Warum der Band-Tontechniker sein eigenes Pult mitbringt

  • Ganz ehrlich: Das ganze „Hausfile“-Gerede ist doch in einer typischen Gastspiel-Location Kokolores.


    Es gibt nur ein anständiges Hausfile, das heisst „InitialReset“, alles andere darf nur ein Vorschlag sein.

    Baut das Amping so auf, dass kein grundlegendes Processing im Pult stattfinden muss und der Wechsel von LR auf LR + Sub, LR + Sub + Fill (+Delay +Foyer +Webstream +Backstage +xyz) über einen übersichtlichen, gut beschrifteten XLR-Patch stattfindet.

    So was gehört in den Systemcontroller und nicht ins Pult. Allein schon deswegen weil in solchen Setups dann gerne mal die Brachial-Limiter und der komplett verbogene Main-EQ "vergessen" werden die bei Disco mit undisziplinierten Hobby-Residents und krachigen Nachwuchsbands die PA schützen. Ja, das hört man beim ersten Check schnell und es ist auch im Pult bald mal abgeschaltet. Aber es nervt und frisst Zeit die bei der heutigen Personalsituation (Doppelschnapp ist grade mal wieder schwer angesagt, auch auf Künstlerseite) keiner mehr hat.

    Und ja, Bandtechniker mit eigenem Pult haben es zu Recht überhaupt nicht gern wenn man ihr fertiges Signal inkl. Main-EQ noch mal durch ein digitales Hauspult nudelt. Ein vernünftiger 19" 1HE Line Mischer kostet echt nicht die Welt falls der Systemcontroller zuwenig Eingänge hat.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Ich war froh als es Digital wurde, das Genulle aufhörte und ich MEIN showfile speichern und MEINE USBs wegtragen konnte. Dass ich das für andere, die dazu zu faul oder zu bl.. sind, mit mache, ist zwar im weitesten Sinn sozial erwünscht, muß mir aber keinen Spaß machen.

    Ich glaub ich hab das Ironie-Schildchen vergessen. ;)

  • Nehmen, nicht Schämen :thumbup::)


    ...auch erst gerade auf irgend 'ner Gif-World gefunden 8)

    ...den Grünen find' ich irgendwie kultiger, ist aber wohl zu groß ?!


    edit:

    kleiner, feiner, passender:

    Code
    https://paforum.de/index.php?attachment/6143-ironie4-gif/

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • In Ingos Rockschuppen mit "4 Local Heros an einem Abend, Eintritt frei und Hutsammlung" mit "First Song is the Soundcheck" würde ich zwischen den Bands auch nicht nullen. Aber am Ende des Abends, wenn alles rum war, doch eher schon.

    ...ja, das kenn ich noch aus dem Lokschuppen - nächster Tag, 1. Band, "first song is the soundcheck" und der Tag ist mit resettetem Pult schon gelaufen...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Im Flow eines Festivals mit einem Festivalpatch und einem Monitorpult machte das auch früher keinen so wirklichen Sinn, mal von ein paar FX Sends abgesehen und die konnte man bei größeren Pulten auch abschalten statt sie zu Nullen.

    auf festivals war das immer etwas anders. aber auch da gab es unterschiede. ich kann mich an festivals erinnern, bei denen ich während der spielenden band zeit hatte, mein pult für die nächste band vorzubereiten... und ich kann mich an festivals erinnern, wo es fast keine zeit für einen linecheck gab... man kann nicht alles miteinander vergleichen.


    bezüglich digitalpult und festivalübergabe kann ich mich an mein erstes zusammentreffen mit einer VI6 auf einem Mannheimer openair erinnern.

    der kollege vor mir hatte für seine band kräftig geschraubt - und der FOH betreuer hat mir das pult einfach so übergeben, wie es der letzte eben hinterlassen hatte.

    es gab keinen soundcheck, nur einen kurzen linecheck. ich musste da so einiges an den kanaleinstellungen ändern, da war vieles kräftig verbogen und für mich so einfach nicht nutzbar. als dann meine band anfing zu spielen, hatte ich plötzlich viel zu wenig pegel für die lead-sängerin. alles war lauter als ihre stimme - was eigentlich nicht sein konnte, denn sie lieferte sonst immer genug pegel ins mikro. ich hab dann den gain ihres mikros aufgerissen bis die clipanzeige anging, trotzdem war es noch zu wenig!! dann hab ich eben alles andere runtergezogen, bis es einigermaßen erträglich war... irgendwann habe ich dann in einem untermenü gesehen, dass mein vorgänger den trim für diesen gesangskanal auf -17dB gestellt hatte !... also an der stelle hätte ich mir wirklich mal wieder ein genulltes pult gewünscht! frech*


    aber ich denke hier geht es gerade nicht um festivalsituationen :)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Die Kollegen, die mit einem gewünschten Zustand ihre Show starten wollten hatten wie gesagt ein Skribble Sheet oder ein Diktiergerät als Analogon zum showfile [...]

    ...ich hab' den halben Tag darüber nachgedacht, welche Band das Mitte/Ende der Neunziger war in einer Großraum-Discothek hier in der Stadt (in der ich viele Jahre lang gearbeitet hab' damals [©]), deren FOH'ler nach seinem Soundcheck, und vor dem Soundcheck der Vorband das ganze Pult in sein kleines Tonband-Diktiergerät reingesprochen hat, und beim Changeover mit Kopfhörer am Pult stand, sich das auf dem Diktiergerät Aufgesprochene angehört hat und Kanal für Kanal, sowie sämtliche Einstellungen des Siderack-Equipment wieder zurück gedreht hat auf seinene Einstellungen nach seinem Soundcheck. Danach ging's direkt Diskussionsfrei weiter.

    Hab' ich aber bisher auch nur dieses eine Mal direkt selber erlebt. Alle Anderen haben entweder die Kanäle getrennt (wenn auf dem Pult genug Platz vorhanden war, respektive genug Platz im Siderack war), oder das ganze Pult auf händevoll Papier kopiert, und danach zurückgedreht....

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

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  • Das mit dem Diktiergerät hab ich auch immer wieder versucht, hab es aber fast nie gemacht. Die wichtigsten Sachen ( Gains + evtl. stark verbogende Eqs + Aux-Sends) schnell als Uhrzeiten notiert und dann beim ersten Song (oder um ehrlich zu sein, manchmal auch bei den ersten Songs) nachjustiert. In meiner 'Liga' performten und performen die Künstler vor Publikum sowieso anders als beim Soundcheck.

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  • Wie ungerecht die Welt doch sein kann. Jetzt, wo jeder ein Smartphone dabei hat, mit dem sich kinderleicht die Mischpult-Einstellungen eines analogen Arbeitsplatzes fotografieren lassen könnte, stehen überall nur mehr die digitalen Dosen rum, bei denen eine Foto-Funktion so gut wie gar nichts bringt.

  • Wie ungerecht die Welt doch sein kann. Jetzt, wo jeder ein Smartphone dabei hat, mit dem sich kinderleicht die Mischpult-Einstellungen eines analogen Arbeitsplatzes fotografieren lassen könnte, stehen überall nur mehr die digitalen Dosen rum, bei denen eine Foto-Funktion so gut wie gar nichts bringt.

    Auf die Idee sind schon vor dir Menschen gekommen, die analoge Mischpultwelt und die digitale Photowelt haben sich nämlich durchaus geschichtlich überschnitten ... aber das war ein ähnlicher Mist wie das Diktiergerät ... die kopierten Channelstrips waren immer noch am besten, und die waren schon ein Scheiß ... Fazit: nie wieder analog ;)


    Was die Speicherei angeht bin ich da inzwischen vollkommen bei Guma ... ob ich irgendwas an dem Pult lösche oder überschreibe ist nicht mein Problem, wer ein Pult bereitstellt hat auch eine Sicherung. Natürlich mache ich das nicht "mutwillig", aber ich mache z.B. auch sofort ein Update, wenn es der Verleiher mal wieder verpennt hat und mein File nicht lädt oder ich Features vermisse ...

  • aber ich mache z.B. auch sofort ein Update, wenn es der Verleiher mal wieder verpennt hat und mein File nicht lädt oder ich Features vermisse ...

    das habe ich früher, als ich noch mit den Yamahas gearbeitet habe, auch oft gemacht.

    meistens war das auch ok, ich war ja damit auch richtig gut vertraut, weil viele pulte eine veraltete firmware hatten. frech*

    aber einmal hat mir ein kollege echt stress gemacht, er wollte nicht dass ich sein pult update. meine show liess sich auf seiner veralteten firmware aber nicht auspielen. ich weiß heute nicht mehr wie ich es hinbekommen habe, aber schlussendlich hat er doch klein beigegeben. aber das war eine lange diskussion, die wirklich unnötig viel zeit verschlungen hatte.


    aber wie gesagt: ich bin der meinung, dass man ein pult so hinterlassen sollte, wie man es vorgefunden hat.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang