"Altholz-Sammlung" noch tauglich / sinnvoll

  • Liebes Board,


    ich habe den dringlichen Appell in der Einleitung gelesen und bin auch definitiv kein Schüler/Student/Spaßvogel mit viel großen Träumen und noch mehr Freizeit (das ist mind. 15 Jahre her). Wir haben im beruflichen Umfeld als Agentur immer wieder mit größeren und kleineren Events zu tun und kommen da auch regelmäßig mit professionellen Dienstleistern in Kontakt, die ihre L'Acoustics, Nexo etc. LAs gut und gerne zum Einsatz bringen und sich das natürlich auch entsprechend bezahlen lassen. Ein Kunde, der regelmäßig kleine bis mittelgroße Veranstaltungen auf seinem Gelände durchführt bzw. dieses auch an externe Veranstalter vermietet kam kürzlich bei einem Bier mit der Frage, ob es sich nicht für ihn lohnen würde selbst eine Anlage zu kaufen, die dort mehr oder weniger fix installiert bzw. platziert wird und für die er dann halt jeweils eine kleine Gebühr einhebt. Er hat mir dann mehrere Inserate von einschlägigen Plattformen gezeigt, in denen zwar große Marken, aber auch ganz schön viel "Altholz" angeboten wurden. Darunter Nexo Alpha, d&b C, Turbosound Floodlight, irgendwelche Hörner von Martin, KS Triaks, etc.
    Meine Frage an die Profis: Macht es Sinn 10-15.000 EUR in sowas zu investieren (ordentliches Amping und entsprechende Controller gehören natürlich dazu)? Lässt sich damit noch ein zeitgemäßes Ergebnis erreichen? Arbeiten Techniker der üblichen Top 40-Bands ohne Rider mit sowas überhaupt? Und wie sieht's im Vergleich zu günstigen "Musikhaus-Systemen" (z.B. RCF, EV, etc.) bzw. eventuell überhaupt the box Gerümpel aus? Kann man da für die Summe was zeitgemäßeres, sinnvolleres realisieren?


    Mir ist klar, dass das ohne konkreter Schilderung von Location und Einsatzzwecken schwer zu beantworten ist. Ich hätte für die Diskussion nur ganz gerne eine Einschätzung, wo man sich da zwischen Extremfall 1 (wir kaufen 2 JBL Eon und gut ist) und Extremfall 2 (mind. 16 Karas müssen da hängen) an Output und Nutzbarkeit liegt.

  • Wenn die nur selten Rider erfüllen müssen dann ist gutes Altholz, ordentlich geampt, geprocessed und gemessen definitiv eine gute Variante.

    Sollen sich einen mind. mittelalten (40+) Systemler suchen der sich mit den älteren Hölzern gut auskennt aber noch tip top am ball ist mit moderneren Systemen. Für Beratung und einmessen. Dann kann das was werden.


    (Lieber alt und gut als neu und Mist. Wenn neu und gut zu teuer ist)

  • @ cee.jay :


    Das ist ja nicht mit kaufen getan ... es muß halt passen zum angedachten Anwendungskonzept / Raum ( man muß also ein genaues technisches Anforderungspofil Ausarbeiten und die Raumintegration muß auch Projektiert werden ) und das man Altholz Aufarbeiten / Upgraden / überhaupt benutzbar machen muß also komplett Aufarbeiten muß vom ersten Steckkontakt bis zum ausgenudelten / defekten Chassis / neue DSP Setups erstellen ist so selten auch nicht weil Altholz auch oft Totholz ist .... . Hat dein Kunde also eh nicht Fach- und Sachkundige 'Mänpower' im direkten Mitarbeiter Pool ist das "Unterfangen" hier kaum Sinnig.


    Es gibt schon genug "krumme Kaputte" Hausanlagen die kein Externer Veranstalter / Techniker akzeptiert egal was dran steht. Das wird dann schnell einfach an die Seite geschoben und man muß trotzdem ordentliches Material stellen (lassen).


    Die 1. Frage die sich stellen sollte ist also der Systemtechniker vor Ort der dazu benötigt wird weil der kostet auch fortlaufend Geld weil Systeme ja auch betreut werden müssen.


    corn*Schotte

    Einmal editiert, zuletzt von schotte ()

  • Die passende Antwort auf alle deine Fragen wäre: "Kommt drauf an."

    Was jetzt nicht besonders hilfreich ist. ;)


    "Altes Holz" muss nicht schlechter sein, hat aber oftmals einige Einschränkungen und Nachteile. Das Zeug ist meistens aus guten Gründen erheblich günstiger als aktuellere Lösungen. Und das zieht sich gerade so durch: Handling? Gewicht? Ersatzteile? Kann man das System erweitern oder ergänzen? Dimensionierung? Klang? Aussehen? Zustand?

    Was man beim Einkauf spart bezahlt man meistens mit der Zeit, die man hineinstecken muss.

    Um das Optimum herauszuholen braucht man wahrscheinlich zusätzliche Controller und muss das System einmessen.


    Und dann werden Top-40-Bands das Zeug auch nur nutzen, wenn es einen ordentlichen Eindruck macht und erheblich günstiger ist, als das eigene Gerümpel anzuschleppen. Womit die fixe Idee "für kleines Geld altes Holz kaufen und dann abkassieren" vermutlich auch nicht aufgeht.


    Im Einzelfall kann das Sinn ergeben. Aber man sollte beim Kauf schon berücksichtigen, was noch an Arbeit und Geld hineingesteckt werden muss und das man "totes" Holz kauft, was quasi einen Buchwert von Null hat. Die Investitionen sollten sich in kurzer Zeit amortisieren und man sollte nicht darauf spekulieren, dass man nach ein bis zwei Jahren beim Verkauf auch nur ähnlich viel dafür bekommt.

    Und ob eine C-Serie heute überhaupt noch breit akzeptiert wird, ist auch fraglich. Vielleicht wäre ein guter Kompromiss zwischen "zwei Generationen aus der Vergangenheit" und "Neuware" eine Generation aus der Vergangenheit (Q-Serie).

  • Viel Altholz war halt auch ziemlich schwer. Wenn man es in einer Location fest und sinnvoll montiert, dann kann das durchaus noch lange spielen. Bei Top 40 Bands sind Zeit und Funktion sehr wichtige Faktoren. Daher werden sie alles, was zusätzlicher Aufwand ist (und/oder die Kalkulation der eigenen Anlage stören könnte) sehr argwöhnisch betrachten, wobei schon das Umräumen des Band-LKWs weil man die PA eben nicht ausladen kann/soll eine Problem sein kann. (Alleinunterhalter sind meist noch schlimmer). Meiner Erfahrung nach sehen das andere Bands oft etwas lockerer. Damit das mit dem Hausholz funktioniert muss es sich einspielen, d.h. 'man' muss zumindest vom Kollegen hören das die Hausanlage im XY gut funktioniert hat. Dann lässt man sich vielleicht testweise einmal die eigene PA auf dem LKW.

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Wir haben bei den Top40-Bands, mit denen ich gefahren bin (ist allerdings auch schon Jahrzehnte her) das eigene Holz beinahe immer aufgebaut. War mit kalkuliert, ist mit bezahlt, soll auch mitspielen, zumal es ohnehin immer aufm Truck war.

    Einzige Ausnahme waren Industrieveranstaltungen, bei denen wir Teil eines größeren Abendprogramms waren und die von externen Dienstleistern betreut wurden.

    Aus meiner Sicht wird Dein Vorhaben also eher skeptisch beäugt. :huh:

  • Was teilweise echt cool ist, ist altes Holz mit modernem Antrieb, die Möglichkeit korrekter Filter vorausgesetzt.


    Also alle Vorredner haben recht: kommt drauf an :)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • mmh...

    Ja kommt drauf an....


    Wenn man bewusst ein gut gepflegtes System holt, original Controller usw. dann ist das vielleicht Soundtechnisch etwas oldscool aber das heißt ja nicht, das man garnicht damit arbeiten kann.


    Wichtig ist halt, dass man durchdacht kauft, ein klares Konzept und eine vernünftige Linie fährt.

    Die PA muss halt zur Location passen. Auf keinen Fall irgendwas aus der Bucht kaufen, weil ein toller Name drauf steht und es gerade günstig zu bekommen war....

    Denn Fremdtechs sollen sich ja wohl fühlen auf dem System.


    Aktuell ist zum Beispiel Coda LA5 und diverse SCP/F Subs bei gebrauchte Veranstatungstechnik.

    Rockt doch... So als Beispiel...


    Weiterhin würde ich darauf achten, dass es noch Ersatzteile gibt.

    Gerade in Festinstallationen soll die PA ja möglichst lange rentabel arbeiten.

    Die Endstufen sollten nicht zu alt sein, der Kondensatoren wegen.

  • es kommt wie immer drauf an, das ist wahr. man sollte aber eins nicht vergessen:

    wenn man aktuellen industrie standart kauft, ist der zwar im ersten ansehen teuere, aber!

    -man hat selten diskussionen

    -man kann das zeug, sehr wahrscheinlich, in ein paar jahren gut weiter verkaufen.

    die alte pa ist dann nur noch müllt onne und man riskiert öfter diskussionen, deren kern nur ist, das eben eine pa aufm truck ist. es würde sich eben auch eine variante anbeiten, das man f 10.000 eine basis kauft und dann die rest pa mietkauft.

  • Ich hatte mal 32 Stacks MT4 mit in Polen zu einem Rave und wir haben die analogen Controller durch Soundwebs ersetzt und vor Ort eingemessen. Das war echt viel Bums fürs Geld :)

    Je nachdem wie es weltpolitisch weiter geht, können die auch ein zweites Leben als Panzersperre fristen. ;)

  • Vielen Dank schon mal für die vielen Antworten und Einschätzungen! Ich glaub ich hab das Thema "Top 40 Band" etwas zu sehr in den Mittelpunkt gerückt oder auch einen falschen Begriff verwendet. So richtige Band mit eigenem Truck steht da selten auf der Matte. Meistens sinds halt lokale Größen, die seit 30 Jahren ihre Evergreens bei Hochzeiten und Dorffesten spielen und jetzt nicht ganz so hohe Ansprüche stellen. Die Bandbreite ist halt sehr hoch (von DJ-Party über Kinoabend bis hin zu Theater und eben der ein oder Band-Geschichte. Die grundsätzliche Fragestellung ist eben was der beste Weg ist: 10-15.000 in Altholz investieren (und jemanden holen, der Ahnung hat und das einmal ordentlich einrichtet) oder das Geld in eine zeitgemäße Musikhaus-PA (RCF, EV, etc.) investieren? Vielleicht gibt's da auch jeweils Empfehlungen bzw. Geheimtipps (Access und Coda LA5 wurden ja schon genannt)?

  • Ohne die Räumlichkeiten zu kennen ist diese Diskussion hier sinnlos.

    Such Dir eine Firma vor Ort die Dir dazu Angebote macht.

    Grundsätzlich bin ich aber für gut und gebraucht anstatt billig und neu.


    Viel Erfolg

  • Aus der Erfahrung meines ehemaligen Vermieters hat es bei der Elektronik

    wesentlich mehr Fortschritte als den Tonmöbeln gegeben,


    Er hat größere Mengen E-Voice X-Line (glaub so um die 30 Schnitten) einmal komplett restauriert,

    mit aktuellen potenten DSP-Amps ausgestattet und neue Presets für verschiedene Konfigurationen professionell einmessen lassen.

    (also bei allen Kisten einmal Impedanzverlauf vermessen um die faulen Eier auszusortieren, defekte / ausgelatschte Treiber ersetzt, Phasendreher auszgemerzt, einmal den großen Kanister Warnex ausgepackt etc.)


    Was soll man sagen - bei Gewicht, Handling und dem Maximalpegel auf dem Papier ist man natürlich modernen Systemen unterlegen, was klangliche Aspekte betrifft spielt das Ding alleine schon aufgrund der Membranfläche diverse völlig überzüchtete Kompaktgehölze locker an die Wand.

    Für den Preis einer gebrauchten Box bekommt man bei dem neuen Gerümpel vermutlich nicht mal den Flugrahmen...


    insofern bestehen gute Chancen auch etwas betagteren Tonmöbeln - technisch guten Erhaltungszustand der Treiber vorausgesetzt - konkurrenzfähige akustische Ergebnisse entlocken zu können. Ist aber mit Arbeit und dem Investment in Preseterstellung und moderne Elektronik verbunden wenn man Ergebnisse auf hohem Niveau erwartet, und bei Optik, Gewicht und Handling mit Abstrichen leben kann.

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    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Das größte Problem dürfte die Vermarktung sein.

    Aus rein kaufmännischen Erwägungen rechnet sich 'ne eigene Anlage bestimmt schon ab ~15-20 Veranstaltungen im Jahr - aber nicht als Altholz für 'nen kleinen 4-5 Stelligen Betrag.

    Weder als Altholz, noch in neu.

    Da braucht es schließlich die 'gesamte Signalkette' incl. Mics & Pult - sonst ist jedesmal so viel dryHire im Spiel, daß sich das für keine Seite lohnt.


    Was sich mit Sicherheit in wenigen Jahren bezahlt macht, ist jemanden mit ausreichend KnowHow zu finden, der nebenberuflich eine Anlage betreuen & am Leben halten kann und den man mit der Technik anfüttern kann. Also eine Symbiose zwischen 'eigener Anlage' und 'Rental-Company', die auch externe Jobs macht. Das kann auch mit passender alter Technik funktionieren.


    Aber es braucht ein an die Location angepasstes Konzept. Wenn ich

    auf seinem Gelände // mehr oder weniger fix installiert bzw. platziert

    lese, dann klingt das nach viel Auf-/Abbau. Dafür braucht es eben auch das passende Personal, welches in der Kalkulation gerne übersehen wird...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • genau das. X-Line habe ich das letzte mal 2018 für [einen US-amerikanischen Star Rapper] in einer Indoor Arena geriggt. (Ich bin keine Systemlerin, ich flieg nur gerne große PA). Geampt und geprocessed mit amtlichem, modernem Equipment und ich fand es klang beeindruckend.



    (Disclaimer: nicht EU Ausland)

    2 Mal editiert, zuletzt von lisa f. ()

  • ...und dem Lichtler direkt vor den äußersten Wackler ^^ (oder täuscht das nur !?)

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )