Natürliche Feinde des Feedbacks

  • Guten Abend zusammen



    Das Feedback als Antagonist einer guten Beschallung beschäftigt mich immer wieder. So viel ich weiss hat das omnipräsente Phänomen hier noch kein eigentliches Thema bekommen.


    Deshalb möchte ich gerne mein Wissen erweitern, was es rund um das Feedback zu wissen gibt und bin dankbar um Hinweise, Ergänzungen oder Korrekturen zu folgenden Gedanken.



    Feedbackgefahr kann auf verschiedenen Ebenen reduziert werden:


    (Technische) Komponenten

    Mikrofone mit geeigneter Richtcharakteristik (z.B. Niere)

    Lautsprecher mit guter Rückwärtsdämmung (breite Schallwand)

    Schallabsorbierende Raumbegrenzungsflächen (z.B. Molton)

    Opto-Gate

    In-Ear Monitoring

    „Feedbackdestroyer“ (gibt es da überhaupt brauchbare Exemplare?)



    Aufstellung

    Mikrofon nahe an Schallquelle

    Lautsprecher weit weg von Mikrofonen

    Lautsprecher möglichst effizient auf Publikum ausrichten (keine unnötigen Anregungen des Raums)

    Subwoofer als EFA oder Cardioid

    Monitor auf Achse mit dem unempfindlichen Ende des Mikrofons



    Einstellungen

    Low-Cut so hoch wie möglich

    Problematische Frequenzen mit dem Equalizer absenken

    Reduktion der Kompression

    Reduktion von Hall

    Noise-Gate

    Nur Mikrofone offen lassen, die im Einsatz sind



    Was bewirkt eine zeitliche Verzögerung des Signals? Vermutlich nicht viel? Und was würde bei einer Tonhöhenänderung (Pitch-Shifter) passieren?


    Wie kann man sonst noch den Feedbacks entgegenwirken?

    Der Ton macht die Musik.

  • Mikrofone mit geeigneter Richtcharakteristik

    Und vorallem konstanter, bzw sinnvoll variierender Richtcharakteristik.


    Was bewirkt eine zeitliche Verzögerung des Signals?

    Vermutlich, dass es etwas länger dauert bis es Koppelt. Eventuell verschiebt sich auch die Frequenz und Position. :/


    Und was würde bei einer Tonhöhenänderung (Pitch-Shifter) passieren?

    Das verhindert Rückkopplungen recht effektiv, weil das verstärkte Signal ja aus dem Resonanzmaximum rausläuft. Wird bei den Tourguide Plärrboxen so gemacht. Allerdings nicht mit Pitch sondern mittels Modulation. Klingt dann entsprechend beschissen. Ist bei dieser Anwendung aber egal.

  • Gute Vorbereitung ist der größte Feedback Killer.

    Nach Aufstellung und Mikrofon/Lautsprecher Wahl ist Vorbereitung sehr wichtig.

    Zu wissen wo die Grenzen sind ist unbezahlbar. Feedbacks gibt es vor der Veranstaltung nicht während der Veranstaltung. (Wenn der Musiker dann singend vor dem Monitor kniet und den Korb unten zuhält mal ausgenommen 😂)


    Ich teste vorher immer aus wo die Grenze ist.

    Bei Vocal Monitor Anwendungen z.B. drehe ich den Aux send im Kanal auf 0dB und den Aux Master auf ca. 3dB unter Feedback Grenze. Das natürlich nachdem der Monitor entzerrt wurde.

    Damit weiß ich immer das ich den Aux gefahrlos bis 0dB drehen kann. In den meisten Fällen brauche ich die 3dB Headroom nicht. Wenn doch weiß ich das ich da Finger und Auge drauf haben muss. Sollte das alles nicht reichen gibt es ein Lautstärke Problem auf der Bühne.


    Ähnlich gehe ich bei Sprach Beschallungen vor.


    Einen Fehler denn ich hin und wieder sehe ist Zuviel EQ. Spätestens wenn es auf mehreren Frequenzen gleichzeitig anfängt sollte man aufhören den EQ zu quälen. Man ist dann halt in dem Bereich wo man denn GBF nicht mehr erhöht. So viel wie nötig so wenig wie möglich.


    Das man sich das ganze nochmal anhört ist denke ich selbstverständlich 😉

  • ... (auch wenn nur am Rande ontopic) ...

    Ich widerspreche mit Nachdruck und Respekt. Recht viel mehr on Topic geht kaum ... ;)

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Kompression auf auf dem Monitor ist immer feedbackanfällig.

    Wenn es der Mischer technisch hergibt (digital heute eher als früher analog) den Kompressor nach den Auxwegen für die Monitore inserten. Alternativ ("oldschool", wenn das der Mischer nicht hergibt) das Mikro (meist ja Gesang) auf 2 Mischerkanäle legen, den auf den Master (bzw. Subgruppe) gerouteten Kanal komprimieren, und den zweiten Mischerkanal (ohne Kompressor im Insert) benutzen um die Auxwege für die Monitore zu beschicken.

    Viele Grüße,
    Fux

  • „Feedbackdestroyer“ (gibt es da überhaupt brauchbare Exemplare?)



    Reduktion der Kompression

    Tatsächlich ist der Shure DFR22 ein durchaus akzeptables Gerät, zumindest für Monitorwege. Kann über eine serielle Schnittstelle mit Computer bedient werden, ist aber im Standalone-Betrieb für den genannten Zweck ebenfalls zu gebrauchen.

    Reduktion der Kompression: hier geht es meines Erachtens eher um das Anheben des Inputsignals, welches bei aktivierter Kompression zu Problemen führen kann, weniger die Dämpfung. Muss man beim Einpegeln schon mitbedenken.

  • Schallabsorbierende Raumbegrenzungsflächen (z.B. Molton)

    sind zusammen mit mobilen, wasserhaltigen Absorbern (vulgo "pax") an Wirksamkeit kaum zu übertreffen. So manche kleine Rock´n´Roll-Kaschemme verdankt den konsistent guten Sound ihrer Haus und Hof-Coverband nicht nur dem in der Regel gut gefüllten Publikumsraum sondern auch dem stattlichen Band-Backdrop aus einem schweren alten Bühnenvorhang.

    Auch die Feedbackneigung von auf halb acht hängenden Kugelheadsets sinkt plötzlich stark wenn die Bühne im Konferenzsaal mit einem Teppich und ein paar gemütlichen Sesseln möbliert wird und die furchtbaren kleinen runden Glastischchen endlich dem Gemopper der Kameracrew zum Opfer gefallen sind.

    Umgekehrt gibt es kaum einen schlimmeren Bühnensound als auf der einseitig offenen Ladefläche eines Planen-Lkw.


    Was bewirkt eine zeitliche Verzögerung des Signals? Vermutlich nicht viel? Und was würde bei einer Tonhöhenänderung (Pitch-Shifter) passieren?

    Delay ist sehr hilfreich, führt allerdings bei Monitoring idR sofort zu Beschwerden des Bühnenpersonals. Auf der Front geht das eher und muss oft ohnehin sein damit Videobild und Ton für den Zuschauer zumindest ansatzweise lippensynchron zusammenpassen. Zur Feedbackvermeidung braucht's das da eher selten.


    Thema Tonhöhenänderung: War noch vor einigen Jahren ein echtes Modethema, vor allem in der Schweiz. Da gehts eigentlich immer nur um ein Gerät:


    RE: Pitch Shifter


    So richtig doll fand ich das nie. Dezent eingesetzt war der Effekt auf die Feedbackneigung eher homöopathisch. Drehte man da mal etwas mehr "Amount" rein klang das schnell komisch und war definitiv nicht mehr gesangstauglich.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

    Einmal editiert, zuletzt von niggles ()

  • ich empfehle bei beginnendem feedback gerne mal, bei zwei der drei hintereinander geschalteten kompressoren (im kanal, in der subgruppe und dann noch den dynamicbegrenzer im master) den bypass zu benutzen. ;)


    oder einfach mal nicht so fürcherlich laut zu machen *finger

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • mit pitch shiftern habe ich in den 90ern auch mal experimentiert. hab mir damals extra ein ganz tolles gerätchen aus USA kommen lassen...

    ist für gesang (logisch!) definitiv nicht zu gebrauchen.

    aber auch in konferenzräumen hat sich das teil nie so richtig bewährt. wie von den kollegen schon angemerkt: wenn man eine merkliche reduktion der feedbackneigung erreichen wollte, klang es immer besch...eiden.

    hab keine ahnung mehr, wo das ding eigentlich abgeblieben ist.


    ansonsten wurden die basics ja schon im ersten beitrag genannt.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • hab keine ahnung mehr, wo das ding eigentlich abgeblieben ist.

    hält vermutlich die nervige Brandschutztür im Gang zwischen Lager und Bühne offen... :)


    (und hat damit dort im konkreten Einsatzfall "wenn's brennt" genau so besch* Auswirkungen wie an seinem lt. Hersteller vorgesehenen Einsatzort :) )

  • Alternativ ("oldschool", wenn das der Mischer nicht hergibt) das Mikro (meist ja Gesang) auf 2 Mischerkanäle legen, den auf den Master (bzw. Subgruppe) gerouteten Kanal komprimieren, und den zweiten Mischerkanal (ohne Kompressor im Insert) benutzen um die Auxwege für die Monitore zu beschicken.

    Das hat u.U. noch einen zweiten, nicht zu unterschätzenden Vorteil:

    Es gibt ein separates EQing für den Monitor!

    (Denn wann hat man schon den Idealfall, daß Monitoring & Front aus einer Hand stammen, fachgerecht eingemessen sind, und man am Hauptgesang keinen Pult-EQ verbiegen muss - und es Monitor vom FoH gibt?)

    Wenn man die Band gut kennt, kann man durchaus den Monitorsound an den Gehörfrequenzgang des "Sangeskünstler"s einstellen...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Wenn das Werkzeug sprich Schallwandler auf beiden Seiten korrekt gewählt wurde, dann schlage ich folgende Maßnahmen absteigend geordenet vor:

    1. LS (PA und Monitore ausrichten)

    2. Mikrofone auf Quelle ausrichten, wenn möglich closed-up

    3. Pegel im Griff haben

    48. Raummoden bedämpfen, bad frequencies ziehen

    105. Nur das notwendigste auf Monitore

    1001. Musiker instruieren, dass das Mikrofon kein Suchgerät für Lautsprecher ist und dass die Mikrofone ein Richtcharakteristik haben und diese eben durch cooles Zuhalten des Korbes nicht mehr gegeben ist.

    2005. Sich nicht mit tauben Musikern einlassen


    Ein Delay auf der Front kann schon etwas bringen. Es piept dann schon ein weniger später und schaukelt sich nicht gar so schnell hoch. Am Monitor wird es schnell grenzwertig und irritierend.


    Je nach Veranstaltungsderivat kann es auch hilfreich sein entsprechende Mikros auf die Gegenseite zu pannen. Hilft halt nur wenn es an der Front koppelt, bei Chören z.B.


    Als FBX Geräte haben sich bei mir Sabine bewährt und da eben die Dickschiffe wie GRQ oder ADF. Die können noch deutlich mehr, wobei das heute auch so ziemlich jede Digitalmischkiste kann und da auch oftmals gar ein FBX eingebaut ist.


    Die beste Waffe ever ist einfach Grips, Knowhow, ein waches Ohr und ein schneller Finger.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Was hilft gegen Feedbacks in der Bühnenmonitorsituation?

    1) Gute Monitore.

    .

    .

    .

    .

    Vielleicht noch

    2) gute Sidefills.


    ok. Natürlich „einpfeifen“, was bei mir eher „monitor wie monitor klingen lassen ist, resonanzen und alles was sonst stört raus soviel wie nötig (max 3 frequenzen), ohne dass der Lautsprecher Kraft verliert, dann an die Feedbackgrenze fahren und max. die ersten 2 Frequenzen dezent ziehen und dann wieder auf nominal stellen. Ein Monitor muss die Stimme direkt und natürlich wiedergeben. Das „einpfeifen“ mache ich immer mit dem hauptsächlich verwendeten Gesangsmikrofon, damit weiß ich danach immer wo ich stehe. Drumfill, Sidefills, DJ-fills checke ich zusätzlich mit Musik. Ich speicher mir zusätzlich immer meine Erst-einstellungen als preset ab, damit ich immer auf null zurück kann, nach der Skaband mit dem idiotischen tauben Sänger der unbedingt in jedem Song in die Monitore kriechen muß kann das manchmal nötig sein einfach zu resetten.


    Außerdem: Gesangsmikrofonkunde. Wissen was man vor sich hat (sensitivity, schallwandker, polardiagramm, grober Frequenzgang) hilft. Es hilft auch alle gängigen Modelle zumindest mal angeschaut zu haben, damit man das von der Band spontan mitgebrachte eigene Mikrofon auch halbwegs einschätzen kann. Falls unbekannt hilft google, und falls total unbekannt hilft es auch dich das mal kurz mit der eigenen Stimme anzuhören.


    Aber was auch immer man was gegen manche Künstler ist einfach kein Kraut gewachsen.


    Konferenzen:

    1) Anstecker vermeiden

    2) Nierenheadsets vermeiden

    3) die besten Lautsprecher verwenden die zur Verfügung stehen und für die VA angemessen sind.

    4) diese Lautsprecher v.a. In Bühnennähe so leise wie möglich fahren, also gerne mit Delaylines etc arbeiten.


    In meiner Erfahrung kann ich, falls diese 4 Punkte beachtet werden, relativ gefahrlos lautmachen und mich mehr um den Klang des Headsets kümmern als um Feedbacks.

    Klar, Teppich und Stoffsbgrenzungen helfen ebenso sehr. Dugan oder Gates helfen bei der Podiumsdiskussion.

  • Dugan: steuerbare Gewichtungsautomatik mehrerer Kanäle führt zu deutlich mehr GBF
    Cedar: Hallanteile und "Aufschwingen" wird rausgerechnet. Latenz so gering, dass es livetauglich ist. verblüffend.
    => Das sind für mich die modernen Waffen in der Sprachbeschallung.

  • Dugan: steuerbare Gewichtungsautomatik mehrerer Kanäle führt zu deutlich mehr GBF
    Cedar: Hallanteile und "Aufschwingen" wird rausgerechnet. Latenz so gering, dass es livetauglich ist. verblüffend.
    => Das sind für mich die modernen Waffen in der Sprachbeschallung.

    Auf jeden Fall. Das sind für mich bis heute noch eine der wichtigsten Updates in den QL Pulten.

    Das macht das Arbeiten spürbar einfacher.

    mfG


    Uwe

  • Leiser machen und das Geschimpfe ertragen. Und dann die Marshall-Boxen in Richtung Musiker drehen... oder konkreter - die Backline so gestalten und aufstellen das die Musiker schonmal ohne große weitere Verrenkungen das tun können wofür sie da sind - zusammen Musik spielen (oder dreschen). Wenn die Bühne zu groß ist um das zu gewährleisten - dann inEar.

  • Was auch oft schon Wunder gegen das Feedback gewirkt hat, ist dem Sänger (Shouter) ein "frisches" 58er zu geben und das benutze, vor Schlaaz triefende, aufzuschrauben, den eingesabberten Schaumstoff herauszunehmen und ordentlich in Seifenlauge auszuwaschen und nacher wieder trocknen..... ;)


    P.S.

    Wenn's gar nicht pfeift, ist doch auch nix.

    --> Feedback gleich Barscheck! :)

    Viele Grüße,
    Fux