Sennheiser MKH 416 P48

  • Geschätztes Forum


    Zufällig bin ich auf das genannte Mikrofon gestossen. Es wird für Film- und Reporteranwendungen beworben. Aufgrund der Eigenschaften des Mikrofons habe ich mich gefragt, ob es auch für Liveanwendungen geeignet sein könnte. Zum Beispiel für Redner in akustisch schwierigen Umgebungen oder für Chorkonzerte?


    Nutzt jemand das Mikrofon für Liveanwendungen?

    Der Ton macht die Musik.

  • Klar kann man solche Mikros am Rednerpult benutzen. Ich hab das bereits erfolgreich mit meinem Rode NTG-3 gemacht.
    Ist halt immer eine Frage der Möglichkeiten, es zu montieren.
    Die Dinger sind schon etwas größer als ME36 Schwanenhälse. Und empfindlich für Körperschall …

    Aber beim Streaming auf die Kamera montiert, könnte es auch eine Option sein.


    Noch ein Pluspunkt, HF Mikros sind unempfindlicher gegen Luftdruck- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen.

  • Prinzipiell ist ein Richtrohr für die gewünschten Anwendungen geeignet. Mach ich regelmäßig und gibt super Ergebnisse. Wegen Budget hab ich allerdings nur Richtrohre von Beyerdynamic.

    Die MKH haben haben den Vorteil, dass sie die Membran nicht mit Gleichspannung sondern HF Abtasten. Wegen der dadurch deutlich geringsten Impedanz sind sie rauschärmer und unempfindlich gegen Feuchtigkeit.

  • ... und unempfindlich gegen Feuchtigkeit.

    ... wird von Sennheiser seit 50 Jahren so verkauft. Ich halte das für die Beschallungstechnik für bedeutungslos, denn bei der Feuchtigkeit, bei der das eine Rolle spielen könnte, möchtet ihr auch alles andere Beschallungsgerät nicht in Betrieb haben, und schon gar nicht irgendwelche teuren klassischen Musikinstrumente zum Versicherungsfall werden lassen.

  • Das mkh416 und das mkh418s haben ihre Berechtigung immer dort, wo man aus welchen Gründen auch immer nicht nah genug an die Quelle heran kommt.

    Einer der Gründe kann sein, dass die Mikros bei Film nicht im Bild erscheinen sollen.

    Bei den Tiny Desk Concerts war das sicher einer der Gründe, warum man diese Mikros zusammen mit vielen anderen Mikrofoniertechniken eingesetzt hat.

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    Bei Beschallung sehe ich allerdings nur sehr selten Gründe, warum man die 'so nah wie möglich an die Quelle' Regel verlassen sollte.

  • wird von Sennheiser seit 50 Jahren so verkauft. Ich halte das für die Beschallungstechnik für bedeutungslos, denn bei der Feuchtigkeit, bei der das eine Rolle spielen könnte, möchtet ihr auch alles andere Beschallungsgerät nicht in Betrieb haben,

    Wer mal gesehen hat in welcher Größenordnung die Impedanz eines Kondensatormikrofons bzw. des Bias Widerstands liegt, wundert sich, dass das überhaupt funktioniert.


    Welche hast du?

    Ich hab, bzw unser Verein hat die MCE 86N. Die gibt's so leider nicht mehr.

  • Bei Beschallung sehe ich allerdings nur sehr selten Gründe, warum man die 'so nah wie möglich an die Quelle' Regel verlassen sollte.

    Ein Grund, abgesehen von optischen, wäre z.B.:

    Schallquelle bewegt sich (= Pegelschwankung durch wechselnde Entfernung) und Nahabnahme aka Closemiking (z.B. mit Funksender) ist keine Option (Budget 🙄, szenischer Einsatz von Flüssigkeiten und ähnliche Sauereien)


    Wenn man ein Richtrohr für Nahabnahme einsetzen möchte, muss man folgendes Bedenken:

    - konstruktiv wird seitlich einfallender Schall stärker gefärbt als bei preislich ähnlich angesiedelten Nieren/Supernieren (eher ungünstig für Chorabnahme)

    - Der Richtwirkungsgewinn wird u.U. dadurch egalisiert, dass die Kapsel selbst im Gehäuse weiter hinten sitzt.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Ok, ich sehe schon, dass es zwar schön ist, solche Mikrofone für Eventualitäten im Fundus zu haben, aber so richtig super sind sie für Livesituationen dann doch nicht.


    Für Chorabnahme wärs demnach schlauer, in wertige Kleinmembraner zu investieren?

    Der Ton macht die Musik.

  • aber so richtig super sind sie für Livesituationen dann doch nicht.

    ...ach, ich könnt' mir schon so ein paar von den Dingern an 'nem Zug einige Meter über der Szeneriefläche vorstellen, um z.B. ein paar Bläser, oder 'nen Chor abzunehmen für die Beschallung (nicht als primäres Tonsignal, eher so als "Dazugemischtes") - evtl. 'mal einige Meter über 'nem Schlagzeug probieren ?! Oder als Audience-Mikro für's In-Ear ? - besser als 'ne NT5 an der Bühnenkante kann's ja nur werden, um eine größere Masse, als nur die vorderen 11 Personen abzunehmen (auf ein paar Meter Höhe wohl recht erfolgreich) - da hätte man dann sicherlich einen füllenderen Sound...

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • ...Oder als Audience-Mikro für's In-Ear ? - besser als 'ne NT5 an der Bühnenkante kann's ja nur werden, um eine größere Masse, als nur die vorderen 11 Personen abzunehmen (auf ein paar Meter Höhe wohl recht erfolgreich) - da hätte man dann sicherlich einen füllenderen Sound...

    Dafür hab‘ ich sie schon benutzt. Sind aber für den Zweck etwas teuer. Da tuns auch ein Paar alte MCE86.

  • Für Chorabnahme wärs demnach schlauer, in wertige Kleinmembraner zu investieren?

    definitiv.


    obwohl ich genau heute eine interessante erfahrung gemacht habe:

    bei einer kongressveranstaltung war keinerlei musik eingeplant oder bestellt. trotzdem wurde da plötzlich eine abnahme für ein keyboard, eine akusikklampfe und eine geige verlangt. ich hatte nur DIs und ein paar SM57 da.

    und heute morgen wurde aus der geige plötzlich ein 10-köpfiger chor!

    also hat irgend ein musiker einfach das SM57-geigenmikrofon vor den chor gestellt, somit war es plötzlich ein SM57-chormikrofon - das war dann zwar nicht ultra-schön, hat aber sogar einigermaßen funktioniert. :D


    wie sagt der techniker?: besser irgendein mikro - als gar keines ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich nutze ein Paar davon für In-Ear Atmo und auch mal für Kinderchöre, die teilweise auch vor dem Choir herum laufen und daher kein Mikro dicht dran stehen kann.

    Auch Piano von hinten drauf geht.


    Also: it depends. Meine sechs KM184 nutze ich deutlich öfter...

  • Moin,


    das Mikrofon kenne ich vom angeln bei Filmsets. Da ist es immer noch ein (veralteter) Standard.

    Es hat einen extrem schmalen Sweetspot, leicht Off-Axis klingt es schnell sehr anders und der Pegel fällt sehr krass ab.


    Das Mikrofon scheint nach Aussagen älterer erfahrener Kollegen weitgehend unzerstörbar zu sein.


    Grundsätzlich kann man natürlich Richtrohre für Rednerpulte nehmen, allerdings würde ich speziell das MKH416 eher nicht empfehlen, sondern eher ein akustisch breiteres, z.B. DPA 4017


    Für Live sehe ich nur wenig Anwendungsfälle, als Athmo an der Bühnenvorderkante hab ich Richtrohre schon verwendet, allerdings hat man dann schnell nur die Publikumsreaktion in einem sehr kleinem Bereich eingefangen, da die Dinger schon extrem schmal sind.


    Im Klassikbereich nutzen einige Kollegen Richtrohre für Geigen/Bratschen Overhead abnahme, das scheint gut zu funktionieren.

  • Schade, dass man pro Beitrag nur eine Reaktion wählen kann ;)


    Also nur, weil das "im Notfall auch möglich wäre", scheint mir ein Mikrofon für rund 1.5kE zu teuer für ein Rednerpult. Das müsste dann schon massive Vorteile haben, damit man sich sowas überhaupt überlegen könnte (zumindest ich aus wirtschaftlicher Perspektive).


    Ich denke deshalb schon, dass ein paar KM184er für meine Zwecke das besser investierte Geld wären. Die Wären vermutlich auch viel flexibler einsetzbar.

    Der Ton macht die Musik.

  • Schade, dass man pro Beitrag nur eine Reaktion wählen kann ;)


    Also nur, weil das "im Notfall auch möglich wäre", scheint mir ein Mikrofon für rund 1.5kE zu teuer für ein Rednerpult. Das müsste dann schon massive Vorteile haben, damit man sich sowas überhaupt überlegen könnte (zumindest ich aus wirtschaftlicher Perspektive).


    Ich denke deshalb schon, dass ein paar KM184er für meine Zwecke das besser investierte Geld wären. Die Wären vermutlich auch viel flexibler einsetzbar.

    Oder KM185, da bist du ein bisschen enger.

    Das 416 scheint um die 1k€ zu kosten, DPA 4017 ist meine Wahl für so etwas, das klingt aus allen Richtungen gleich, nur der Pegel ändert sich entsprechend der Richtcharakteristik. Die Übergänge zwischen On und Off-Axis sind da sehr weich.

  • wenn es ein mikrofon speziell für ein redepult sein sollte, würde ich ehrlich gesagt zum guten alten schwanenhalsmikro greifen.

    da gibt es auch sehr gute mikrofone. beispiele: audio-technica U857, Shure (uups, name vergessen, irgendwas mit MX oder so) oder ElectroVoice PolarChoice.

    (das ist keine vollständige liste, sondern meine erfahrungswerte aus den letzten drei jahrzehnten)


    wenn es auch andere aufgaben übernehmen soll, dann wäre die überlegung mit KM184 natürlich unterstützenswert, damit machst du nicht viel falsch. natürlich gibt es noch bessere KM mikrofone, aber die kleinen Neumänner machen schon einen guten job.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • die Bezeichnung ist verwirrend.

    es gibt hier eine version mit niere und eine version mit kurzem interferenz-richtrohr.

    je nach dem, was für die jeweilige anwendung sinnvoller ist.


    U857Q
    Verfügbare Konfigurationen:U857Q: nierenförmige Richtcharakteristik (120° Aunfahmewinkel); 365,0 mm langU857QL: nierenförmige Richtcharakteristik (120°…
    www.audio-technica.com



    hier sollte es aber eigentlich um das Sennheiser Mikrofon gehen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Dafür hab‘ ich sie schon benutzt. Sind aber für den Zweck etwas teuer. Da tuns auch ein Paar alte MCE86.

    kurze Gegenfrage (um den Faden beizubehalten):

    Gefällt den In-Ear-Nutzern ein Richtrohr, welches auf eine große Menge an Zuschauern gerichtet ist in Deinem Musiker-Umfeld besser, als ein an der Bühnenkante aufgestelltes Nieren-Condenser, welches die vorderen Reihen "einfängt", oder ist das denen egal ? [also rein psychologisch, und unstudiert in diesem Bereich, würde ich behaupten, daß ein Musiker eher die Gesamtheit der Zuschauer in seinem InEar gerner würde abgebildet haben, als "nur" die ersten paar Meter vor der Bühne, die er selber sehen kann (und die eh ausflippen und 8 Stunden vor Einlaß vor der Halle stehen, um genau dort hin zu kommen [erste Reihe) ]

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )