Meister für VT und der 'Bachelor Professionel'

  • Hallo Zusammen,


    ich habe meinen Bühnenmeister vor knapp 15 Jahren gemacht und erfahren, daß die Ausbildung verändert wurde und der 'neue' Meister jetzt den Titel 'Bachelor Professionel' trägt und wohl einem akademischen Grad oder Titel entspricht.


    Da ich im Öffentlichen Dienst stehe und mit meinem 'alten Meister' idR bei Lohngruppe 9B Ende ist wurmt mich Das natürlich, da Akademiker im ÖD mit Lohngruppe 10 einsteigen und da noch viel Luft nach oben ist...


    Wie seht Ihr Das ? Gibt es vllt eine Möglichkeit den 'alten Meister' aufzuwerten oder ebenfalls als Bachelor anerkennen zu lassen ? Hat Jemand von Euch vllt schon mal diesbezüglich mit der IHK oder sonstigen beteiligten Institutionen kommuniziert ?


    Ich find's irgendwie albern und auch beleidigend, daß im ÖD Leute zu 'Teamleitern' befördert werden und ohne Meistertitel, akademischen Grad oder vergleichbar hochwertiger Ausbildung zum Teil auf 10 oder 11 eingruppiert werden und somit mehr verdienen als ich, der allabendlich die Verantwortung für bis zu 1000 Zuschauern im Haus übernimmt. Oder mehr als unser Technischer Leiter - studierter Ingenieur - der Lohnstufe 9C bekommt, also nicht mal 300€ brutto mehr als ich.


    Danke + beste Grüße

  • Ich bin aktuell in der Prüfungsphase für den neuen Meister/Bachelor Professional, schriftliche Prüfungen sind überstanden, jetzt muss noch ein Projekt gefunden werden und die mündliche prüfung im Betriebsmanagement geschafft werden...

    Mit dem alten Meister hat der nicht mehr viel zu tun, ob man das gut finden muss weiß ich nicht. Ein Upgrade geht meines Erachtens nur über das Schreiben der neuen Prüfung.

    Vor allem der Teil Betriebsmanagement hat es aber im Vergleich zum alten Meister erheblich an Stellenwert und Komplexität gewonnen. Dafür ist in den Fachspezifischen Teilen fast kein "Fachwissen" nötig (es muss bspw. fast nichts gerechnet werden)


    Übrigens, in Bayern ist der Meister VT, der nach VStättV den vollen Verantwortlichen für Veranstaltungstechnik übernimmt in EG9a eingruppiert nach EGO Handwerk, dabei ist egal ob Bachelor Professional oder ganz alter Bühnenmeister.

    Außerhalb Bayerns sind die meisten Meister die ich kenne in der E8 oder noch schlimmer größtenteils rechtswidrig in NV Bühne einsortiert. Erst wenn wirklich Verwaltungstätigkeiten oder Betriebsleitungstätigkeiten übernommen werden kommen meines Wissens nach die E10 oder höher zum Einsatz

  • Hallo Marian,


    interessante Informationen die ich da von Dir erfahre.


    Das mit dem 'kein Fachwissen' beim neuen Meister wurde mir schon so berichtet und ich frage mich ernsthaft welchen Sinn Das haben soll. Klingt so, als ob Ihr eher zum Betriebswirt oder was Ähnlichem in der Verwaltung ausgebildet werden...Event-Management oder so.


    Das mit den Meistern in 9a egal ob mit oder ohne Bachelor beruhigt mich ein bißchen auf der einen Seite, denn dann stehe ich mit meinem 9b + Zulagen gar nicht so schlecht da.


    Auf der anderen Seite finde ich es unverschämt und frustrierend, denn der Sohn vom Kollegen studiert 'nebenbei' während seiner Ausbildung bei der Stadt IT auf Bachelor und wird dann ab Lohnstufe 10 einsteigen und kann bis 15 rauf.


    Was soll Das ? Verantwortung für Hunderte Menschen am Abend wird mit max 9b vergütet, die IT am laufen halten aber ab 10 bis 13 ? Empfinde ich als ungerecht auf ganzer Linie.

  • Du darfst mit jedem Meister, egal wie alt der ist, den Titel "Bachelor Professional" führen, da das lediglich eine Internationalisierung des Meistertitels bzw. Anerkennung des Bildungsgrades gegenüber eines Grundstudiums ist.


    Wenn du dann noch den Betriebswirt hast, darfst du dich sogar Master Professional nennen.


    Wichtig ist, dass das Kürzel CCI angehangen wird.

  • Hallo Julian,


    kannst Du mir das mit dem 'CCI' bitte erklären ?


    Und jetzt mal doof gefragt aus meiner Handwerker-Perspektive heraus: bin ich jetzt nachträglich in den Stand der Akademiker erhoben worden ?

  • Hallo Julian,


    kannst Du mir das mit dem 'CCI' bitte erklären ?


    Und jetzt mal doof gefragt aus meiner Handwerker-Perspektive heraus: bin ich jetzt nachträglich in den Stand der Akademiker erhoben worden ?

    CCI steht für Chamber of Commerce and Industry. Also wie beim Dipl. Ing. FH die Fachhochschule.


    Nein, du bist nicht nachträglich zum Akademiker geworden, lediglich dein Ausbildungsstand wurde mit dem eines Bachelor Absolventen gleichgesetzt.


    Im Grunde eine Marketingaktion um das Handwerk gleich attraktiv zu einem Studium zu machen.

    Meister = Master

    Geselle = Bachelor

    lt. deutschem Zunftwesen...

    Schlicht falsch. Der Master im englischsprachigen Handwerk hat nichts mit dem studierten Master of XXX zu tun und der Geselle ist ein Journeyman.

  • Es beruhigt mich immer wieder zu lesen, dass solche Dinge in unserem Land nicht etwa an eine Qualifikation oder Fachwissen gebunden sind, sondern an den Erwerb eines Blattes Papier. Den Begriff "Erwerb" habe ich hier ganz bewusst so gewählt...


    Immerhin ist es hierzulande so, dass der mit extremsten Risiken und Wagnissen behaftete Beruf des Holzspielzeugmachers weiterhin nicht ohne einen Meisterbrief selbstständig ausgeübt werden darf - eine Tonne an die Traverse geht aber mit Mittelschule und ausreichend Selbstbewusstsein, der "Erwerb" der notwendigen Bescheinigung reißt mit durchschnittlich 20 Euro auch kein all zu derbes Loch in die Kasse...

    Kein Applaus für Scheiße!

  • "eine Tonne an die Traverse geht aber mit Mittelschule und ausreichend Selbstbewusstsein..."

    Das Problem ist halt die mangelnde Kontrolle. Eigentlich ist in den VBGs, DGUVs und ähnlichen Vorschriften und Rechtsnormen schon geregelt Wer Was darf und Was eben nicht.


    Solange es aber Keiner kontrolliert baut der Dorf-DJ halt weiter seine ablegereife, überlastete und sich durchbiegende Traverse über der Tanzfläche auf, legt die ungeprüften Kabel mit der defekten Isolierung halt weiter ohne Kabelbrücken frei über den Fußboden und bläst dem Publikum mit Hochtönern auf Ohrhöhe das Trommelfell raus...


    Ich habe in meinem Leben in sooo vielen Veranstaltungsstätten gearbeitet - auch städtischen - und nicht Einer hat mich jemals nach der Qualifikation gefragt.

  • Das mit dem 'kein Fachwissen' beim neuen Meister wurde mir schon so berichtet und ich frage mich ernsthaft welchen Sinn Das haben soll. Klingt so, als ob Ihr eher zum Betriebswirt oder was Ähnlichem in der Verwaltung ausgebildet werden

    Naja, der neue Meister geht eher in die Richtung "Verantwortlicher für Veranstaltungstechnik" nach VStättV und technischer Leiter. Koordination, Gefahrenstellen erkennen, Gesamtkonzeption erstellen, quasi Wissen wen man fragt und wie man dessen Aussage wertet.

    Man muss sich vom Gedanken verabschieden, dass ein Meister in einem IHK Abschluss mit einem Meister der Handwerkskammer vergleichbar ist. Das Handwerkliche/technische Geschick wird beim Meister VT zu keiner Zeit irgendwo geprüft. Wir hatten im Kurs Menschen, die noch nie ein XLR Kabel in der Hand hatten. Andererseits hatten wir auch Dozenten im fachspezifischen Teil auf die das gleiche zutrifft...


    Zitat

    Was soll Das ? Verantwortung für Hunderte Menschen am Abend wird mit max 9b vergütet, die IT am laufen halten aber ab 10 bis 13 ? Empfinde ich als ungerecht auf ganzer Linie.

    IT ist im TVÖD ganz anders eingruppiert, sonst würde man für die Jobs gar niemanden bekommen.

    Ungerecht finde ich die Vergütung von Reinigungsfachkräften, die im Idealfall E3 bekommen, die dürfen sich beschweren...

    Verglichen mit der freien Wirtschaft ist alles über E7 für einen angestellten Meister VT überdurchschnittlich, im Vergleich ist alles unter E13 selbst für einen unmotivierten Informatiker unterdurchschnittlich.


    Du darfst mit jedem Meister, egal wie alt der ist, den Titel "Bachelor Professional" führen, da das lediglich eine Internationalisierung des Meistertitels bzw. Anerkennung des Bildungsgrades gegenüber eines Grundstudiums ist.

    Meines Wissens nach nicht, nur wenn die Fortbildung im DQR6 Rahmen eingegliedert ist, was meines Wissen nach der alte Meister nicht war, und der ganz alte Bühnenmeister erstrecht nicht war. Zumindest wurde uns "verkauft" dass man deshalb den Betrieblichen Management-Teil so aufblasen musste.

  • CCI steht für Chamber of Commerce and Industry. Also wie beim Dipl. Ing. FH die Fachhochschule.

    Nee, das ist einfach der Versuch der IHKen sich einen schicken englischen Titel zu geben, ohne weitergehende rechtliche Relevanz.

    Mmn ist der Versuch den Meister VT mit einem Hochschulabschluss gleich zu stellen im Grund genommen jetzt schon gescheitert. Die öffentliche Hand wehrt sich (bis jetzt erfolgreich) mit Händen und Füssen dagegen weil sie ansonsten den schnöden Stadthallenhausmeister erheblich höher eingruppieren müssten. Und die Unis und FHs in DE mauern auch. Versuch dich mal mit einem Meistertitel VT dort für ein Masterstudium einzuschreiben. Das erste wonach die fragen ist ob du wenigstens mal Abitur gemacht hast... ||

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Und die Unis und FHs in DE mauern auch. Versuch dich mal mit einem Meistertitel VT dort für ein Masterstudium einzuschreiben. Das erste wonach die fragen ist ob du wenigstens mal Abitur gemacht hast... ||


    Das ist aus meiner Erfahrung heraus auch durchaus sinnig ... ein Masterstudium ist etwas ganz anderes als eine Meisterausbildung, die bereitet einen kaum auf das vor was da verlangt wird.


    Ich persönlich habe noch den "alten" Meister gemacht, finde die neue Ausbildung aber durchaus charmant und dem Arbeitsbild eines heutigen VT Meisters angemessen. Nicht alles was die IHK macht ist gleich schlecht, auch wenn ich auch kein wirklicher Freund bin, gerade was Ausbildungsinhalte angeht ...

  • Die neuen Titel dürfen nur diejenigen führen, die auch nach der neuen Fortbildungsverordnung die Fortbildung absolviert haben. Ich finde die Bezeichnungen irreführend und nenne meine Qualifkation im englischen Sprachraum "Master Craftsman", da das die englische Bezeichung für einen Meister ist. Um klarzustellen, womit ich mich beschäftige, ergänze ich dann u.a. noch mit "Premises licensing", was dem Bauantragswesen entspricht.


    Zur Kritik an der aktuellen Meister-Fortbildung "ohne Fachrichtung" kann ich sagen, dass die Fortbildung sehr anspruchsvoll ist. Anfangs war ich skeptisch, doch da ich in dem Kurs in Leipzig unterrichte, habe ich gute Einblicke. Alles ist auf meisterliches Handeln ausgelegt und es geht sehr viel um Zusammenhänge und Erfassen von Situationen und das richtige Handeln. Die Fachkunde kommt dabei nicht zu kurz, auch wenn der eine Kollege das anders behauptet. Der war wohl noch nicht in der Forbildung...

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • Die Fachkunde kommt dabei nicht zu kurz, auch wenn der eine Kollege das anders behauptet. Der war wohl noch nicht in der Forbildung...

    Wie gesagt, Fortbildung gemacht und schon in der Prüfungsphase. Habe mir die Nuller-Prüfung (Frühjahr 21) und die Herbstprüfung 21 gekauft, und die Frühjahrsprüfungen 22 selber absolviert.

    Viel Fachwissen zu Technik war da nicht gefordert. Zudem waren in den Lösungsvorschlägen zu den zwei Prüfungen, die ich gekauft habe einige eklatante Fehler (u.a. wurde in der einzigen Rechenaufgabe falsch aufsummiert und in einer Aufgabe in der es um Personalbeschaffung ging wurde indirekt Scheinselbstständigkeit als eine Lösung vorgeschlagen - Beschäftigung von Solo-Selbstständigen, obwohl es um Arbeiten von klassischen Hands ging)

    Ich habe eine große Liste an Fehlern und Korrekturvorschlägen zu den ersten Prüfungen an den DIHK geschickt und auch lange mit einem unserer Dozenten gesprochen, der meines Wissens nach auch in Leipzig unterrichtet ;)

  • Die Herbstprüfung 21 war in der Tat gruselig. Es ist allerdings ein Unterschied zwischen Unterrricht und Prüfung. DiePrüfung kann nur einen Ausschnitt prüfen, nicht das gesamte Wissen. Allerdings sind die Aufgaben an sich schon recht anspruchsvoll für die Zeit, die zur Beantwortung zur Verfügung steht.

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • Das ist aus meiner Erfahrung heraus auch durchaus sinnig ... ein Masterstudium ist etwas ganz anderes als eine Meisterausbildung, die bereitet einen kaum auf das vor was da verlangt wird.


    Ich persönlich habe noch den "alten" Meister gemacht, finde die neue Ausbildung aber durchaus charmant und dem Arbeitsbild eines heutigen VT Meisters angemessen. Nicht alles was die IHK macht ist gleich schlecht, auch wenn ich auch kein wirklicher Freund bin, gerade was Ausbildungsinhalte angeht ...

    Die ganze Sache läuft aus meiner Sicht leider letzten Endes auf eine komplette Spaltung des Berufsbildes heraus, so wie es bei anderen technischen Berufen in DE aus historischen Gründen noch immer ist.


    Auf der einen Seite der Lehrberuf, zumindest nominell ohne weitere Zugangsvoraussetzungen ausser Hauptschulabschluss und mit Aufstieg bis maximal Meister bzw. technischer Betriebswirt. Eingruppierung dementsprechend unter E10.

    Auf der anderen Seite ein technisch-akademischer Zweig mit Zugangsvoraussetzung Abitur, Studium ohne praktische Komponente, Hochschulabschluss BEng. (Veranstaltungsingenieur) und Eingruppierung dementsprechend deutlich höher.

    Der "Bachelor Professional" hat da mMn auf Dauer wenig Chancen. Die Unis und Fachhochschulen wollen das weder unterrichten noch prüfen weil das für sie keine regulären Studenten wären und sie dementsprechend nicht mehr Budget dafür bekommen. Und die IHKen dürfen keine akademischen Abschlüsse vergeben, das verhindern die Hochschulen seit Jahrzehnten. Da hängen ganze Weltbilder dran.

    Das Vorbild waren hier wohl die "Associate Degrees" in den USA. Die hat da jeder bessere Baumaschinenführer...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."