Hallo an die Videoexperten!
Aktuell bin ich dabei, in einer Festinstallation einen neuen Projektor einzurichten, mit bislang leider wenig zufriedenstellenden Ergebnissen.
Da das Ganze nicht unbedingt mein Spezialgebiet ist, bräuchte ich mal eine realistische Einschätzung, ob hier schlicht und ergreifend die Physik Grenzen setzt, oder ich womöglich doch mal wieder den Jackpot geknackt habe und es mit neu-defektem Material zu tun habe.
Ausgangssituation:
Kleine Gemeindehalle mit 7m-Leinwand. 2012 wurde ein WXGA-Projektor mit Standardoptik eingebaut, der um die 12m vor der Bühne saß. Irgendwann wurde dann ein neuer FullHD-Projektor beschafft (da WXGA für Multivisionsvorträge & Co. nicht mehr akzeptabel war), der aber recht lichtschwach war und den Betreibern immer noch zu weit weg von der Leinwand saß. Wunsch war Kurzdistanz, damit der Referent trotz Nähe zur Leinwand nicht mehr im Bild steht. Und wie immer natürlich das liebe Thema Budget.
Insgesamt sucht mich dieses Thema glaube ich schon seit 2018 heim. Mit den Betreibern der Location verbinden mich langjährige freundschaftliche Beziehungen, also nimmt man sich der Sache halt mal an...
Erst gab es überhaupt nix auch nur annähernd im Budget, dann hatte ich ein Gerät von Optoma gefunden, allerdings noch mit klassischem Entladungsleuchtmittel, das Gerät wurde dann irgendwann abgekündigt usw.
Schlussendlich wurde es jetzt ein DU4381Z-ST von Vivitek. Den habe ich nun nach besagtem jahrelangen "Findungsprozess" dieser Tage endlich final vor Ort gebracht. Abgesehen von der Thematik der Fixoptik, die nun dazu zwingt, für die benötigte Position doch noch eine neue Deckenabhängung vom Stahlbau weg zu realisieren, ist vor allem die Bildqualität ein großes Problem.
Ich habe mal einige Fotos angehängt, immer mit Hand, scharf begrenztem Schatten o.ä. im Bild, damit klar wird, dass sämtliche Unschärfe wirklich von der Projektion kommt und nicht vom Foto. So sieht das Ganze erschreckenderweise in den Ecken aus, wenn die Mitte scharf fokussiert ist. Bild extremst verwaschen und selbst an den scharfen Stellen merkliche Farbsäume. Diese treten auch im Projektormenü auf, sind also kein Thema der Videosignalquelle.
Die Fixoptik ist eine 0,5:1, Bildbreite ist aktuell ca. 5,50m (da leider die lichte Bühnenhöhe unzureichend ist, ist keine Projektion auf die komplette Leinwandbreite möglich, ohne dass ein Teil der Projektion auf den Bühnenboden fällt), der Projektor sitzt dementsprechend knappe 3m weg (aktuell ist noch der Digitalzoom im Einsatz bis die neue Konstruktion da ist, auch ohne treten aber sämtliche Effekte auf).
Und jetzt eben die Preisfrage: Muss man das so hinnehmen, geht das schlicht und ergreifend nicht besser? Oder liegt beim Projektor ein Fertigungsfehler vor? Ich habe von Dingen gelesen wie Scheimpflug-Effekt, Shading (was aber scheinbar eher bei LCD ein Thema ist, der Vivitek ist ein 3DLP-Gerät).
Ich schaffe es auf Kosten der Schärfe in der Mitte, die Randbereiche so "einigermaßen" hinzubekommen. Richtig gut wird es aber auch dann nie. Es ist eben auch nicht allein ein Schärfe-Thema, sondern das Problem eines salopp gesagt extrem "verschmierten" Bildes in den Ecken.
Grundsätzlich scheint mir das Ganze mit Blick auf die Physik dahinter in Teilen durchaus logisch: Die Bildmitte hat natürlich bei Kurzdistanzprojektion einen deutlich geringen Abstand zur Linse, als die Randbereiche. Bei einer klassischen Optik mit sagen wir mal 1,8:1 ist dieses Delta zwischen Mitte und Außen natürlich deutlich geringer. Somit scheint es "erstmal" logisch, dass eine durchgängige Schärfe ohne weitere "Tricks" innerhalb der Optik quasi "unmöglich" ist. Jetzt gibt es ja auf der anderen Seite aber auch Projektoren mit 0,3:1 oder noch weniger. Zudem sind die ja eher auf kleinere Projektionsgrößen ausgelegt, sitzen also zusätzlich zum extremeren Projektionsfaktor auch noch weiter an der Leinwand, was den Effekt so gesehen potenzieren müsste. Dann würde die ja keiner mehr kaufen. Also doch keine rein physikalische Limitation, sondern Probleme, denen man durchaus Herr werden kann, wenn man es als Hersteller korrekt angeht? Ist das evtl. ein Grund, warum ich des Öfteren schon Kurzdistanz-Projekten gesehen habe, wo eine Optik mit Spiegel dransitzt?
Momentan ist natürlich auf allen Seiten die Frustration groß. Der Projektor ist jetzt preislich sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange, was man für einen professionellen WUXGA Short Throw Laser hinlegen kann, aber mit ca. 2k5€ netto dennoch ein erheblicher Invest für die kleine Kulturstätte. Die Farbwiedergabe ist natürlich eine ganz andere Hausnummer als beim alten Lampenbeamer, aber was die Schärfe und Bildqualität "overall" angeht ist das leider momentan so gesehen ein absoluter Rückschritt.
Zumal das Thema bleibt, dass man aufgrund festem Offset & Co. die Leinwand nicht wirklich voll bespielen kann, weil dann neben der Thematik am unteren Ende mit der Projektion auf die Podeste sonst auch oben irgendwann die Wackellampen im Bild sind. Es gäbe weiter vorne noch eine Montagemöglichkeit ca. 5m vor der Leinwand, dann bräuchte man aber einen Projektor mit Optik irgendwo im Bereich zwischen 0,8 und 0,9:1. Und da gibt es m.M.n. nichts "All-In-One", da legt man nach ersten Recherchen vermutlich mindestens nochmal das Doppelte dessen, was jetzt allein der Projektor kostet, allein für eine entsprechende Optik drauf, oder täusche ich mich da? Gibt es irgendeinen Geheimtipp? Von Panasonic habe ich Geräte gefunden, die bis 1,09:1 runterkommen, das reicht aber leider nicht. Das aber nur als Frage am Rande, Hauptthema bleibt die Optimierung mit dem vorhandenen Material, da der Projektor nicht mehr zurückgesendet werden kann und dann anderweitig veräußert werden müsste (was angesichts der Bildqualität auch wieder so eine Sache ist). Gewährleistung wäre aber noch drauf, falls es wirklich in Richtung Fertigungsfehler geht.
Ich werde jetzt die Tage auch nochmal Rücksprache mit Vivitek halten, Ersteinschätzung nach einem Telefonat war mal "Joaa, hm, eigentlich müsste das schon besser gehen, schick mal her", aber ich will das Gerät jetzt auch nicht unbedingt wieder runterreißen, einpacken und nach vier Wochen vermeintlich repariert zurückbekommen, nur um dann festzustellen, dass sich genau gar nichts getan hat, weil das eben der beste erzielbare Zustand ist. Wäre leider nicht das erste Mal, dass es mit einem technischen Gerät so endet. Daher hoffe ich vorab auf ein paar Einschätzungen von Kollegen, bei denen Video das absolute Kerngeschäft ist und die wissen, was realistisch möglich ist und was nicht.
Vielen Dank und schöne Feiertage.