Vintage HiFI Spaßprojekt

  • Ich brauche mal ein bisschen Schwarmintelligenz. Ich hab hier auf dem Tisch eine feine Class A Vorstufe aus den frühen 80ern (Grundig SVX6000).


    Thema 1: In einer der beiden Kopfhörer-Buchsen stecken die Reste eines 6,3mm Klinkensteckers. Der scheint sich irgendwie verkantet zu haben. Erschwerend kommt hinzu, dass eine der Kontaktfedern verbogen ist, die muss man auf die Seite drücken um überhaupt freie Bahn zu haben, dadurch ist noch weniger Platz als eh schon…

    Ich habe bereits versucht: Spitzzange, Pinzette, Schaschlikspieß mit Kleber drauf, Gehäuse öffnen und versuchen es rauszuschieben (ist aber nicht zugänglich). Alles ohne Erfolg.

    Habt ihr noch Ideen was ich versuchen könnte? Sinnvoll wäre vielleicht sowas wie eine „inverse“ Pinzette mit Riffelung außen - unter welchem Namen könnte ich sowas finden?


    Thema 2: Ich möchte mindestens mal alle Elkos erneuern, wenn ich das Ding schon mal offen habe. Kennt jemand einen Elektronik-Reparaturmenschen, der gerade nicht in Arbeit ersäuft und Zeit, Muße und das Equipment hätte das zu erledigen? Schaltplan ist vorhanden, neue Elkos auch. Alternativ bin ich für Tipps bzgl. praktikablen Entlötstationen dankbar - die Leiterplatte ist wohl dafür bekannt, maximal zwei Fehlversuche zuzulassen…


    Im Anhang der Versuch mit Bildern Übersichtlichkeit herzustellen. Die linke Buchse ist frei, die rechte der Patient.

  • phlownd Schönes Stück hast da ;) Für die Buchse fällt mir ein:

    - Edelstahl-Schweißdraht spitz schleifen und einen Widerhaken biegen, der sich mit Druck in den "Tip" des abgebrochenen Klinkenstecker einführen lässt und sich beim daran ziehen hoffentlich darin festkrallt. Dabei muss aber die Kontaktfeder weggebogen werden...

    - oder (da die Kontaktfeder eh vergnaddelt ist) komplett ersetzen. Das könnte schwierig werden, die Originale zu finden, oder eben ein Alternativprodukt reinbasteln


    Für das Entlöten hast du Glück:

    Das ist keine doppelseitig kaschierte, oder Multilayer-Platine. Da gibts mit einer gut saugenden rückstoßfreien "Soldapullt" schon ordentliche Ergebnisse, ohne gleich Unsummen für elektrische JBC, Weller usw. rauszuwerfen (das "Profi"-Baumarktzeug kannst gleich vergessen...)


    Du nimmst bestenfalls bleihaltiges Lot für das alte Schätzchen, erhitzt die Lötaugen, gibst etwas Lot zu (das enthaltene Flussmittel hilft beim Verflüssigen des alten Lots) oder etwas "Flux" zum Pinseln und schlürfst mit der Saugpumpe das Auge frei - zügig und exakt arbeiten, Saugpumpe senkrecht aufsetzen!


    Dann die frischen Elkos einlöten.

    Ich empfehle, Flussmittelreste mit Isopropanol zu entfernen, das sieht besser aus und es besteht kein Risiko von Korrosion durch ggf. ungeeignete Flussmittel.


    Viel Erfolg beim Basteln :thumbup:

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!

  • Guten Morgen, vielen Dank an alle, die mir auf unterschiedlichen Wegen ihre Unterstützung angeboten haben. Ich habe meinen letzten Lötkolben vor über 10 Jahren zur Seite gelegt, nehme das Projekt jetzt aber als Anlass, diese Fähigkeiten wieder aufzuwärmen (haha!) und mich selbst daran zu versuchen.

    Ich werde hier berichten wie es läuft!

  • phlownd

    Hat den Titel des Themas von „Wiederbelebung Class A HiFi Vorstufe“ zu „Vintage HiFI Spaßprojekt“ geändert.
  • Ihr wartet bestimmt schon ganz gespannt drauf, wie es hier weitergeht.

    Schritt 1 ist getan:


    Alle Potis, Schalter, Regler etc. tun wieder, alte Elkos gegen neue getauscht, alles saubergemacht. Der Gerät taugt überraschenderweise auch erstaunlich gut als Kopfhörerverstärker (zumindest mit einem Beyerdynamic T5p, bei hochohmigeren Kollegen fehlt es vielleicht ein bisschen).


    Wie geht es weiter? Die Endstufen der zugehörigen Aktivlautsprecher überholen und dann daraus mit neuen Chassis im eigenen Gehäuse einen wohnzimmertauglichen alt-neu-Hybriden bauen. Eigentlich ist das hier das falsche Forum dafür, aber hier ist so viel Ahnung und Erfahrung unterwegs, die ich nur zu gerne anzapfen möchte.


    Ausgangsdaten:

    • Die Aktivmodule sind 3-Wege Class AB, 80W Dauer/140W Impuls
    • Original-Bestückung:
      • TT 8" Konus, 40 W, 3 Ohm, getrennt bei 300 Hz
      • MT 2" Kalotte, 20 W, 6 Ohm, getrennt bei 2000 Hz
      • HT 1" Kalotte, 20 W, 3 Ohm
      • Die Frequenzen oben kommen aus dem Schaltplan, das Typenschild sagt 1000 Hz / 4000 Hz
    • Gehäuse ca. 26 L

    Im nächsten Schritt werde ich jetzt Elkos und Transistoren erneuern und dann die Frequenzgänge der einzelnen Wege messen.


    Während ich auf Teile warte, denke ich schon über passende Chassis nach. Ein bisschen Kopfzerbrechen bereiten mir die für heute recht ungewöhnlichen Impedanzen und die nicht im Überfluss vorhandene Verstärkerleistung. Ich weiß auch (noch) nicht, ob die Weiche im Aktivmodul auf die Original-Treiber abgestimmt ist oder linear arbeitet. Das wird die Messung zeigen.


    Auf Basis der noch recht mauen Infos habe ich folgende potenzielle Bestückung geraten:

    • TT Wavecor SW263WA01 (10", 4 Ohm)
    • MT Scan-Speak 15W/8434G00 (5,5", 6 Ohm), alternativ 15W/8530K00
    • HT Mundorf AMT U160W1.1-R (4 Ohm), alternativ Scan-Speak D2905/970000


    Als Selbstbauneuling, dessen Ahnungslosigkeit nur von seiner Willenstärke übertroffen wird, stellen sich mir jetzt mehrere Fragen:

    • Sind neue Chassis überhaupt sinnvoll, oder viel zu gnadenlos offenbarend bei alter Verstärkertechnik? Die Alternative wäre, gut erhaltene Originalchassis zu finden und denen dann ein modernes Gehäuse zu verpassen
    • Closed box (wie bisher) oder Bassreflex?
    • Gibt es eine Chance, eine Analogweiche durch Komponententausch o.Ä. anzupassen, oder ist das die Mühe nicht wert?
    • Sinnvolle Messungen mit den nackten Modulen, um die Chassis-Auswahl zu vereinfachen?

    Hintergrund des ganzes Projektes ist, dass ich aus emotionalen Gründen an dem altem Kram hänge und zerschraddelte Gehäuse und rissige Sicken den Erinnerungen nicht gerecht werden. Deshalb möchte ich den Kern bewahren und im Rahmen der Möglichkeiten etwas ordentlich draus machen - wohlwissend, dass mit anderen Randbedingungen deutlich mehr zu holen wäre.


    Ich würde mich über ein paar Meinungen/Einschätzungen freuen.


    P.S.: Original-Schaltplan habe ich, falls hilfreich.

  • Ich kann mich erinnern, das ich bei so einem Gerät mal Probleme mit Aussetzern am Vol. Poti hatte, Grund war, das die Lötverbindung kalt war, jedoch war es zumindest am Vol. Poti durchkontaktiert. Nachdem die Löcher vergrößert waren und ein dünner Silberdraht durchgezogen war, war Ruhe im System.

    Gruß UweS.

  • TT 8" Konus, 40 W, 3 Ohm, getrennt bei 300 Hz
    MT 2" Kalotte, 20 W, 6 Ohm, getrennt bei 2000 Hz
    HT 1" Kalotte, 20 W, 3 Ohm
    Die Frequenzen oben kommen aus dem Schaltplan, das Typenschild sagt 1000 Hz / 4000 Hz

    Kann es sein, dass das Typenschild die akustischen Trennfrequenzen angibt, du aber stur die elektrischen Übergänge bei Nennimpedanz gerechnet hast? Durch Resonanzen und Impedanzverläufe kann sich da schon etwas verschieben.

    Nachdem die Löcher vergrößert waren und ein dünner Silberdraht durchgezogen war, war Ruhe im System.

    Ich weiß wie du es meinst, aber hier klingt das Ergebnis irgendwie verkehrt. ;)

  • falls die Grundig Chassis alle noch funktionieren, lass die Box wie sie ist. Bessere und auch linearere Chassis wirst du für das Volumen nicht finden. Die alten Grundig sind super. Ich reparaiere solches AltHiFi übrigens Hauptberuflich.

  • Kann es sein, dass das Typenschild die akustischen Trennfrequenzen angibt, du aber stur die elektrischen Übergänge bei Nennimpedanz gerechnet hast? Durch Resonanzen und Impedanzverläufe kann sich da schon etwas verschieben.

    Ah, guter Hinweis. Ich hab das "Z=3Ohm/300 Hz" im Plan als Impedanz und Trennfrequenz interpretiert, könnte aber genausogut Impedanz bei Frequenz sein.

    Flankensteilheit könnte man (nicht ich) wahrscheinlich ausrechnen. Ich denke aber, messen wird mehr Gewissheit bringen.

  • Wenn die 4 Kalotten noch spielen, würde ich diese so lassen wie sie sind.

    Wenn bei den Bässen nur die Sicken sich aufgelöst haben und die Schwingspulen noch o.k. sind, würde ich dort nur die Sicken ersetzen/lassen.

    Mit einer komplett neuen Bestückung passt da voraussichtlich akustisch sonst gar nichts mehr zusammen.

    Viele Grüße,
    Fux

  • falls die Grundig Chassis alle noch funktionieren, lass die Box wie sie ist. Bessere und auch linearere Chassis wirst du für das Volumen nicht finden. Die alten Grundig sind super. Ich reparaiere solches AltHiFi übrigens Hauptberuflich.


    Wenn die 4 Kalotten noch spielen, würde ich diese so lassen wie sie sind.

    Wenn bei den Bässen nur die Sicken sich aufgelöst haben und die Schwingspulen noch o.k. sind, würde ich dort nur die Sicken ersetzen/lassen.

    Mit einer komplett neuen Bestückung passt da voraussichtlich akustisch sonst gar nichts mehr zusammen.

    Danke für die Einschätzung. Beim Schnelltest vor ein paar Wochen war einer der Hochtöner stumm. Ich hatte aber noch nicht die Muße, da detailliert auf Fehlersuche zu gehen, sondern hatte erst eine Neubestückung favorisiert.

    Dann gehe ich das aber nach meinem wohlverdienten Urlaub wohl mal an :)