Was ist nur mit dieser Branche los?

  • Moin,

    ich verstehe so langsam die Welt nicht mehr.

    Ich habe alleine diese Woche bestimmt 4x Diskutieren müssen weil irgendwelchen Technikern die von mir verwendeten Hersteller nicht passen.

    In meinem Fall geht es um TW Audio und HK Audio.

    Stattdessen werden selbst für kleine Jobs von vielen die Braunen Kisten gefordert, Alternativ doch bitte nur Meyer oder D&B.


    Veranstaltungsgröße zwischen 400 und 1500 PAX.

    Probleme gibt es übrigens fast nie bei "hochwertigen" Produktionen mit wirklich Namenhaften Künstlern sondern fast immer nur bei Covergeschichten.


    Was ist da nur los?

    Woher kommt dieser Markenhass?

    Warum gibt es selbst bei Etablierten und hochwertigen Herstellern nur noch Diskussionen letztendlich wegen nix?

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  • [...] sondern fast immer nur bei Covergeschichten.

    ...selber beantwortet ;)


    ...abgehobene Cover-Bands mit Wochenend-Faderschubsern, die einen auf Groß machen wollen...

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • Liegt weniger am Material. Meine Vermutung:


    a) Das Material wird durch Personen bedient, welche gefährliches Halbwissen haben. Aufbau, Ausrichtung, Einstellung etc. Dann klingt jede beliebige Anlage eines jeden beliebigen Herstellers nach einem Karton Trockenfrüchte. Folglich kann die Anlage von xxx nix taugen, da beim letzten Gig das nicht funktioniert hat oder man war auf einer VA, dort Stand PA von xxx und das hat sich grottig angehört.

    b) Es wird oftmals der Markenhype umgesetzt. Die Coverband möchte dasselbe Material wie deren Vorbild. Oder es wird stumpf etwas gefordert, ohne sich überhaupt Gedanken darüber zu machen.

    c) Schlichter Größenwahnsinn.


    In der Realität sieht es dann so aus.

    Band x fordert L'Acoustics, d&b, Meyer (machen die überhaupt noch was?), um mal auf die oben genannten Marken einzugehen. Du als Dienstleister hast das so umzusetzen.


    Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten

    Der Veranstalter oder die Band ist bereit den Preis dafür zu zahlen, du stellst das Zeug hin und gut ist. Woher du das dann selbst hast spielt keine Rolle. Ob du weißt wie man damit umgeht.... wer weiß das schon.


    Du bietest eine Alternative an, mit der du dich auskennst und weißt wie es zu bedienen ist. Band weigert sich und macht es selbst. Am Ende stehen dann irgendwelche zusammengewürfelten Kisten von SchallBewegtLuft da.

    Vorteil: Du hast einen ruhigen Tag zuhause, im Garten, im Park oder sonst wo und hast keine Stress.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • ...selber beantwortet ;)


    ...abgehobene Cover-Bands mit Wochenend-Faderschubsern, die einen auf Groß machen wollen...

    ...und Veranstalter die *nach* dem Einkauf der Technik zum Festpreis der PA-Firma einfach diese "Rider" hinschmeissen und sich die Hände abputzen statt selber den Bands vorher mal den Tarif durchzugeben. Da hat Corona leider eine negative Marktbereinigung bewirkt. Viele engagierte Veranstalter und fähige Bandtechniker haben endgültig aufgehört, und die aktuell massiv anziehende Nachfrage nach beiden spült jetzt auch die Leute wieder nach oben mit denen aufgrund solcher Allüren eigentlich keiner mehr gern zusammen arbeiten wollte.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Aber mit den Raidern fängt der Spaß doch schon an.

    Anstatt dort zu schreiben was man braucht wird eine Wunschliste fernab jeglicher Realität geschrieben.

    Eigentlich benötigt man dort nur die Angabe welche Instrumente bespielt werden, wie viele Gesänge und wie das Monitoring auszuführen ist (Also Wedges oder In-Ear).

    Der Rest ist eigentlich völlig wumpe.


    Die Beste "Unterhaltung" ging um Mischpulte, ebenfalls Coverband, Avantis und M32 sind jeweils nicht das richtige für die, Ideal wäre eine Heritage D gewesen, Alternativ eine D-Live.

    Habe denen beides nicht geliefert weil die den Aufpreis nicht tragen wollten, der Veranstalter ebenfalls nicht, sind dann mit eigenen Pult angereist.

    War Natürlich ein X32..

  • Aber mit den Raidern fängt der Spaß doch schon an.

    Anstatt dort zu schreiben was man braucht wird eine Wunschliste fernab jeglicher Realität geschrieben.

    Den Quark gibt es schon so lange Bühnenanweisungen geschrieben werden. Das ist auch nicht auszurotten, denn jeder fordert gerne Leistungen für die er selber nichts bezahlen muss.

    Ein gutes Mittel dagegen ist Erfahrung und Engagement auf der Seite der Veranstalter/Booker/Clubbetreiber. Wenn von dort schon die Ansage kommt "Ich zahle euch und hier gibt es diese PA und dieses Lichtsetup. Wenn euch das nicht passt müsst ihr auf eigene Kosten und mit eigenem Personal selber was mitbringen" ziehen 90% der Verfasser von solchen Ridern den Schwanz ein und die anderen 10% werden von ihrer Band genötigt jetzt mal direkt zu verhandeln was es wirklich braucht.


    Edith meint:


    Und ja, es gibt die Clubs und lokalen Technikfirmen die immer noch mit Selbstbau-PAs, völlig unterdimensioniertem Holz oder bestimmten zu Recht verschrieenen Markengeräten (Seeburg TSM12, HK R gestackt, die komische C7-Kopie von PL Audio, EV Eliminator, Novarray, TW Audio Vera für viele Indooranwendungen, Cohedra Compact, d&b Q Bananen >8 Elemente) daher kommen. Die mögen sich bitte selber mal an der Nase nehmen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • ...

    Habe denen beides nicht geliefert weil die den Aufpreis nicht tragen wollten, der Veranstalter ebenfalls nicht, sind dann mit eigenen Pult angereist.

    War Natürlich ein X32..

    Das ist m.M.nach der springende Punkt. Heutzutage kostet der Beschallungskram so wenig daß sich jede Kapelle eine eigene PA leisten kann. Und die bekommt man am einfachsten refinanziert wenn man das vorhande Material ablehnt und dafür, gegen eine "kleinen Aufpreis" sein eigenes Zeug mitbringt.

    Dem Veranstalter wirds in dem Segment egal sein.

  • Das ist m.M.nach der springende Punkt. Heutzutage kostet der Beschallungskram so wenig daß sich jede Kapelle eine eigene PA leisten kann.

    Das dreht sich gerade weil Personal und Fahrzeug für den Aufbau, Transport und Abbau von PA, Monitoring und den Amps dazu massiv teurer geworden sind. In einem benachbarten Thread wollen Bands jetzt wieder anfangen mit einem einzigen Techniker ohne Helfer vor 1000 Leuten zu spielen und dabei ihre eigene PA im VW-Bus mit bringen...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

    Einmal editiert, zuletzt von niggles ()

  • Das ist m.M.nach der springende Punkt. Heutzutage kostet der Beschallungskram so wenig daß sich jede Kapelle eine eigene PA leisten kann. Und die bekommt man am einfachsten refinanziert wenn man das vorhande Material ablehnt und dafür, gegen eine "kleinen Aufpreis" sein eigenes Zeug mitbringt.

    Dem Veranstalter wirds in dem Segment egal sein.

    Naja, "DEN Veranstalter" gibt es ja so kaum.

    Komplett eigenes Zeugs geht doch meisst nur bei Einzelveranstaltungen, Zeltfesten etc.pp.

    Sobald mehrere Bands das machen wollen, wird es eng.

    Festivals wird keiner so durchziehen wollen.

    Und die meissten Clubs dürften in den letzten 15-20 Jahren auch auf hauseigene Technik umgestiegen sein (zumindest die letzten mir hier noch bekannten sind es...).

    Das Zeug ist billiger, weil Auf-/Abbau entfallen - dafür will es aber auch refinanziert, sprich: genutzt, werden.



    Ich finde solche Wunschlisten-Rider ganz nett. Man lacht zusammen mit dem Veranstalter herzhaft drüber, öffnet ein Püllecken Pils und findet eine tragbare Lösung abseits des Ganzen Marken-Wahns.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Ich bin mit mit meiner Aussage schon von der typischen "Coverband-auf-Feuerwehrfest-im-Zelt" ausgegangen. Bei Clubtouren herrschen ja wieder ganz andere Gesetze.

    Ich kenne da durchaus beide Seiten. Ich habe viele Jahre regelmäßig in einem recht alternativen, kleinen Club gearbeitet. Da hat die jeweilige Band, zusammmen mit dem Vertrag, eine Liste mit dem Clubmaterial geschickt bekommen. Wer damit ein Problem hatte mußte da auch nicht spielen.

  • Ich bin mit mit meiner Aussage schon von der typischen "Coverband-auf-Feuerwehrfest-im-Zelt" ausgegangen.

    Auch dort ist es mittlerweile ab einer gewissen Grösse üblich dass das Festzelt ein ganzes Wochenende steht und an 2-3 Abenden jeweils 2-3 Bands spielen, plus die Blaskapelle(n) im Tagesprogramm. Das ist technisch nichts anderes als eine Club- oder Festivalsituation. Genau dort sind Bands die meinen sie könnten ihre Gage um ein paar Hunderter aufstocken indem sie ihre eigene, oft völlig unterdimensionierte PA zusätzlich aufstellen allen ein Schmerz im Arsch. Solche Sperenzchen unterbinden vernünftige Veranstalter schon im Vorfeld beim Vertragsabschluss.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."



  • Aber genau mit deiner Liste geht das problem ja schon los.

    Selbstbau und Unterdimmensioniert ist ganz klar ein NoGo und sollte nicht vorkommen.

    Aber HK R vernünftig aufgebaut spielt einwandfrei, TW Vera habe ich ebenfalls noch nichts negatives mit erlebt, ebenso mit dem Cohedra Compact.


    Wenn man die Systeme jeweils für die passenden Jobs nimmt spielen die alle sauber und ohne probleme.

  • Selbst die Hausmarke von Musikhaus irgendwer spielt, wenn vernüftig dimensioniert und vor allem fähiges Personal mit am Start ist und die Band auch vernüftig spielen kann. Sind alle drei Bedingungen erfüllt ist alles gut.


    Leider klemmt es aber mindestens an einer der oben genannten Bedingungen, oftmals an allen drei.


    Der Rider ist dann nur Zweckerfüllung, damit man es auf den Dienstleister schieben kann, da dieser ja nicht das gewünschte Material gestellt hat.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Ich glaube; der springende Punkt ist -wie oben schon beschrieben- das jeder seinen eigenen Kram verkaufen will.

    Bzw. muss.

    Nicht selten ist das gebrauchte Kara (...) auf Kante genäht und geht zu Lasten der einzelnen Musikergagen.

    Mit solchen Anschaffungen ist nicht immer jeder in der Band einverstanden.

    Schließlich spielte die alte PA noch, und einzwei moderne Amps hätten's auch getan.


    Das war aber schon früher so.

    Ich habe es nicht nur einmal erlebt; das die Band zum Soundcheck ein unsauberes Signal schickt, um ihre eigenen Kisten trotzdem noch aufzustapeln...

    Never stop a running System

  • Ich verstehe das sogar, ein Stück weit. Meine Zeit als Bandmischer ist zwar schon seit 6 Jahren vorbei, aber ich hatte irgendwann auch keine Lust mehr darüber zu diskutieren, warum jetzt Anlage XYZ, zusammengewürfelt oder aus vermeintlichem "Pr:o" Material eben nicht ausreicht.

    Habe ich etwas von mir bekannten Marken (Meyer zähle ich da nicht zu, dazu hatte ich noch nie Kontakt) kann ich wenigstens mit etwas Vorkenntnis zu deren Material die Anlage retten, wenn mal wieder ein Volltrottel das amtliche Material aufgesetzt hat. Steht da unbekanntes Zeug weiß ich nicht, ob das so scheußlich klingen soll, oder ob jemand es scheußlich gemacht hat.


    Mittlerweile stehe ich auf der anderen Seite und habe eine festinstallierte PA aus Backnang im Saal, die Fremdproduktionen nutzen, auch durchaus amtliche Produktionen. Da gibt es nie Diskussionen. Dabei war die, als ich hier angefangen habe, grauenhaft eingestellt. Die CPL-Filter hatten das falsche Vorzeichen - ist nur nie jemandem aufgefallen.

    Da kann jetzt eine Anlage von ZYX 10% besser sein für 50% weniger Kosten, ich würde sie trotzdem nicht ausschreiben für die Neueinrichtung, weil es einfach keine Diskussionen gibt. Die zwei großen europäischen Hersteller unterstützden aber halt auch in den Vorplanungen so gut (und für mich gratis), dass da eigentlich garkein Blödsinn mehr installiert werden kann. Das leisten Hersteller ZYX bis ABC nicht, oder nur gegen Aufpreis, oder nur unter der Vorraussicht dass sie auch wirklich das Projekt bekommen.

  • Aber mit den Raidern fängt der Spaß doch schon an.

    Anstatt dort zu schreiben was man braucht wird eine Wunschliste fernab jeglicher Realität geschrieben.

    Meiner Erfahrung nach gibt es zwei halbwegs nachvollziehbare Gründe für so etwas:

    • Band bietet auch eigene Technik mit übertriebener Marge an und will den Preis im Vergleich rechtfertigen: "Bei uns mieten ist günstiger!"
    • "uninformierte Veranstalter" beauftragen nicht den Grabbel-Technik-Dienstleister um die Ecke

    Dann gibt es aber ehrlich gesagt selten Diskussionen, zumindest wenn der zweite Punkt ausschlaggebend sein sollte.

  • Warum gibt es selbst bei Etablierten und hochwertigen Herstellern nur noch Diskussionen letztendlich wegen nix?

    das musst du die ganz großen hersteller fragen. also vor allem Meyer, L-acoustics und d&b. die haben ihr markenimage in den letzten jahrzehnten so extrem gepusht, dass tatsächlich viele techniker meinen, alle anderen könnten keine lautsprecher bauen.

    dabei kommt es letzten endes vor allem auf die techniker an, die das zeug aufbauen und einstellen!


    ich habe auch mit extrem teuren marken-PAs schon richtigen murks erlebt ... und das leider nicht selten!

    deshalb ist der markenname für mich schon lange kein alleiniges qualitätskriterium mehr. aber ich weiß auch, dass ich hier leider zu einer minderheit gehöre.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang