Körperliche Spürbarkeit von Schall??

  • @ ThoSchu , marce, wora , Herr Nink und alle anderen die sich für die Schallwahrnehmung von Gehörlosen/-beeinträchtigten interessieren: meine Weisheiten dazu stammen aus dem Buch von Prause, Musik und Gehörlosigkeit. Was ähnliches ist Hattinger, Musik und Hörbeeinträchtigung. Die für meine Eingangsfrage interessanten Dinge finden sich aber meistens in den Literaturlisten solcher Bücher.

    Woraus ihr schließen werdet, dass ich halb taub bin und in der Bibliothek sitze scham* ass frech*

    -uli


    P.S.: Bitte Geduld mit meinen Antworten, bin nur alle paar Wochen online.

  • Zitat von floger
    Zitat von der uli Ich kenne nur Meinungen von Betreibern von Double Bass Arrays in Innenräumen, die indirekt auf Vorteile kohärenter Wellenfronten schließen lassen.

    Das liegt aber nicht an der eigentlichen Wellenfront, sondern dass die Welle hinten wieder vernichtet wird, so dass es zu Lemberg Resonanzen oder Auslöschungen kommt.


    Hmm ich dachte andersrum. Stelle ich in einen Raum an eine Wand einen Basslautsprecher, dann gibt es natürlich Resonanzen und Auslöschungen, je nachdem wie die Schallwellenlängen so zwischen die Wände passen. Das bedeutet aber, dass es keine fortschreitende Wellenfront mehr gibt, sondern stehende Wellen. Damit entstehen orts- und frequenzabhängig unterschiedliche Schalldrücke.


    Worauf ich hinauswill, so ein Schalldruck ist ungerichtet und drückt von allen Seiten gleichmäßig auf das Publikum.


    Beim DBA wird in der Tat die von der einen Seite abgestrahlte Welle an der gegenüberliegenden Seite wieder vernichtet. Es gibt keine stehenden Wellen, sondern genau eine fortschreitende, die das Publikum nur von vorne trifft. Die körperliche Empfindung hat jetzt eine Richtung, die es im vorigen Fall nicht gab.


    Was ich wissen will, macht das einen Unterschied bei der Schallempfindung?


    Für das Hören kann man vermuten, dass die bei DBA fehlenden Raumresonanzen und ihre Aufschaukelung sicher anders klingen. Von der Ortsabhängigkeit ganz abgesehen.


    Aber wie anders ist das Körpergefühl, wenn man von einer Seite gestoßen wird statt von allen Seiten zusammengedrückt?


    Meine Vermutung: allseitiger Schalldruck wirkt nur, wenn ein luftgefüllter Hohlraum wie die Lunge komprimiert wird (geh mal tauchen). Trommelfell und Mittelohr merken das zuerst, aber das ist schon wieder Hörempfindung. Der Rest vom Körper spürt gleichmäßigen Schalldruck gar nicht.


    Eine einseitig vorbeikommende Schalldruckwelle kann aber den ganzen Körper in Bewegung versetzen, das ist wahrnehmbar. Es können auch Weichteile bei verschiedenen Frequenzen in Resonanz geraten und besonders empfindlich reagieren.

    Bei den Mythbusters hat man den Mythos untersucht, das sich Menschen bei 19 Hz in geschlossenen Räumen körperlich unwohl fühlen bzw. Unterschiede zu anderen Räumen feststellen würden.

    Das wurde widerlegt.

    Allerdings musste man beim Pegel darauf achten, das nichts im Raum in Resonanz gerät, um den Testpersonen nicht zu verraten, um was es eigentlich geht.

    Es war also quasi völlig still..

    Die Mythbusters haben mehrere Akustik Mythen mit Meyersound überprüft. Siehe auch "The Brown Noise", wo es darum ging, ob man unter gewissen Umständen den Schliessmuskel nicht mehr kontrollieren könnte. Das wurde widerlegt.

    Dieses Experiment ist genau darum Sch€!$$€. Im geschlossenen Raum würde nach meiner Vermutung der Darm nur angeregt, wenn er Gas enthält. Sie hätten vorher Bohnensuppe ausgeben sollen und Flatulenzen untersuchen müssen :P


    <über DBA ...>

    Das liegt aber nicht an der eigentlichen Wellenfront, sondern dass die Welle hinten wieder vernichtet wird, so dass es zu Lemberg Resonanzen oder Auslöschungen kommt.

    Den gleichen Effekt bekommt man mit einem Sub auf einer großen Wiese.

    Genau das meine ich. Im Freien gibt es keine stehenden Wellen mit ungerichtetem Schalldruck, sondern nur fortschreitende. Da könnte es durchaus sein, dass der Darm eine Resonanz hat und doch reagiert. Wer über 18 ist darf auch dies hier lesen ;)

    Was ich wissen will, ist, ob es systematische Erkenntnisse über Frequenzen, Pegel, Wellenformen gibt.

    Für die Unterstützung akustischer mit haptischer Wahrnehmung gibt es einen Universitäts-Lehrstuhl, aber die scheinen wenig über laute Musik zu forschen. Muss ich also alles selber machen?

    -uli


    P.S.: Bitte Geduld mit meinen Antworten, bin nur alle paar Wochen online.

  • Ich denke, dass man sich den tieffrequenten Schall weniger als eine auf einen zukommende Wasserwelle, oder die Druckwelle einer Bombenexplosion oder eine Windböe vorstellen kann, sondern (in Räumen evtl. noch mehr als im Freien?) als Druckschwankungen. Diese greifen am Körper rundherum an und daher dürfte ein ausgeprägtes Richtungsempfinden da eher nicht vorhanden sein.


    Wenn man direkt vor einem Bassarray im Freien steht, spürt man den Druck ja auch nicht primär von vorne, wo die Lautsprecher stehen, sondern rundherum am ganzen Körper.

    (Was man von vorne spürt ist bestenfalls der Luftzug aus zu kleinen Bassreflexöffnungen)

    Bei einem mehrere Quadratmeter großen Basshornstack spürt man aber keine Bewegung, sondern nur den Druck ohne definierbare Richtung.


    Zumindest ist das meine Empfindung.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Bei einem mehrere Quadratmeter großen Basshornstack spürt man aber keine Bewegung, sondern nur den Druck ohne definierbare Richtung.

    das möchte ich so bestätigen. an eine richtungsempfindung kann ich mich dabei überhaupt nicht erinnern - habe aber auch nicht genauer darauf geachtet.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Wo kommt denn bei meinen Zitaten der Lemberg her? :/


    Der Unterschied bei der "Windrichtung" ist aber eine interessante Überlegung. Um das zu untersuchen müsste man sich in eine Kugel Stellen, die rings um mit Basslautsprechern bestückt ist und nach dem Prinzip des DBA einen Puls aus allen Richtungen schickt und wieder aufsammelt. Oder eben nur aus einer Richtung. Kann man mit virtuellen Fronten ja alles simulieren.

  • das ist bekannt.


    ich denke, wir sollten nicht zu weit vom thema abkommen ;)

    Ein kleiner Hinweis noch, damit kein Halbwissen herumgeistert:


    Wenn du das Signal upsampelst (z.B. von 48 KHz auf 96 Khz) erhältst du doppelt so viele Samples mit dem halben Abstand zwischen den Samples. Damit der FIR-Filter aber (im Frequenzbereich) den gleichen Effekt hat. musst du ihn auch upsampeln, damit er wieder dazu passt. Deine Impulsantwort (FIR-Filter) mit der du das Signal filtern (falten) musst, hat also auch doppelt so viele Samples. Das bedeutet bei halbem zeitlichen Abstand zwischen den Samples leider wieder das gleiche Delay...

  • Ich meine, dass da keine "Luftwelle" erzeugt wird, die dann durch den Raum, oder über das Freigelände schwappt, sondern nur eine Dichteschwankung. Die Luft für eine Luftwelle müßte nach meiner Vorstellung ja irgendwoher kommen.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Meine Erfahrungen, ganz ohne wissenschaftlichen Anspruch:

    In meiner Lokation kann ich noch sehr klar, ohne hörbare Verzerrungen Pegel fahren, dass ein scharfes Sehen (Fokussierung) unmöglich wird. (Nicht der Normalbetriebsfall, lediglich reichlich Reserven) Irgendeine Art von Wind habe ich dabei bislang aber nicht feststellen können.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Die Pappe bewegt sich vor und zurück. Also wird die Luft um die Distanz der Auslenkung nach vorne gedrückt und dann wieder um die Distanz der umgekehrten Auslenkung zurück gezogen. In der Summe ist das dann 0, also keine Bewegung, kein Wind.


    Für Wind bräuchte es eine kontinuierliche Bewegung in eine Richtung, wie bei einem Gebläse oder Ventilator, oder ein einmaliges Ereignis, wie eine Explosion, die für einen ganz kurzen Zeitraum eine Art Wind macht (Druckwelle). Kann man bei der Knallgasexplosion schön sehen, wie da kleine Objekte deformiert werden von dieser Kraft.

    Der Ton macht die Musik.

  • Deshalb hab ich den Wind auch ein Anführungszeichen geschrieben. Natürlich bläst da kein Orkan. Aber die Luft bewegt sich, was potenziell spürbar ist. Bewegt sich die Welle durch den Raum, gibt es an jeder Stelle abwechselnd Druck und Bewegung. Bei stehenden Wellen gibt es sowohl Druck- als auch Strömungsmaxima, die sich an verschiedenen aber fixen Stellen befinden. Ich kann mir Vorstellen, das sich das unterschiedlich anfühlt.

  • Ich denke wir sprechen hier ja nicht von Wind, sondern von Schallschnellen, die dadurch gekennzeichnet sind, das die Teilchen des Schallübertragungsmediums um ihre Ruhelage schwingen.

    Durch diese Bewegung der Teilchen um ihre Ruhelage entsteht kein "Wind", sondern lediglich Zonen niedrigeren Drucks und höheren Drucks, ohne dass sich die Teilchen des Schallübertragungsmediums aus ihrer Ruhelage heraus woanders hin bewegen.

    Daher keine Bewegung der Teilchen an einen anderen Ort, kein Wind.

    Viele Grüße,
    Fux