Digitales "Billig"-IEM im UHF-Bereich (z.B. Debra ST-102) - brauchbar für Monitor am "Tablet-FOH" und Sound-Check?

  • Digitale IEM-Strecken gibt es bislang nur wenige. Gegenüber analogen Strecken mit ihren Kompandern sollten sie klangliche Vorteile haben - allerdings stören die unvermeidlichen Latenzen viele Musiker (5-8ms + alles was schon davor an Latenzen entsteht).


    Für meinen Anwendungsbereich wäre das kein Problem: Ich möchte das System vorwiegend dazu nutzen, um als Monitor bei "Tablet-FOHs" zu dienen. Außerdem ist es sehr nützlich, wenn man Mikrofone genauer ausrichten will und direkt hörend nachvollziehen kann, was man da tut (gerade am letzten Wochenende beim Soundcheck für eine Live-Aufnahme beim Konzert eines Gospel-Chors ausprobiert).


    Darüber hinaus möchte ich mir vielleicht noch weitere Empfänger zulegen, um diese für Workshop-Zwecke zu nutzen (Mikro-Positionen etc.).


    Hab ein wenig recherchiert und bin u.a. beim großen A auf das System "Debra ST-102" gestoßen, das mit rund 190€ als günstige Variante dafür infrage kommen könnte, auch weil zusätzliche Empfänger mit unter 40€ sehr günstig zu haben sind (aus Kunststoff, aber was solls): https://debraaudio.com/product/84.html. Kein Markenprodukt, aber meinem Eindruck nach zumindest auch keine dreiste (Design-)Kopie. Angegeben werden "24bit/44.1k Sampling" und 7ms Latenzzeit, ein User bei Youtube hat etwa 8ms gemessen. Klingt schon mal interessant, aber das sind ja zunächst nur Daten.


    Hat das System vielleicht schon mal jemand ausprobiert oder Erfahrungen mit anderen günstigen digitalen IEM-Systemen?

    Einmal editiert, zuletzt von Hanseat () aus folgendem Grund: Typo

  • Im Grunde gar nichts. Nur dass ich bei allen Waren (egal ob Kleidung oder Technik) schon immer so weit wie möglich auf nicht unbedingt notwendiges Hin- und Herschicken zu verzichten versuche.


    Falls die "Schwarm-Intelligenz" noch keine entsprechende Erfahrungen gemacht hat, werde ich das aber mal machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Hanseat ()

  • Na, das Empfängerdesign erinnert aber doch sehr an Shure 😉


    Bei billigem Funk musst du einfach damit rechnen, dass der Sender auch viel HF-Dreck produziert, digital hin oder her. Also beim Testen auf jeden Fall einen Scanner mitlaufen lassen, bevor irgendwann und irgendwo die böse Überraschung lauert.

  • Beim Empfänger orientieren sich viele Anbieter am Shure-"Vorbild", das ist wahr. Aber es gibt schon extrem dreiste Kopien bezüglich des Sender-Designs (PSM-300 z.B.). Manchmal ist das Angebot aus Fernost auch noch mit dem Hinweis versehen, man könne den "Original"-Namen aufdrucken... Kotz*


    Der Hinweis auf möglichen HF-Dreck ist ein guter Tipp. Das werde ich auf jeden Fall prüfen, wenn ich das Teil zum Test bestellen sollte. Hab mit dem "TinySA Ultra" ja seit kurzem das passende Werkzeug dafür.

  • Zitat

    Signal delay: 7ms

    ...+Pult +Stagebox +Wandler +Dinge + + + - also mir wäre das zu viel...

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • ...allerdings stören die unvermeidlichen Latenzen viele Musiker (5-8ms + alles was schon davor an Latenzen entsteht).


    Für meinen Anwendungsbereich wäre das kein Problem: Ich möchte das System vorwiegend dazu nutzen, um als Monitor bei "Tablet-FOHs" zu dienen...

    secluded: Das steht ja schon im Ausgangspost. Aber warum sollte das in meiner Anwendung stören?
    Am FOH müsste man eher noch ein Delay in den Kopfhörer-Pfad zum Ausgleich der Laufzeit legen ;)

  • Ich könnte mir vorstellen, dass die Ausgangsstufe des Bodypacks auf IEMs mit niedrigen Impedanzen und hohem Wirkungsgrad ausgelegt sind. Eventuell braucht man bei normalen FoH-Kopfhörern noch einen Kopfhörerverstärker.

  • Hab in einem anderen Forum einen Thread mit ausführlichen Praxis-Erfahrungen und Diskussionen im Vergleich zu anderen IEM-Systemen (LD, Sennheiser G4, PSM-300) von Bassisten gefunden, die das System über längere Zeit eingesetzt haben. Einer hat sogar ein paar Messungen gemacht (HIER).


    Für das Geld ist das System wohl ziemlich konkurrenzlos, insofern die Latenz kein Problem ist (die Erfahrungen zu Sängern deckt sich mit den Erwartungen, dass die Latenz für diese Anwendung störend ist).

  • Das Debra ST-202 ist gerade angekommen und ein erster Test hat folgendes ergeben:

    • Klanglich gibt es nichts auszusetzen. Im Gegenteil, das Teil klingt wirklich sehr gut!
    • Die Lautstärke ist mit meinem AKG K371 nicht besonders laut.
      Könnte knapp ausreichen, ist aber schon deutlich leiser als beim Shure PSM-300.
    • Beim ST-202 hat Debra die Schaltbandbreite von 30MHz in zwei je 15MHz-Bereiche aufgeteilt.
      Das ist beim ST-102 meinem Verständnis nach nicht der Fall (das soll auch 40MHz Schaltbandbreite besitzen - irgendwie sind die Herstellerangaben nicht ganz eindeutig). Hm..,
    • Den Bluetooth-Empfänger kann man glücklicherweise deaktivieren.
      Für den schnellen Test des Systems finde ich die Möglichkeit ganz praktisch.

    Wie gut der HF-Teil arbeitet, kann ich nicht beurteilen, da mir dafür die Kompetenz fehlt.
    Der Peak des Debra sieht jedenfalls breiter aus als beim vorhandenen analogen Shure IEM.


    Vielleicht mag jemand mit entsprechendem Know-How mal einen Kommentar dazu abgeben?


    Hier drei Bilder: Zunächst ein PSM-300, dann die beiden Frequenzen des Debra ST-202.


    2 Mal editiert, zuletzt von Hanseat ()

  • Der Peak des Debra sieht jedenfalls breiter aus als beim vorhandenen analogen Shure IEM.

    Digitale Systeme modulieren das Signal dauerhaft (auch ohne Audiosignal) über die gesamte Kanalbreite, analoge FM-Systeme modulieren das Signal um die Center-Frequenz mit der Amplitude des Audiosignals.

    Wenn du also das analoge System ohne Audiosignal gemessen hast, ist nur der Pilotton sichtbar. Erst bei Vollaussteuerung erreicht eine analoge Strecke die volle Kanalbreite.

  • Guter Hinweis - Danke! Das analoge System hatte ich tatsächlich ohne Audiosignal zugeschaltet. Mit Modulation sieht der Peak dann auch breiter aus. Beim Shure wurden im Audiobetrieb auch noch eine ganze Reihe anderer "Mini-Störspikes" mit niedrigem Pegel sowie einige Harmonische erkennbar,


    Eine Anmerkung noch zum Empfänger: Das Design wurde sicherlich vom Shure IEM "inspiriert" - die Umsetzung in Vollplastik ist aber wenig robust ausgefallen. Spätestens beim Öffnen des Batteriefachs merkt man, das man vorsichtig mit dem Teil umgehen sollte. Somit sicher nichts für den groben Bühneneinsatz in freier Wildbahn.


    Wenn man damit klarkommt und die nicht besonders großen Lautstärkekapazitäten des Kopfhörerausgangs sowie die Latenz von ca. 8ms kein grundsätzliches Problem darstellen, findet man mit dem System ein aufgrund der digitalen Übertragung erstaunlich gut klingendes IEM für wenig Geld.

  • Moin,


    ich habe die Messungen gemacht und finde das Teil für DAS Geld sehr gut.


    Die Latenz muss man relativieren.


    Schall legt in einer ms 33cm zurück, wenn man 1 m vor seiner Box steht, hat man also 3ms Latenz gegenüber dem Finger an der Basssaite, bei 2m 6ms, bei 3m 9ms usw.


    Mich stören die ca. 10ms (2ms Line6 G70, 7ms Debra, 1ms Behringer. X32R) überhaupt nicht, da ich nicht singe.


    Etwas komplett anderes ist es, wenn man auch darüber singt. Da man über die Knochenleitung das Originalsignal seines Kehlkopfes praktisch ohne Latenz hört, treten oft schon bei 3-5ms Signallatenz über den Hörer unschöne Kammfiltereffekte (Chorus) auf, was sehr stören kann.


    Es ist am Besten, wenn man das Debra in seiner Signalkette testet.


    Für Live ist es aufgrund den schlechten mechanischen Eigenschaften eher weniger geeignet, im Üraum passt es auch mit 5 Sennheiser IEM G4 im gleichen Frequenzbereich bestens.

  • Das Debra ST-202 ist gerade angekommen und ein erster Test hat folgendes ergeben:


    • Die Lautstärke ist mit meinem AKG K371 nicht besonders laut.
      Könnte knapp ausreichen, ist aber schon deutlich leiser als beim Shure PSM-300.

    Das ist das Hauptproblem bei den ganzen Billig-IEMs; sie verwenden Standard-Kopfhörerverstärker aus dem Consumerbereich, und die sind mittlerweile alle aus Gründen des Konsumentenschutzes auf bühnenuntauglich niedrige Lautstärken kastriert.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • :D Hab den Fehler beim Lautstärketest gefunden - hatte beim Handy die Bluetooth-Wiedergabe nicht voll aufgedreht. 8o


    Ohne diesen "DAU" ist die tatsächlich nutzbare Lautstärke mit dem AKG K371 völlig ausreichend - und der Unterschied zum PSM-300 - falls vorhanden - deutlich (!) geringer als fälschlicherweise angenommen. Fazit: Mit niederohmigen Kopfhörern geht in dieser Hinsicht der Daumen hoch. :thumbup: