dB-Grenzwerte beim Festival


  • Gemessen wird an einem Ersatz-Immissionsort, dessen Abweichen zum lautesten Punkt im Publikum im Vorfeld definiert wird

    Für die Selbstkontrolle gehe ich so vor:


    Ich kalibriere mein Mikro, suche mir den zu erwartenden Punkt der höchsten Immission im Publikumsbereich ohne Publikum, messe dort einen Pegel X mit einer Rauschquelle Y. Dann lasse ich alles konstant ausser das ich den Meßort/das Mikro nach FOH verlege und messe dort den Pegel. Ich betrachte die Differenz also den Pegelabfall zum FOH, das delta SPL als Korrekturwert. Der sollte mit Publikum (Dämpfung) entweder falsch hoch oder im besten Fall konstant sein. (solange das Publikum nicht mehr Lärm macht als die Band, was bei meinen Gigs eher nicht vorkommt).


    @ TomN

    Was spricht gegen diese Praxis ausser das so kein 'amtliches' Protokoll erzeugt wird?

  • Im Prinzip macht es die DIN genauso. Allerdings misst Du halt am FoH sehr viel Publikum mit (und die DIN bezieht sich explizit auf die 'Elektroakustische Beschallungsanlage').

    Dann misst Du sehr wahrscheinlich nicht den LAeq30min sondern halt LASlow, der durchaus mal über 99 dB liegen darf (weil er auch öfters unter 99 dB liegt und sich so das ganze ausmittelt). Wenn Du mit dem LASlow die 99 dB nicht überschreitest, dann ist auf jedenfall alles okay, mit einer 'amtlichen' Messung würde halt noch etwas mehr gehen.


    P.S. Danke ans Forum für die Tiefstellfunktion :)

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  • Ich messe ab Einlass LAeq30min und an den FOHs, an die ich jetzt denke, ist der Publikumslärm erfahrungsgemäß sehr deutlich leiser als die Konzertlautstärke (nix Stadtfest 'Else bisch Du‘s') sonst würde ich es natürlich am FOH nicht wollen, wegen der fehlenden „Erholphasen“ für die Messung.

    Für die mittägliche Differenzmessung mit pink noise sollte die Art der Messung b.z.w. deren Zeitfenster eigentlich egal sein (natürlich für alle Meßorte gleich).

  • Was in 10 Jahren als Standard im gehobenen Sektor denkbar wäre: Die Systemendstufen und deren Steuersoftware führen durch einen (kalibrierten) Einmessvorgang und können anschliessend für jede Zone anhand des Leistungsprotokolls den LEQ errechnen. Was bleibt ist ein Unsicherheitsfaktor durch Wind etc., aber den gibt es auch wenn man direkt vor dem Lautsprecher misst.

    Das gibt es im Ansatz schon von d&b in ArrayCalc, dort kannst du dir anschauen , an welchem Punkt der Venue wie laut ein Musikstück deiner Wahl geht...mit der Vorhersage kannst dir dann theoretisch einen beliebigen Messpunkt suchen .

  • Wenn man es ganz genau nimmt, müsstest du dann aber noch den Frequenzgang des Lautsprechersystems relativ zum Eingangssignal auch noch simulieren. Der wird ja sicherlich nicht ganz linear am Referenz-Messpunkt sein.

    Da man die Korrekturfaktoren sowieso vorher messtechnisch ermitteln muss, ist der Lautsprecherfrequenzgang der Norm wurst.

    eben.


    wenn man es so extrem genau machen wollte, käme das wohl der öffnung der büchse der pandora gleich...


    aber wirklich interessant finde ich die idee, dass system-amps den messjob übernehmen könnten - und das separat für jeden einzelnen ampkanal.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Teilweise wurden 118dB erreicht,

    Live-Musik hat meist so zwischen 15 - 25 dB Lmax über Leq. Wenn die eine Punktlandung bei 98 dB gemacht haben, dann liegt dieser Bereich zwischen 113 und 123 dB.


    es wurde am FOH gemessen

    Das sollte sich eigentlich inzwischen herumgesprochen haben (und in die 2022-Fassung haben wir es explizit reingeschrieben), dass das Messmikrofon nahe an die Boxen gehört. Ggf. nimmt mal halt eine Mess-Anlage, deren Messmikrofon die erforderliche Pegelfestigkeit hat, da gibt es ja genügend Auswahl.


    Das "Schlimmste" was ich je persönlich erfahren durfte war sowohl von Licht als auch Beschallung nix für schwache Nerven, Epileptiker oder empfindliche Naturen.

    Die Sache mit dem Schäkel war dann aber auch nicht ohne...

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Bei den meisten Festivals muss man sich um die DIN keine sorgen machen, Auflagen von Behörden die aus Beschwerden von Anwohnern hervorgehen senken den Pegel soweit das die DIN ohne Probleme eingehalten werden. Die Auflagen sind weit das größere Problem und man muss mit der Technik sich schon Gedanken machen allen gerecht zu werden.


    Also auf Technofestivals habe ich seit Jahren keine Eskapaden mehr erlebt. Man legt er wert auf einen guten Sound als auf massiven Pegel. Das ist auch gut so im Vergleich zur Mayday 2006 hat sich eine Menge bewegt.

  • Bei den meisten Festivals muss man sich um die DIN keine sorgen machen, Auflagen von Behörden die aus Beschwerden von Anwohnern hervorgehen senken den Pegel soweit das die DIN ohne Probleme eingehalten werden. Die Auflagen sind weit das größere Problem und man muss mit der Technik sich schon Gedanken machen allen gerecht zu werden.


    Also auf Technofestivals habe ich seit Jahren keine Eskapaden mehr erlebt. Man legt er wert auf einen guten Sound als auf massiven Pegel. Das ist auch gut so im Vergleich zur Mayday 2006 hat sich eine Menge bewegt.

    Hatte ich letzdings auch wieder 88dbA am Foh war die Vorgabe des Gutachtens.

    Ich habe mich damit sehr wohl gefühlt. Nicht mal vor dem Subarray wurden die Grenzwerte der DIN überschritten

  • Hatte ich letzdings auch wieder 88dbA am Foh war die Vorgabgutachtens.

    sowas hatte ich in Halle auch mal, ein openair mitten in der stadt.

    ich habe versucht, mich dran zu halten - aber nach dem gig wurde ich vom management der künstlerin angepflaumt, dass es viel zu leise gewesen wäre ...

    es allen recht zu machen, ist manchmal ein ding der unmöglichkeit.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hatte ich letzdings auch wieder 88dbA am Foh war die Vorgabe des Gutachtens.

    Ich habe mich damit sehr wohl gefühlt. Nicht mal vor dem Subarray wurden die Grenzwerte der DIN überschritten

    Meine Standardantworten auf solche Vorgaben: Dann stellt ich den FoH in nen Container hinter der Bühne :) oder ganz weit hinten hin :)

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  • Naja, der Fih ist natürlich im Lageplan eingezeichnet inkl. seiner groben Beschaffenheit.


    Mir sind 88dba jedenfalls lieber als 110.

    muss ja wirklich nicht sein, dass man die Nachbarn ärgert und den Zuhörern die Ohren auspusten. Viel wichtiger sind mir ordentliche Lowmids.

  • Die Sache mit dem Schäkel war dann aber auch nicht ohne...

    Nein, das war wirklich sehr ärgerlich und völlig unnötig.

    im Vergleich zur Mayday 2006 hat sich eine Menge bewegt.

    Ja und nein. Die Mayday 2006 war messtechnisch gut ausgestattet und bis auf die Entgleisung von Prodigy im Rahmen. Bei der Show wurde klar, dass 99 dB völlig ausreichend sind, wenn man gleichmäßig beschallt.


    Die Klage aus dem Vorjahr, in dem nicht gemessen wurde, ist eingestellt worden und würde es wahrscheinlich auch heute noch werden.

  • ...
    Das sollte sich eigentlich inzwischen herumgesprochen haben (und in die 2022-Fassung haben wir es explizit reingeschrieben), dass das Messmikrofon nahe an die Boxen gehört. Ggf. nimmt mal halt eine Mess-Anlage, deren Messmikrofon die erforderliche Pegelfestigkeit hat, da gibt es ja genügend Auswahl.

    ...

    Tatsächlich habe ich gerade eine Situation, in der sich der Kollege, der die Messung macht, für den FOH als primären Meßort entschieden hat. Es geht um Anwohnerschutz und in der Genehmigung steht, daß alle Eigenemissionen zu berücksichtigen sind. Publikumsgeräusche sind dabei explizit eingeschlossen. Fremdgeräusche können wir vermerken, falls sie zur Überschreitung eines Limits beigetragen haben.

  • Ja, da geht's dann halt nicht mehr um die DIN15905-5 (Schutz der Besucher) sondern im Bereich Lärmschutz (TA-Lärm o.ä.) mit der unangenehmen Eigenart, dass da eigentlich Klasse I Messungen nötig wären.

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  • aber wirklich interessant finde ich die idee, dass system-amps den messjob übernehmen könnten - und das separat für jeden einzelnen ampkanal.

    Bei l‘acoustics z.B. kann man ja mit dem P1-Prozesser seinen üblichen Einmessvorgang durchführen und so direkt im Network Manager die notwendigen Korrekturen durchführen.

    Das ganze liesse sich dementsprechend einfach weiterspinnen: wenn man in dem Gerät noch einen Kalibrator einbaut und ein LA gebrandetes passendes Messmikro auf den Markt wirft, den passenden Code dazu schreibt, dann hat man alles was man dafür braucht und kann beim Einmessen direkt 2 Fliegen mit einer Klappe und so… Hat man vorher ein Soundvisionfile angelegt könnte einem die Software sogar die voraussichtlich besten Messpunkte empfehlen.

  • Das gibt es im Ansatz schon von d&b in ArrayCalc, dort kannst du dir anschauen , an welchem Punkt der Venue wie laut ein Musikstück deiner Wahl geht...mit der Vorhersage kannst dir dann theoretisch einen beliebigen Messpunkt suchen .

    Ist irgendwie an mir vorbei gegangen… bisher habe ich mich immer an der Darstellung der A-bewerteten Pegelverteilung orientiert.

  • Ist irgendwie an mir vorbei gegangen… bisher habe ich mich immer an der Darstellung der A-bewerteten Pegelverteilung orientiert.

    Da geht es eigentlich nur um Headroom, aber man könnte das so gesehen auch "rückwärts" nutzen.

    Beim Atelier der Tonkunst gibt es einen Trafo, mit dem man Amp- auf Linepegel bringt (ohne mit XLR oder Klinkensteckern an Hochleistungsamps zu hantieren).


    Interessiert bzw bezahlt aber natürlich niemand, da die Behörden parallel zu den Auflagen eigentlich nur noch begleitende Messung oder Limiter akzeptieren, zumindest in den Ballingsräumen.