Festival Change-Over/Soundcheck Praxis

  • Dienst ist Dienst und Schnapps ist Schnapps.

    Aber wenn da ein ein Zeitgenosse(in) auf der richtigen Wellenlänge an den Fadern war, spricht ja nichts dagegen, nach gut gelaufener Show noch gepflegt im Backstage ein paar Halbe umzutopfen.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Nun, die Ratschläge hier sind schon super. Aber ein paar Dinge solltest Du unbedingt beachten.

    Bring Deine eigenen Kopfhörer, Beschriftungsband, Edding. Sieh zu das Deine Intromusik ggf. auch am Start ist. Am besten mit eigenen Player mit XLR Kabeln und Stick und CD. Druck alle Unterlagen in ausreichender Menge.

    Wenn es dann losgeht mit Linecheck. Folge dem Monitormann und pass auf das die Gesangsmikros spielen. Das Publikum findet Bassdrum nicht so wichtig wie die meisten Tonleute.

    Denk dran, Bei Festivals hören Bands pünktlich auf, egal wann sie anfangen. Also klaue Deinem Künstler keine Spielzeit.

    Verlasse den Mischplatz und die Bühne immer ordentlicher als Du sie vorfindest. Niemand ist für Deinen Müll zuständig.

    „A tidy stage is a happy stage!“


    Frag Deinen Vorgänger was Ihm aufgefallen ist und sage Deinem Nachfolger worauf er achten soll.


    Nicht soviel am EQ drehen, Gain und Lowcut reichen erstmal. Mach Dir eine Effekt Mute taste damit kein Hall auf dem Gesang ist wenn der Künstler spricht. Misch mit den Ohren und nicht mit den Augen.

    Practice, Practice, Practice

  • Sieh zu das Deine Intromusik ggf. auch am Start ist. Am besten mit eigenen Player mit XLR Kabeln und Stick und CD.

    Notebook + USB-Interface, dazu CDs und Stick als Backup wenn dein Rechner frackt. Im Ausland Stromadapter (auch für die Backline) nicht vergessen.

    Eigenes Talkback (SM58S ist der Standard, ansonsten gern identisch zu den Mikros der Leadsänger/Rapper falls ihr die selber mit bringt), was da vor Ort rum liegt taugt oft nicht als Referenz wenn du tatsächlich die Gelegenheit bekommst auch mal kurz auf die PA zu sprechen.

    Alles was du am FoH brauchst sollte in ein Peli 1510 passen, mehr willst du im Platzregen nicht über den schlammigen Acker schleppen.

    Was auch dabei sein sollte ist ein ordentlicher Pegelmesser (AL und Minimic). Wichtigtuerische Dorfbeamten und Mischer von Lokalmatadoren die bei Pegelbeschränkungen um mehr Dosis für ihre Truppe kämpfen kommen da gern mal mit der Handyapp oder dem Afrometer vom Unrat um die Ecke. Da sollte man gegen halten können um Einschüchterungsversuche gar nicht erst aufkommen zu lassen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

    2 Mal editiert, zuletzt von niggles ()

  • Was auch dabei sein sollte ist ein ordentlicher Pegelmesser (AL und Minimic). Wichtigtuerische Dorfbeamten und Mischer von Lokalmatadoren die bei Pegelbeschränkungen um mehr Dosis für ihre Truppe kämpfen kommen da gern mal mit der Handyapp oder dem Afrometer vom Unrat um die Ecke. Da sollte man gegen halten können um Einschüchterungsversuche gar nicht erst aufkommen zu lassen.

    das ist mir tatsächlich auch mal passiert.

    ich habe dann meinen AL1 mit messmic und kalibrierer ausgepackt und dem hausmeister bewiesen, dass sein "messgerät" für 99 EUR definitiv nicht stimmt.


    aber bei dieser sache hier wäre ich da entspannter und würde das auch zuhause lassen. denn einer professionellen crew kann man mit sowas auch gehörig auf den wecker gehen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • wenn du dich richtig rein knien möchtest, dann kannst du dir die pa ja auch auf einem anderen konzert mal zu gemüte führen. vielleicht hat die ausführende kompanie ein konzert, wo du mal schauen kommen kannst.

    ansonsten lass dir doch mal das file vom pultbetreuer schicken. das kannste dann ja modifizieren.

    ... und immer im hinterkopf behalten: da das publikum den act lange nicht so genau kennt wie du, werden denen fehler viel seltener auffallen als dir. mach dir auch mal gedanken, ob dein act in sich ruht oder ob die so nervös sind, das die nie mit dem sound check fertig werden.


    aus spaß an der freude kannste dir ja auch mal die akustische simulation schicken lassen und die frage nach auflagen hinsichtlich pegel etc. wäre noch wichtig. da wird ja sicher nach din 15905 gemessen ;)

  • aus spaß an der freude kannste dir ja auch mal die akustische simulation schicken lassen und die frage nach auflagen hinsichtlich pegel etc. wäre noch wichtig. da wird ja sicher nach din 15905 gemessen ;)

    Strich 5 vergessen..


    ...bei 'nem 5k Pax Ding sollte die 15905-5 meiner Meinung nach gelten... siehe aktuell:

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • aber bei dieser sache hier wäre ich da entspannter und würde das auch zuhause lassen. denn einer professionellen crew kann man mit sowas auch gehörig auf den wecker gehen.

    Man muss das Teil ja nicht immer gleich sofort auspacken. Aber wenn da was im Busch ist spürt man das in der Regel vorher, und dann ist haben besser als brauchen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • ich verstehe deinen ansatz durchaus, wie erwähnt. ein solches messgerät nebst kalibrator ist aber nun nicht so wirklich billig in der anschaffung. und ich denke, als anfänger bei solchen produktionsgrößen stehen da erstmal andere dinge im vordergrund.

    ausserdem: wenn der headliner per vertrag vorgegeben hat, dass die bands vor ihm deutlich leiser sein und schlechter klingen müssen, dann hilft auch das beste messgerät nix.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • wenn der headliner per vertrag vorgegeben hat, dass die bands vor ihm deutlich leiser sein und schlechter klingen müssen,

    Über das "deutlich leiser" kann man ja vielleicht noch reden, aber gibt's heute wirklich noch Veranstalter, die eine "alle anderen klingen schlechter"-Klausel unterzeichnen?

    Und wie will man das durchsetzen? Sabotage der PA durch die örtliche Crew während der anderen Acts?

    Und vor allem: Was macht man dann als Vorgruppenmischer, wenn RHCP der Headliner ist? Pult aus?


    Ich hab ja schon Mal geschrieben, es ist nicht meine normale Liga. Aber ein solches Geschäftsgebaren kann man ja mir als unlauter (ha, was ein Wortspiel!) bezeichnen. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass es das noch gibt.

  • Egal ob das wirklich schriftlich nierdergelegt wird, aber war schon mal jemand auf einem Konzert wo die Vorband lauter als der Mainact war? ;)

    Gefühlt: Ja. "Asian Dub Foundation" 2003 als Support für "Radiohead".

  • Über das "deutlich leiser" kann man ja vielleicht noch reden, aber gibt's heute wirklich noch Veranstalter, die eine "alle anderen klingen schlechter"-Klausel unterzeichnen?

    Und wie will man das durchsetzen? Sabotage der PA durch die örtliche Crew während der anderen Acts?

    ich gebe zu, dass ich schon ein paar jahre aus den größeren gigs raus bin. aber ich habe sowas mehrmals erlebt.


    leiser ist kein problem, da wird einfach der threshold der limiter tiefer gelegt - oder es werden teile der pa abgeschaltet. vor allem subwoofer.


    es ist für einen guten systemer ebenfalls durchaus kein hexenwerk, ein system schlechter klingen zu lassen. da muss man ja z.b. nur die phasenkompensationen auf null stellen, schon funktioniert das system nicht mehr so gut (falls es zuvor korrekt eingestellt war).


    ob das heute noch gemacht wird, ist mir also tatsächlich nicht bekannt. vor 10 jahren war sowas aber noch recht oft zu finden.


    bei meinem letzten großen gig vor drei jahren auf einer wirklich großen K1 anlage gab es da übrigens keinerlei einschränkungen für meinen act als vorband. das fand ich super - und hab das auch nicht ausgenutzt.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • es ist für einen guten systemer ebenfalls durchaus kein hexenwerk, ein system schlechter klingen zu lassen. da muss man ja z.b. nur die phasenkompensationen auf null stellen, schon funktioniert das system nicht mehr so gut (falls es zuvor korrekt eingestellt war).

    Ich schrieb ja: Sabotage. Ob sowas professionell ist, kann ich als Hobbynebenerwerbsfaderschubser nicht entscheiden. Mir persönlich ginge es arg gegen die Berufsehre und auch den mir eigenen Drang, mit den gegebenen Mitteln ein optimales Ergebnis zu erzielen. Wäre wahrscheinlich dann mein letzter Job für Veranstalter und/oder Company. Entweder, weil ich wegen "Befehlsverweigerung" nicht mehr gebucht würde, oder weil ich für solche Leute sowieso nicht mehr arbeiten wollte. Wahrscheinlich beides.


    Ich frage mich gerade, warum mich das Thema eigentlich so aufregt. Wahrscheinlich, weil es nicht am Vertragswerk, sondern den individuellen Fähigkeiten der Acts und ihrer Techniker liegen sollte, wie gut das audiovisuelle Erlebnis wird.


    Andererseits: Ich hab (als Gast) schon genug Konzerte erlebt, bei denen auch der Hauptact soundmäßig eher enttäuschend war.

  • Funny story; wir haben vor ein paar Jahren eine Zelt EBM VA gemacht. Die erste “Band” (Rapper mit DJ) des Tages war total angepisst weil sie dachten es wäre zu leise (klar war es leiser als später, aber es hat immer noch ordentlich duff duff gemacht - geflogenes J und J subs / J infras am Boden).

    Der Rapper beschwerte sich lautstark über die PA und seine Kumpels drehten alle Wedges und das DJ Fill gegen Publikum 😂

    Am Ende des Sets feuerte der Rapper noch das Funkmikrofon quer über die Bühne. Schade um’s Mikrofon, die Rechnung ging dann später raus.

    Es war skuril, und der Typ wußte nicht dass er sich als kompletten Idioten darstellt.

  • Danke nochmal für all eure Tipps!


    Ich hatte das Festival, ja große Bühne aber doch wenig Publikum.

    Habe mich ja dann doch dagegen entschieden ein eigenes File zu erstellen um Fehlerquellen zu vermeiden.

    Das Ergebnis war aus meiner Sicht ganz okay aber echt nicht perfekt.

    Habe mir schwer getan auf der mir nicht bekannten Pultoberfläche, auch wenn ich mir Bilder+Videos für alle Basic Workflows davor angeschaut habe. Aufregung oder gar Versagensängste waren im Vorfeld auch dabei.

    Das war der bekannte "Sprung ins kalte Wasser".


    Rückblickend war es eine sehr wertvolle Erfahrung für die ich echt dankbar bin machen zu dürfen.

    Ich verstehe nochmals mehr, dass bei jedem "Next-Level" man quasi bei 0 anfängt.


    Ich nehme die wirklich sehr positive Erfahrung mit wie die Abläufe sind, wie ich die Kontakte zur Bühnen-Crew/Monitor-/FOH-Betreuer*in herstelle und was ich mit ihnen abkläre damit wir eine gute Grundlage haben auf der wir zusammen arbeiten können. Das lief echt gut.


    Ich nehme mit, dass es im FOH-Zelt wirklich mies klingt, leise, distanziert, ungewohnt. So war es wirklich schwer einzuschätzen wo ich mit den Kanal-EQs hinmuss. Habe noch nie so leise (am FOH) gemischt. In den Clubs habe ich am FOH immer guten Pegel und ein übertrieben zu viel an Bass (Holzpodest, Raum-Rückwand).


    Ich nehme mit, dass ich mein Arbeitsinstrument wirklich kennen muss um darauf was gutes abzuliefern. Vielleicht ist es die Lösung mit einem eigenen kleinen Mixer zu kommen und die 6 Signale drauf patchen zu lassen. So wäre alles schön voreingestellt, die Effekte perfektioniert usw. Auf mich wirkte es so wie die Bühnen Crew auch gar nichts dagegen gehabt hätte, als ich mich vorstellte kamen von beiden Menschen die Frage "hast du eigenes Pult dabei?". Ich bin mir sicher damit hätte ich das beste Ergebnis bekommen. Aber ich würde über diesen Weg meine Unwissenheit der fremden Pulte nur weiter herausschieben. DJ + 4 Mikros sollte ja echt kein Hexenwerk sein - und ist es auch nicht wenn man das Werkzeug beherrscht. Eure Meinung zur Akzeptanz fremder Pulte? Habe hier andere Threads dazu schon gelesen aber beziehen wir das mal auf Festivals, teilweise auch Neben-Bühnen, und nicht der Haupt-Act. Hätte dann eine SQ5 oder 6 im Auge mit Cat5 Stagebox oder Local ins.

  • Funny story; wir haben vor ein paar Jahren eine Zelt EBM VA gemacht. Die erste “Band” (Rapper mit DJ) des Tages war total angepisst weil sie dachten es wäre zu leise (klar war es leiser als später, aber es hat immer noch ordentlich duff duff gemacht - geflogenes J und J subs / J infras am Boden).

    Der Rapper beschwerte sich lautstark über die PA und seine Kumpels drehten alle Wedges und das DJ Fill gegen Publikum 😂

    Am Ende des Sets feuerte der Rapper noch das Funkmikrofon quer über die Bühne. Schade um’s Mikrofon, die Rechnung ging dann später raus.

    Es war skuril, und der Typ wußte nicht dass er sich als kompletten Idioten darstellt.

    sowas ähnliches habe ich auch schonmal erlebt. zwei typen mit mikros auf der bühne und ein DJ. einer davon war damals gerade im begriff, ein "TV-star" zu werden. der war aber eher nicht das problem, sondern sein kumpel. das lief zwar ohne beschädigtes funkmikro ab, aber mit den ständigen ansagen "ey, mach mal lauter" ... verbunden mit häufigen feedbacks, weil die monitoranlage schon an der grenze lief.

    damals kamen ein paar leute zu mir an den FOH und fragten, wann man den deppen endlich von der bühne schmeisst... ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Rückblickend war es eine sehr wertvolle Erfahrung für die ich echt dankbar bin machen zu dürfen.

    na wunderbar! ;)



    Eure Meinung zur Akzeptanz fremder Pulte? Habe hier andere Threads dazu schon gelesen aber beziehen wir das mal auf Festivals, teilweise auch Neben-Bühnen, und nicht der Haupt-Act. Hätte dann eine SQ5 oder 6 im Auge mit Cat5 Stagebox oder Local ins.

    die akzeptanz für fremdpulte ist heutzutage recht hoch. ich würde sogar sagen: das ist oft sogar normal geworden.

    und mit einer SQ5 plus stagebox machst du für diese anwendung sicher keinen fehler.


    Ich nehme mit, dass es im FOH-Zelt wirklich mies klingt, leise, distanziert, ungewohnt. So war es wirklich schwer einzuschätzen wo ich mit den Kanal-EQs hinmuss. Habe noch nie so leise (am FOH) gemischt. In den Clubs habe ich am FOH immer guten Pegel und ein übertrieben zu viel an Bass (Holzpodest, Raum-Rückwand).

    das thema "gute FOH position" ist ein uraltes.

    ich persönlich kämpfe schon seit jahrzehnten vehement gegen schlechte plätze an - aber es gibt leider nicht wenige dienstleister, die sich ihre FOH position sogar freiwillig schlecht wählen.

    und bei openairs, vor allem bei kleinen, beobachte ich auch, dass man hier gerne eine folien-rückwand einzieht. das ist meistens nicht wirklich clever - denn in kleinen behausungen mit geschlossener und reflektierender rückwand hat man klanglich ein völlig anderes ergebnis als die zuhörer draußen.

    wie gesagt: das thema ist schon uralt - auch auch du wirst damit leben müssen, dass man da manchmal schwierige situationen meistern muss.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang