Tagessätze

  • In meiner Welt waren das immer so im die 350€/10h, die letzten beiden Jahre haben die meißten Kollegen auf 400€+X erhöht und damit wenig Probleme bekommen.


    Zur Orientierung: sowohl Neumann & Müller als auch Gahrens + Battermann haben auf ihren Homepages die Endkundenpreise veröffentlicht:


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    So 20-30% Marge müssen die machen, da kannst du den Rest ausrechnen :)

  • Danke für die Antworten.


    Gibt es Unterschiede zwischen Vorbereitung im Lager, Aufbau, Proben und Showtagen?


    Wie wird sonstige Vorarbeit gehandhabt? (Die idR zu Hause passiert, wenn man sich durch Rider liest etc)

    Normalerweise nicht, Vorbereitungszeit würde ich immer explizit absprechen, damit keine Mißverständnisse aufkommen, ich rechne die je nach Umfang auch nach Stunden ab.

  • Tagessätze schwanken bei mir etwas, je nachdem für wen ich arbeite (Band, Agentur, PA Company, Veranstalter) und auch in Abhängigkeit davon, wie groß das Projekt ist, aber € 400 - 500 ist 2022 der richtige Rahmen.

    Ich halte es meist so:

    Showtag = Probentag = Aufbautag = 100% (bis 10h inkl. Pausen)

    Preptag im Lager je nach Aufwand 50-100% oder -wie Vorbereitung im Büro- € 45 / h

    Offday = Travelday = 50%

  • So. Jetzt teilen wir die bisher genannten Summen mal hübsch durch zwei. Dann sind wir in etwa bei dem, was es jenseits von 'Industrie' und öffentlich oder öffentlich-rechtlich subventionierten Edelbaustellen so an nominellen Tagessätzen gibt. Also alles rund um R&R, Clubgeschehen, Kultur & Kleinkunst, Tourneen mit den Schönen und Reichen, Stadtfeste & Co., usw. usw. (okay, ganz so krass ist es zum Glück nicht, deutet aber zumindest mal die Richtung an).


    Andererseits: in all diesen Bereichen tun sich auch immer wieder nette Nebeneinnahmemöglichkeiten auf. Seien es bezahlte Reise- und Offdays, die Pauschale für den Mikrofonsatz und/ oder das mitgebrachte Mischpult, die Extravergütung für das Betreuen des/ der Opening Acts, irgendwelche Boni am Ende der Tour, kostenlose Vollverpflegung nebst dem einen oder anderen Buyout (gerne in Cash und merkwürdiger Währung), je nach Land/ Szene/ Promoter zusätzliche Per Diems (dito), der berühmt-berüchtigte 'Doppelschnapp' ("Ich habe gehört, du bist mit XY auf diesem Festival, könntest du da nicht auch noch YZ mit verarzten? Würde uns ein bisschen Reisekosten sparen..."), die Entschädigung der Fluggesellschaft für den ausgefallenen/ um einen Tag verschobenen Flug, und was weiß ich noch alles. Kurz und gut: sofern man einigermaßen gut vernetzt und nicht völlig auf den Kopf gefallen oder desinteressiert (im Sinne von Dienst nach Vorschrift) ist, landet man insgesamt am Ende auch dort durchaus bei dem, was die Kollegen weiter oben angeführt haben. Und mit ganz, ganz viel Glück und Geschick auch schon mal darüber.


    Schaun' wir mal, was das für die kommende Saison bedeutet. Zwischen "Nun mal langsam! Sei froh, dass es überhaupt mal wieder was zu tun gibt!" und "kein Problem! Wir sind ja froh, überhaupt noch irgendjemanden zu finden, der Zeit hat!" kann ich mir da so ziemlich alles vorstellen.

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ich bin dankbar das du das schreibst. Hier am Land bin ich mit 300 Euro á 10 Stunden relativ happy und dachte ernsthaft ich mach grundsätzlich was falsch... und ja - auch ich kenne Jobs mit 500 und mehr...


    P.S. Lisa: Wenn’s dich bzw. euch in den Norden Österreichs verschlagen sollte - wir hosteln euch gern.

  • Wir nehmen 350€ Netto Tagessatz (Keine gelernte Fachkraft für Ton...).

    Gelernte Fachkraft 450€ aufwärts.


    Unter diesem Betrag würde ich nicht mehr arbeiten, sonst kommt man sich doch verarscht vor wenn man mit einem DJ auf einer Baustelle sein sollte. ^^

  • So. Jetzt teilen wir die bisher genannten Summen mal hübsch durch zwei. Dann sind wir in etwa bei dem, was es jenseits von 'Industrie' und öffentlich oder öffentlich-rechtlich subventionierten Edelbaustellen so an nominellen Tagessätzen gibt. Also alles rund um R&R, Clubgeschehen, Kultur & Kleinkunst, Tourneen mit den Schönen und Reichen, Stadtfeste & Co., usw. usw. (okay, ganz so krass ist es zum Glück nicht, deutet aber zumindest mal die Richtung an).

    billbo Du steigst doch nicht für € 250 in einen Nightliner?


    Darauf

    Zitat

    Schaun' wir mal, was das für die kommende Saison bedeutet. Zwischen "Nun mal langsam! Sei froh, dass es überhaupt mal wieder was zu tun gibt!" und "kein Problem! Wir sind ja froh, überhaupt noch irgendjemanden zu finden, der Zeit hat!" kann ich mir da so ziemlich alles vorstellen.

    bin ich allerdings auch sehr gespannt!

  • Also, ich will überhaupt nicht das übliche Gestreite um Tagessätze wieder aufleben lassen, aber meiner Meinung nach haben sich doch einige Dinge geändert:


    1. Infolge der Pandemie haben einige Kollegen, unter anderem auch ich, festgestellt, daß das Gefühl, mit 300,- + Tagessatz einigermaßen ordentlich bezahlt zu sein, ziemlich schnell geschwunden ist, wenn man zwecks Hilfen und Co. mal wirklich realistisch durchrechnen musste, was man denn so verdient hat.


    2. Infolgedessen, auf jeden Fall hier im Süden, hat sich doch inzwischen der Tagessatz 400,- + ohne größere Probleme durchgesetzt. Die Spätsommermonate 2021, wo die Veranstaltungen wieder angezogen haben, war auch wirklich ohne Probleme 500,- + drin, weil da nämlich den Herren Disponenten aufgefallen ist, das gefühlt 70% der Techniker inzwischen in andere Jobs abgewandert sind, und auch so schnell nicht wiederkommen ... die Not war groß.


    Also, wer es jetzt immer noch nicht kapiert hat, das der Technikermangel noch extrem zunehmen wird, und das auf kurze Sicht ein Tagessatz von 500,- durchaus realistisch und auch gerechtfertigt ist, der hat den Schuss nicht gehört oder eiert wie Billbo immer noch in den 80ern herum ...

  • Also, wer es jetzt immer noch nicht kapiert hat, das der Technikermangel noch extrem zunehmen wird, und das auf kurze Sicht ein Tagessatz von 500,- durchaus realistisch und auch gerechtfertigt ist, der hat den Schuss nicht gehört oder eiert wie Billbo immer noch in den 80ern herum ...

    1. Stimmt ! :thumbup:

    2. @bilbo ist irgendwie Kult :S

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • ... oder eiert wie Billbo immer noch in den 80ern herum ...

    Anfang der 80er gab's 80,-

    D-Mark, versteht sich.


    Du steigst doch nicht für € 250 in einen Nightliner?

    Das kommt sehr auf den Nightliner an. Darauf, ob's eher eine gemütliche Rutsche mit alten Freunden zu werden verspricht oder eher Arbeit zu werden droht. Und natürlich auf die oben erwähnten Zusatzoptionen.

    Richtig ist: 250 Euro sind langsam aber sicher Vergangenheit, waren aber bis gar nicht all zu lange vor Corona ein gängiges Basisszenario.

    Ich kenne Kalkulationen von mittelprächtig funktionierenden Nightliner-Europatouren (mit 'nem Schnitt irgendwo zwischen 500 und 1000 Zahlenden pro Show und 10-15 Leuten im Bus/ so richtig viele Acts, die wenigstens das verlässlich hinkriegen, gibt es nicht einmal) ziemlich genau. Da gibt es, sofern alle Beteiligten davon leben müssen (also seit Wegfall von Promo-Budgets und nennenswerten Einnahmen durch Tonträgerverkäufe auch die Künstler) ziemlich genau 2 Möglichkeiten: entweder, es bleiben alle auf dem Teppich und strecken sich nach der Decke. Oder das Ding findet nicht statt bzw. muss "aus organisatorisch-technischen Gründen" leider überraschend kurzfristig abgesagt werden. (Und wenn's doch stattfindet: wehe, das Merch läuft dann nicht so wie erhofft... )


    und das auf kurze Sicht ein Tagessatz von 500,- durchaus realistisch und auch gerechtfertigt ist,

    Das halte ich, gelinde gesagt, vorerst für 90% aller Akteure und Jobs für einen schönen Traum. Oder anders gesagt: ich kenne schon den Einen oder Anderen, der das nach eigener Aussage aufruft. In aller Regel auch gut über Festnetz zu erreichen.

    Zum Vergleich: der Gehaltsmedian von Hochschulprofessoren liegt in D z. Zt. bei EUR 4830,- brutto.

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • 2. @bilbo ist irgendwie Kult :S


    billbo war einer der ersten Techniker, die ich kenne, der hier von obskuren Dingen wie Altersvorsorgung und Sicherheiten sprach ... von daher weiß er nicht nur technisch von was er redet. Aber im Augenblick kippt tatsächlich mal endlich diese elende Preispirale, in der sich Kollgene immer schön gegenseitig kleingehalten haben ... zum GLÜCK.

  • Ich wünsche mir ja ausdrücklich, dass du Recht behältst. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt:


    https://www.stern.de/wirtschaft/news/pandemie-folgen-veranstaltungsbranche-erwartet-kuendigungswelle-im-maerz-31563386.html

    Und gleichzeitig ist meine Facebook Timeline voll mit Stellenangeboten, und zwar nicht nur gesponserte.


    Ich würde es daher anders formulieren: die Tagessätze haben einen deutlichen Sprung gemacht, bedeutet aber auch das der etwas schrägere Kollege der nicht für jeden Job geeignet ist statt 200 jetzt 300 nimmt…

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Ich bin ja nicht erst seit Corona recht weit aus dem tagesgeschäft raus, aber aufgrund der Anfrageseite nach >5 Jahren Abstinenz würde ich jetzt behaupten

    bedeutet aber auch das der etwas schrägere Kollege der nicht für jeden Job geeignet ist statt 200 jetzt 300 nimmt…

    Der schrägere Kollege kriegt auch seine Auftragsbücher voll.


    Andererseits werden gerade auch für '22 wieder einige Festivals im Sommer gestrichen, weil die Veranstalter schlichtweg kein Risiko mehr eingehen wollen. Andere wiederum verschieben die ausfallenden Shows ganz extrem in die Sommermonate.

    An der Börse würde man die Situation wohl mit 'volatil' beschreiben...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zum Vergleich: der Gehaltsmedian von Hochschulprofessoren liegt in D z. Zt. bei EUR 4830,- brutto.

    Ist zwar leicht offtopic, aber das möchte ich nicht unkommentiert lassen.

    Die o.g. Zahl klappt nicht mal dann, wenn man sämtliche Junior- und FH-Professoren mit einbezieht.


    Das Grundgehalt in W1 (Juniorprofessor) liegt in vielen Ländern schon drüber, die "richtigen" Professoren (W2/W3) liegen im Durchschnitt bei 6.500 brutto.

    Da sind aber noch keinerlei Dinge wie Tantiemen, Berater-, Vortrags- und Gutachterhonorare, Firmenbeteiligungen, Halteprämien und und und eingerechnet.


    Zurück zum Thema: Wenn ich mich der Unterstützung fachkundiger Kollegen bedient habe, lag der Tagessatz auch zwischen 400 und 500 EUR.

    Darunter halte ich es tatsächlich für kaum mehr vertretbar, wenn man auch noch Rücklagen für schlechtere Zeiten bilden soll...

  • 500€ Tagessatz zahlt hier im Umkreis von 100km keine Sau, abgesehen von den öffentlichen Theatern für spezialisierte Aufgaben.

    Der Ungelernte kann hier im südlichen Thüringen/nördlichen Bayern noch froh sein, wenn er 200€ Tagessatz bekommt, die Fachkraft (trotz dass es hier kaum welche gibt) freut sich über 300€ Tagessatz.

    Vor der Pandemie waren es grob geschätzt jeweils 50€ weniger. Vorbereitungs- und Planungstage zahlt hier auch keiner.

    Mir ist auch nicht bekannt, dass hier in den öffentlichen Haushalten mehr Geld eingestellt wurde für Veranstaltungsprojekte, eher das Gegenteil ist der Fall. Die lokalen Künstleragenturen sind auch schon froh, wenn wir mit unseren Raummieten ans äußerste Minimum gehen, weil sonst Veranstaltungen aktuell garnicht stattfinden würden. Firmenkunden argumentieren, dass sie lieber ihre Sitzungen und Verhandlungen komplett online führen, wenn der Preis für die Präsenz zu hoch wird.

    Alles natürlich bezogen auf mein regionales Umfeld. Überregionale Veranstaltungen hatten wir seit fast 2 Jahren nicht mehr.