Tischmikrofone Vergleich

  • Hallo Freunde der bewegten Luft,


    ich suche für eine Kirche nach einem neuen Mikrofon. Auf dem Altar stand ein älteres Noname Schwanenhals (etwa 40cm lang).

    Jetzt möchte der Kunde ein Upgrade qualitativ und, wenn möglich, ein kürzeres Schwanenhalsmikrofon.


    Ich kenne natürlich die Sennheiser ME Modelle und könnte mich da mit kürzeren Schwanenhälse ans Mögliche bevor Feedback rantasten.


    Hat jemand von euch schonmal die DPA 4098 verwendet? Kann die jemand ins Verhältnis zu einem ME36 setzen?

    Ansonsten noch Geheimtipps?


    Danke :*:*

  • Der Unterschied zwischen dem ME36 und dem DPA 4098 sind Welten.


    Beim Me36 musste gefühlt doch sehr viel geschraubt und gekämpft werden, beim DPA 4098 reicht meist ein beherzter Griff zum LowCut schon aus.


    Wir haben komplett auf DPA Schwanenhälse umgestellt und haben den Schritt nicht bereut.


    Bei den DPA musst du genau achten welche Länge, welche Biegbaren Schwanenhalssegmente hat. Unsere 45cm Version hat Knickelemente am XLR und an der Kapsel, die 30cm Version hat nur ein Knickelement an der Kapsel.

  • als "geheimtipp" nenne ich bei sochen anfragen gerne das audio-technica U857.

    das gibt es in zwei verschiedenen längen und mit drei verschiedenen kapseln (niere, hyperniere oder kleines interferenz-richtrohr)

    U857Q
    Verfügbare Konfigurationen:U857Q: nierenförmige Richtcharakteristik (120° Aunfahmewinkel); 365,0 mm langU857QL: nierenförmige Richtcharakteristik (120°…
    www.audio-technica.com


    EDIT:

    ich habe gerade gesehen, dass die hypernierenkapsel nicht mehr angeboten wird. wurde wohl zu selten angefragt.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich habe mit Festinstallationen in Kirchen nix zu tun, habe da aber schon oft Grenzflächenmikros auf dem Altar gesehen. Spielte eigentlich nicht schlecht und dezenter geht es nicht mehr.


    Vielleicht kann ja hier jemand aktuelle Erkenntnisse dazu berichten. Dein Kunde würde dich vermutlich schon wegen der Optik lieben - wenn das Ding dann da vernünftig funktioniert.

  • Auch wenn ich das nicht regelmäßig mache, habe ich mich erst kürzlich im Zusammenhang mit einer hochwertigen Kircheninstallation mit dem Thema beschäftigt.

    Eine Empfehlung würde ich nicht pauschal aussprechen.

    -Wo steht der Altar in Bezug auf die Beschallung bzw. in der Kriche (Hall)

    -Wie ist die Akustik in der Kirche? Je halliger die Kirche, desto gezielter musst Du das Mikro auswählen.


    Im Laufe meines Projektes habe ich mich auch umgeschaut, wie das andere machen. Ich habe kein Problem damit von anderen zu lernen, viel lieber lerne ich aber aus den Fehlern anderer.


    Es gibt Kirchen, die kommen mit einfachen Grenzflächen klar. Je nach den örtlichen Umständen, macht aber ein möglichst gerichtetes Mikro Sinn, v.a. weil auf dem Altar ja Platz benötigt wird bzw. der Arbeitsraum nicht für das Mikro zur Verüfgung steht.


    Bei meinem Projekt gab es am Altar die schwierigsten Bedingungen (die anderen Positionen waren unkritisch).

    Sehr hallige Kirche, Altar in der Mitte der Kirche (wo sonst das Volk ist) und die Leute rings rum.


    Es gibt (gab) von Crown eine Superieren Grenzfläche die wirklich gut richtet. Die hat dort leider nicht gereicht, um ein möglicht trockenes Sprachsignal aufzunehmen. ME36 war dann besser. Geworden ist es dann CCM41 von Schoeps, was nicht nur preislich in einer anderen Liga spielt. Allerdings ist dort auch keine nur auf Information ausgelegte 100V Beschallung verbaut, sondern ein hochwertiges System für eine natürliche Wiedergabe (nicht nur für Sprache).


    Die Entscheidung für Schoeps hat dann übrigens der Kunde beim Vergleich getroffen.

    ...Holz ist braun!

  • Hi, kannst du sagen ob deine 30cm Version CORE ist oder nicht? Nach den Produktbildern zu urteilen ist bei der neuen 30cm oben und unten ein Element.


    Hast du die Versionen auf XLR? Könntest du mir testen ob die problemlos in einen Sennheiser Tischsockel passen?


    Danköööö

  • Gibts leider auch nicht in Weiss, damit fällts ganz raus. Danke!

  • Hi, kannst du sagen ob deine 30cm Version CORE ist oder nicht? Nach den Produktbildern zu urteilen ist bei der neuen 30cm oben und unten ein Element.


    Hast du die Versionen auf XLR? Könntest du mir testen ob die problemlos in einen Sennheiser Tischsockel passen?


    Danköööö

    ob es die core version ist, weiß ich gerade nicht.


    Sie passen in standard-sprechstellen mit XLR. Mit den alten Sennheiser Sprechstellen, hatte wir früher mal Probleme weil die verwendeten XLR Buchsen (mit Bügel als Kontakt) zu schnell ausleiern. Wir haben K&M Bases, die verwenden einen anderen Typ (Hülse als Kontakt)

  • Der Unterschied zwischen dem ME36 und dem DPA 4098 sind Welten.


    Beim Me36 musste gefühlt doch sehr viel geschraubt und gekämpft werden, beim DPA 4098 reicht meist ein beherzter Griff zum LowCut schon aus.


    ...

    Ich weiss nicht was du viel schraubst und kämpfst.


    Das ME36 ist nicht ohne Grund de facto Industriestandard bei Schwanenhalsmikrofonen.


    In den wenigen Fällen bei denen ich schrauben musste lagen technische Fehler vor wie z.B. verpolte Mikrofonkabel.


    In allen anderen Fällen total easy.

  • Gibts leider auch nicht in Weiss, damit fällts ganz raus. Danke!

    sorry, der farbwunsch war nicht aufgelistet. schade, diese mikros funtionieren ansonsten wirklich hervorragend.


    Das ME36 ist nicht ohne Grund de facto Industriestandard bei Schwanenhalsmikrofonen.

    das ist aber auch nur in deutschland so. es gibt ausserhalb von deutschland durchaus auch andere hersteller, die dieses segment sehr gut bedienen können ;)


    zu grenzflächen:

    damit habe ich in halligen umgebungen auch keine wirklich guten erfahrungen gemacht.

    in einer etwas anspruchsvollen festinstallation konnte ich den chef einer firma auch mal mit einem Schoeps MK41 glücklich machen. er wollte unbedingt, dass man das mikrofon am rednerpult nicht sieht, also hatte ich zunächst mal mit grenzflächen experimentiert - aber mit keiner habe ich genügend nutzsignal bekommen, obwohl der saal insgesamt nicht sehr hallig war. dann hab ich eine MK41 mit kapselgelenk GKV auf ein speiseteil geschraubt und dieses einfach in eine bohrung im tisch (natürlich in einer gummihalterung) eingebaut. so wie man es oft in fernsehstudios sieht. das hat dann wirklich super funktioniert.

    aber ein schwanenhalsmikro bietet manchmal trotzdem die wichtigen 3-4dB mehr GBF.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ich habe gerade gesehen, dass die hypernierenkapsel nicht mehr angeboten wird. wurde wohl zu selten angefragt.

    Als Wechselkapsel steht sie noch in der Preisliste.


    PS: Wolfgang, wusstest du eigentlich, dass die Kapseln dieselben sind wie in den ATM350A?

  • Als Wechselkapsel steht sie noch in der Preisliste.


    PS: Wolfgang, wusstest du eigentlich, dass die Kapseln dieselben sind wie in den ATM350A?

    nein, das wusste ich nicht. danke für die info! dann könnte ich also mal probieren, ein micro-line element auf ein ATM350 zu schrauben ;)


    ich habe in den letzten zwanzig jahren über 100 dieser U857 mikros in verschiedensten installationen verbaut und stets erstklassige ergebnisse erzielt. deshalb empfehle ich sie reflexmässig, gerade auch weil sie hierzulande eher wenig bekannt sind.

    in unserer halle haben wir 5 stück für pressekonferenzen oder ähnliches. ich habe sie aber auch schon zur Chorabnahme und für eine streicher-abnahme genutzt.

    aber da es diese mikros nicht in weiß gibt, sind sie bei dieser anfrage hier leider raus.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • nein, das wusste ich nicht. danke für die info! dann könnte ich also mal probieren, ein micro-line element auf ein ATM350 zu schrauben ;)


    ich habe in den letzten zwanzig jahren über 100 dieser U857 mikros in verschiedensten installationen verbaut und stets erstklassige ergebnisse erzielt. deshalb empfehle ich sie reflexmässig, gerade auch weil sie hierzulande eher wenig bekannt sind.

    in unserer halle haben wir 5 stück für pressekonferenzen oder ähnliches. ich habe sie aber auch schon zur Chorabnahme und für eine streicher-abnahme genutzt.

    aber da es diese mikros nicht in weiß gibt, sind sie bei dieser anfrage hier leider raus.


    Wie sind denn deine Erfahrungen damit wenn man vor der PA ist?

    Bei uns ist die Situation das wir mit dem Rednerpult im Regelfall Vor der Bühne sind, etwa 2m vor dem Topteil, etwa 1,5m höhenabstand.

    Mit den jetzigen ME36 ist es eine reine Katastrophe, wirklich laut bekommt man nichts und selbst leise muss ich den EQ verbiegen bis zur unkenntlichkeit Kotz*

  • wir hatten einen ähnlichen fall in einer schul-aula. da haben wir ein micro-line element genommen und konnten damit eine gute sprachverständlichkeit hinbekommen. da sind die lautsprecher auch so 2m hinter dem redepult, aber sicher ein stück weiter oben.
    mikro VOR der PA ist immer eine sehr unschöne situation, in der kein mikrofon wirklich funktionieren muss... da benötigt man mindestens eine sehr ausgeprägte richtwirkung - verbunden mit der hoffnung, dass der redner oder die rednerin das mikro nicht plötzlich noch senkrecht nach oben ausrichtet...

    am idealsten wären hier sicher diese kardioid-ebenen mikrofonarrays wie im bundestag. aber um die 10.000EUR für eine solche anschaffung stehen da in der regel nicht zur verfügung. 8)

    also hilft nur: enger aufnahmewinkel, möglichst nah an den redner ran - und passende und gut ausgerichtete lautsprecher!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • mikro VOR der PA ist immer eine sehr unschöne situation, in der kein mikrofon wirklich funktionieren muss... da benötigt man mindestens eine sehr ausgeprägte richtwirkung

    Vor allem eine sehr gleichmässige. Ist ja auch schon interessant, dass die Schoeps-Nieren immer wieder mal die Nase vorn haben, auch gegenüber stärker richtenden Mikrofonen.


    Bei den ME36 ist mir ebenfalls schon öfter negativ aufgefallen, wie sehr sich Klangverhalten und (hochmittigfrequente) Feedbackfrequenzen mit wenigen Winkelgrad Unterschied verändern können.


    Das DPA-Konstrukt kenne ich leider noch nicht aus der Praxis, aber der Ansatz „Obenrum Niere - untenrum Hyperniere“ gefällt mir.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Bei den ME36 ist mir ebenfalls schon öfter negativ aufgefallen, wie sehr sich Klangverhalten und (hochmittigfrequente) Feedbackfrequenzen mit wenigen Winkelgrad Unterschied verändern können.

    Mir hat vor ein paar Jahren ein Vertreter der Herstellers geraten deshalb zwei ME36 nebeneinander mit 2cm Abstand zu nutzen, den "löchrigen" Teil des Korpus dabei so positioniert, dass er auf der horizontalen Achse jeweils gesehen außen liegt. Wir haben uns dann Clipse konstruiert und 3D gedruckt, die vom Schwanenhals immer diesen Abstand festlegen damit "geübte" Redner nicht immer die Mikros verstellen und fahren damit seit Jahren sehr gut mit jeglicher Art unterschiedlicher Redner. Die zwei Mikrofone laufen bei mir zusammen in eine Gruppe und sind minimal mit Panorama versehen (etwa 3-4%, je nach Position des Rednerpultes) um dezent die Sprechrichtung zu unterstützen. Trotz schwieriger Akustik im Saal gab es zum Klang der Rednerpultmikrofone bislang null Beschwerden, selbst bei leisen Rednern.

  • am idealsten wären hier sicher diese kardioid-ebenen mikrofonarrays wie im bundestag. aber um die 10.000EUR für eine solche anschaffung stehen da in der regel nicht zur verfügung. 8)

    also hilft nur: enger aufnahmewinkel, möglichst nah an den redner ran - und passende und gut ausgerichtete lautsprecher!

    Das geht aber auch günstiger.

    Vor Jahren war mal ein Artikel in der „Tools“ über ein Mikrofonarray von TOA, bin leider nie zum selbst ausprobieren gekommen. Ich hatte das so um die 3000 Euronen in Erinnerung, kann mich aber auch täuschen.


    Array - Produkte - TOA Electronics
    Sprechen Sie zu Ihrem Publikum, nicht zu Ihrem Mikrofon.
    www.toa.de


    Das ME36 hab ich ab und zu, denke aber das ich das nächste Mal das AudioTechnica ausprobieren werde.

    Ihr habt mich da jetzt echt Neugierig gemacht :)

  • oh, das TOA teil sieht interessant aus.

    aber in der angesprochenen anwendung wäre es möglicherweise keine hilfe, denn die richtcharakteristik ist hier ja eher eine liegende niere, ist also richtung der boxen empfindlich. es kommt hier also darauf an, wo genau die box hinter dem mikro ist und wo sich der sprecher im verhältnis dzau befindet.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Mir hat vor ein paar Jahren ein Vertreter der Herstellers geraten deshalb zwei ME36 nebeneinander mit 2cm Abstand zu nutzen, den "löchrigen" Teil des Korpus dabei so positioniert, dass er auf der horizontalen Achse jeweils gesehen außen liegt.

    Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob dieser „Kniff“ vom Vertriebler bei mir gerade eher einen „like“ oder einen „dislike“ provoziert.


    Denn einerseits ist das ein toller Tipp, wenn man eh 2 Mikros am Rednerpult halt (Redundanz und so), den man auch ganz offiziell mit passenden Zusatzhalterungen direkt vom Hersteller kundtun dürfte - andererseits zeigt es die lückenhafte Dokumentation des winkelabhängigen Aufnahmeverhaltens unter Berücksichtigung der nicht rotationssymetrischen Directivity.

    Und es gibt schliesslich genug Fälle, in denen 2 Mikrofone pro Sprechposition das Budget bzw. den Aufwand sprengen würden.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder