Was war Eure Veranlassung (Initialzündung) sich mit der Beschallungstechnik zu befassen?

  • Irgendwann mit 14 oder so habe ich angefangen Gitarre "zu spielen", nachdem ich mich mit einer Band angefreundet habe bin ich dort auch irgendwann als "Musiker" (Bassist) eingestiegen. Irgendwie war ich immer am tüfteln mit möglichst einfachen Mitteln irgendwie irgendetwas zu optimieren, und irgendwann haben wir dann mit befreundeten bands angefangen Geburtstage etwas größer aufzuziehen.

    2008 habe ich das studieren angefangen, aber schnell gemerkt, dass Studium keine Lernform für mich ist. Anfang 2009 dann auf einem Konzert meinen späteren Ausbilder (war lange hier Forumsmitglied) kennengelernt, bei dem ich erstmal 4 Monate Praktikum machte und die ersten 17 Monate meiner Ausbildung zur Fachkraft machte.

    Die ersten Jahre Praktikum und Ausbildung war ich 2-4 mal die Woche in einem lokalen Club zum Mischen von Bands, Comedy und Parties - mit einem bis zwei Behringer DDX3216. Die Dinger kannte ich dann In- und auswendig.

    Das Musizieren habe ich vor etwa 6 Jahren an den Nagel gehängt, mangels Talent, Zeit und wegen nerviger Schuppenflechte an den Fingergelenken.

  • Das Musizieren habe ich vor etwa 6 Jahren an den Nagel gehängt, mangels Talent, Zeit und wegen nerviger Schuppenflechte an den Fingergelenken.

    Das habe ich auch mal gemacht, aus ähnlichen Gründen, nur ohne der Schuppenfleche. Diese Auszeit hat ca 7-8 Jahre gedauert. Dann war mir das mangelnde Talent wurscht und Zeit findet sich immer, wenn man es mag. Man muss nur vermeiden die knappe Zeit mit alleine üben zu vergeuden. Ist sowieso unfair, den Bandmates in den Rücken zu fallen.

  • irgendwie ist das lustig: bei mir war es genau anders herum: ich bin über das bandmischen dazu gekommen, selber musik zu machen.

    aber klar, sicherlich gibt es dazu so viele verschiedene geschichten, wie es techniker gibt ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Oha, wie sich alles entwickelt hat ist teils verschlungen… :D


    Zunächst mal: sehr schöner Thread, coole Idee!



    Also dann: In früher Jugend habe ich mich exzessiv mit Platten und Bändern beschäftigt, die aus dem Fundus meines Vaters stammten. Das wurde dann „optimiert“ mit allem, was so an Lautsprechern und Verstärkern zu finden war und halt so kombiniert, dass das bestmöglich spielte.


    Der Versuch selbst zu musizieren schlug damals fehl. Gitarre ohne Lehrer (für den keine Kohle da war) ging einfach nicht und das seinerzeit gebraucht immer noch sauteure Yamaha PSR8000, als ein Freund das 9000 kaufte, hat zwar zum rumspielen Spaß gemacht aber keine echten Fortschritte zugelassen (ach ja – ohne Lehrer). Zumindest habe ich es nach wenigen Monaten ordentlich weiterverkaufen können.


    In unserer Schule gab es einen Chor, als das stimmlich nicht mehr sooo gut funktioniert hat, bin ich dann zur Technik AG gewechselt. Hier hatten wir durch Sponsoren und sehr gute Beratung durch Babbel & Haeger dann Yamaha 02R und Nexo PS10 inkl. Systemsub und entsprechende Peripherie. Das waren dann erste brauchbare Schritte in der Technik. Später hier und da kleine Jobs als Hand, Runner, AushilfsTech, Mischer einer Kirchenchor- und Musikgruppe, und so weiter; nebenher ein bissl eigenes Zeug für DJ-Gedudel und Geburtstage und so.


    Nach einigen Jahren der Abstinenz auf diesem Sektor (abgesehen vom Carhifi und dem Wohnzimmer pp) bin ich dann nach Hausumbau und einigen Jahren hobbymäßigem Motorsport als Vater zweier Töchter zunehmend häufig Gast bei (leider häufig) schlecht beschallten Mini-Gardeauftritten gewesen und habe mich regelmäßig hierüber geärgert. Das ist enttäuschend, wenn die Kids (und auch andere Akteure) monatelang proben und dann die Beiträge sch* klingen oder gar komplett unverständlich sind. ;(


    Hieraus entwickelte sich ebenfalls ein „das muss doch besser gehen“.
    Unter anderem beflügelt durch den klanglichen Sonnenaufgang bei einer befreundeten Band, mit deren Ausstatter und Techniker ich heute gerne zusammenarbeite, machte sich dann meine Suche nach dem guten Sound so richtig wieder auf den Weg. :)


    Dann folgten in schnell größer werdenden Schritten einerseits der eigene Bau von Kram und ein stetiger und massiver Ausbau des Spielzeugparks und andererseits habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, mich in den Dunstkreis Beschallung/Technik mit vielen seiner Zweige hereinzufinden.

    Nebenher spiele ich seit ein paar Jahren nun Tuba, nachdem meine Kids aus der Flötengruppe ins Jugendensemble wechselten und dort Posaune und E-Bass spielen und der seinerzeitige Dirigent mir die 10 Kilo Blech für die tieferen Oktaven schmackhaft machte…


    Der technische „Wiedereinstieg“ war dabei in einem ständigen Wachstum und bisweilen auch sehr dynamischen Nebel bei diversen Bandjobs, Festivals, DJ-Produktionen und Musicals als Produktionshelfer, Fahrer, Hand, Requisiteur, Auf/Umbauhelfer, tech. Assistent, Kleinkramverleiher, Backstage/Mikrofontech, Ausstatter für Feten und Feste, Bühnenhelfer für alles, Helfer/Bediener für Licht, Messebau (v.a. Alu/Licht), zugebuchter Techniker, inzwischen auch dann fester Techniker für eine Band und immer wieder mal als Sub oder 2. Tech für Kollegen….

    Dabei war es für mich durch all diese verschiedenen Etappen, Gewerke und Teilaspekte sehr hilf- und aufschlussreich, dass ich vieles aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln kennenlernen konnte. Ich denke, das hilft mir heute bei der Einordnung vieler Dinge und beim Verständnis des Zusammenspiels und der jeweiligen Befindlichkeiten ganz gut.


    Jedenfalls bin ich nun da, wo ich vor Jahren (wieder) hin wollte:

    Ich darf Musikern und anderen Darstellern dazu verhelfen, im rechten Licht zu stehen und wohlklingend präsentiert zu werden – auf dass alle einen schönen Abend haben und mit ordentlicher Qualität versorgt werden 8):):saint:

  • Also ich kann es auch kurz machen. Ich war als Musiker nicht mal für mich selbst gut genug. Habe dann die Seiten gewechselt und bei einer TOP40 Band als Helfer angefangen. In etwas so wie bei „ Fleisch ist mein Gemüse“.

    Von dort hat es mich 88 das erste mal als 2 ter Tonmann auf ein Musical verschlagen. Dadurch bin ich ca. 98 nach England gekommen. Und hab dort gelernt wie das mit den Lautsprechern so geht. Naja und vor 12 Jahren hatte ich dann genug vom Lotterleben und mir einen Realjob angelacht.

    In dem darf ich jetzt meine Erfahrungen anders verwursten und noch mehr Nerd sein als vorher.

    Als Lehre aus meinem Leben habe ich gezogen das man unbedingt dann aufhören sollte wenn es am besten läuft. Dann bleiben einem Bitternis und Entäuschung erspart.

    Ich schaue mittlerweile mit einem Lächeln auf die alten Zeiten zurück und bin aber froh das sie vorbei sind.

    Als ich das erste Mal ein Mischpult gesehen habe wollte ich das auch können. Jetzt habe ich selber eins und kann es irgendwie immer noch nicht.

    Practice, Practice, Practice

  • Ich schaue mittlerweile mit einem Lächeln auf die alten Zeiten zurück und bin aber froh das sie vorbei sind.

    genau so geht es mir auch.

    ich hatte einfach die schnauze voll vom leben auf der autobahn! und trauere dem keine träne nach.

    trotzdem war es eine schöne zeit, in der ich viel gelernt habe. vor allem über musiker im bandbus ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • wenn man damit anfängt, dann sieht man eben nur die halbe wahrheit. wir sind als menschen ja herdentiere. private bindungen kann man da kaum pflegen und eine beziehung aufrechterhalten, wenn man sich 2 monate nicht sieht ist auch nicht so ohne.

    und wenn man ganz ehrlich ist, dann ist das auf und abbauen des immer gleichen krams auch irgendwann nicht mehr spannend.

  • Angefangen mit Trommeln. Das wollte ich aufnehmen. Kassettenrecorder aus den 80ern von der Oma hat ein Mikrofon eingebaut, das nicht ganz schlecht war aber mit der Lautstärke überfordert. Also habe ich mir das Mischpult meines Dads (Mitec Roadie 16 mit 4 Band EQ) aus der Garage geholt, die Drums mikrofoniert, im Nachbarraum dann eine Bose 802 auf moderate Lautstärke gepegelt und davor dann den Kassettenrecorder positioniert. Mit einem Lexicon Alex und etwas Reverb war das zumindest nicht schlechter/besser als meine Trommelkünste.


    Mein Dad hatte seine seinerzeitige Band immer selbst von der Bühne gemischt. EQ immer linear. Einmal war dann doch ein Techniker mit DDA Interface für den Mix dabei und ich war total baff, wie die Drums auf einmal (auch über Bose 802 + 502) klangen. Erste Vermutung: Liegt nur daran, dass der Kollege höher einpegelt. War dann aber doch nicht die Lösung. Irgendwas passierte wohl doch mit diesem parametrischen EQ und diesen Kompressoren.


    Der Kollege hat die Band dann immer mal wieder betreut und ich durfte die bandeigene Lichtanlage (2x 4 Par64) per Hand mehr oder weniger direkt am Dimmer auf der Bühne bedienen. Eines Abends ging der Kollege vom Kreislauf um und ich musste dann ans Pult (Mitec Performer 16).


    Bis heute pendelt die Waage mal in Richtung mehr trommeln oder mehr mischen.

  • Mit 13 angefangen Musik (Bass/Git) zu spielen, parallel die ersten Lautsprecherboxen selbst gebaut (15“ + Piezos für daheim 😂).


    Später beim ersten Banddemo (8-Spur Analogband) „mitgemischt“, irgendwann Zivildienst im Jugendbereich in einem Haus mit grösserem Saal, eigener PA (die den Begriff auch verdient) und kleinem Studio. War dann lange Zeit mein eigentliches Wohnzimmer mit vielen Selbstverwirklichungsoptionen.

    Dann SAE und immer mehr Jobs im VA-Bereich: Audioassistenz bei grösseren Jobs, Klein-VA-FoH, Bühnenbau, usw.

    Mit der Zeit immer mehr und anspruchsvoller.


    Keine Touren, aber viele 1-2 Wochen-Jobs mit Abgewöhnungspotenzial, dafür aber - unter eingeweihten - legendärem Rückblick.


    Seit dem Wechsel in die Schweiz fast komplett im Corporate-Audio-Sumpf versunken, von klein bis gross.


    Was mich antreibt?

    Die Aufträge mit dem gewissen Extra. Seien es die Jobs bei denen mal wieder richtig gute Musiker auf der Bühne stehen oder die Kundenwünsche/Anforderungen, die ein Denken abseits des Mainstreams erfordern.


    Was wirklich anstrengend ist?

    Die persönliche Dispo mit 3 kleinen Kindern und ebenfalls berufstätiger Frau.


    Würde ich es wieder so machen? Ja.

    Werde ich es weiter so machen? Grundsätzlich könnte ich mir das für die nächsten 10Jahre noch vorstellen - aber wer weiss was noch kommen mag.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • gert hat ja das kern problem angeschrieben: man muß leider auch irgendwann wieder aufhören mit dem kram :)

    Solche Flausen hatte ich vor einem Vierteljahrhundert auch mal im Kopf: "Junge! Du kannst doch unmöglich noch als Ü40er mit irgendwelchen eher mittelprächtigen Krawallkapellen durch die Lande reisen!"

    Heute, als Mittsechziger, weiß ich‘s besser: doch, doch - das geht schon. ^^

    Lediglich das Bedürfnis, nebenher noch über irgendwelche Bassboxen oder nerviges Netzwerkgedöns zu diskutieren, hat in letzter Zeit spürbar nachgelassen.


    Also gut: als Zwölf- oder Dreizehnjähriger musste ich eine schockierende Entdeckung machen: die Oberstufenband hatte in ihren Boxen Lautsprecher, bei denen schon die silbernen Staubschutzkalotten größer waren als die kompletten '3-Watt-Profi-Radio-Speaker', welche ich gerade voller Stolz für über Monate angespartes Taschengeld im Japanladen erstanden hatte. Ab dem Moment dämmerte es mir: da geht bestimmt noch was!

    Der Rest war das damals übliche Learning by Doing und reichlich Pleiten, Pech und Pannen. Ich kann mich noch vage an das Gesicht eines Berufsschullehrers (Studium war irgendwie nicht mein Ding) erinnern bei meiner Entschuldigung dafür, dass ich irgendeinen Prüfungstermin versäumt hatte: "Ich konnte letzte Woche leider nicht kommen, weil wir da für unsere Band gerade einen Möbelwagen kaufen mussten."

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Dann will ich auch mal meine Geschichte erzählen…


    Bei mir ging das alles schon sehr früh los. Genau weiß ich es nicht mehr, aber es dürfte so Anfang der Grundschulzeit gewesen sein.


    Alles was einen Stecker hatte und Bild oder Ton von sich gab, wurde malträtiert und untersucht.

    Leider zum Unmut meiner Eltern, da ich einiges zu Elektroschrott verwandelt habe.

    Das verwenden der Geräte hat mir nicht gereicht. Ich musste „reinschauen“.

    Also wurde halt das tragbare Spulentonbandgerät meines Vaters zerlegt.


    Es dauerte nicht lange, da habe ich durch das Haus meiner Oma Kabel verlegt (Freiluft) und den alten Plattenspieler (der hatte noch einen Verstärker und im Deckel einen Lautsprecher), mit Lautsprechern aus defekten Geräten in anderen Räumen angeschlossen.

    Meine Oma war sehr begeistert. Für sie war alles mit Strom hochgefährlich.

    Funktioniert hat es trotzdem.


    Ein paar Jahre später hatte ich dann in meinem Zimmer ein altes Röhrenradio.

    Daran wurde der Kassettenrecorder angeschlossen. Dazu gesellten sich selbst gebaute Boxen aus Spannplatten und Lautsprechern aus alten Fernsehern usw. die ich aus dem Sperrmüll gerettet hatte.


    So mit 15 Jahren habe ich dann angefangen elektronische Schaltung zu basteln.

    Kleine Verstärker und ähnliches.


    Zu meiner Konfirmation konnte ich mir dann eine Stereoanlage leisten. Die wurde dann regelmäßig mit auf Partys mitgenommen. Auf dem Fahrrad transportiert.

    Boxen dafür hatte ich mir dann auch selbst gebaut. Irgendein Selbstbauset aus der Nähe von Augsburg. Das Gehäuse habe ich im Technikunterricht gebaut. Das wurde zum Schluss sogar mit Furnierfolie überzogen und sah den teuren Magnat-Boxen meines Freundes sehr ähnlich.


    In meiner Ausbildung zum „Systemintegrator für Gebäudeautomatisierung“ (ja so heißt das heute) hatte ich dann meinen ersten Kontakt zu einem Computer. Das war ein Apple IIx (weiß nicht mehr so genau, wie der hieß). Damit lernte ich dann in der Berufsschule Basic Programmieren.

    Das hat mich so angemacht, dass ich mir einen gebrauchten C64 mit Datasete zugelegt habe.

    Ob man es glaubt oder nicht, damit habe ich eine Lichtanlage für eine Band gebastelt.

    Der C64 hatte 8 TTL Ausgänge, die ich über Transistoren auf Relais gezogen habe.

    Damit wurden dann 8 farbige Funzeln betrieben. Alles auf einer Stahlstange mit Klebeband festgemacht und mit 10 adrigem Ölflex verbunden.

    VDE – oh jeh!


    Das ging dann viele Jahre so. Bis ich mit 30 Jahren ein Haus gebaut habe und dort in dem Ort neue Freundschaften geschlossen habe.

    Einer meiner Freunde spielte in einer kleinen Kirche in einer Band.

    Tja, was soll ich sagen. Ich wurde mit null Erfahrung der „Techniker“ der Band.

    Meine ersten Versuche waren nicht so prickelnd. Aber es wurde immer besser.


    Wieder ein paar Jahre später habe ich dann größere Veranstaltungen in unserem Dorf betreut.

    Heute mache ich unter anderem für unsere Kulturgruppe die Technik.

    Ich bin schon ein bisschen stolz, dass ich schon einige die man vom Fernsehen kennt, gemischt habe.

    Aber damit möchte ich wirklich nicht prallen. Das ist in diesem Kreis hier ganz normal.

    Und ich betreue eine Punk-Rock-Band.


    Ach ja, ganz vergessen. Ich mache das nur als Hobby. Natürlich nicht for free.

    Aber es ist ein Hobby.

    Hauptberuflich bin ich Systemintegrator für Gebäudeautomation.

    Das geht von der IT bis zum Programmieren von SPSen und Erstellen von Visualisierungen.


    Das wars. Es fehlen sicher ein paar Meilensteine. Mehr fällt mir aber gerade nicht ein.

    Ich hoffe, dass es nicht zu langweilig war.

    Einmal editiert, zuletzt von MiFa1969 ()