360 Grad Beschallung MONO ?

  • Werte Gemeinde,


    eventuell gibt es hier ja den Ein oder Anderen Menschen, der irgendwann 'mal eine Veranstaltung hatte, bei der die Bühne in der Mitte der Halle aufgebaut war, und das Publikum rundherum zuschauen, und zuhören durfte.


    Meine Frage:

    ist das alles Mono aus sämtlichen, rundherum um die in der Mitte aufgestellte Bühne aufgehängten Lautsprecher abgemischt, oder wird da in der Halle kreisumlaufend hinter dem Publikum noch ein zweiter Kanal (ich denke da an "Links kommt von der Mitte, und Rechts von der Hallenwand / hinter dem Publikum) aufgebaut ?


    ...würde mich einfach 'mal so nur interessieren, da es ja einige Bands gibt (in der Größenordnung 10.000pax und Plus), die das in den lezten locker 20 Jahren schon 'mal so gemacht haben...




    Ein freundliches "merci" im Voraus, und interessiert erwartend auf praxisnahe Antworten.


    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • eine centerbühne hatte ich ein paar mal.

    aufgebaut habe ich das eigentlich immer so, dass sich die L/R kanäle abgewechselt haben. es gab also positionen, an denen der stereosound "richtig" war, und es gab positionen, an denen er "falsch" war.

    da ich in meinen mixen jedoch ohnehin viel mit monosignalen arbeite, war das überhaupt nicht schlimm ;)


    ich würde daher sagen, dass es einfach "quasi-mono" war 8)


    die größte herausforderung war da aber eigentlich eher der bass. frech*

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Würd ich Mono machen.

    Probleme, die bei den Mittelbühnen immer auftreten:

    auf der Bühne ist die Bass und LoMid Hölle. Mit Ansteckern oder Headsets ziemlich unmöglich und selbst mit Handhelds nicht schön.

    Insbesondere in Hallen auch fürs Publikum nicht schön. Man regt die Halle in alle Richtungen an, aber das Publikum hört immer nur die PA, die gerade in die betreffende Richtung strahlt.

    Außerdem kommt der LoMid Backspill bzw alles, was außerhalb der Directivity der jeweiligen Lautsprecher so rumnölt zu völlig anderen Zeiten als das, was man sich wünscht beim Zuhörer an.

    Daher ist es vermutlich sinnvoll ein möglichst kontrolliert abstrahlendes System zu benutzen.

  • kreisumlaufend hinter dem Publikum noch ein zweiter Kanal (ich denke da an "Links kommt von der Mitte, und Rechts von der Hallenwand / hinter dem Publikum) aufgebaut ?

    Nein, das Publikum würde da mit der Ortung ganz schön durcheinander kommen.

  • Hallo,


    also dabei sollte es ja auch um kontrollierte und nicht um unkontrollierte Schall Abstrahlung gehen. Wählt man weitere Abstrahlungsorte gibt es nur unnütz weitere Hall-Souce. Entsteht eine gescheite Clusterbildung der Lautsprecher kann auch gleich alles Mono 1 Kanal dimensioniert werden.


    ;) Schotte

  • Wenn wir davon ausgehen das der Lowmid Zuwachs von kohärenten Quellen stärker ist als der von nicht kohärenten, gewinnt hier ganz klar Stereo. Ob das viel oder wenig ist hängt stark vom Mix und dem Abstand der Systeme zueinander ab. Es kann aber etwas reduziert werden.

    Practice, Practice, Practice

  • Ich meine, mich zu erinnern, dass Mick Hughes mal in Plauderlaune (also immer) erwähnte, dass diese Metallica-Show mit der Centerbühne "straight mono" gewesen wäre. Seine Begründung war einfach und schlüssig: "Everyone in the round just wants to be beaten up by sound. They dont care about the direction."

    Etwas technischer: "Less phasing issue provides bigger punch especially in the mids and low mids."


    Ok, der Ansatz ist vielleicht ein bisschen minimalistisch - aber hey: simple plan rocks!


    Da es vermutlich ohnehin vergeblich sein dürfte, in so einem Setting ein funktionierendes Sterroimage aufzubauen, dürfte Mono das Mittel der Wahl sein.

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Naja auch auf die Gefahr hin das ich mich wiederhole. Mir ist bei Stereo das Image auch mal komplett Sch****egal. Mir geht es nicht darum das was ich auf der Bühne sehe auch akustisch zu reproduzieren. Das ist tatsächlich viel aufwendiger und Bedarf ganz anderer Technik als Stereo.

    Was Stereo (lass es uns 2 Kanalmusik nennen) halt viel viel besser kann, ist tatsächlich das aufsummieren verschiedener Quellen zu reduzieren. Kohärent sind 6db und inkohärent sind es 3db. Je nach Pegel und Frequenz variiert das natürlich.Das wird bei 360 Grad Shows sicher gerade auf der Bühne helfen.Das Problem wird damit nicht behoben aber sicher reduziert.

    Was dem Gehör auch toll hilft ist wenn unterschiedliche Signale aus unterschiedlichen Quellen kommen. Beispiel Gitarre.

    Nimm mal 3 verzehrte Gitarren die die gleichen Akkorde gleichzeitig spielen. Dann versuch mal das in Mono so zu mischen das man alle Gitarren gleich hört. Das geht nämlich garnicht. Nun nimm einen Stereomix und verteile die Gitarren gleichmäßig auf die beiden Kanäle. Dann kann man die auf einmal wieder gleich laut hören. Wo die auf der Bühne stehen ist dabei erstmal komplett egal.

    Aber klar ist das nicht ohne Probleme. Man muss halt dafür sorgen das alle Zuschauer beide Signale im vernünftigen Verhältnis zueinander hören.

    Perfekt wird das nie aber alle mal VIEL besser als Mono. Phasing ist so wahrscheinlich auch geringer.

    Practice, Practice, Practice

  • Es geht nicht um Stereoquellen. Es geht darum das man Stereo besser mischen kann.

    Wenn ich zwei Monogitarren in die Mitte mische habe ich nur EQ und Pegel. Das heißt eine muss anders klingen als die andere damit das Ohr Gehirn System beide wahrnehmen kann.

    Wenn aber eine mehr aus der einen Box und die andere mehr aus der anderen Box kommt kann mein Gehirn die auch auseinander halten wenn sie exakt gleich klingen. Das heißt ich habe beim mischen ein Werkzeug mehr. Nämlich Pan. Das heißt ich kann die Gitarren beide natürlich klingen lassen und beide gleich laut haben. Damit springen sie bei Solo auch sofort raus. Super wenn man die Songs nicht kennt.

    Ein Monosignal ist kohärent. Das heißt es addiert besser als ein inkohärentes Signal. Das gilt auch für die Probleme. Die addieren sich eben in Mono auch besser.

    Bei einer 360 Grad Beschallung sind dies insbesondere die Frequenzen die Omni abstrahlen. Die addieren sich im Tiefton gerne im Brennpunkt der Systeme.

    Wenn ich die Signal etwas inkohärent halte ist auch das Phenomen etwas geringer. Wie gesagt es ist nicht weg, aber besser.

    Aber der Nachteil ist auch bekannt. Wenn ich einen der zwei Kanäle nicht hören kann fehlen mir ggf ganze Instrumente. Hier kommt jetzt die Relevanz des guten Systemer zum tragen. Wenn der das so designed und routed das jeder beide Kanäle hört kann der FOH Mann seinen Mix Stereo machen und damit die Gesamtperformance für das Publikum und den Künstler besser machen.

    Systemtechnik ist eben viel mehr Planung als rummesserei.

    Mir fällt eigentlich keine Anwendung ein wo Mono besser als Stereo oder Immersive ist. Wirklich einfach mal keine.

    Aber ich weiß auch das es manchmal nicht anders geht. Aber das Streben sollte immer nach besser sein.

    Practice, Practice, Practice

  • Prinzipiell gebe ich dir recht. Bin grad nur am überlegen, wie viel Prozent des Publikums beide Seiten halbwegs gleich laut hören. Das ist doch eigentlich nie der Fall. Egal wie PA und Bühne aufgebaut sind.

    Genau da muss ich Dir wiedersprechen. Das geht sehr gut. Side Pa einmal drehen. Also Rechts Links Rechts Links. Frontfills besser dimensioniert auch auf die Verteilung achten. Das geht super, man muss es nur wollen. Also Arena Shows können das gut. Im Theater geht das auch meistens. Und es gibt auch Jobs wo es egal ist. Industriejobs wo nur einer zur Zeit spricht z.b.

    Und für die Jobs wo es nicht geht gilt halt der Kompromiss.

    Aber deswegen ist Mono ja nicht besser. Es ist im Zweifel nur billiger. Und bei 360 Grad ist es auf jeden hilfreich. Und gleichlaut ist auch toleranter.

    Practice, Practice, Practice

  • wie gesagt habe ich im prinzip alles genau so gemacht wie du es beschrieben hast.

    aber es gibt halt im mix auch viele mono-quellen, die wichtigsten sind dabei die gesänge. wenn ich eine band nicht kenne oder wenn in jedem song ein anderer sänger die solostimme singt, dann mische ich die strikt mono. da kommt man nur schwerlich an mono vorbei, aber irgendeinen kompromiss muss man ja immer eingehen. deshalb nenne ich es "quasi-mono".

    stereosignale wie keyboards und effekte gehen bei mir aber immer auch stereo raus. bei den drums entscheide ich je nach situation. und wenn ich mehrere gitarren habe, panne ich diese im mix - aber nie 100%. aber auch das dürfte ein bisschen helfen.


    die idee, lautsprecher auch hinter das publikum zu stellen, halte ich aber für problematisch. denn nicht nur das publikum bekommt damit probleme, sondern auch die band auf der bühne bekommt unweigerlich ein verzögertes signal zurück.


    die von thieloliver beschriebene problematik, dass das publikum ja jeweils nur einen kleinen teil der anlage direkt hört, der rest der PA aber für gehörigen nachhall im ganzen raum sorgt, wird dabei aus meiner sicht oft übersehen. denn einerseits verringert man duch eine centerbühne zwar die beschallungsentfernung zum publikum, aber der gesamt-energieeintrag ist unter umständen auch deutlich höher als bei einer kontrollierten frontbeschallung.

    irgendwas ist ja immer.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang