System 500 Komponenten oder analoges Outboard Equipment im digitalen Zeitalter

  • Gude,


    bei der regelmäßigen Suche nach (kreativem) Input auf YouTube, bzw. bei Interviews und Vlogs sehe ich bei den „großen Jungs jenseits des Teiches“ eine zunehmende Anzahl von 19“ Equipment neben den üblichen digitalen Konsolen. Das geht teilweise soweit, dass die Pulte offenbar „nur noch“ die Stems erstellen und dann (oft analoges) Equipment im Siderack in den Inserts in Money Channel, Groups oder Master hängt. Die vermutlich gesponserten Lobeshymnen sind natürlich im üblichen Marketingslang.


    Dabei sieht man öfters auch das 500er System, welches schön modular aufgebaut ist. Im Studio sieht man das sicherlich schon länger, live aber bislang noch weniger.


    Hierzulande bekomme ich davon bislang weniger mit. Die üblichen verdächtigen Kanäle zeigen davon weniger. Und auch hier im Forum habe ich dazu nichts direkt finden können. Ich meine auch explizit nicht das (digitale) einbinden von Waves oder anderen Vst-Plugins in die Signalkette.


    Frage: Hat den jemand Erfahrungen damit gemacht oder plant gebebenenfalls den Einsatz?


    Fühlt sich natürlich auch komisch an, an Pulte von 3.000 bis 15.000 Euro nochmal vierstellig für ein paar analoge Module im Insert auszugeben. Aber irgendwie reizt es den Tüftler in mir ja schon ein wenig, hier mal zu testen. (Ja klar, sinnvoller erstmal bei Mikrofonie anzusetzen. Ja klar, hört im Publikum kein Mensch. Ja klar, Kosten-Nutzen-Relation ist mies.)


    System 500 Background: https://www.bonedo.de/artikel/api-500-basics/


    Toby Francis:

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    Brad Divens:

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    Burton Ishmael:

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    Viele Grüße

    7

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  • Imho eher Blödsinn ... aber irgendwie muss man seinen High-Profile Job ja erhalten.


    Jeder Ü50 hatte wohl ein paar "ich brauche jetzt dringend ein Siderack" Phasen hinter sich. Und jeden, den ich kenne, incl. mir, hat dann das meiste irgendwann wieder verkauft ... moderne Pulte machen ja inzwischen immer mehr Waves & Co. obsolet, da ist analoges Outboard dann NOCH unnötiger .... aber wenn ich es nicht auf/abbauen muss, und eine halbes Jahr dafür bezahlt werde, von Firmen mit Gratismaterial beworfen zu werden, würde ich das Spiel auch mitmachen ... ;) ... aber so wirklich Relevanz für das Mischerleben sind die bunti bunti Veranstaltungstechnikpornos eher nicht ...

  • Im Thread nebenan diskutieren wir ob man den Unterschied im preamp hört …


    Hier wird dann oft noch mal doppelt DA/AD gewandelt oder das Signal über diverse Patch Felder und hunderte Meter Kabel analog von a nach b geschickt…


    Um das ganze dann hier in meiner Heimatstadt in der berühmten Akustik der Turnhalle aufzubauen.


    Hilft bestimmt *finger

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Ich würde sagen: 90% Marketing um eigentlich sinnloses Material noch an den Mann und an die Frau zu bringen. Durch den starken Fortschritt in der digitalen Audiosignalverarbeitung ist das ganze rein technisch gesehen völlig überflüssig. Andererseits wirken z.B. homöopathische Mittel ja auch durch den Placebo-Effekt. Also der Tontechniker wird hier sicherlich auch hören, dass es einfach besser klingt, wenn ein super teures Gerät im Rack steht. Dumm nur, dass das Publikum dieser Autosuggestion nicht unterliegt und somit diese mystische Klangverbesserung gar nicht wahrnehmen kann.


    Die anderen 10% sind z.B. Personen, die die Geräte z.B. aus dem Studio kennen und verinnerlicht haben, was sie damit anstellen können und wie sie damit zum Ziel kommen. Manchmal bringt ja auch der "One-Knob"-Kompressor bessere Ergebnisse, auch wenn man ihn mit dem Kompressor mit den 10 Parametern vielleicht sogar exakt nachbilden könnte. Nur finden viele nicht die passende Kombination dieser 10 Parameter, damit es auch mindestens genau so gut klingt. Da können Geräte mit guten Voreinstellungen und/oder gewohnten Konfigurationen schon mal helfen.

  • etwa 10 jahre lang war ich mit einer sängerin unterwegs, die eine wirklich sehr gute stimme hatte und diese auch einsetzen konnte.

    besagter sängerin wurde dann von irgendwelchen wichtigen leuten angetragen, dass ihr techniker doch bitte unbedingt einen externen (sehr teuren) vorverstärker für ihre stimme einsetzen müsste...

    ich hab ihr dann gesagt: "nö, deine stimme braucht solche hilfsmittel definitiv nicht!"

    damit war das thema erledigt.


    aber hey: wenn man sich wichtiger fühlen will und das material umsonst zur verfügung gestellt bekommt, darf man das natürlich gerne ausprobieren. da habe ich überhaupt nichts dagegen. man darf nur keine wunder erwarten, denn die akustik der nächsten halle oder die nächste falsch gestackte PA ist definitv geeignet, die nuancen an möglicher kangverbesserung gnadenlos zu egalisieren. frech*


    meine meinung:

    das ist nur was für die großen jungs, für die geld keine rolle spielt...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • FOH- & Monitortech bei Post Malone legen hier noch Einen drauf. Das ist schon erstaunlich. Das dürfte dann 7-stellig werden. Interview auch mit Sweetwater Vertrieb USA


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  • Imho steht der eher der Wunsch nach einer Personalisierung seines Klangwerkzeuges dahinter. Im Gegensatz zu den alten Analogzeiten ist der Foh Kosmos uniformer geworden. Es gibt in der Profilga fünf, sechs Pulte zur Auswahl und eventuell noch eine Computer-Anbindung für externe Plugins – that’s it. Wie will man da noch eine „eigene Note“ spielen? Die analoge Foh Welt war deutlich diverser, es gab einfach mehr obskuren Kram in 19“ Form.


    Bei den Musikanten gibt es eine ähnliche Entwicklung. Ich denke 95% aller Gitarristen würden mit einem einsamen Kemper ihren Job machen können, aber das ist ja langweilig. Daher bringt man in dieser Liga vorzugsweise eine Doppelhaushälfte an Boutique Amps mit und schützt diese durch einen Minengürtel an Bodentretern. Der Aufbau dauert ewig, benötigt durchgehend Wartung, Fehlerquellen potenzieren sich und es klingt jeden Abend anders – alles Nachteile gegenüber einer Kemper Lösung, dafür aber der persönliche Ausdruck der Künstlerseele. Und es gibt nicht wenige Foh-Kollegen, die sich ebenfalls eher als Klangkünstler, denn als Klangtechniker sehen. Da schließt sich für mich der Kreis.


    LG

    WW

  • Ich sehe mich in meiner bescheidenen Liga am Pult auch eher als Künstler (zumindest beim Bandmischen).

    Und meine persönliche Note ist meine Art zu mischen. Und es gibt genug Leute, die das genau so wollen. Egal auf welchem Mischtaschenrechner ich heute spiele.

    Notwendigkeit für Externes sehe ich persönlich eher in externem Hall bei ständig wechselnden Pulten, damit man das nicht auf jedem Pult neu machen muss.

  • Wobei ich Gitarristen und Bassisten gut verstehen kann wenn sie keinen Kemper nutzen wollen.


    Ich nutze für meinen Bas einen kleinen 1x10er SWR Amp und ein kleines Pedalboard mit Stimmgerät, Volumepedal, Zerrer, Chorus.

    Damit komme ich seit vielen Jahren sehr gut zurecht.

    Durch den Amp habe ich auch immer ein Mindestmaß an eigenen Monitoring dabei.

    Auch der Sound bleibt durchsichtiger wenn man nicht 100000 Verschiedene Möglichkeiten und Plugins haben kann. Der Techniker wirds einem Danken wenn man effektiv nur ein paar in sich kompatible Sounds hat.


    Zum Outboard an Digitalpulten halte ich es wie Robert Müller.

    Ein Distressor und ein gutes Hallgerät kommt schon mal mit, vor allem bei ständig wechselnden Pulten.


    Ansonsten kann ich selbst mit einer alten 02r ohne Outboard einen brauchbaren Sound machen. Dem Publikum würde das nicht auffallen (außer der Optik wegen).

  • ...ich möchte euch nicht zu Nahe treten - aber knapp über 100% unseres Job sind 'überflüssig'. Der Rest sind ein paar Gesellschafts-Kaffeekränzchen, die nur stattfinden müssen, weil der Gesetzgeber es sich wünscht (§ 08 Abs. 15 AktG & Co. KG)


    Die munteren Stilblüten, die manch einer treibt um nicht in 10-15 Jahren durch KI von seinem Ein-Wischbrett-FoH-Arbeitsplatz verdrängt zu werden, die halten das Business 'fresh'.

    Immerhin hat jeder ü50 Mischermann in seiner Jugend heimlich davon geträumt, an den oberamtlichen Dickschiffplätzen zu stehen.

    Denn mal ehrlich - so ein FoH reicht doch nicht für dicke Hose, oder?!?

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Wer gerne an richtigen Knöppen dreht und bereit ist das Zeug zu schleppen (oder schleppen lässt), warum nicht. Ich würde eher den Unterschied im Workflow suchen als im Sound.


    Die Frage für‘s Livemischen ist doch eigentlich: ist das 500er-Format robust genug für den VA-Alltag?

    Scheinbar schon…


    (Ansonsten bleibt leider die Feststellung, dass das Angebot an 500er Komponenten in etwa dem Angebot von Handmaschinenwerkzeug mit Pistolengriff im Baumarkt entspricht: 5000 mehr oder weniger identische Akkubohrschrauber, (Kompressoren) 2000 dicke Bohrhämmer (Presmps), 1000 Billigbohrmaschinen (EQ) - aber such mal einen kabelgebundenen Schrauber mit Drehmomenteinstellung… jede Menge Vielfalt in der Eintönigkeit)

  • Seven

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.
  • Ich lese da eine recht eindeutige Meinung heraus, aber auch das Ergebnis, dass es hier in der Runde noch niemand live getestet hat.


    Die Gitarristen-Analogie ist für mich gut nachvollziehbar, weil ich das aus meinem Umfeld auch kenne. Manchen Gitarristen würde ich gerne den Kemper verordnen, damit es eben nicht jedes Mal anders klingt. Aber genau diese Sorte Saitenheld, macht auch bei Kemper und Co. nach jedem Gig neue Sounds.


    Bis 50 habe ich ja noch ein paar wenige Jahre Zeit, um unvernünftige und unsinnige Dinge zu tun… ;) 6. Snare kaufen oder so.

  • Snares kann man nicht genug haben... man kann ja auch welche selber bauen wenn du es noch etwas unsinniger haben willst ;)


    Ich wüsste auch wirklich nicht warum ich das 500er Format verwenden sollte. Es gibt deutlich mehr Auswahl an auch teils exotischen Effekten/Bearbeitungsmöglichkeiten im 19 Zoll Format.

  • So sieht (sah...) das in der Realität aus wenn nicht dicke Hose durch Endorsement angesagt ist:

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    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • So sieht (sah...) das in der Realität aus wenn nicht dicke Hose durch Endorsement angesagt ist:

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    Endlich mal einer der ganz klare Worte parat hat warum er was benutzt… und 2 Yamaha-Maschinen für dichteren Hall parallel nutzen kommt mir irgendwie bekannt vor 🤣


    Aber auch eine klare Ansage: „I‘m a big believer in turning knobd until it sounds better“

    Bei ihm sind die entsprechenden Knöppe dann auch tatsächlich auf Arbeitshöhe!!!

  • das kann ich so nicht bestätigen ;)

    Sorry Wora 🤦 übersehen.


    Zwei Fragen stellen ich sich mir in dem Zusammenhang auch, die ich mal weniger ökonomisch (Material und Zeit) sehen würde.

    1. Bleiben es am Ende nicht doch 5% oder 1% auf der Habenseite, auch wenn Stacking oder Raum wieder 10% nehmen? Lohnt es sich nicht, (fast) jedem Prozent hinterher zu gehen? Konkret: Lässt man in Location X die Neumänner und das Bricasti daheim bzw. nimmt die Rødes und vertraut den internen Reverbs? Ich habe ja selbst oft genug gesagt: „Dies hört man in der Location eh nicht.“ Aber ist das das richtige Vorgehen?
    2. Sind die Live-Tonkutscher und die Studio-Faderschubser am Ende doch so viel unterschiedlicher? Eben weil der Studiomensch eher das letzte Prozent (aufwändig) sucht und der Live-Dude unter den fast immer suboptimalen Rahmenbedingungen sich zu arrangieren? Und eher zum Topic: In meiner Wahrnehmung findet das Bearbeiten der Summe (Mastering) im Studio sehr viel mehr Aufmerksamkeit als live. Wird da nicht doch etwas Potenzial im Live-Mix verschenkt?


    Ich bin im Grunde überzeugt, dass niemand zu einer Show geht und blind das richtige Mischpult oder Mikrofon errät. Ich glaube aber daran, dass viele Kleinigkeiten sich am Ende zu einem guten/besseren Ganzen ergänzen können.


    Und bitte nicht nur auf die 500er Komponenten fokussieren. Es ging mir generell um analoges Outgear am digitalen FOH.


    Grüße


    7

  • ich habe ein paar jahre den livemix für einen musiker gemacht, der auch selber ein bekanntes studio betrieb und auch selber hin und wieder hinter dem pult mischte. er meinte damals, dass er deutliche unterschiede in den arbeitsweisen von tontechnikern seiht, je nachdem, ob sie zuerst im studio gearbeitet hatten oder erst lievmix machten. da er selbst aus der studioecke kam, haben ihm die techniker eher entsprochen, die hauptsächlich im studio arbeiteten. trotzdem war er mit meiner arbeit als reiner livemischer ohne studioerfahrung immer sehr zufrieden - bis wir uns auf der menschlichen ebene ein bisschen auseinandergelebt haben - wie das leben eben so spielt ;)


    ich denke, das ist eine reine geschmacksfrage. letztlich ist das endergebnis, wie es beim konzertbesucher ankommt, am wichtigsten - und nicht die frage, wie man da hin gekommen ist.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang