Meine 2 Ohm "Angst" - Schwachsinn oder doch berechtigt?

  • Hey ihr netten Menschen.


    Ich bräuchte bitte euren Rat bzw eure Erfahrungsberichte.


    Mittlerweile bin ich seit über 20 Jahren in unserer Branche tätig und als ich angefangen habe, waren 2 Ohm stabile Amps noch sehr selten und irgendwie war das nie so richtig "safe" (zumindest gefühlt). Heutzutage ist ja eigentlich jeder Amp 2 Ohm stabil, dennoch habe ich diese innerliche Abneigung/Angst davor Amps wirklich auf Last und dauerhaft auf 2 Ohm laufen zu lassen.


    Ist das berechtigt oder einfach nur ein falsches Empfinden - klar man kann jetzt sagen, wenn der Hersteller es angibt - dann passt das...

    ...aber ich weiß nicht. 8o


    Konkret geht es darum, dass ich demnächst bei einem nettem Festival das Contour Array aufhänge - noch ist nicht ganz klar ob mit 4 oder 5 Tops pro Seite... prinzipiell habe ich QSC PL380 dafür... bei 4 Tops würde ja prinzipiell eine reichen. Das Festival geht aber schon einige Stunden (von ca 15h bis 00h) alles gemütliche Musik aber dennoch.


    Was meint ihr - kann ein moderner amtlicher Amp über viele Stunden auf 2 Ohm laufen?


    Bei Mid/High habe ich noch weniger Zweifel... bei Bässen noch mehr...


    Ist das vollkommen irrational oder schon was dran?


    Danke vielmals - mfg Erwin

  • Ecto_Erwin

    Hat den Titel des Themas von „Meine 2 Ohm "Angst" - Schwachsinn oder doch berechtigt!“ zu „Meine 2 Ohm "Angst" - Schwachsinn oder doch berechtigt?“ geändert.
  • Moinmoin auch. Also aus meiner Erfahrung heraus,brauchst du dir da

    keine Gedanken machen.

    Wir betreiben seit 2008 jeweils 2 uralt W-Bins mit zusammen 2Ohm an

    den günstigen Proline Endstufen vom T.

    Und das tagelang beiLive- Openair, und auch gerne 24 Stunden am Stück

    bei indoor Electro und Technogeschiebe.

    bis jetzt keinerlei Probleme damit gehabt.

    der Tongnom am Mischtisch!

  • "technisch" können eigentlich alle Amps, auf denen 2 Ohm draufsteht, diese auch dauerhaft bedienen.


    Ich würd' mir aber vorher der Impdanzverlauf der LS anschauen - manche "theoretische 8Ohm-Kiste" hat so die eine oder andere Senke im Impedanzverlauf, die dann aus "4x8 -> 2 Ohm" plötzlich eine 1.x oder gar 0.x-Kette machen - ob das dann kritisch ist hängt davon ab, was die jeweilige Endstufe meint und bei welcher Leistungsanforderung das denn passiert.


    Zudem habe ich das Gefühl, dass manche Amps an 4 Ohm entspannter spielen als im Prügelbetrieb bei 2 Ohm - da kommt man um's ausprobieren aber nicht drum herum...


    (und so Dinge wie "mehr Controller-Möglichkeiten" bei mehr Amps - gerade ggf. im Bass-Setup und "wir fahren 4 Ohm, damit wir im Fall des Falles auch beim Defekt zur Not mit 2 Ohm auch noch das VA-Ende erreichen" mal außen vor gelassen)

  • Wenn ich mich nicht irre, hat ein Kollege die PL380 und verlangt denen ganz schön was ab, auch bei 2Ohm. Sollte also passen. Eine Spare-Endstufe dabei zu haben finde ich trotzdem nie verkehrt.


    Meine Wahrnehmung sagt mir übrigens, dass die Quote der 2Ohm tauglichen Amps nich gestiegen ist in den letzten 20 Jahren. Mit den zahlreichen Billigamps hat sich die Zahl der min. 4Ohm Dinger dramatisch erhöht.


    Die alten Crest und Crown konnten dafür doch alle 2 Ohm...

    Der Ton macht die Musik.

  • Ich denke, rein technisch wird es funktionieren. Man sollte halt im Hinterkopf haben, dass mehr Strom fließt, also die LS Kabel kurz und dick oder recht früh aufteilen.

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  • Contour Array aufhänge - noch ist nicht ganz klar ob mit 4 oder 5 Tops pro Seite... prinzipiell habe ich QSC PL380 dafür... bei 4 Tops würde ja prinzipiell eine reichen.


    Was meint ihr - kann ein moderner amtlicher Amp über viele Stunden auf 2 Ohm laufen?

    Würde ich nicht machen. Erstens ist bei Ausfall der Endstufe dann eine komplette PA-Seite weg, und zweitens ist 2Ohm-Betrieb wie schon von Anderen beschrieben immer mit hässlichen Kompromissen behaftet.

    Die Netzteile praktisch aller moderner Endstufen sind nur für volle Dauerleistung im 4 Ohm-Betrieb ausgelegt. Die theoretisch an 2 Ohm mögliche Leistung erzeugen die nur so lange bis die Elkos leer sind, d.h. im Impulsbetrieb. Wenn der Hersteller schlau war hat er das so ausgelegt dass sich die immer zwischen 2 Bassdrumschlägen wieder weit genug aufladen dass es für den nächsten Kick reicht. Das ist der ganze Trick hinter den scheinbar physikalisch unmöglichen Setups mit 8x18" an einer 1HE Endstufe an einem Schuko. Im Mid/High-Bereich klappt das aber nicht, da bricht dir einfach beim Gasgeben irgendwann die Leistung ein.

    Das andere Problem ist das ungünstige Verhältnis zwischen Lastimpedanz und Leitungswiderstand. Wenn das nicht gerade nur 5m 4mm2 sind geht bei Frequenzen in der Nähe des Impedanzminimums der Dämpfungsfaktor der Endstufe in den Keller. Das hört man (Druck ist weg, der Klang wird weich und undefiniert) und es verursacht auch gerne Stabilitätsprobleme in der Endstufe bis hin zu hochfrequenten Oszillationen und darauf folgender Abschaltung ohne Vorwarnung 8|.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • ganz ehrlich: als gelernter elektroniker blutet mein herz, wenn ich von einem 2ohm betrieb mit basslautsprechern höre.

    denn die impedanz ist ja in wirklichkeit frequenzabhängig - und die nennimpedanz wird bei einigen lautsprechern doch auch mal unterschritten. also so nah am kurzschluss zu arbeiten ist was für schweißer, aber wir machen ja eigentlich filigrane spannungs- und nicht brutale stromanpassung ;)


    also mit 8" topteilen hab ich 2ohm betrieb auch schon gemacht, schon vor 20 jahren. da sehe ich jetzt keine wirkliche herausforderung sowohl für den amp als auch für die kabel.

    bei bässen sieht es aber anders aus:

    je geringer die impedanz, desto höher ist der stromfluss und desto höher die thermische beanspruchung für den amp.
    und: je geringer die impedanz, desto geringer der dämpfungsfaktor, der ja in abhängigkeit von ausganswiderstand, kabellänge und kabelquerschnitt ist.


    kurz gesagt:

    je geringer die impedanz, desto kürzer und dicker (querschnittsfläche) müssen die kabel sein, um die leistung möglichst verlustfrei zu den speakern zu bringen. und wenn der dämpfungswert in die knie geht, dann passiert das selbe mit dem sound: er verliert den punch und geht mehr in richtung "woooofer"... im extremfall kann man dann bassdrum und bassgitarre nicht mehr richtig auseinanderhalten.


    ich weiß, es gib einige kollegen, die betreiben auch ihre bässe mit 2 ohm und sind zufrieden.

    ich persönlich würde das aber nicht machen, auch aus redundanzgründen. lieber eine endstufe mehr dabei als eine zuwenig und dann die bässe im 4 ohm betrieb fahren.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    2 Mal editiert, zuletzt von wora ()

  • Schließe mich wora an.

    Tiefton in 2 Ohm können nur wenige Amps, z.B. Hoellstern, Powersoft, Crown evtl.

    Das wird sehr schnell matschig und leblos, daher meiden oder gar nicht erst machen.


    Bei Mid/Hi ist das weniger tragisch, da auch deutlich weniger Leistung abgerufen wird. Wenn die Stufe also nicht an der Leistungsgrenze hängt, dann kann man das in diesem Bereich schon mal machen. Allerdings würde ich hier Marke nehmen und keine Chinakracher. Je nach Design der Stufe kann es auch zu unschönen Effekten kommen.


    PS

    Wenn auf dem Datenblatt etwas von 2 Ohm Mindestimpedanz steht heißt das noch lange nicht, dass die Endstufe damit souverän-dynamisch umgehen kann. Das können nicht viele. Hoellstern ist da so ein Kadidat, fühlt sich erst bei unter 4 Ohm wohl.


    In meinen Anfangen hatte ich meine Bässe mit Peavy CS800x getrieben, welche auch 2 Ohm stabil war. Das stimmte und selbst im Prügelbetrieb über 2 Tage machte die Stufe dies mit. Allerdings war der Bass immer ein wenig matschig und leblos. Lag einfach am Dämpfungsfaktor der bei 2 Ohm Betrieb einfach nicht mehr vorhanden ist.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Gerade bei 2 Ohm kommt es dann auch auf die Verkabelung an.
    Wenn ich Amp -> Kabel -> Box 1 -> Kabel -> Box 2 -> Kabel -> Box 3 -> Kabel Box 4 mache, dann kommt da ganz andere Matsche raus, als wenn ich direkt an der Endstufe auf vier LS Kabel aufteile.

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  • Danke euch vielmals.


    Dann hat mich mein Gefühl eh nicht getäuscht. Subs fahre ich prinzipiell mit minimal 4 Ohm.


    Dann werde ich bei 4 Tops pro Seite eben mit 2 Amps auf 4Ohm fahren und falls es 5 werden eben einen AMP mit 3 Tops (2.66 Ohm) und einen mit 2 Tops.


    Danke sehr - Amps sind ja genug da, ist eher eine Platzfrage :)

  • Neben dem fast nicht mehr vorhandenen Dämpfungsfaktor bei 2 Ohm Betrieb, geht an komplexen Lasten (ein Lautsprecher ist ja keine Glühbirne) fast Jeder Amp im Vollgas 2 Ohm Betrieb in die Strombegrenzung und das hört man schon ordentlich. (Bei den alten 2 HE Crown Macrotechs ganz unschön…) Das Impedanzminimum eines nominellen 8 Ohm Lautsprechers ist ja tiefer als 8 Ohm und bei einer Bassreflexkiste frequenzmäßig typischer Weise da, wo die Leistung auch richtig genutzt wird.


    4 Control ONE‘s im 2 Ohm Betrieb an einer solchen Crown MA hatten wir zwar auch schon, aber das lass ich mir noch eingehen. :)


    Was für mich aber ein Ausschlusskriterium für den 2 Ohmbetrieb ist ist die Ausfallsicherheit.

    Wenn ich Bässe ganz normal 4 Ohm fahre, obwohl der Amp auch 2 Ohm könnte, und ein BassAmp streckt die Flügel, dann hänge ich die Bässe einfach auf einen anderen Bassamp mit dazu und fahre notfallmäßig die Veranstaltung im 2 Ohm Betrieb fertig.

    Wenn die Amps aber eh schon im 2 Ohm Betrieb laufen, was mache ich dann wenn einer Ausfällt?

    Einen ein Ohm Betrieb mit Minimalimpedanz irgendwo zwischen 0,6 und 0.7 Ohm und einer Komplexen Last?


    Man bedenke auch die nötigen Kabelquerschnitte.


    Zum Vergleich:

    Die Stromversorger haben nicht ohne Grund für die Überlandleitungen Hochspannungsleitungen zwischen 20kV und 380kV. „Hochstromleitungen“ mit nur 400V und dafür Oberschenkeldicken Kupferwürsten sind da keine Alternative… ;)

    Viele Grüße,
    Fux

    Einmal editiert, zuletzt von Fux ()

  • Hallo,


    habe noch 2 Crown K2 Endstufen Leichen im Keller liegen. Nicht nur das die wegen mangelhaftem Service im 2 Ohm Betrieb sterben alleine wegen einer neuralgischen Schraubverbindung ( Übergangswiderstände ) sondern sogar die zahlreichen Steckverbinder / Steckkontakte des dicken internen Kabelbaumes werden Schwarz ... so etwas sieht man auch selten :( . Zudem wurden gerade diese Endstufen auch noch gerne im 4Ohm Brückenbetrieb derbst 'Kelle Rechtsanschlag her genommen'. Auch wenn schlechte Endstufen im nieder Impedanz - und laut Betrieb zu Stromquellen 'über gleiten' geht das massiv auf die Lautsprecher Chassis.


    Ich also auch sicher kein Freund von 2Ohm Betrieb jeglicher Art:!:


    corn*Schotte