen Schritten um die Fräse nicht „abzuwürgen“ und den Fräser selbst nicht durchzuglühen.











    [Bild]

    900

    902

    907


    Das Holz hat eine Stärke von 30mm, was für Boden und Deckel des Horns kein Problem darstellt, aber die Teiler dazwischen müssen 1 Zoll, also 25mm haben damit die Konstruktion mit einem 1“ Treiber funktioniert. Von diesem Material selbst 5mm abhobeln – never!

    Also die Holzteile die für die Teiler (Schiffchen) vorgesehen waren ins Auto und ab zum Schreiner.

    Die etwa 70 Jahre alte und ich schätze mindestens eine halbe Tonne schwere Dickenhobelmaschine würgte es erst dann nicht mehr, als wir uns in Schritten kleiner 1mm den gewünschten 25mm annäherten. („Wo hast du denn dieses Holz her, sowas habe ich ja überhaupt noch gar nicht gesehen....“ ;)

    Na vielleicht ist es, wenn es so extrem hart ist, wenigstens für den Einsatz bei einem Hochtonhorn gut geeignet.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Damit die ganzen „Schiffchen“ von der Form her wirklich gleich werden, fertigte ich mir Muster aus Multiplexresten nach meinen Konstruktionszeichnungen an.

    Als beste Bearbeitungsweise für das so harte vietnamesische Maulbeerbaumholz stellte sich zuerst grob Aussägen, Fräsen entlang der Schablone und anschließend auf dem Bandschleifer in Endform bringen heraus, und das dauerte....









    Das Ergebnis der Mühen sah aber vielversprechend aus und so ging es an das Zusammensetzen der Hörner. Für das Verschrauben der Teile war ein Bohren und Vorbohren nur mit einem Metallbohrer vernünftig möglich.

    Auch auf die Gefahr hin, dass ich zum Ölen später schlecht an die Innenseiten der Hörner kommen werde verzichtete ich darauf diese vor dem Verleimen zu ölen, da mir auf dem Öl kein Leim mehr gehalten hätte. Für das spätere Einölen der Kanäle mit nur 1 Zoll Höhe, aber fast 40cm Länge würde mir schon noch was einfallen.










    Als nächste waren die Adapter von rund auf eckig herzustellen, die nur etwa 6mm dünn aber gleichzeitig mechanisch stabil und akustisch schallhart sein sollten. Da ich nach der Plackerei mit dem ultraharten Holz nicht unbedingt noch Lust auf Metallbearbeitung hatte, besorgte ich mir günstig eine Restplatte aus einem Kunstoff/Holz-Werkstoff in einem dezenten Grau beim nächstgelegenen Obi-Markt. Dieser wurde zugeschnitten, ein 1“ Loch hineingebohrt und die Feinarbeiten mit einen Satz Schlüsselfeilen ausgeführt, bis der Übergang den Anforderungen an die kurzen Wellenlängen bei 20kHz nach meinem Dafürhalten genügte.





  • Nach kurzer Anprobe des Einzolltreibers auf gute Passung wurde dieser wieder mitsamt der Adapterplatte abgeschraubt und es ging daran die Holzhörner einzuölen und ihnen somit ein schönes Finish zu geben was das wild geflammte Holz sichtbar lässt und die Farben sogar noch anfeuert.









    Die Trennung der Chassis, oder was ein (Maulbeerbaum)Brett vor dem Kopf ausmachen kann:


    Nachdem ich bei meinem direkt vorangegangenen Projekt (Old mans Horntop) schön aufgezeigt habe, dass eine Anordnung der akustischen Zentren das A und O für eine gute und vor allem auch passiv realisierbare Frequenzeiche ist, verstehe ich bis heute nicht, was mich bei diesem Studiomonitor geritten hat die Trennung erstmal passiv anzugehen.

    (jeder hat mal einen Aussetzer)









    Die Ergebnisse der beiden passiv beweichten Wege waren einzeln gar nicht schlecht, jedoch die Hörversuche beider Wege zusammen klangen dank dem krassen Phasensprung bei der Trennfrequenz zum davonlaufen.


    Hier mal ein paar oberflächlich schön aussehende Messungen.



    Wegen Wetter Messung Bass drinnen mit Passivweiche (mir ging es mehr um das obere Ende, der breite Buckel um 100Hz ist der Raum/Messposition und nicht die Box






    Messung Horn (innen) mit 18dB bei 1,3kHz passiv





    Messung Horn (draußen)






    Messung beides drinnen mit der 100Hz Raummode. Sieht gut aus, geht aber leider gar nicht.

    (wer misst misst Mist)


    Es wurden dann auch noch bei besserem Wetter Messungen im Freien mit Smaart und auch Hörproben durchgeführt. Die Frustration ob der Ergebnisse und dass ich das mit dem Chassisversatz so dermaßen verkackt hatte, hat dazu geführt, dass ich leider keine einzige dieser Messungen dokumentiert habe.


    Es klang aber auch wirklich gruselig. Ich hätte das Horn so weit vorschieben müssen, dass fast das gesamte Holzhorn vor der Schallwand gewesen wäre, was neben der abstrusen Optik auch den akustischen Nachteil gehabt hätte, dass ich mir logischerweise fürchterliche Reflektionen der Mitten von den 10 Zöllern am Boden des Smith Horns eingefangen hätte.

    Späte Erkenntnis: Passiv geht hier mal überhaupt gar nicht! (besser spät als nie)

    Viele Grüße,
    Fux

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  • Also schnell im Internet eine alte, lüfterlose Dynacord PAA440 und einen ebenfalls günstigen, gut erhaltenen BSS Omnidrive FDS-355 als Spielpartner für die bereits vorhandene, kräftige ebenfalls lüfterlose Tannoy SR840 Endstufe aufgestöbert. (Die Endstufen stehen in diesem Fall im selben Raum wie die Lautsprecher, daher lüfterlos)


    Da mir nun klar war (warum erst jetzt?!?), dass ich mit einer passiven Trennung bei einem Chassisversatz von fast 30cm keinen Blumentopf gewinnen konnte und somit nur ein aktive Trennung in Frage kam (einige werden sagen: endlich lässt er mal von seinen vorsintflutlichen Passivbeweichungen ab... ;-), war es der passende Zeitpunkt die Labormessmustergehäuse durch ordentliche Gehäuse zu ersetzen.


    Die Wahl des Materials fiel für mich völlig untypisch auf mitteldichte Faserplatte (MDF) da das Gewicht und die Stoßfestigkeit für diese Anwendung keine Rolle spielen, das Material sich für die spätere Lackierung super schleifen lässt, absolut verzugfrei ist und auch eine hohe innere Dämpfung hat. (günstig ist es noch obendrein, was aber jetzt nicht so ausschlaggebend war)

    Das MDF zu bearbeiten war eine Erholung für die Holzbearbeitungswerkzeuge und mich nach diesem vietnamesichen Maulbeerbaum....












    Nach Zuschnitt ging es an den Zusammenbau. Wie bei allen meiner Boxen ohne Schrauben sondern mit Lamellos (Flachdübel), Leim und einer Unzahl von Schraubzwingen.

    An inneren Verstrebungen habe ich nicht gespart und dafür extra noch einen dünneren Holzrest aus MDF aus der „Verschnittgitterbox“ im Baumarkt erworben.










    Nach dem Trocknen und Schleifen wurden die Leergehäuse mit Warnex (→ also doch Warnex... ;) zweimal gerollt.






    Viele Grüße,
    Fux

  • Jetzt ist es aber so, dass eine schwarze Holzschachtel, die auf dem Zimmerboden steht, optisch nicht so besonders viel her macht. Daher überlegt ich mir, mit schrägen, nach unten als eine Art „Füße“ überstehenden Holztafeln aus dem Maulbeerbaumholz, zu dem ich inzwischen eine gewisse Hassliebe entwickelt hatte (extrem widerspenstig, aber es sieht doch so gut aus!) die Optik aufzupeppen.

    Noch einen extra Kick an optischer Dynamik versprach ich mir dadurch, die Maserung dieser Seitenteile im Winkel der Anschrägung verlaufen zu lassen und nicht rechtwinklig zum Boden.













    Dann ging es endlich an die Bestückung der Boxen.

    Da ja auch Mitten bis etwa zur Hälfte des hörbaren Frequenzspektrums als 1 kHz von den 10 Zöllern wiedergegeben werden sollen, wurde ordentlich Dämmstoff in die Baßreflexkiste gepackt.

    Hier erwies es sich der mittige Reflextunnel als Vorteil, da der Weg von den Lautsprechern zu den Tunneln nicht von der Dämmung blockiert wird und man trotzdem recht großzügig in den restlichen Raum Dämmstoff einbringen kann.






    Um den Hochtontreiber vor unbequemen Eingangssignalen zu schützen, aber gleichzeitig nicht zu nah an seinem Übertragungsbereich einen passiven 6dB Filter zu positionieren, der dann meine Flanke im Frequenzgang versaut, habe ich vor jeden der HF10AK zwei parallel geschaltete 250V Folienkondensatoren mit je 30 uF gesetzt, die ich im Bassgehäuse verstaut habe.

    Jetzt werden manche schreien „Overkill“ aber die waren halt da. ;)


    Das erklärt auch die 3 doppelten Anschlussterminals pro Box. 1x rein mit dem Basssignal zu den 10“ern, einmal rein mit dem Hochtonsignal zu den „Schutzkondensatoren“ des Hochtöners und 1x raus von den „Schutzkondensatoren“ weiter zum Hochtöner.


    Aufgestellt und verkabelt sieht das dann etwa so aus.











    jetzt is dann aber auch gut....

    Viele Grüße,
    Fux

  • Nach etwas probieren, eher rudimentären Messungen und viel hören erfolgt die Trennung jetzt mit 24dB Linkwitz Riley bei 900 Hz. Über den gesamten Frequenzgang gibt es eine paar leichte Entzerrungen im Bereich weniger dB, also mehr kosmetische Korrekturen zur Feinabstimmung als grobe technisch notwendige Eingriffe. Der Versatz der Schallenstehungsorte bzw. grob gesagt der Schwingspulen ist durch ein Delay auf den Bässen angepasst. Dass die linke Box näher an einer Seitenwand steht und die rechte nur eine Wand im Rücken hat wurde doch eine dezente Korrektur im Bereich der Resonanzfrequenz der BR Abstimmung (42Hz) etwas kompensiert.


    Was sich bezüglich der Chassisauswahl nachträglich gezeigt hat:

    Die 10“er sind zwar nur 10 Zoll groß, aber im Unterschied zu anderen PA 10“ Chassis echte Tieftöner. Das heißt eine Trennung wie hier bei 900 Hz ist eigentlich nicht ihr Ding.

    Diese Chassis passen besser in einen echten Subwoofer als für die Verwendung in einer 2-Wege Box. Durch die steilflankige aktive Trennung ist die Übergangsfrequenz von 900 Hz gerade noch so möglich. Aber es ist wirklich ähnlich grenzwertig wie bei den alten 15“ 1“ Studiomonitoren wo das auch gerade noch so ging.

    Der 1“er ist das beste was ich in dieser Beziehung bisher gehört habe.


    Fazit:

    Wirklich verblüfft war ich dass dieses von der Konstruktion uralte Holzhorn mit einem guten aktuellen 1“ Treiber wirklich bis ganz rauf spielt.

    Die Abrundung an der Vorderkante von Boden und Deckel, die ich gewählt habe, sieht toll aus, aber beeinträchtigt wohl die Beugung der ganz hohen Höhen über vielleicht 8 kHz am Hornspalt, so dass der horizontale Abstrahlwinkel zu diesen höchsten Frequenzen kleiner wird. (im Gegensatz zum Original mit der wirklich komplett harten Kante unten und oben.



    Größter Nachteil der neuen Abhöre:

    Es fiel sofort auf, dass die alte Plattenspielernadel erstens ihre beste Zeit wohl schon hinter sich hat und auch sonst qualitativ nicht mehr ganz mithalten konnte. Es bekam also der gute alte Technics 1210er, der schon ewig nicht mehr verliehen wird, anstatt seines Shure-Systems ein Audiotechnica VM95ST ans Clearaudio Headshell geschraubt, das wohl dank seines extra schlanken Nadelschliffs wesentlich besser tönt, als das vorige System. (und dazu für die Qualität wirklich günstig ist)

    Und jetzt werde ich gesteinigt, weil ich sowas an einen „Discoplattenspieler“ schraube. ;)


    Weiterhin sortiert die neue Abhöre, da sie wirklich ungeschönt das Signal wiedergibt, wie alle guten Studioabhören im Gegensatz zu Hifiboxen alle schlecht abgemischten Scheiben aus. (was nicht immer ein Vorteil ist, wenn man die Songs eigentlich mochte)

    Gut gemachte Scheiben klingen dafür um so hervorragender.

    Bei einigen Aufnahmen hört man gut heraus, dass wohl bei der Abmischung die Monitore nicht wirklich linear waren. (oder die Ohren ;)


    Jetzt wird es etwas Offtopic:

    Um das dann, ohne sich am BSS Controller (für den es ja keine externe Software mehr für aktuelle Betriebssysteme gibt, darum wohl so billig, obwohl technisch noch sehr gut) jedesmal aufwendig durch die Menüs zu tippen, schnell begradigen zu können (also die im Frequenzgang „verbogenen“ Aufnahmen auf manchen Tonträgern) hielt kurze Zeit später noch ein klassischer Terzbandequalizer von EMO Einzug, dessen Filter alle komplett passiv (das heißt mit richtigen Spulen) aufgebaut sind. Ich hatte so einen mal früher, aber leider dann verkauft, und mir jetzt wieder besorgt, weil das schon ein ganz besonderes Teil ist. Was neben der praktischen Rauschfreiheit vor allem auffällt, ist dass die Addition der einzelnen Filter fast ripplefrei erfolgt, was ja bei so einem Grafikequalizer nicht selbstverständlich ist.

    Es handelt sich bei dem 3HE Gerät um ein richtig schönes Stück Technik dass damals einer oder der Chefftechniker von Britannia Row für den Firmeneigenbedarf entwickelt hat und dann in nicht all zu großer Stückzahl auch an andere verkauft wurde. Für die elektrisch symmetrierten Ein- und Ausgänge ist die Nachrüstung auf eine galvanische Trennung mit.... Lundahl Übertragern auf der Platine vorgesehen....

    Brauch ich nicht, aber ein „Schmankerl“ ;)






    „Vintage“ Amping mit Controller und EMO Terzband.

    Beim Pegelregler des rechten Kanals am EMO sitzt nur der Potiknopf nach rechts geneigt, das Poti ist schon auf „Mitte“ (0 db)


    Mit Messungen der fertigen Monitore kann ich nicht dienen, so leid es mir auch tut.


    Falls jemand die Lautsprecher messen möchte, aber sich das Bauen sparen will, darf er gerne zum Messen vorbeikommen.



    Ich hoffe die kleine Doku hat beim Ansehen und Lesen etwas Spaß gemacht.

  • Hallo,


    schöner Bericht.


    ... ABER ... >>


    also mal für die "Nachbauwilligen" ... von solchen Notbehelfs primitiv Hörner sollte man ganz einfach die Finger lassen >>.<< Die Not hat man heute nicht mehr. Wo die tatsächlichen akustischen Trennfrequenzen vom Wunsch zur Realität hinwandern sieht man auch schön. Der Faital 10RS350 hat eine ausgeprägte um 750Hz Primär Resonanz (Ausschwingverhalten) und eignet sich somit nicht für gute 2-Weger sondern primär für schnieke 3-Weger mit echtem Mittenweg. ;)


    corn* Schotte

    Einmal editiert, zuletzt von schotte ()

  • Bei den Smiths Hochtonhörnern war der Weg das Ziel und die funktionieren deutlich besser als ich vorher befürchtet hatte. Natürlich ist so ein heutiges Horn vom Schlage eines 18Sound XT1464 ein ganz anders Kaliber. Aber man ist erstaunt, dass die Konstruktionen die man sich vor 70 Jahren mit den damaligen Möglichkeiten ausgedacht hat, doch immerhin so gut funktionieren.

    Und die Optik ist doch sowas von g... gut! ;)

    Der Faital ist, wie auch ja oben auch schon festgehalten habe, ein reiner Basslautsprecher und in keinster Weise ein Midbass wie man vielleicht auf Grund seiner 10" vermuten könnte. (das sieht man aber schon an der Sicke.... :)

    Ich hatte aber schon befürchtet, dass das nicht so gut klappen würde, wie es jetzt letztendlich doch geklappt hat, und mit einer flacheren und auch passiven Trennung wäre das überhaupt gar nicht gegangen, wie ich dann im Verlauf auch feststellen mußte. Mit ein wenig Korrektur am Controller klingt das wirklich sehr anständig. Selbstverständlich sind die Mitten, wie sie eine Etage tiefer aus dem "Old mans Horntop" kommen, eine gänzlich andere Erfahrung!


    (Die Mitten die aus den JBL 4430 kamen sind aber auch kein Grund zum Jubeln, wenn man sie mit den Vorgängern 4343 oder mit den großen Tannoys vergleicht ;)


    Wer sich, ohne einen persönlichen Bezug dazu zu haben, diese Hochtonhörner nachbauen möchte, muß aber schon eine sehr ausgeprägte masochistische Ader und gleichzeitig zu viel Zeit haben. ;)

    Ich würde das zum Nachbau auch nicht empfehlen, sondern dazu raten ebenso wie ich am Schnittplatz sich zwei schnuckelige finnische Aktivmonitore hinzustellen und gut ist's.


    Den Berg raufsteigen hat ja auch kaum einen praktischen Sinn, aber dem Bergsteiger macht's Spaß! :)



    P.S.

    @ die "Nachbauwilligen"

    Die Doku steht nicht ohne Grund nicht! im Selbstbaubrett.

    Die Doku ist vieleicht für manche unterhaltsam zu lesen, mir hat's zum Bauen ja auch viel Spaß gemacht und das Ergebnis klingt auch überhaupt nicht schlecht, aber man kann heute einfachere Konstruktionen bauen oder kaufen die besser sind. (oder auch viel schlechter)

    Im Klartext: eine große Genelec klingt besser, ehrlich! ;)


    Vielleicht hilft ein Auto-Vergleich!

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand einen Maserati Bora fährt, weil er der irrigen Annahme ist, dass sein Auto technisch besser als ein aktueller BMW M3 ist. Das hat wahrscheinlich andere Gründe.


    In diesem Sinne viele Grüße!

    Viele Grüße,
    Fux

    4 Mal editiert, zuletzt von Fux ()

  • Wow, sehr schön.

    Das Maulbeerbaumholz ist schon echt Klasse. Der Vergleich mit dem Oldtimer-Kfz gefällt mir. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Holzhorn bei aller Schönheit dann doch Nachteile, z.B. die Abstrahlung hat.

    Die Tieftonsektion ließe sich ja ggf. um einen echten Mitteltöner ergänzen - was das existierende Konzept natürlich über den Haufen wirft...


    Viele Grüße

    André

  • Die Tieftonsektion ließe sich ja ggf. um einen echten Mitteltöner ergänzen - was das existierende Konzept natürlich über den Haufen wirft...

    och wieso, das horn ist ja oben ganz flach, da kann man doch noch ne kiste draufstellen...




    (duckundweg...) *finger




    nee, ehrlich:

    sehr schön!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ein sehr harte Holz einzusetzten ist bei so einem Hochtonhorn akustisch kein Nachteil, sondern eher ein Vorteil gegenüber weicheren Hölzern. (bei der Verabreitung jedoch... ;)

    Das Holz bringt natürlich gegen ein vernünftig versteiftes GFK-Horn keinerlei Vorteilel und man ist bei der Formgebung deutlich eingeschränkt. (Sofern man nicht über eine CNC Fräse verfügt)


    Schönheit: Natürlich isst hier das Auge mit :)


    Abstrahlung: Zu den Höhen hin (ab geschätzt 8kHz) ist durch meine Kantenabrundung der Diffraktionsschlitz nicht mehr voll wirksam und die vertikale Abstrahlung schnürt sich dann ein.

    Da ich aber immer vor den Lautsprechern sitze und weder stehe, noch am Boden liege spielt das keine Rolle.

    Die horizontale Abstrahlung ist erst ab einem Abstand von ca. 2m zu gebrauchen (mein Höhrabstand sind etwa 4m). Näher als etwa 2m dran hörst du den Schall aus den einzelnen Hornkanälen und wenn du zwischen 2 Hornkanälen hörst dann fehlt was. Das heißt der Schall braucht da etwas Weg um sich "aufzusummieren".

    Aber wie gesagt, die Konstruktion ist von 1951 und einem alten Oldtimer KFZ wirft man ja auch nicht vor, dass Katalysator, ABS, Airbag etc. nicht vorhanden sind und sich die Maschine 20 Liter auf 100km reinkippt.

    Viele Grüße,
    Fux

  • da möchte ich mich anschliessen!

    sehr kurzweilig und informativ, tolle arbeit!

    Vielen Dank, das freut mich!

    Ich bin mir latürnich schon bewußt, dass sogar ein GAE Director mehr nach HiFi klingt als das 50er Jahre Horn.

    Aber optisch ist mein Konstrukt halt etwas wohnraumkompatibler als ein Director-Stack neben dem Kamin.... ;)

    Viele Grüße,
    Fux