Effekte und Monitoring

  • Hallo ihr lieben KollegInnen!


    Ich arbeite gerade fest mit zwei Bands bei denen der kreative Einsatz von Effekten ein wesentlicher Teil meiner Arbeit ist. Bisher habe ich die Effekte nur auf der Front gefahren und die Monitore trocken gelassen. In den Nachgesprächen zu den Gigs wurde nun jedoch allseits der Wunsch formuliert die Effekte auch im Monitoring hörbar zu machen um den MusikerInnen auf der Bühne die Gelegenheit zu geben kreativ auf die Effekte reagieren zu können.


    Wir werden jetzt demnächst damit anfangen das in unsere Arbeits- und Soundcheckroutine einzupflegen und ich würde mich sehr über einen Erfahrungsaustausch zu dem Thema freuen.


    Wer macht das im größeren Stil, welche Erfahrungen habt ihr bzgl. Fx auf den Monitoren beispielsweise mit unterschiedlichen akustischen Bedingungen in verschieden großen Venues gemacht? Bei uns ist von verschieden gut klingenden 300-1000er indoor Venues bis zu 5000er Festivalbühnen bunt gemischt alles dabei, was ich mir in dieser Hinsicht als riesen Herausforderung vorstelle, weil der Effektanteil vorne raus MASSIV unterschiedlich ist und ich grad noch nicht so richtig weiß wie das in teilweise unmenschlich kurzen Changeover/Soundcheckzeiten fürs Monitoring zu lösen sein soll. Wie sind Eure Soundcheckroutinen um die FXe für die MusikerInnen passend einzustellen? Was fällt Euch sonst noch zu dem Thema ein?


    Soweit besten Dank und viele Grüße,


    Paul

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  • Ist die Feedbackanfälligkeit tatsächlich so ein krasses Thema? Ich muss das mal in einem kleinen Testsetup ausprobieren... Feedback ist bis jetzt eigentlich kein Thema, zum einen gehört das sorgfältige einpfeifen/einmessen fest zu meinem Arbeitsablauf, zum anderen sind die meisten Signale ziemlich Feedbackstabil... Geht das wirklich so garnicht auf Wedges? Bisher hab ich das einfach noch nie so richtig ausprobiert... :/


    Ich würde dann die FX Returns Prefader auf die Monitore schicken damit ich den Return Fader für die Anpassung des generellen FX Amount in der Venue frei habe. Die Sends regeln dann dynamisch den Effektanteil auf Front und Mon, oder wie sieht Euer Setup da aus?


    guma wir sind mit dem Maqam Projekt am 12.3. im Tollhaus in Karlsruhe, du hattest da ja mal Interesse am Konzertbesuch angemeldet 8o

  • guma wir sind mit dem Maqam Projekt am 12.3. im Tollhaus in Karlsruhe, du hattest da ja mal Interesse am Konzertbesuch angemeldet 8o


    Da macht das Venue ja schon genug Effekte ... ;)


    Tatsächlich bin ich bei Guma, entweder In-Ear oder lass es ... wenn die Effekte wirklich so prominent sein sollen, dann wirst du sie auf Wedges so nicht abbilden können. Vielleicht am ehesten noch Delays, mit denen man ja auch am besten "spielen" kann ... aber auch das nur so das die Musiker es hören, nicht so prominent wie im FOH Sound.


    Auf jeden Fall auch noch mal mit den Musikern durchsprechen, auf die Probleme hinweisen und nach "kleinen" Lösungen suchen ... am Ende vom Tag muss es draussen wie auch auf der Bühne funktionieren, auch wenn die Musiker dann Abstriche machen müssen.

  • Als Hauptproblem, wenn Monitor aus Front mitgefahren wird, sehe ich in der fehlenden Kontrolle.


    Gerade kreative Delays sind je nach Delayzeit, Arrangement und Mix sehr unterschiedlich intensiv präsent, prefade kann das also schnell zu Irritationen führen.

    Postfade (ohne Kontrolle) kann es jedoch wg der Feedbackgefahr schnell ein Schuss in den Ofen werden.


    Dazu kommt noch evtl. Pegelbeeinflussung durch Gruppenrouting, Kompession etc., was sich u.U. auf die FoH-Summe anders auswirkt als auf den Monitor.


    Am Ende könnt/müsst ihr es für euch ausprobieren und klare Grenzen definieren.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

    • Hilfreichste Antwort

    Mit meiner vergleichsweise bescheidenen Erfahrung schließe ich mich guma, oton und audiobo an.
    Mit In-Ear - ordentliches Setup und idealerweise Kontrolle des IEM-Mix durch den jeweiligen Musiker selbst vorausgesetzt - kann das durchaus brauchbar funktionieren. Ich habe einige Musiker, die sich gern in zaghafter Dosis ein bisschen Hall, Delay oder Plate Rev dazugeben; vor dem ästhetischen Hintergrund des "schöneren Sounds" kann ich das durchaus nachvollziehen.
    Mit Gruppen, die ich mit Wedges auf der Bühne habe, verkneife ich mir das aus den og. Gründen jedoch grundsätzlich total, da einfach die Feedbackgefahr tatsächlich rapide steigt. Hier geht klar Sicherheit vor Schönheit, so leids mir für die Musiker tut.
    Bei den Stellen, die absprachegerecht "ordentlich" mit FX bearbeitet werden müssen, scheint aber von der Front (in meiner Größenordnung) idR genug wieder auf der Bühne anzukommen, dass mir das oft mit einem zufriedenen Grinsen widergespiegelt wird. Bei den meisten meiner Jobs handelt es sich um Sääle, Zelte und Outdoors mit ein paar Hundert Gästen, manchmal gehts auch um kleinere vierstellige Besucherzahlen.

  • Ich habe eine Sängerin, die mag tatsächlich auf dem Monitor eher Hall als Originalsignal. Das Verhältnis hängt sehr von der Location und den Umständen ab. Ich fange dabei mit der Front an, schiebe Hall in der Front dazu, dann Hall (eigene Maschine, die bei den Ansagen ebenfalls gemutet wird, aber ansonsten fix ist, im Gegensatz zum Fronthall), dann bei Bedarf das Originalsignal. Das funktioniert ganz gut, erfordert natürlich gute Kommunikation.
    Stark wechselnde Effekte sehe ich schwierig an. Bei Wedges kann das Probleme machen, bei In Ears im Extremfall auch (dann würde ich mit hohem Ratio komprimieren, damit es keine krassen Ausreißer gibt und ggf. eine Fernsteuerung für die Musiker vorsehen, per iPad oder ähnlich)

  • Ich dacht Milva ist tot ??? Das war mein persönliches Monitor/Reverb - Desaster ... und natürlich NUR mit SPX 90 ... Grusel ...

    Ich hab auch eine Weile gebraucht, aber sie orientiert sich am Raum. Ganz andere Herangehensweise. Quasi natürlich, wie Gesang in einem klassischen Konzertsaal. Und der Hall auf dem Monitor ersetzt Raumantwort, die in manchen Locations auf der Bühne zu schwach ist.

  • Ich habe gerade etwas in die Musik herein gehört (auch wenn es bei YT überwiegend ältere Aufnahmen gibt).

    Das ist recht weit weg von üblicher Rock/Pop Musik, welche hier wahrscheinlich die meisten im Kopf haben, und darum auch die Empfehlung: "No reverb on Monitor" abgeben.

    Aber bei dieser Musik und dem Arrangement halte ich das für machbar. Zumal die Musik aus den Heimatländern auch oft einen hohen Reverb Anteil hat.

    Ich würde mir für den ersten Soundcheck (u. erste Show) FX Return auf einen zweiten Kanal legen, Post Fader, nur für Monitor. So kannst du schnell reagieren wenn es dann doch pfeift, oder du sogar etwas mitfahren must.

    Nach den ersten Konzerten bist du bestimmt "schlauer".

    mfG


    Uwe

  • vielen Dank für die bisherigen Antworten. Ich lese da heraus, dass das offensichtlich auf Grund deutlich erhöhter Feedback Gefahr bei konventionellem Monitoring so gut wie niemand hier macht. Das finde ich sehr interssant. Wenn das tatsächlich einfach nicht möglich ist, muss ich mich wohl der Physik beugen ;) Bei moderaten Monitorleveln möchte ich die Idee jedoch noch nicht ganz in den Wind schlagen. Natürlich kann man der Meinung sein die MusikerInnen sollen ihr Monitoring einfach nur als Orientierung nutzen und das wars. Mit einem entsprechenden Reverb oder einem rhythmischen Delay etc... wird man sein Instrument jedoch anders behandeln und entsprechend anders spielen... Vielleicht sind das Nuancen aber irgendwie will ich das nicht unversucht lassen. Irgendwie ist es auch mein Anspruch auf der musikalischen Ebene wirklich ordentlich gemeinsam mit der Band zu arbeiten und dafür wäre es einfach toll wenn die Band dynamisch mitbekommt was ich da vorne so treibe...


    Das mit dem gedoppelten FX Return ist eine richtig gute Idee, das werde ich so umsetzen. So habe ich dann für alle Effekte einen entsprechenden "Monitor Reverb Master", der unabhängig von der Front ist :thumbup:

  • Hm, es sind halt insgesamt recht viel offene Mikros und darunter auch nicht so laute Quellen und es „rockt“ schon so, dass man für den traditionellen Teil des Instrumentariums zeitweise ganz schön pegel braucht.


    Um den FX Anteil dem Monitormann (den es gibt) als Aktivum zu übergeben, ist der Einsatz zu dynamisch und, wenn man so will, nicht trennbar von 'Pfeiffes' künstlerischen Anteil am Gesamtergebnis und ich denke, das wollen die Künstler auch genau so hören. Wenn der Weg zum inear nicht möglich ist, sehe ich technisch nur den Pfad, den 'pfeiffe' schon beschrieben hat. Ist aber ein 'heißer Ritt'. ;)

  • Um den FX Anteil dem Monitormann (den es gibt) ...

    ähm. Der wurde für die folgenden zwei Gigs auf Grund von nicht verlängerten Fördermitteln eingespart 😥 Im Herbst kommt der voraussichtlich hoffentlich wieder dazu.


    Überforder ich mich hier gerade hoffnungslos selbst mit 7 Wegen Monitor aus der Front auch noch FX auf die Wedges schieben zu wollen ...? Die Antwort lautet wohl definitiv JA :D


    Aber man wächst ja an seinen Aufgaben es gibt immerhin ein einigermaßen gutes Pultfile und wenn's zu viel wird oder nicht wirklich funktioniert wirds halt erstmal weggelassen...


    Hm, es sind halt insgesamt recht viel offene Mikros und darunter auch nicht so laute Quellen und es „rockt“ schon so, dass man für den traditionellen Teil des Instrumentariums zeitweise ganz schön pegel braucht.

    Da hast Du recht... Ich würde aber auch erstmal mit für den Monitor nur mit den Basics anfangen, also diese wirklich langen Reverbs und Delays bei manchen spährischen Parts und und die sind eigentlich nur auf den lauten Lead Instrumenten, der Snare etc, also den Verstärkungstechnisch eher unkritischen Instrumenten.

  • Ausprobieren wenn Zeit da ist, wenn nicht, einen mittleren Hall und gut ist. Für IEM kann man das eher machen, aber auch hier gilt ausprobieren wenn Zeit da ist. Für Festivals lohnt sich dann vielleicht auch einen FX Return für den Monitormix vorzubereiten, wenn Monitor von Seite der Bühne gemischt wird.


    Wie ich das so mache für Monitor?

    Nur Hallräume, aber für vieles* (va. bei IEM Mixen). Aber bei Euch geht es ja nicht darum etwas natürlicher klingen zu lassen sondern um Special FX, richtig?


    *Gesänge, Streicher, Bläser, akustische Zupfinstrumente, Drums/Perc, akustische klaviere…

  • Was mir jetzt doch noch kommt, ist eine Idee, die sich auftut, wenn ich an das gesehene setup denke:


    Um die Bühne atmosphärisch mit einem höheren als dem aus Saal/PA auf der Bühne hörbaren FX Anteil zu versorgen, könnte man, statt ihn in die „Bestell-Wedges“ zu fahren, zwei kleine sidefills, irgendwas 8"/1" mäßiges auf Stativ als reine FX-Zuspieler nutzen, ähnlich wie FX-Lautsprecher im Theater. Das hätte den Vorteil, dass der Abstand zu den offenen Mikros deutlich größer wird.

  • Ich hab auch eine Weile gebraucht, aber sie orientiert sich am Raum. Ganz andere Herangehensweise. Quasi natürlich, wie Gesang in einem klassischen Konzertsaal. Und der Hall auf dem Monitor ersetzt Raumantwort, die in manchen Locations auf der Bühne zu schwach ist.

    Ich hatte nur einmal das Vergnügen ... ich bin nicht mit Ihr klargekommen. Irgendwann war es für Sie gut, ich konnte das nicht mal aus der Entfernung hören.


    Die Söhne Mannheim haben das teilweise auch gemacht, der der Emricht am FOH hat wilde Delaykaskaden in sein 2290 gehämmert und die Sänger haben darauf reagiert ... denen hat allerdings der FOH Spill gereicht.

  • Ich hatte nur einmal das Vergnügen ... ich bin nicht mit Ihr klargekommen. Irgendwann war es für Sie gut, ich konnte das nicht mal aus der Entfernung hören.


    Die Söhne Mannheim haben das teilweise auch gemacht, der der Emricht am FOH hat wilde Delaykaskaden in sein 2290 gehämmert und die Sänger haben darauf reagiert ... denen hat allerdings der FOH Spill gereicht.

    Delaykaskaden klingt nach Spaß.

    In den 90ern hatte ich das Vergnügen mit einer Top 40 Band, bei der der Bandleader explizit den Slapback von der Zeltwand hören wollte, also sein Monitorweg ausreichend leise und vorne schieben. Da wir PA immer gestellt haben und das Anwinkeln der Tops systembedingt schwierig bis unmöglich war, gab es auch immer ordentlich Slapback.

    Mir war es ein Rätsel, wie er tight bleiben konnte, was er war.

  • Ist schon etwas her, in ear in unserer Konstellation quasi noch nicht zu bezahlen, da hatte ich einen Musiker mit einer Melodika.

    Der hatte mit dem Delay interagiert das war echt stark.

    Da gab es aber das Delay nur bei Einsatz des Instrumentes und nur auf seinem Monitor.

    War meine Stamm Kombo, darum gut zu machen.


    Insomnia

  • Ich hab für solche Fälle eigentlich immer - häufig auch ohne das an die große Glocke zu hängen - das unglaubliche Y-Kabel im Anschlag gehabt. An expliziten oder extremen Effektwünschen Einzelner sind schon Bands kaputt gegangen - und daran will ich nicht Schuld haben (;0)

    Gilt übrigens sinngemäß auch für die Redbox an Stelle der mikrofonierten Marshall Fullstacks... Nicht jeder überambitionierte Metalgitarrenheld muss wissen, dass die Redbox wirklich nur für den Monitor ist... Nur mute!

    Kein Applaus für Scheiße!