Selbstbau (Doppel 12") Tops. Lohnt das überhaupt noch?

  • Es sind solide Amps, welche wirklich gut funktionieren.

    Wenn, ja wenn nach dem 1. Einschalten nix knallt oder raucht...

    was übrigens für die Dinger kein Alleinstellungsmerkmal darstellt - "seriöse Hersteller" haben dieses Feature auch schon mehr als öfters in ihre hochpreisigen Produkte integriert...

  • Nach langem Überlegen habe ich mich jetzt entschlossen ein Top selbst zu entwickeln. Oder es zumindest mal zu versuchen. Die Bausätze von Jobst und FABIAN machen zwar einen sehr guten Eindruck und ich hätte auch die Möglichkeit gehabt auf ein bestehendes Projekt aufzuspringen. Ein Kollege hat mir sogar angeboten die Entwicklung für mich zu übernehmen. Aber ich habe einfach riesig Bock es selber zu machen und dabei richtig viel zu lernen. Auch wenn das Ergebnis vermutlich nicht so gut wird wie ein etablierter Bausatz.


    Die Basis bildet dieser Beitrag hier, eine erste Übersicht der Marktsituation (Link) und einige Gespräche / Chats. Da die meisten Chassis der Bausätze von 18Sound kommen und ich mit meinen selbstgebauten Subwoofern auch sehr zufrieden bin, war die erste Idee das Sortiment von denen zu durchforsten und mögliche Konzepte zusammenzustellen. Dazu habe ich mir eine sortier- und filterbare Übersicht der infragekommenden Chassis erstellt (Link). Mit dem theoretischen max.SPL (aus Wirkungsgrad und Leistung errechnet) habe ich eine Vorauswahl getroffen, mir die Frequenzgänge angesehen und zwei mögliche Varianten zusammengestellt. Diese basieren darauf das meine Subs aus der NTLW-Serie von 18Sound kommen (wie gesagt, bin zufrieden) und ich mit dieser Serie weiter machen möchte.

    Ich habe aber auch die Chassis von Jobst und FABIAN mit aufgenommen und markiert, um eine Vorstellung davon zu kriegen in welchem (Preis-Leistungs) Bereich ich mich bewege.


    Daraufhin habe ich mir verschiedene Designs überlegt (und mich von vorhandenen Designs "inspirieren" lassen), maßstäbliche Skizzen angefertigt, Maße, Gewicht, SPL, Preis, Aufwand abgeschätzt und in Boxsim ein wenig hin und her simuliert (auch mit den Chassis der bekannten Bausätze).




    Jetzt stehe ich vor der Entscheidung wie es weiter geht. Kompakte, leichte Tops mit 2x10" Bestückung oder Etwas größere und (theoretisch +6dB) lautere Tops mit 2x12" Bestückung, geschlossene Box oder Bassreflex, Mit Aktivmodul oder externem Amp.


    Um mir das alles etwas besser vorstellen zu können habe ich ein wenig mit Gimp rumgespielt. Meine aktuellen QSC Tops kenne ich ja ganz gut.




    Hat irgendwie alles Vor- und Nachteile. Für kleinere Sachen sehen die schlanken 10" Tops besser aus, in Relation zu den Subs machen die 12" Tops optisch mehr her. Geschlossene Box klingt (theoretisch) knackiger und sauberer, BR-Box tiefer. Schmal abstrahlendes Horn hat weniger Reflexionen, breites Horn ist universeller.



    Ist mein Vorgehen soweit sinnvoll?

    Als nächstes würde ich dann Treiber bestellen, Prototypengehäuse basteln, Messen, umbauen, messen, umbauen, messen, ... Vorausgesetzt ich kann mich vorher auf ein Design festlegen.

  • Na da hast du dir aber was vorgenommen.

    Wie du selber schreibst; hat alles Vor- und Nachteile.

    Wie ich das machen würde:

    Lieber 4 Tops in 10" mit 60 Grad als 2 Stück mit 90 oder mehr.

    Mal abgesehen davon, das es für den "Amateur" vermutlich einfacher ist; eine HT-Treiber / Horn-Kombi zu finden, die wirklich mit 2 10ern mitkommt, als mit 2 lauten 12ern.

    Ohne bei hohen Pegeln einzubrechen oder übermäßig das Klirren anzufangen.

    Und trotzdem noch ordentlich auflösen.

    Das kommen nämlich manche professionelle Produkte an ihre Grenzen.


    2 Boxen sollten gradeso neneinander auf deine Bässe passen und machen auf alle Fälle mehr untenrum als 2 12er.

    Ob BR oder nicht am besten selbst ausprobieren.

    BR machen viele, sogar Hornkonstrukte.

    Never stop a running System

  • Ja, das stimmt. Ist echt ein gewaltiges Projekt. Bin mir auch noch nicht ganz sicher ob das wirklich so eine gute Idee ist. Aber habe mega Bock drauf.


    An vier Doppel 10“ er hatte ich auch schon gedacht. Leider sind die nur unerheblich günstiger als die Doppel 12“er. Und die sind schon gewaltig teuer.


    Mit den Hörnern habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht ganz so viel beschäftigt. Gibt es Daten an denen man die Eignung wirklich erkennt? Also außer kaufen und messen. Einige Hörner von 18Sound passen ja auf die leistungsfähigen HT Treiber, haben aber eher einen engen Abstrahlwinkel. Also zum Beispiel das im JM-Sat oder im PAF212.

  • Vom Abstrahlwinkel würde ich nie auf 90 Grad gehen, wenn Du auch nur irgendwie vorhast mal 2 nebeneinander zustellen. Die meisten Räume sind eher längs gestreckt und je wenige man die Wände anregt desto besser. Für eine Querbeschallung bzw. einen breiten Raum stellst Du dann halt zwei 60 Grad Tops nebeneinander. Unabhängig ob doppel 12" oder doppel 10" würde ich nur leistungsfähige 1,4" Mittelhochtontreiber mit 3" Schwingspulen einsetzen, die man relativ tief trennen kann.

    Gerade bei der Doppelbestückung und hoher Trennung bekommst Du sonst ein Problem, wenn Du nicht zu den mittleren Frequenzen einen der Konuslautsprecher herausnimmst. (was ja vom Schalldruck her schade wäre). Ein großer Treiber klingt auch wesentlich entspannter.

    Die Abstrahlcharckterristik bekommst Du mit der tieferen Trennung und großem Treiber auch viel gleichmäßiger hin. Wenn Du die 12"er so hoch trennst, dass da ein 1"er stressfrei mitspielen kann, dann bündelt bei der Übergangsfrequenz das Konuschassis schon zu stark und du bekommst dann im unteren Frequenzbereich des Horns eine Aufweitung, was ja das vernünftige Clustern mehrerer Tops vereitelt.

    Nicht zu unterschätzen ist bei der Kombination Horn und Treiber der Treiberaustrittswinkel und der Horneinstrittswinkel. Hier gibt es bei Winkelsprüngen nicht ganz so schöne Nebeneffekte.

    Für die Hornauswahl wäre es auch wichtig, dass unter Winkeln der Pegel über die Frequenz schön gleichmäßig abfällt, so dass der Klangeindruck sich nicht unter verschiedenen Winkeln zu stark ändert und damit die Boxen überhaupt clusterfähig sind.

    Da hängt schon einiges an Entwicklungsarbeit drinnen, gerade wenn nicht nur ein Lautsprecher auf Achse irgendwie gut funktionieren soll, sondern auch mehrere zusammen unter verschiedenen Winkeln noch zufriedenstellend funktionieren sollen.

    Bei direktstrahlenden Topteilen stellt auch der große Tiefenversatz zwischen Druckkammertreiber und Konuschassis, durch die Tiefe des Mittelhochtonhorns, eine Herausforderung dar.

    Aber Spaß macht die Beschäftigung mit der Materie auf alle Fälle.

    Was man aber mit Sicherheit auch sagen kann: Das werden nicht Deine letzten Tops sein, die Du bauen wirst, weil Du da soviel Erfahrungen daraus ziehen wirst, dass der dringende Wunsch entsteht es bei der nächsten Konstruktion an diesen und jenen Punkten besser zu machen und weitere Parameter besser zu berücksichtigen.


    P.S.

    Ein Topteil mit 12"er spielt m.E. auch nicht lauter als eines mit 10"ern. (und schon gar keine 6dB)

    Die 12"er spielen halt i.d.R. tiefer runter.

    Je nach Chassis natürlich auch nicht, bzw. gibt es natürlich auch reine Bass oder Mitteltonchassis egal ob in 12" oder 10"; tief spielende 10"er sind aber nicht wirkungsgradstark und es kommen keine Mitten raus, 1"er die sehr gut und laut Mitten Wiedergeben können, können dafür halt keinen Bass etc.)

    Es hängt meiner Meinung eher von der anvisierten Trennfrequenz zu den Bässen ab (vorrausgesetzt es soll wirkungsgradstark werden), ob man 10"er oder 12"er nimmt. Wenn man das Ganze eher so Meyer-like haben möchte, also Fullrange Boxen mit optionalen Subwoofer dazu, und trotzdem möglichst laut, dann eher die 12"er. Wenn es eher ausschließlich Tops sein sollen, die eh immer mit Bässen betrieben werden sollen und auch höher getrennt zum Bass werden, dann kommen eher auch 10"er in Frage. (oder wenn möglichst kleine Tops gefragt sind und Wirkungsgrad keine so große Rolle spielt)


    Ich weiß jetzt nicht was Du an Simulationssoftware für die Reflexabstimmung bzw. das Auswählen der Konuschassis zur Verfügung hast, aber wenn ich Dir mal von ein paar wenigen 12"ern und 10"ern mit AJ Horn simulieren soll, welche Abstimmungen wie funktionieren und bei welchen Schalldrücken, Leistungen und Frequenzen die Chassis in einem spezifischen Gehäuse ihr X-max erreichen, kann ich das gerne machen.


    Auf alle Fälle aber noch viel Spaß beim Konstruieren und gutes Gelingen!

    Viele Grüße,
    Fux

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  • Danke. Spaß hats bisher schon gemacht und ich hoffe auf noch viel mehr.


    Ein 12er Top ist nicht zwangsläufig lauter als ein 10er Top? Ja, das habe ich schon mal irgendwo gehört :)


    Ich bin irgendwann am Anfang über die Angaben des JM-Top212 gestolpert. Der max SPL-Wert in BoxSim stimmt bei den verwendeten Treibern überein. Daraufhin habe ich bei den Treibern die mich interessieren aus Wirkungsgrad und Leistung [Wikrungsgrad+10*log(Leistung)] den Max SPL abgeschätzt und ebenfalls mit den Werten aus BoxSim verglichen. Natürlich sind das keine absoluten Wahrheiten, eher Abschätzungen (die +6 dB wird man natürlich nicht erreichen). Aber ich dachte das kann man zumindest als Richtwert benutzen. Chassis 1 lauter als Chassis 2.


    Das die 10er weniger tief spielen kann man in der Simulation ganz gut erkennen. Darum war mein erster Gedanke auch eine 12er Box zu konstruieren. Der von dir beschriebene Meyer-Fall: Fullrange mit optionalen Bass (Trennung bei ca. 100 Hz) finde ich grundsätzlich erstrebenswert, da die Tops dann bei kleinen Sachen auch mal alleine spielen können. Allerdings sind die Dinger dann im Vergleich wirklich groß und schwer. Um bei kleinen Sachen unauffällig im Hintergrund zu stehen wären die 10er Tops viel besser geeignet.


    Es läuft (natürlich) mal wieder auf einen Kompromiss heraus. Oder ich muss gleich alles auf einmal entwickeln. 10er Tops und 12er Tops und am besten gleich ein paar Kickbässe mit dazu. Aber das ist definitiv zu viel auf einmal, bzw. ist finanziell auch absolut nicht machbar.


    Ich würde übrigens wirklich gerne auf dein Angebot zurückkommen, ein paar Treiber für mich zu simulieren. Ich habe für die ersten Abschätzungen BoxSim benutzt und dessen BR-Kanal Rechner. Das Programm ist übersichtlich, einfach zu bedienen und spuckt einem schnell ein paar Ergebnisse aus. Ideal zum rumspielen. Ob das jetzt alles so stimmt ist eine andere Frage. Bei meinem Subwoofer hat das sehr gut funktioniert, aber ein Basslautsprecher ist auch deutlich einfacher. Ich kann natürlich noch verschiedene andere kostenlose Tools anschmeißen. Theoretisch hätte ich sogar AKABAK zur Verfügung, aber praktisch habe ich absolut keine Ahnung wie man das ohne vorherigen mehrwöchigen Workshop bedienen soll.


    Konkret interessiere ich mich für folgende drei Chassis:

    10NTLW2000

    10NTLS2000

    12NTWL3500

    Prinzipiell fände ich es auch sehr interessant was du beim 12ND710 rausbekommst. Das ist das Chassis das im JM-Sat212 verbaut ist. Es ist mir wegen dem hohen Wirkungsgrad und entsprechend hohem (theoretischen) Max SPL bei vergleichsweise geringer Leistung aufgefallen. Wäre aber eher Nice-To-Know um einen Vergleich zu haben.

  • Die 4 Chassis kann ich Dir schon mal simulieren. Hast Du zum Nettovolumen irgendwelche Vorgaben, oder soll ich das Volumen einfach so wählen, dass sich eine gute Abstimmung ergiebt?

    Auch wenn Du sagst, die sollen notfalls noch standalone 60 Hz spielen können, wäre das ein Anhaltspunkt. Aber überlege Dir dabei: Wenn man solche Chassis versucht möglichst tief abzustimmen, läuft es ein Stück oberhalb der Tuningfrequenz zuerst aus dem X-Max wenn man entsprechend Leistung drauf gibt.

    Ich werde wohl einfach mal die Chassis sobald ich dazu komme durchsimulieren und mal Vorschläge zur Abstimmung machen. Die Kompaktheit des Gehäuses werde ich dabei im Auge behalten! ;)

    Viele Grüße,
    Fux

  • Hier der 18 Sound NTLW2000 (2Stück)

    In Schwarz nach Herstellervorschlag 28L (ist ja für 2 Chassis, also 2x14L=18L) und auf etwa 70 Hz getuned.

    In Rot mein Alternativvorschlag mit 25L und auf etwa 84 Hz getuned.



    Links unten im kleinen Diagramm siehst du die Membranauslenkung, die jeweils auf der Tuningfrequenz minimal ist. (70Hz/ 84Hz)

    Im linken oberen großen Diagramm den Frequenzgang (bei 1 W, also 2 V für die beiden parallelgeschalteten ( Ohm Chassis) im Freifeld.

    Mit dem höheren Tuning (rot) verlierst Du zwar Tiefgang, bist aber im Bereich zwischen gut 80 Hz und gut 200Hz signifikant lauter.

    Das "Gezippel" an der oberen abfallenden Flanke resultiert aus dem Abstand Membranrückseite zu Tunnelanfang, den ich hier mal mit 0,1m festgelgt habe. Je größer der Abstand wird, desto welliger der Mittelton. (Setze ich den Wert auf null, dann wäre das Gezippel weg, aber null Abstand läßt isch halt in der Praxis auch nicht realisieren)

    Links das große Diagramm drunter ist der Impedanzgang und wohl selbsterklärend.

    Rechts oben ist der maximale Schallpegel bei der für due CHassis angegebenen Nennbelasbarkeit von 350 W je Chassis, also insgesamt 700 W. Hier siehst Du deutlich eine Delle im schwarzen Frequenzgang bei ca. 100 Hz. hier kommt das Chassis an sein X-Max. etwas tiefer darunter, wo das Reflextuning auf 70 Hz den Membranhub wirksam bedämpft sieht der Frequenzgan ähnlich wie bei 1 W aus, da dort das X-Max bei gleich großem Eingangssignal noch nicht erreicht wird.

    Im großen Diagramm recht unten siehst Du, dass in der schwarzen Kurve (Abstimmungsvorschlag 18 Sound 28L (für zwei) und 70 Hz) bei etwa 100 Hz das X-Max schon bei etwa 520 W erreicht wird.

    Mein Alternativvorschlag (Rot) verzichtet auf etwas Tiefgang, bricht aber im möglichen Maximalpegel nicht bei 100 Hz ein, was in beiden rechten großen Diagrammen erkennbar ist. Hier kannst du die elektrische Belastbarkeit der Chassis mehr ausnutzen ohne dass in einem Frequenzbereich das X-Max Dir früher ein Limit setzt.

    (Würde ich den Eingabewert für die Chassisbelastbarkeit willkürlich höher setzen, dann könnte man am Diagramm rechts unten erkennen wo bei welcher Leistung als nächstes das X-Max überschritten wird. Das kann bei kurzen Impulsen bedeutsam sein, die für das Chassis noch keine elektrische Überlastung darstellen. Vorausgesetzt die Endstufe bringt diese Leistung noch verzerrungsfrei)


    Die schwarze Abstimmung wäre eher für eine Fullrangeanwendung geeignet, wenn keine Subwoofer vorhanden sind und maximale Lautstärke nicht im Pflichtenheft steht. Bei der roten Abstimmung, die ohne Subwoofer alleine nur für Sprachbeschallung und z.B. Akustikgitarre zu gebrauchen wäre, aber nicht für basshaltige Signale, kannst Du mit der gleichen Bestückung (und sogar mit weniger Volumen) bei Vollast im oberen Bassbereich um die 100 Hz herum bis zu 4 dB mehr Pegel erzielen, was schon eine Menge ist.


    P.S.

    Eine Basstreflexabstimmung bei der sich am unteren Übertragungsende ein ordentlicher Buckel im Frequenzgang nach oben bildet (auf den ersten Blick: viel Bass....?!?) ergibt eine dröhnige Abstimmung die lange nachschwingt und nicht gut klingen würde.


    Wenn Dir mit so einer Simulation geholfen ist, mache ich diese gerne auch noch für die 3 anderen Chassis.


    Noch was: Die Breakup-Resonanzen am oberen Übertragungsbereich des Chassis kann das Programm natürlich nicht simulieren, sondern geht von einem idealen kolbenförmigen Schwingen der Membran aus. Drum fehlt am oberen Ende des Übertragungsbereichs der Peak bevor es "bergab" geht.

    Viele Grüße,
    Fux

    2 Mal editiert, zuletzt von Fux ()

  • So, nun 2x 18Sound 10NTLS2000 nach dem selben Schema:



    Hier sieht man deutlich, dass es sich um ein "echtes" Basschassis handelt. Durch den größeren X-Max kommt es innerhalb der angebenen Belastbarkeit zu keiner Überschreitung des X-Max bei irgendeiner Frequenz (schwarze Kurve; 28 L (für 2) Tuning 60 Hz)

    Im Rechten unteren Diagramm ist weder bei der schwarzen Kurve, noch bei der Roten (28L ca. 72 Hz) ein Frequenz zu erkennen, wo in beiden Abstimmungen innerhalb der Nennleistung das Chassis ins X-Max gerät.

    Die schwarze Abstimmung geht halt nochmal gut 10 Hz tiefer, ist aber im Bereich zwischen 70 und 200 Hz um bis zu 2,5 dB lauter. --> Kann man diesen Abfall zu den tieferen Tönen hin elektrisch kompensieren?

    Ich habe dazu jetzt mal die Nennbelastbarkeit der Chassis mit dem doppelten Wert von 700 W eingegeben, damit die Maximalpegelsimulationen mit mehr Leistung durchgeführt werden:




    Jetzt sieht man, dass in der schwarzen Abstimmung um die 90 Hz bei 1200W (600 je Chassis) die Chassis in ihren X-Max laufen. (Diagramm rechts unten)

    Mit der höheren Abstimmung (Rot) haben wir noch keinerlei X-Max Probleme und wir können jetzt (bei Impulsen) nochmal etwas mehr Maximalpegel erzielen, ohne dass wir ins X-Max laufen. (rechts oben)


    Im Vergleich zum ersten Chassis 10NTLW2000 sind wir insgesamt vom Wirkungsgrad im Bassbereich um gut 1dB leiser un der Mittenbereich beginnt uns früher "abzusaufen", so daß wir hier beim 10NTLS2000 weniger hoch zum Treiber trennen können. Rein vom Höhren her, werden die Mitten beim NTLS weniger "präsent" und etwas zurückhaltender kommen.


    Insgesamt gesehen ist der Wirkungsgrad im Bass/Grundtonbereich beider Chassis auch in der höher getunten Abstimmung mit einmal ca. 94 dB/ 1W und einmal ca. 95 dB/ 1W im Freifeld für eine Doppelbestückung nicht gerade übermäßig laut. Dafür kommen die Chassis mit extrem wenig Volumen aus.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Jetzt der 12 NTLW3500.


    Schwarz nach 18Sound Vorschlag 100L (für 2) Tuning 58 Hz.

    Rot 80 L (für 2) 57 Hz Tuning.



    Falls Dir alle Pegel recht niedrig vorkommen: Ich habe hier immer im Vollraum simuliert, da ein Top beim Betrieb selten auf dem Boden stehen oder direkt an der Wand hängen wird. Viele Hersteller geben den Kennschaldruck aber auch für ihre Topteile im Halbraum an, weil halt 100 dB/ 1W besser aussieht wie 94 dB/ 1W.

    Weiterhin habe ich die Spannung von 2,83V für die 1W bei einem 8 Ohm Chassis auf 2 V für die zwei parallelgeschalteten Chassis (4 Ohm) reduziert um wieder 1W zu erhalten. Nimmt man da wieder stur die 2.83V her, ist man nochmal um 3dB lauter.

    So werden dann aus 94 dB bei 1 W im Vollraum schnell 103 dB bei 2.83 V im Halbraum....

    Viele Grüße,
    Fux

  • Nun mit den 2x 18Sound 12ND710.

    Jetzt kommt Leben in die Bude.... ;)



    Wie auch vorher in schwarz 18Sound Vorschlag 80L (für 2) Tuning 58 Hz.

    Rot 40L (für beide) Tuning über 100 Hz.

    Was sehen wir hier?

    Ja, natürlich mit dem hohen Tuning im halb so großen Gehäuse ein Wirkungsgradgewinn von über 6dB. (auf den ersten Blick)

    Jettz schauen wir uns aber mal den Frequenzgang des Chassis ohne Gehäuse, nur auf SChallwand, oder hier auch die schwarze Kurve mit "normalem" Tuning an.

    Der Frequenzgang steigt zu den Mitten hin sehr stark an.

    Folgerung: Das Chassis gehört in ein Mitteltonhorn! ;)

    Damit kommen wir dann bei der Doppelbestückung (wie gehabt) auf einen Wirkungsgrad von geschätzt 102 dB im Vollraum bei nur 1 W an 4 Ohm (2 V).

    Das sind dann im Halbraum (so wie es meist angegeben wird) 108 dB bei einem Watt.


    Machen wir mal eine "quick & dirty" Simulation für so ein Horn:



    Ja, da kommt dich Freude auf! :)

    Das Horn ist Bassreflexunterstützt (30L Tuning ca. 90 Hz) hat eine 4 L kleine Vorkammer (geht nur mit ein bisschen "Phaseplug" vor den Membranen) eine Hals mit 500 cm² Querschnitt und damit ein Kompressionsverhältnis von grob 1:2 eine Hornlänge von 60cm und eine Mundfläche von 60 x 80 cm.

    Tja, das ist ja viel zu groß für ein kompaktes Top, aber sowas nutzt halt Chassis und Amps richtig aus und macht nicht nur die Schwingspulen warm.... ;)

    Übrigens ist die Simualtion der Maximalpegel mit 1kW je Chassis, was deutlich mehr als die Nennleistung von 450 W je Chassis ist, aber bei Impulsen durchaus eine Rolle spielen kann.

    Damit sind wir dann im Vollraum (!) im wichtigen Mittenbereich in der Lage Peakschalldrücke von über 140dB zu erzeugen. Wohlgemerkt mit nur einem Topteil.

    "Nachteil" neben der Größe des Tops: Die Trennung zu den Bässen sollte über 120Hz erfolgen. Eher noch höher.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Auch als Unbeteiligter:
    Muss mal einfach grad ein Lob da lassen, Fux .
    Sehr ordentliche Darstellung und hilfreich detaillierte Aufarbeitung mit wirklich guten Hinweisen.
    Prima, schön so was :thumbup:
    VG Andy

    Danke für die Blumen!

    In der Hoffnung dass irgendjemand etwas davon mitmehmen kann macht man das doch gerne.

    (die Hoffnung stirbt immer zu letzt... ;)

    Viele Grüße,
    Fux

  • Wow! Vielen Dank für deine Arbeit! Sehr interessant, übersichtlich und lehrreich :)

    Das ist deutlich mehr als ich erwartet habe!


    AJ-Horn scheint deutlich detaillierter zu simulieren als BoxSim. Die Tendenz ist ähnlich aber der Frequenzgang sieht komplett anders aus. Viel "gebogener". Auch der nachschwingende Buckel kommen nicht so raus.




    Die Betrachtung des X-Max hatte ich so noch gar nicht berücksichtigt. Aber ist natürlich ein sehr wichtiger Faktor.

    Die Gegenüberstellung der zwei verschiedenen Abstimmungen zeigt ziemlich gut was man erwarten kann und welche Kompromisse sich mit diesen Chassis ergeben.


    Wenn ich deine Einschätzung bisher richtig verstanden habe:

    - Insgesamt sind die beiden 10" Chassis eher Tops über Bässen.

    - Bei tieferer Fullrangeabstimmung der 10"er, wie es der Hersteller empfiehlt, verliert man im Bereich zwischen 100 und 200 Hz Pegel.

    - Die Herstellerabstimmung führt auch tendenziell eher zu Buckeln im Frequenzgang (Dröhnig).

    - Die tiefere Abstimmung des NTLS führt zu einer besseren Bass- Grundtonwiedergabe, aber auch zu einer niedrigeren Trennfrequenz zum Horn hin

    - NTLS ist insgesamt etwas leiser als NTLW

    - Beide 10"er erlauben ein kleines Gehäuse, Bass/Grundton sind aber bei beiden eher schwach.

    (Schwächeren Bass- und Grundtonbereich kann man vielleicht per EQ oder mit zusätzlichen Lautsprechern verbessern?)


    Die 12er Tops scheinen im direkten Vergleich etwas lauter zu sein, vor allem als das NTLS-Chassis. Sie spielen im Bass- und Grundtonbereich lauter und tiefer. Der Wirkungsgrad aller drei Chassis ist ähnlich.


    Im Vergleich mit dem 12 ND710 (und damit zum Jobst JM212) sind alle drei vorher simulierten Chassis deutlich leiser (Wirkungsgrad und Max SPL).


    Ein Mittenhorn kommt für mich zwar nicht in Frage (zu groß und zu kompliziert als Anfängerprojekt). Ich finde es aber trotzdem sehr interessant. Vor allem was da noch an Maximallautstärke rauszuholen ist. Und mit welcher (geringen) Leistung.



    null ahnung: Die Seite kannte ich tatsächlich noch nicht. Sehr interessant das man sich die Chassis direkt in einer geschlossenen Box simulieren lassen kann. Ist das brauchbar, oder eher eine Spielerei?

    Geschlossene Boxen sollen ja etwas knackiger und sauberer spielen. Jetzt frage ich mich natürlich ob eine geschlossene Box, so wie beispielsweise bei der PAF212 auch mit diesen Treibern machbar / sinnvoll ist und ob man die schwächere Basswiedergabe ohne weiteres am EQ kompensieren kann.


    Insgesamt habe ich jetzt einiges zum drüber nachdenken. macht die Entscheidung nicht gerade einfacher :)

  • Das mit den Chassis im geschlossenen Gehäuse auf der verlinkten Seite ist mehr dazu gedacht die Chassis untereinander vergleichen zu können und weniger eine Gehäuseempfehlung!

    Viele Grüße,
    Fux

  • Die Buckel (Spitzen) in meiner Dtrstellung ergeben sich durch die in die Simulation eingegebene Länge zwischen Rückseite Lautsprecher und Anfang (Hals) der Reflextunnels.

    Bei reinen Subwoofern spielt sich da nicht viel ab, da die Welligkeit erst oberhalb ihres Arbeitsbereichs einsetzt.

    Soll die Reflexbox aber auch weiter rauf spielen bis zum Druckkammertreiber, wirkt sich hier ein
    langer Weg in einem sehr welligen Frequenzgang aus.


    Hier ein Beispiel für verschiedene Entfernungen Rückseite Membran zu Anfang BR Port (Hals):

    schwarz = 0 cm

    rot = 10 cm

    grün = 20 cm

    blau = 30 cm



    Da versteht man dann auch warum zwei dreieckige, kurze Ports genau in den Zwickeln zwischen den beiden 10"ern jede Menge Sinn machen.... ;)

    Viele Grüße,
    Fux

  • Wenn Du ein Top für eine kleinere (leisere) Veranstaltungen ohne Suboofer/Bässe einsetzten willst und dazu eine Bassanhebung im Controller setzen willst, dann mach diese auf der Tuningfrequenz, der Reflexbox, da hat die Membran ja ihr Auslenkungsminimum.

    Folglich bringt, wenn das so funktionieren soll, es nichts durch ein hohes Tuning auf sagen wir mal 80 Hz den Wirkungsgrad im Grundtonbereich für den reinen Topbetrieb akustisch anzuheben, wenn Du bei der Anwendung "Fullrangebox mit Bassanhebung" aber für einen runden Bass bei 60 Hz elektrisch anheben möchtest. Da überschreitest Du sonst erstens ruckzuck den X-Max und zweitens kommt trotz der hohen zugeführten elektrischen Leistung nur warme Luft aus den Lautsprechern.


    Bei "normalen" Bassreflexboxen ist es im Bassbereich immer der X-max der die Maximallautstärke begrenzt und nicht die elektrische Belastbarkeit, außer das Chassis hätte eine extrem mickrige Schwingspule.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Rainer_Zufall

    Was gefällt Dir eigentlich an der PAF212 nicht?

    Das ist doch eine sehr gut durchentwickelte Box.

    Wäre die nicht etwas für Dich?


    Oder geht es Dir schon einfach auch um's selber entwickeln?

    (wobei das spätestens bei der Passivweiche sehr sportlich wird, wenn der Treiber so viel hinter den Konuschassis sitzt)


    Gibt es einen speziellen Grund, warum Du nur 18Sound Chassis in die engere Auswahl nimmst?

    (evtl. gute Bezugsquelle?)

    Viele Grüße,
    Fux