Vor kurzem habe ich eine Veranstaltung als FoHler betreut, wie ich sie in Art und Weise vielfach mit den üblichen Yamaha-Pulten (CL/QL) oder auch schon mit Digico/Soundcraft und Waves Dugan durchgeführt habe.
Diesmal also mit einer SQ6 und dem internen AMM.
Dazu standen auf der Bühne ein Haufen schalterlose Tischmikrofone (11 an der Zahl) herum. Also wie üblich, erst einmal den Automix aktiviert und bei den technischen Proben alle Kanäle hochgezogen. (In dem Moment habe ich einfach noch keine Lust die nächsten völlig unorganisierten 3-4 Stunden wie ein Schiesshund aufzupassen was die da auf der Bühne gerade fabrizieren, es gibt noch genug andere Dinge zu erledigen. Die meiste Zeit geht es eh um Video, Kamera, Licht, Deko, etc.)
Jedoch kam schon nach kurzer Zeit (ungewohnterweise) die Meldung vom Streaming, dass zu viel Ambience im Signal zu hören sei. Auch ein herumliegendes Regie-Handmikrofon hat für ungewöhnliche Irritation gesorgt.
Jetzt ist es so, dass ich bereits in der Vergangenheit das ein oder andere Mal das seltsame Gefühl hatte, der SQ-Automix würde weit weniger regeln als es der Dugan macht.
Nach der Veranstaltung habe ich die Probe aufs Exempel gemacht: Rauschgenerator auf mehrere Inputkanäle gepatcht und per PFL (Achtung: diesen dann in der Werkseinstellung auf Post Delay (=Post AMM) belassen) bzw. AFL die Pegelreduktion kontrolliert.
Ergebnis:
Während der Dugan bei jeder Verdopplung der Kanäle mit gleichem Pegel und Phasenlage die Verstärkung dieser um jeweils 6dB reduziert (so dass hinter der Summierung alle beteiligten Kanäle den gleichen Ausgangspegel erzeugen wie wenn nur ein einzelner Kanal offen ist), so sind es beim SQ-AMM lediglich 3dB.
Bei 12 offenen Mikrofonen macht das also einen Unterschied von über 10dB.
Auch das gegenseitige Wegdrücken im Dialog ist entsprechend geringer, was für den Operator bedeutet, dass im Zweifelsfall wieder mehr Faderarbeit notwendig ist bzw. der Regelweg länger sein muss (das entspricht dem bislang "gefühlten" Unterschied).
Ein weiterer Unterschied ist, dass A&H noch eine Art Gate mit drin hat - sinkt das Signal unter einen (nicht näher definierten) Threshold wird es abgeschnitten. Das ist beim Dugan definitiv nicht der Fall.
Da mittlerweile einige Pulthersteller ihre eigenen Automixer implementiert haben und ich solches Regelverhalten gerne im Vorfeld kenne, möchte ich nun einen offenen Vergleich anreissen.
- Dan Dugan Automixer (Yamaha-Konsolen, Waves, Hardware):
Reduktion pro Kanalverdopplung: 0-6dB (abhängig von der Phasenlage, Tendenz zu stärkerer Absenkung) ; Gating: Nein
- Allen & Heath AMM (zumindest SQ, für Avantis und dLive müsste es noch jemand gegenchecken):
Reduktion pro Kanalverdopplung: 3dB ; Gating: Ja
- DiGiCo DMI-AMM
noch keine Information (evtl. der A&H-Algorithmus?)
- Soundcraft VI (STUDER vMIX)
keine genaue Information gefunden - dem lustigen Bildchen auf Seite 4 in diesem Dokument nach sind es aber auch nur ca. 3dB
- Behringer XR18 (und vermutlich alles X/M vom Tribe):
Reduktion pro Kanalverdopplung: 6dB ; Gating: Nein
(danke floger )
- Midas Pro
noch keine Information
- TBProAudio AMM (natives VST/AU-PlugIn)
Reduktion pro Kanalverdopplung: 6dB ; Gating: bei aktiviertem Speech Pre Filter
- ...tbc
btw., da ich dies auch schon gefragt worden bin:
Nein, es hat nichts mit dem Weight-Parameter zu tun, damit kann man das grundsätzliche Verhalten nicht beeinflussen.