Warum macht Ihr (immer noch) Veranstaltungstechnik?

  • Wirklich einfach aus Neugierde für die Forums Leute:

    Warum macht ihr (immer noch) Veranstaltungstechnik?


    Kontext:

    Ich zitiere hier mal frei aus einem Beitrag den ich hier vor 15? 20? Jahren gelesen habe:

    "Es ist immer laut. Es ist immer spät. Wenn Deine Freunde frei haben arbeitest Du, wenn Du frei hast arbeiten Deine Freunde."

    Wozu ich ergänzen möchte:

    Reich wird damit auch (eigentlich) niemand.


    Daher hier die konkreten Fragen:

    • Was sind die Momente in dem Job die Euch am laufen halten?
    • Würdet Ihr Euch nochmal so entscheiden?
    • Alter, älter werden, Altervorsorge - wie geht Ihr damit um?
    • Beste(r) Moment(e)?


    Edit: nach ein paar Antworten, antworte ich auch :)

  • Bei mir ist die VA-Technik ja nur Hobby...eigentlich wollte ich das mal hauptberuflich machen - abgeneigt wäre ich da immernoch nicht um ehrlich zu sein. Aber die Ausbildung gab es damals noch nicht bzw. war ich gerade im 2. Lehrjahr Elektroinstallateur und wollte (sollte?) das dann nicht abbrechen. Und nach der Lehre bin ich dann irgendwie anders abgebogen und dabei hängen geblieben und hab damit meine Brötchen verdient.


    Die Arbeitszeiten haben mich persönlich noch nie gestört - ich bin in meinem momentanen Job auch 4-5 Tage die Woche auf Montage unterwegs. Ich stehe zwar auch gerne früh auf, bin aber eher eine Nachteule...wie man gerade merkt. Was die Freunde angeht: Praktischerweise ist der Großteil des engeren Freundeskreises mit Musik verbunden. Also entweder sind das die Musiker die ich auch als Foh-Mensch betreue (war da letztens noch auf einer Hochzeit) oder es sind Menschen mit denen ich (als Gast) auf Konzerte gehe.


    Was mich persönlich an VA-Technik reizt...vielleicht muss man dazu auch ein bestimmter "Schlag von Mensch" sein, keine Ahnung. Ich war noch nie Jemand der wie Andere feiern und abtanzen geht. "Party" bedeutet für mich eher kleine Gruppe von ca. 5 Personen, gemütlicher Abend mit Musik (vom Band oder auch selbstgemacht) am Grill, im Kino, im Restaurant,.... Wenn ich auf ein Konzert als Gast gehe nerven mich die Menschenmassen eher. Ich mag es wenn die Leute mitmachen und mitsingen, bin aber selbst eher nicht Teil davon. Von mir aus könnte der Raum auch leer sein, ich sitze gemütlich im Sessel vorm Foh und gucke mir das Konzert an :D Auf der anderen Seite mache ich aber gerne Menschen glücklich und dazu trägt man ja nunmal bei. Auf der Bühne als Musiker ist auch nicht mein Ding, ich bin gerne hinter den Kulissen.


    Besondere Momente...ich höre viel Musik ziemlich quer Beet in meiner Freizeit und liebe es auch am Foh zu stehen. Hier hat es mir besonders Live-Musik angetan - auch zu Hause "vom Band". Letztendlich hört man ja oft immer wieder die gleichen Lieder. Und gerade hier kommt dann auch das Live-Erlebnis ins Spiel. Das sind manchmal nur wenige Sekunden in einem Lied in denen z.B. etwas anders gespielt oder gesungen wird. Aber für diese paar Sekunden lebt man dann sozusagen - mir fällt sowas oft auf.

    Vielleicht habe ich auch schon viel zu viele Abende und Nächte mit den Bands beim Songwriting im Proberaum / Studio verbracht, aber so sehe ich das. Und das ist auch der Grund, warum ich bei einem Live-Konzert keine CD in laut hören möchte. Das soll bitte anders klingen wie auf der CD, da können auch mal hervorstechende Effekte eingesetzt werden oder ein Drumsolo oder nur Drumfill das die Bude wackelt oder oder.... Gewisse Sachen kann man eben nicht zu Hause simulieren, dazu braucht es den großen Raum und genug Holz. Das macht für mich ein Konzerterlebnis aus, egal ob ich dort als Gast bin oder selbst mische.

    Nuja, und selbst etwas kreativ werden ist auch noch cool. Habe gerade mal wieder paar Stunden mit Pult und Effekten verbracht - dazu demnächst mehr im passenden Fred 8o

  • Ganz klar - ich mache es weiterhin gerne. "I still have a few gigs in me" - und wenn es mal nicht mehr so ist, dann habe ich gute Chancen irgendwo in der Planung / Orga / Management unterzukommen.


    Aber auch: Das ist mein Beruf, das habe ich gelernt, und in meinem Alter wird es schwierig irgendwo sonst als Quereinsteiger ein ähnliches Einkommen zu generieren, oder gar etwas ganz neues zu lernen / studieren. (Der Einkommensverlust ist schwer machbar, nicht dass ich nicht was neues lernen könnte)


    Reich hat es mich nicht gemacht, aber auch nicht arm, mit einem Einkommen über dem Landesdurchschnitt und Wohneigentum kann ich mich nicht beschweren. Was Richtung Altersvorsorge geht: Wohneigentum, dann hoffentlich abbezahlt, staatliche Einheitsrente plus Kiwisaver (so eine Art Riesterrente), in das ich als Selbstständige freiwillig einzahle. Und wer sagt denn, dass ich mit 65 nicht mehr arbeiten kann, ich habe ein paar Kollegen im Dunstkreis, die die 70 schon überschritten haben.


    Würde ich es wieder machen? Auf jeden Fall, VA Technik ist der perfekte Beruf für mich.

    Was mich am Laufen hält? Erfolgreiche VAs, MusikerInnen die sich in ihre Performance fallen lassen, glückliche Besucher, glückliche Kunden, und vor allem tolle KollegInnen Momente. Wie man so sagt: Teamwork makes the Dream work.


    Dazu kommt dass ich wirklich wenig scheiß Gigs mache, sondern vorwiegend gut organisierte VAs bei denen Crew Wohlfahrt ein Thema ist und man sich gut um uns kümmert. Die paar Ausreißer sind mit etwas interner Planung gut abzufedern, man kennt ja seine Pappenheimer.

  • was ich an dem beruf mag, ist zum einen das was die beiden Vorredner schon geschrieben haben. dazu kommt für mich das es immer ein steter technischer Wandel ist. wenn ich daran denke, wie ich angefangen habe und das ich heute aus der hälfte an Volumen erheblich mehr klang und auch Pegel bekomme. dann liebe ich die Momente, wenn der kunde die anlage sieht, meint das das aber ganz schön wenig ist. nachdem die pa dann gesprochen hat, hört das grinsen nicht mehr auf.

    außerdem hat das ganze einen körperlichen Aspekt. man rostet keinesfalls ein in der va technik :)

    das zeil ist es nicht sich ständig zu verausgaben, sondern sich zu überlegen wie es zu vereinfachen und erleichtern ist. man kann ständig etwas fummeln, basteln, durchoptimieren. wenn es dann wirklich was bringt, macht mir das Freude :)

    reich werden halte ich für sinnlos. ich kenne ein paar wirklich reiche menschen,, die sind aber immer getrieben. was nützt der 5te Porsche in der Garage, wenn dann alle zusammen nur 30tsd km gefahren wurden in 3 jahren?

    mir reicht, wenn ich einkaufen gehen kann und ich nicht auf den preis des Produktes achten muß, sondern es einfach kaufen kann.

  • "Es ist immer laut. Es ist immer spät. Wenn Deine Freunde frei haben arbeitest Du, wenn Du frei hast arbeiten Deine Freunde."

    Wäre das generell und immer so hätte ich schon lange aufgehört. Zum Glück gibt es auch Marktnischen in denen das nicht so ist. Die haben dann andere Nachteile (z.B. dass man sich wesentlich mehr mit Kostenrechnung, Recht, Kommunikations- und Verhandlungstaktik mit und in Grossunternehmen etc. befassen muss als der fröhlich durch die Welt tourende Kollege) aber irgendwas ist ja immer.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Bei mir auch "nur" Hobby. Ich wäre ansonsten bei den meisten Gigs / Festivals wahrscheinlich als Gast dabei, wenn ich nicht den Ton machen würde. Ich bin also auch nur bei Veranstaltungen dabei, wo ich die Bands / die Musik auch tatsächlich mag. Und ich bin "leider" sehr pingelig was den Sound angeht und habe da sehr konkrete Vorstellungen, wie ich den gern haben möchte. Sinnvoller Weise mach ich es dann halt gleich selbst ;)

    Ist meistens ziemlich stressig aber macht eben auch Spaß.

  • ich mache das haupt- und nebenberuflich. ;)


    der grund, warum ich das immernoch mache ist einfach erklärt: ich bin jetzt wirklich zu alt, um nochmal einen ganz anderen beruf zu erlernen. wenn die regierung die regelungen nicht ändert, möchte ich in 6 jahren in die verdiente rente gehen.


    ja, reich geworden bin ich auch nicht. aber ich bin zufrieden, das ist mir mehr wert als hohe zahlen auf dem konto, mit denen ich nach meinem ableben ohnehin nichts mehr anfangen kann. gegen nachwuchs habe ich mich schon in den 80er jahren entschieden, denn damals war schon zu erkennen, wohin die menschheit steuert... hört sich vielleicht ein bisschen zu abgehoben an, aber es ist nach wie vor meine meinung, dass wir selbst an unserem untergang arbeiten. deshalb: keine nachkommen, um die ich mich ernsthaft sorgen müsste. ich mag kinder einfach zu sehr, als dass ich sie leiden sehen möchte. aber da ist ein ganz anderes thema und das muss jeder für sich entscheiden...


    der hauptgrund, warum ich diesen beruf gewählt habe, nennt sich wohl "zufall": in den 80ern war ich DJ in einer stadtbekannten Disco, das habe ich aber nur 2mal die woche nebenher gemacht. außerdem hatte ich zuhause immer viel zu viel geld im neine Hifi anlage gesteckt, weil mir der klang wichtig war.

    irgendwann kam dann mal in der Disco ein typ auf mich zu und fragte mich, warum die anlage bei mir immer besser klingt als bei den anderen DJs. ich habe dann gesagt: "ach, da oben haben wir so einen 15Band EQ, den kann sich jeder so einstellen wie er möchte. und ich habe mir die anlage mit verschiedener musik angehört und kam dann zu meinen einstellungen"
    daraufhin sagte er: "super! ich bin gitarrist und suche noch einen techniker für meine band. du wärst der richtige"

    so kam ich dann dazu, nebenher auch noch livebands zu mischen...

    als ich dann wegen einer allergie meinen ersten beruf nicht mehr ausüben konnte, habe ich angefangen, mit einem kleinen team Discos und kneipen zu bauen. also den innenausbau. und über weitere zufälle, die ich hier jetzt nicht weiter ausführen möchte, kam ich dann zu einer bühnenbaufirma, dort war ich der erste angestellte. und über den bühnenbau kam ich auch in kontakt mit einer beschallungsfirma, für dich ich nach und nach auch wieder band-jobs gemacht habe. so kam eines zum anderen...


    was mir immernoch freude macht, ist den livesound für bands zu mischen. also meistens zumindest... ;)

    dabei kann ich mein wissen und mein musikalisches gefühl gut einbringen - und bekomme da nach wie vor oft viel lob von den musikern.


    ob ich mich heute nochmal für diesen beruf eintscheiden würde, kann ich wohl verneinen. als hobby nebenher würde ich das sicherlich wieder akzeptieren, aber beruflich würde ich vermutlich eher etwas anderes machen wollen.


    meine rente wird nicht wirklich üppig ausfallen. dazu habe ich über eine längere zeit der selbständigkeit leider zu wenig vorsorge getroffen. als ich jung war, habe ich einfach noch nicht darüber nachgedacht. deshalb habe ich da, obwohl ich seit längerem auch in private vorsorge einzahle, eine lücke. aber es ist wie es ist: ich werde auf jeden fall damit zurecht kommen, denn ich habe mal als experiment eine zeitlang in einer art TinyHouse gelebt - und dabei festgestellt, das ich auch mit solchen spartanischen lebensumgebungen ganz gut zurecht komme. deshalb mache ich mir da keine großen sorgen.



    oh jeh.... das war jetzt wieder viel zu viel text ...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Immer wenn ich nachts um zwei am Kabeln wickeln bin, stell ich mir diese Frage auch immer wieder...

    Erstmal mache ich das ganze Nebenberuflich. Habe in meinem Hauptberuf zum Glück ziemlich viel Flexibilität und kann mir auch Jobs unter der Woche etc. einrichten. Finanziell bin ich davon also nicht abhängig und würde es auch nicht sein wollen - nichts destotrotz ist es im Großen und Ganzen aber doch ein passabler Nebenverdienst auf den ich auch nicht verzichten möchte.


    Am Anfang ist das eher als Hobby gestartet.
    Ich war ursprünglich hauptsächlich als Musiker unterwegs und bin dann iterativ immer mehr zum Mixen übergegangen... Mit der Zeit kam dann immer mehr und mehr dazu....
    Bei den meisten Terminen sehe ich es immer noch als bezahltes Hobby.
    Aber es sind auch genügend Jobs dabei, die ich einfach wegen dem Geld mitnehme.

    Das was mich am meisten dabei reizt:
    - Man kommt immer wieder mal rum und sieht was anderes und macht körperlich ein bisschen was (hauptberuflich sitze ich den ganzen Tag nur am Computer)

    - Viele Musiker, Bands und andere Techniker mit denen ich teils schon lange zusammenarbeite sind auch einfach ein bisschen sowas wie Freunde geworden über die Jahre. Also ist auch ein bisschen der soziale Faktor

    - Natürlich für mich selber der Spaß an der Sache. Insbesondere die magischen Momente wenn die Band einfach gut performt, der Sound stimmig ist und das Publikum eine gute Zeit hat. Das ist auf jeden Fall für mich persönlich immer sehr viel Selbstbestätigung, dass man in diesem Augenblick etwas Sinnvolles macht und keiner Konzern-Excel-Bullshittätigkeit nachgeht.

  • den Krempel kann man ja verkaufen

    Vergiss es.

    Das meiste kannst du verschenken und da sollst du möglichst noch die Versandkosten zahlen.

    Paar hochwertige Sachen vielleicht.

    Aber der riesen Haufen "Kleinkram"....

    Never stop a running System

  • arris z.b. sind Kernschrott

    OT: Das kann noch ganz anders laufen als wir alle glauben. Wenn die Firma wirklich zerschlagen und das Lampengeschäft an irgendeinen Chinesen verscherbelt wird ist es absehbar dass die Gebrauchtpreise für die "guten, alten" originalen Arri-Scheinwerfer erst mal explodieren. Allein schon aufgrund der Ersatzteilthematik.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Weil ich mir meine Jobs mittlerweile aussuchen kann...


    Eine Anekdote: Ich war teil der Crew bei Anastacia. Irgendwann betrat sie die Bühne um sich warm zu singen. Kein Mikro offen, mittelgroße Halle. Trotzdem haben die Leute am Pult hektisch nach dem vermeintlich offenen Kanal gesucht... Es war aber nur ihre Stimme die die Halle gefüllt hat...


    Sowas mit so tollen Künstlern und Künstlerinnen erleben zu dürfen - wer kann sowas schon von sich behaupten.

    Einmal editiert, zuletzt von Herr Nink ()

  • Weil ich mir meine Jobs mittlerweile aussuchen kann...


    Eine Anedokte: Ich war teil der Crew bei Anastacia. Irgendwann betrat sie die Bühne um sich warm zu singen. Kein Mikro offen, mittelgroße Halle. Trotzdem haben die Leute am Pult hektisch nach dem vermeintlich offenen Kanal gesucht... Es war aber nur ihre Stimme die die Halle gefüllt hat...


    Sowas mit so tollen Künstlern und Künstlerinnen erleben zu dürfen - wer kann sowas schon von sich behaupten.

    Ja das ist was echt tolles, ich habe das mal mit Andrea Bocelli erlebt, als er in der Probe mit dem Chor was erklären / zeigen wollte. Nur dass da niemand panisch wurde. Vom Mikro weg hat er die Halle mit der Stimme gefüllt, das war so ein Gänsehaut Moment. Ein toller Sänger und Musiker.

  • ja warum? Weil ich mich nicht von Kenntnissen und Fertigkeiten trennen kann (/will) sicher und weil ich der Einohrige unter Tauben bin vielleicht, und weil's Spass macht und ein Erfolgserlebnis ist. Die Antwort ist 42 ( frei nach "per Anhalter durch die Galaxie"). corn*

    > Stufe 5 der Malow. Pyramide.

  • bin da als Jugendlicher rein gerutscht und habe dann auch meine Ausbildung gemacht.
    Haben dann den Live Betrieb 2011 weit gehen verlassen, Grund waren die Arbeitszeiten.

    Bin nun im Bildungsbereich (Schulen) und punktuell noch Lieferant vom Eventbereich.


    Habe den Absprung aber nie so ganz geschafft und mach hier und da noch Sport und Kulturveranstaltungen.


    So kann ich mir die tollen Veranstaltungen aussuchen.


    Absolutes Klischee, aber das Publikum begeistert zu sehen, Emotionen zu schaffen und ein Teil davon zu sein, begeistert mich nach wie vor. Daher werde ich das vermutlich noch lange in diesem Umfang machen.