Erfahrungen mt Monitor 2x8" versus 12"Coax im Livebetrieb

  • Mich hätten mal Eure Erfahrungen beim Livebtrieb von folgenden Monitorkonfigurationen (Bauarten) im Vergleich zueinander interessiert:


    2x 8" + kräftigem, tief getrennten 1,4" Treiber (also Monitorkonstruktionen wie z.B. Meyer MJF-208)


    VS


    1x12" Coax mit kräftigem, tief getrenntem 1,4" Treiber (also Monitorkonstruktionen wie z.B. EAW Microwedge 12)



    (Budgetkonstruktionen mit aus Kostenspargründen kleinem, akustisch zu hoch getrenntem 1" Treibern seien mal außen vor gelassen)


    Bei der Membranfläche ist der 12"er leicht im Vorteil. Beim Membranhub von Fall zu Fall teilweise auch, aber nicht immer. (Verschiebevolumen)

    Tiefgang je nach Bestückung teilweise sogar bei den 2x8" Konstrukten tiefer.

    Die Mittelhochtontreiber sind bei beiden Konstruktionen, ja prinzipiell ähnlich. (typischerweise mit 3" Schwingspule und für ein gleichmäßiges Abstrahlverhalten tief angekoppelt).


    Wie schlagen sich die unterschiedlichen beiden Bauarten eurer Erfahrung nach bei der Stimmwiedergabe, aber auch der Verarbeitung von Signalen wie E-Bass oder Kick. Wie beurteilt Ihr das Abstrahlverhalten, Stellbarkeit, Handling etc.



    Es geht mir vorwiegend nicht um ein spezielles Modell einer Marke (die beiden oben genannten dienen nur zur Veranschaulichung der Bauarten), sondern um den Vergleich der verschiedenen Konstruktionen.



    Viele Grüße,

    Fux

    Viele Grüße,
    Fux

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  • was das abstrahlverhalten angeht, müsste ein 12"er koax eigentlich deutlich besser sein als eine 2x8" konstruktion.

    da monitore in der größenordnung eher selten auf ganz großen bühnen zum einsatz kommen, sondern eher auf kleinen und mittleren bühnengrößen, wäre für mein gefühl eine 12" koax-konstruktion daher erstmal im vorteil. theoretisch.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • was das abstrahlverhalten angeht, müsste ein 12"er koax eigentlich deutlich besser sein als eine 2x8" konstruktion.

    Nicht unbedingt. Der Vorteil des Coax steht der erreichbaren Einengung des Abstrahlwinkels in der Achse, in der die beiden 8“ er nebeneinander stehen und dem Frequenzbereich, für den das funktioniert, gegenüber. Das kann ebenfalls erwünscht und ein Vorteil sein.


    Ich finde daher die Fragestellung ebenfalls interessant.

  • Wenn das Produkt richtig durchkonstruiert ist, wird normalerweise bei einem 2x8" 1,4" der Treiber so tief getrennt, dass bei dieser Frequenz der Mittenabstand der 8"er maximal Lambda Halbe beträgt und diese so fast noch wie eine Punktschallquelle erscheinen.

    Ganz ähnlich wie man das um 90° Grad gedreht (Chassis der einzelnen "Schnitten" übereinander) bei Linearrays kennt.

    Das entspräche bei 8" Chassis in etwa einer Trennfrequenz von 850 Hz, wozu man schon einen ordentlichen Treiber braucht. Trennt man deutlich höher, gäbe es im oberen Übertragungsbereich der nebeneinander platzierten 8"er off axis ein mehr oder weniger wildes Interferenzmuster.


    Bei der 12" Coaxkonstruktion wäre eine höhere Trennung daher erstmal aus dieser Sicht nicht ganz so problematisch. Dafür hat man da die Schwierigkeit, dass wenn die 12" Membrane das Horn bildet, man i.d.R. eine Sprungstelle der Hornerweiterung beim Übergang auf die Membran bekommt und wenn die 12" Membran auslenkt, dieser Übergang sich auch noch ständig verändert.

    Sitzt statt dessen ein separater Horntrichter im 12" Coax, dann schattet dieser die Abstrahlung des 12" Konus ordentlich ab, so dass man den Konus und Treiber sehr tief trennen sollte, damit dies nicht zum Problem wird. Um den Treiber tief zu trennen, muß der Horntrichter im Coax dann aber noch größer werden und schattet damit den Konus noch mehr ab....

    Man kann also frei wählen zwischen "Erschießen und "Erhängen".


    Möglicherweise war das auch mit ein Grund, der die Entwickler in den letzten Jahren dazu bewogen hat nach lauter Coax-Monitorlösungen auch mal solche mit 2 kleineren Konuschassis nebeneinander und tief getrenntem Treiber zu entwickeln.

    Für budgetorientierte MI Monitore ist der dabei benötigte tief trennbare Treiber natürlich zu teuer und zwei kleine Konuschassis kosten auch mehr als ein größeres, weshalb es solche Konstruktionen nur im etwas höheren Preissegment gibt.


    Falls den Thread jemand liest, der einen praktischen Vergleich beider Baumuster hat, bin ich auf seine Eindrücke und praktischen Erfahrungen gespannt.


    Viele Grüße,

    Fux

    Viele Grüße,
    Fux

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  • Wenn das Produkt richtig durchkonstruiert ist, wird normalerweise bei einem 2x8" 1,4" der Treiber so tief getrennt, dass bei dieser Frequenz der Mittenabstand der 8"er maximal Lambda Halbe beträgt und diese so fast noch wie eine Punktschallquelle erscheinen.

    Ganz ähnlich wie man das um 90° Grad gedreht (Chassis der einzelnen "Schnitten" übereinander) bei Linearrays kennt.

    Das entspräche bei 8" Chassis in etwa einer Trennfrequenz von 850 Hz, wozu man schon einen ordentlichen Treiber braucht. Trennt man deutlich höher gäbe es im oberen Übertragungsbereich der nebeneinander platzierten 8"er off axis ein mehr oder weniger wildes ….

    Das stimmt jetzt nicht so ganz, denn manche Hersteller nutzen genau die erste Einschnürung, die zwischen “Abstand Lambda” und “Abstand Lambda/2” entsteht, um den engen Abstrahlwinkel der Treiber/Hornkombi um eine Oktave nach unten zu erweitern. Zwischen “wildes Interferenzmuster” und “verhält sich wie wie eine Quelle” gibt es noch einen kleinen, anwendungstechnisch interessanten Bereich dazwischen. Das kann sinnvoll sein, wenn man unterhalb der Trennung des 60° Horns einen engeren Übergang der horizontalen Abstrahlung haben möchte und dann darf die Trennfrequenz auch etwas höher. ;)

  • Danke, guter Einwand! ;)


    Was ich mir auch schon genauer angesehen habe ist der vertikale Abstrahlwinkel der in Floormonitoren eingesetzten Mittelhochtonhörner. (mit ein paar Handzeichungen veranschaulicht)

    Der "Gehäusewinkel" bzw. Aufstellwinkel (Neigung der Schallwand zum Boden) der Monitore ist ja typischerweise irgenwo zwischen 27 und 45 Grad, in "letzter Zeit" aber eher am unteren Ende, also kaum mehr als 30 bis 35 Grad, damit man den Monitor nah am Künstelr platzieren kann und keinen Platz verliert.

    Da die Hörner ja typischerweise keine geneigte Abstrahlkeule produzieren, macht bei einem vertikalen Abstahlwinkel von 60 Grad das schon so weit nach oben auf, dass man da mit -6dB Abfall beim nominellen Abstahlwinkel noch senkrecht gegen die Decke beschallt. Weil diese Decke aber oftmals sehr schallhart ist, ist ja das auch nicht unbedingt gewünscht.

    Bei 35° Monitorwinkel wäre ein vertikaler Abstahlwinkel von 40 Grad ja noch gerade so o.k., aber typischer ist da schon ein Horn mit eher 50 bis 60 Grad vertikaler Abstrahlung und ein Monitorwinkel von 30 Grad. Da beschalle ich ja schon nach "hinter" dem Monitor....

    Bei Coaxchassis die ja nicht unbedingt ein 60 Grad Abstrahlverhalten, sondern durchaus auch den -6dB Punkt erst bei 90 oder gar 100 Grad haben, ist das dann ja noch wesentlich heftiger.


    Tja, schwer ist leicht was. :)

    Viele Grüße,
    Fux

  • Das Argument "Deckenbeschallung" spielt aber für die Monitoranwendung nur eine Rolle, wenn die Decke wirklich sehr niedrig ist und gut hohe Frequenzen reflektiert.

    Praktisch muß man sich hier den Pegelverlust auf der Differenz der Distanzen "Lautsprecher - Musikerohr" zu "Lautsprecher - Decke - Musikerohr" anschauen. Will sagen: Wenn der Bühnenraum klein und die Decke niedrig ist, wird der Musiker auch nahe an seiner Box stehen. Dann ist die Differenz Direktschall zu reflektierter Anteil trotzdem groß, sodass das kaum eine Rolle spielt.

  • Bei sehr niedrigen Decken über der Bühne dürfte das dann wohl etwa so aussehen:

    1,5m Monitor --> Ohr

    2,5m Monitor --> Decke + 1m Dcke --> Ohr = 3,5m

    also gut doppelt so weit (mind. -6dB) plus den Verlust durch Streuung der Deckenreflektion, also vielleicht irgendwo gesamt -10dB.

    Das dies zusammen mit dem wirklich sehr kurzen Delay für unseren Großrechner zwischen den Ohren ausreicht um das als "gehört nicht mehr dazu" auszublenden war mir jetzt gar nicht bewußt.


    Aber weniger Schall in Richtungen wo's nix bringt, wäre ja trotzdem im allgemeinen Bühnenlärm kein Nachteil.

    Viele Grüße,
    Fux

  • man könnte die Musiker ja auch mal dazu verdonnern, nicht immer die bass Amps bis zum Anschlag aufzudrehen. das macht das ganze schon deutlich leiser :)

    scheinbar geht aber eh der Trend zum iem.

    man kann sich ja zum Thema hören ja mal die residuum kurven ansehen. mp3 macht das ja auch.

  • schlussendlich darf man wieder feststellen:

    lautsprecherbau ist grundsätzlich immer die suche nach dem für die gedachte anwendung besten kompromiss.

    denn ohne kompromisse geht es (leider) nie.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang