Vergleichstest Line-Array

  • nachdem Guido/RL gestern meinte, dass ihr da hinfahrt überlege ich mir das auch nochmal. Ich würde allerdings auch nur mit einem PKW runterfliegen (Fahrgemeinschaft Issum/Kempen?), sicher nicht stundenlang unterwegs mit unserem LKW. Das Riggingmaterial sollte demnach am besten aus der Umgebung von Bengen kommen, vielleicht auch vom Vertrieb... Da wir uns preislich ohnehin in der Einsteigerliga befinden und keine großen Bananen zu erwarten sind sollte doch ein Genie/ALP pro Hersteller und Seite ausreichen...

  • Hallo Forumsteilnehmer,
    ich kann euch ja mal von einem Line-Array-Test berichten, den ich im Frühjahr 2004 an 2 Tagen durchgeführt habe.


    Es ging darum ein System für den Verleihpark zu finden, mit dem möglichst viele Beschallungsaufgaben mit einem sauberen Ergebnis gelöst werden können. In Frage kamen Systeme "mittlerer" Größe. Bestückt also mit 2*8" oder 2*10" Systemen. Ferner sollten sie "ridertauglich" sein, was einige Hersteller ausschliesst. Ich sehe LineArrays als zusätzliches Tool um den einen oder anderen Job besser erledigen zu können, das konventionelle bestehende System (K&F Access) erledigt die Hauptarbeit.


    Den Test habe ich in einer großen, akustisch einwandfreien Halle durchgeführt, da alle Linearrays OpenAir so ihre Schwierigkeiten haben, und die Ergebnisse dadurch stark verfälscht würden.


    Am Start waren D&B Q1, Alcons LR16, Meyer M2D, Martin W8LM, und als Klangreferenz unser Kling&Freitag Access und Line212. Die eigentliche Hardware kam teilweise von Verleihern der Region, teilweise ab Werk und vom Vertrieb. Preislich fällt eigentlich nur das Meyer System nach oben aus dem Rahmen. Alle Systeme wurden an einer 20m langen PreRigTruss in Stereo mit jeweils einem Motoren aufgehängt.
    Entscheidend: Es gab 4 relevante Aufgabenstellungen zu erfüllen;
    1. mit nur drei Tops pro Seite eine Fläche von 5m bis 30m aus nur 4m Höhe
    2. mit sechs Tops pro Seite eine Fläche von 5m bis 45m aus 6m Höhe
    3. mit sechs Tops pro Seite eine Fläche von 15m bis 72m aus 6m Höhe
    4. mit zwölf Tops Mono eine Fläche von 5m bis 72m aus nur 8m Höhe
    möglichst gleichmäßig zu beschallen.
    Hierdurch war übrigens auch immer eine Vergleichbarkeit hinsichtlich Arraylänge gegeben.


    Nachdem die Systemspezies (Alle Hersteller/Deutschlandvertiebe waren gut vertreten) die Anlagen berechnet und aufgehängt hatten, wurde mit Musik gecheckt, Controllereinstellungen korrigiert und dann vergleichs-gehört.
    Alle Systeme mussten ohne Bassboxen ihre Fullrangetauglichkeit beweisen, und wurden ohne EQ's angesteuert. Meßsysteme waren zwar genug vorhanden (Smaart,Melissa,SIM), kamen aber nur gelegentlich für kurze Überprüfungen zum Einsatz. Das wichtigste Meßsystem: Die OHREN.


    Wichtig war nicht nur der Sound nach genau 40m (Dort stand halt der FOH), sondern die Gleichmäßigkeit im ganzen Raum, der Klangcharakter, das Treffen der vorhergesagten Simulation, die Bedienbarkeit usw.


    Ergebnis: Das Q und Alcons gefielen am besten (nicht nur mir). Nach weiteren Live-Tests fiel die Wahl auf Q. Ein weiterer teilnehmender Interessent aus der Kölner Musical Scene entschied sich 2 Tage nach dem Test übrigens auch für Q.


    Einige Bildchen des Aufbaus findet ihr unter:
    http://www.rockservice.de/referenz/0400line/refinfo.htm


    Und zu guter Letzt: Seit letzter Woche gibt es ein komplettes Q-System im meinem Verleihbestand.


    An dieser Stelle möchte ich nochmal den beteiligten Verleihern und Vertrieben für das Engagement danken. Alle Beteiligten (Auch die Hersteller) waren hinterher um einige Erfahrungen reicher, und Spaß gemacht hat es auch.


    In der Hoffnung euch sinnvolle Infos gegeben zu haben,
    verbleibe ich mfG
    UTZ

    Einmal editiert, zuletzt von utzr ()

  • Die OpenAirSchwierigkeiten die ich meine:
    1. Weil ein LineArray in der Horizontalen eine Punktquelle darstellt:
    Wenn die Beschallungsachse durch den Wind seitlich verblasen wird, hört man eben diesen einen Punkt nicht mehr.
    2. Wegen des minimalen vertikalen Abstrahlwinkels:
    Speziell bei böigem Gegenwind bzw. Rückenwind kommt es zur Anhebung bzw. Absenkung der Achse und das Publikum ist außerhalb der Richtcharakteristik.
    3. Gibt es noch Beugungseffekte an Luftschichten unterschiedlicher Temperatur, Effekt wie 2.


    Die Probleme treten natürlich nicht bei jedem OpenAir auf, aber wer glaubt 100m ohne Delaytower auf freier Fläche beschallen zu müssen ist sehr optimistisch. In Geländen mit schützender Bebauung ist es natürlich nicht so kritisch

  • @Utz: Danke für die Erklärung.


    Als "Nicht-LA-Experte" muss ich mal eine ketzerische Frage stellen. Wenn man aufgrund der Wind-Problematik sicherheitshalber auf Delay-Line zurückgreifen sollte, ist man dann mit einem herkömmlichen Hornsystem nicht besser bedíent? Klar, der Materialaufwand beim LA ist geringer und der Sound über der Fläche bei Idealbedingungen wohl auch homogener. Bei Hornsystemen ist Phasing nun mal Systemimmanent. In Bengen ist mir jedoch aufgefallen, dass es bei Windstößen auch bei den LAs zu deutlich hörbaren "Phasing" (ist es das, was Du unter Punkt 2 aufgeführt hast?) kam.


    Und wo ich gerade bei der Fortbildung bin: LAs strahlen (im Vgl. zu Hornsystemen) ja extrem breit ab. Wie verhält sich das eigentlich in einer Halle? Wie vermeidet man dort Reflexionen von den Seitenwänden?


    Viele Grüsse
    WW

  • Zunächst überwiegen die Vorteile der LAs deutlich: weniger Dachlasten,weniger Hands, weniger Truck etc.-> In Summa gerade bei großen Shows viel günstiger zu handeln und zu bezahlen. Und wenn einige Sachen beachtet werden klingt so ein System auch besser als ein konventionelles.
    Werner: nicht jedes LA strahlt breit, ansonsten hilft nur eindrehen.
    Das Problem ist eher andersrum: nicht jedes LA kommt in die Außenbereiche einer breiten Halle, da muß dann zugeflickt werden.

  • Zitat von "Wurst Werner"

    "Wenn Line-Arrays Open-Air solche Probleme haben, warum werden dann die großen Gigs zunehmend mit solchen Systemen gemacht?"


    Das nennt der Philologe ein "Totschlag-Argument". :wink:


    "weniger Dachlasten,weniger Hands, weniger Truck etc."
    scheint der plausiblere Grund zu sein...


    Mit je einer Control One links und rechts habe ich noch viel weniger Dachlasten, weniger Hands, weniger Truckspace. Aber damit kann ich kein Festival beschallen, also wird es nicht gemacht.


    Wenn es mit Linearrays gemacht wird, dann muß es irgendwie gehen. Und wenn es irgendwie geht, was spricht dann dagegen, es auch OpenAir zu testen?

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • ehrlicherweise muss man ja sagen, das wir in bengen ja nicht gerade viel wind hatten.
    maximal wohl windstärke 1-2, die blätter der büsche bewegten sich jedenfalls noch lange nicht.
    trotzdem konnte man schon das ein oder andere mal deutliche klangveränderungen hören...


    ich sehe linearrays vor allem in hallen sehr im vorteil, weil sie die hallendecke und -boden sehr viel weniger anstrahlen als hornsysteme.
    ausserdem ist die dachlast dort extrem wichtig.


    auf open air werden sie aus zwei wichtigen gründen eingesetzt:
    1. weniger truckspace + sidewings = also weniger kosten
    2. LA´s sind absolut "in mode", man blamiert sich ja fast schon wenn man keines mehr hat.


    @utz:
    wieso kam bei eurem test denn nicht L-acoustics zum zuge?
    dann wäre eure entscheidung vielleicht anders ausgefallen...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • wora warum nicht L-Acoustics:
    Du meinst das kleine dV-Dosc?
    1. Passt mir die Pool-Politik nicht.
    2. Habe ich mich letztlich (nach dem Test) gegen alle Systeme mit frei programmierbaren und womöglich über Multicore abgesetzten Controller entschieden (Unnötige Fehlerquellen). Daher auch nicht Vertec,Martin,EAW.


    Das System ist sicherlich OK, auch preislich, aber s.o..