Digital- vs Analog-Pulte bei kleinen und mittleren LiveBands

  • Es ist doch eigentlich ganz einfach:


    1. Wenn ein Alleinunterhalter für verschiedene Titel bestimmte Einstellungen braucht und keinen Techniker rumsitzen hat, kann ein KLEINES Digital-Pult (mit mehreren Ebenen :cry: ...) i.O. sein. Er ruft die Sachen einfach ab und - sofern er alles SAUBER programmiert und abgespeichert hat - kann er recht stressfrei arbeiten.


    2. Wenn ich eine Veranstaltung mit einer Band mische, möchte ich alles sehen und - falls notwendig - AN JEDEM PUNKT schnell eingreifen können. Bei preiswerten Digital-Konsolen läuft die Bedienung ähnlich wie die eines Videorecorders für einen Heimanwender, der "mal" 'ne Sendung aufnehmen will. Fazit: Ich habe für meine Muckerei an solche Konsolen kein Interesse (... wäre nur ein zusätzlicher Stressfaktor).


    3. Bei "größeren" Veranstaltungen (z.B. Bandwettbewerbe), wo mehrere Bands nacheinander spielen (ggf. über die gleiche Konsole), machen PROFESSIONELLE Digitalkonsolen mit annehmbarer Bedienoberfläche durchaus Sinn, weil sich die jeweiligen Setups (bei vorherigen Soundchecks) abspeichern lassen. Kleinere Abweichungen (geringfügig andere Mikropositionierungen ...) lassen sich von einem erfahrenen Techniker wohl noch schnell genug ausregeln.


    Es kommt einfach nur darauf an, was man machen will ...

  • Zitat von "mischpultschorsch"

    ...
    Im Prinzip sollte es ja nicht so sein, daß sich der User der kruden Bedienerlogik der Pultes unterwerfen muß, sondern das Pult sich an bisherige Arbeitsweisen ("die alte Schule") des Ton-Operators an Analog-Tischen anlehnt.
    Imho hat diese Lektion bisher weitestgehend nur Innova Son sich verinnerlicht.


    diese von dir genannten "bisherigen arbeitsweisen" sind doch über eine lange zeit quasi mit der musik gewachsen. es hat ja einen triftigen grund, warum sich die meisten analogpulte sehr ähneln (oben gain, dann EQ, dann auxe...usw.).
    dies ist das direkte ergebnis der evolution im mischpultbau - das beste konzept hat sich im laufe der zeit durchgesetzt.


    im digitalbereich gibt es ja verschiedene ansätze, die problematik zu lösen.


    z.b. DM1000/2000 sind ja als studiopulte gedacht, nicht für live. und das merkt man auch.
    offensichtlich sehen die japaner aber leider keinen markt für ein livepult für kleine bis mittlere gigs. PM5D ist ja auch viel zu teuer für sowas.
    ich glaube, der erste, der ein vernünftiges und erschwingliches pult für diese gig-kategorie bringt, dem wird das zeug aus den händen gerissen... mal schauen - vielleicht steht ja nächstes jahr sogar "midas" drauf... ;)
    ok - die wahrscheinlichkeit mit für sowas unter diesem namen ist nicht gerade hoch... klar.
    aber z.b. bei soundcraft ist es im digitalbereich schon verhältnismäßig lange still, ob da was am köcheln ist?


    und durchsetzen wird sich hoffentlich das, was der kreativen arbeit am pult dienlich ist.
    man macht den job ja nicht nur zum geld verdienen (ist natürlich schon wichtig), sondern weil man die musiker möglichst gut dem publikum präsentieren muss.
    das ist doch der eigentliche grund, warum es diesen job überhaupt gibt!
    und dafür braucht man ein werkzeug, das diese arbeit so einfach wie möglich macht.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich sehe dem Digital-Trend beim FOH-Mix sehr kritisch entgegen.
    Das Mischpult ist das Wichtigste Glied in der Kette. Und kurzfristig schwer zu ersetzen.


    Beim Digitalpult haben wir die Zustände: geht wunderbar, oder geht NICHT.


    Beim Analogpult: Arbeitet super, kann man noch mit arbeiten, jetzt sollte man mal wieder was machen, jetzt brauch ich kontaktspray oder gegebenfalls nen gezielten Handkantenschlag. Aber irgenwie läuft das Ding immer.


    Es gibt keinen wichtigeren Faktor, wie die Zuverlässigkeit.
    Ich verlasse mich noch nicht auf Digital (Beim Pult).


    Ich bin aber davon überzeugt, das die Zeit kommen wird, wo das analogpult verschwindet wie auch die analoge Frequenzweiche verschwunden ist.

    no virtual - no line - no EQs

  • Ein Statement von mir hierzu:
    Digital hat so seine Tücken durch die wie schon erwähnt nicht immer praxisgerechten ( = gewohnten ) Layouts der Bedienoberfläche.
    Fehler, die da passieren, liegen aber immmer im mangelnden Verständnis der Arbeitsweise des jeweiligen Werkzeugs, welches es zu beherrschen gilt.
    Beschäftige ich mich mit dem jeweiligen Vertreter einer Digitalconsole, werde ich sozusagen zum Operator, ein Begriff, den die Lichtbuben schon länger kennen.
    Letzlich bleibt es dann mir überlassen, welchem Pult / Hersteller ich dann da huldigen werde.
    Abgesehen von einem demnächst anstehenden PM5D Job ( Einlernphase... ), habe ich bislang nur sehr gute Erfahrungen digital sammeln können, und die Paniksituationen sind immer nur auf meine Fehlbedienungen zurückzuführen.
    Yamaha DM scheint sich da ( leider ) vor z.B. Innovason oder auch neuer, Digico, etabliert zu haben, und wenn ich daher ein solches Pult nicht aus dem Eff - Eff bedienen kann, oder will, hab ich halt als Freelancer verloren.
    Denn eine Verweigerung gegenüber weit verbreiteten ( sicherlich unausgereiften Pulten in Hinsicht auf Live ) bringt mich doch um den einen oder anderen Job und Kunden: Kurzsichtig tät ich jetzt behaupten, denn auch diese Werkzeuge sind mit Willen ( umständlich ) plötzlich handelbar.
    Das Denken muß halt adaptiert werden.
    ( und n i c h t die EQ Kurve des Displays angucken !!! )
    Die Digitaltechnik ist nicht aufzuhalten, und irgendwann werden daher die geliebten Handkantenschläge auch nichts mehr nützen.

    Kabellose Energieübertragung in Arbeit

  • Zitat von "Audiobug"

    ...( und n i c h t die EQ Kurve des Displays angucken !!! )...


    :)


    natürlich werden die digitalpulte kommen. das wird ja keiner ernsthaft bezweifeln wollen.
    sie werden die analogen konsolen ebenso verdrängen wir damals die CD das vinyl... das ist klar.
    ob sie jetzt besser klingen oder nicht, das hat bei der CD auch keine rolle gespielt. hauptsache es war neu und revolutionär und liess sich dadurch gut verkaufen... erinnert ihr euch noch, das damals plötzlich überall nur noch "digital-taugliche" boxen auf den markt kamen?
    nun ja, tontechniker kann man ja so leicht nicht hinters licht führen... :?


    das ich mir als freelancer auch ein paar eier lege, wenn ich mich weigere auf dem einen oder anderen pult zu arbeiten, dürfte auch klar sein.
    die frage war für mich nur, muss ich alles mitmachen oder kann ich noch warten bis was besseres kommt?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ... so wie es bei Analogpulten eine halbwegs einheitliche Bedieneroberfläche gibt, ist dies auch bei Digitalkonsolen für den professionellen Einsatz notwendig.


    Denn: kein "Operator" (...) kann sich "mal eben" in mehrere - von verschiedenen Firmenphilosophien geprägten - Bedieneroberflächen einarbeiten und dann noch bei einem Live-Job schnell genug reagieren, schon allein weil die Verwechslungsgefahr ("welches Pult haben wir den heute dabei ...") einfach zu groß wäre.

  • genau das denke ich auch.
    die oberflächen analoger pulte sind ja auch erst im laufe der zeit entstanden, die waren ja auch nicht von anfang an so wie es sich heute etabliert hat.


    meiner meinung nach ist das logischste konzept eines digitaltisches das von innovason, das hat jeder in kürzester zeit verstanden - und genau so muss es sein.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    meiner meinung nach ist das logischste konzept eines digitaltisches das von innovason, das hat jeder in kürzester zeit verstanden - und genau so muss es sein.


    Wenn in einem Pult alle Fader verkehrt herum eingebaut wären, hätte man das Prinzip auch in kürzester Zeit verstanden, und würde dennoch sehr ungern damit arbeiten wollen. Das ist das Problem einiger Digitalkonsolen: Logisch ist irgendwo alles, aber praktisch noch lange nicht.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "ADMIN"

    Logisch ist irgendwo alles, aber praktisch noch lange nicht.


    ....wobei das SY40 die Quintessenz zwischen "innovativer Technologie" und "Praxistauglichkeit" am ehesten schafft. Ein 01V ist für den unbedarften Operator schwieriger zu erlernen....

  • Mal zum Thema DM2K


    Ich werde demnächst wieder eine Band mit IEM verarzten. Hierfür benötige ich ca 10 - 12 Ausspielwege, Effekte und Kompressoren. Klar würde ich gerne auf eine XL250 mit lecker Outboard zurückgreifen, aber wohin damit bei ner Festival-/ Hallentour ohne großen LKW?
    Da ist eine DM2K genau das Richtige und freut die Produktion. Ich brauche genau ein Pult, die Sendestrecken und einen Schuko. Interessieren würde mich eine SY40/80 zwar mehr oder ne digico, aber die sind leider wieder ne Liga zu fett und brauchen auch wieder viel Zusatzgeräte wie bspw. die AD/DA-Wandler. Dennoch kann ich mit etwas gefummel mit dem 2000er das Monitorsetup genauso gemütlich gestalten wie mit Midas & Co. Mal sehen ob´s auch so klappt, wie ich mir das vorstelle, sonst wirds wieder was analoges, aber ich bin zuversichtlich.


    Ergo: Analoge Pulte sind in vielen Situationen noch nicht ganz zu ersetzen, aber die digitalen Pendants haben ihre berechtigungen. Und bedienung hat letzendlich auch was mit Gewöhnung zu tun.

  • Audiobug:
    na ja, es hat hier ja niemand behauptet, das digitale konsolen keine daseinsberechtigung hätten...
    einen monitormix auf einer tour mit DM2000 zu machen, halte ich auch für sinnvoll. da hast du ja jeden tag mit den selben musikern und dem selben mix zu tun. vor allem wenn wegen inear von halle zu halle ja kaum unterschiede im mix auftreten sollten.
    dafür ist das pult sicherlich sehr gut geeignet.


    ADMIN:
    findest du die bedienung von innovason (z.b. SY40) nicht gut gelöst?
    ich finde das durchaus gelungen, es ist absolut auf das notwendige reduziert und kein technischer schnickschnack lenkt von der eigentlichen mixarbeit ab.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    ADMIN:
    findest du die bedienung von innovason (z.b. SY40) nicht gut gelöst?


    Das wollte ich damit nicht sagen, es geht meiner Meinung nach deutlich über "logisch" hinaus, und das muss es auch, um sich in der Praxis zu bewähren.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • ADMIN
    ... vielleicht meinst Du, daß sich ein Gerät intuitiv halbwegs richtig bedienen lassen sollte.
    Es gibt sehr viele Geräte (auch - oder gerade - im Consumerbereich ...), die von der Struktur her "logisch" zu bedienen sind, aber in der Praxis mal weniger oder mehr geeignet sind.


    Bei einigen Geräten findet man allein durch "Probieren" heraus, wie die grundlegenden Abläufe sind - bei anderen Geräten hat man ohne Studium des Manuals - trotz logischem Aufbaus insgesamt - keine Chance.


    Viele Grüsse

  • Mir sind hier nur zwei kleinere bis mittlere Bands im Raum bekannt, die mit Digitalpult arbeiten.
    Einmal wird ein Behringer DDX für nur Drums eingesetzt und einmal ein Soundcraft 328 (glaube ich heisst so). Kaum einer will weg von der analogen Technik. Jede Firma oder Band hat genug analog Pulte und Sideracks auf Lager, die gerne noch Geld verdienen wollen und viele Bands haben eigene Techniker aber wechselnde Firmen, also tut ein Analogtisch sicher besser. Es fehlt halt meiner Meinung nach ein Standard Digitalpult mit dem in einem gewissen preislichen Rahmen diese Jobs erledigen lassen, so dass eine Akzeptanz bei Livetechnikern erreicht wird.


    Leute die in der PM1D Klasse arbeiten haben sicher weniger Probleme von einer PM4000 auf eine PM1D zu wechseln, als ein Coverbandtechniker von einer M3000 auf ein 02R. Liegt sicher auch daran, dass die kleineren Techniker meist weniger gut ausgebildet sind (sein müssen).


    Ich würde auch nur ein Digitalpult nutzen, wenn ich eine feste Band mit einer gewissen Anzahl Gigs machen würde, oder besser mehrere Bands dieser Sorte. Dann kann ich die Recallfunktionen auch besser nutzen.


    Wenn ich eh ein analoges Pult habe, das die Saison mit Siderack im Truck verbringt, warum brauch ich dann jeden Abend mehr als Line-Checks?


    Ist dann ja auch eine Art Recall. :?


    Auf Basis des 02R könnte man sicher ein gescheites Livepult bauen. Einfach 32 Preamps rein, 32 Fader. Dann wär das ganze imho schon deutlich brauchbarer.


    gruß
    Jan

  • und schon geht es los mit den problemchen:
    habe nächste woche eine band zu mischen, die ich noch nicht kenne - und das auf einem digitalpult, das ich ebenfalls noch nicht kenne (02R).
    da bin ich seeeehr gespannt...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hab bei meinem ersten "digitalen Job" (Coverband in kleiner feiner Bar) ein 01V96 benutzt (und dann noch mit Laptop funkferngesteuert, weil kein Muco erlaubt war - aber das ist ne andere Geschichte). Vor einigen Jahren habe ich im Studio eines befreundeten Kollegen ein 02R der ersten Generation getestet, und fands klanglich nicht ganz so prickelnd (viel Spass, wora...); da war das 01V96 jetzt schon besser.


    Das als Hintergrund; worauf ich eigentlich hinauswill:


    Bezüglich der (haptischen) Bedienbarkeit, die hier oft moniert wird, seh ich EINEN dicken Pluspunkt bei Digitalen Konsolen. Die Situation:
    Z.B. der Drummer sagt auf die Frage, was denn alles auf seinen Moni-Mix soll, "Ach, gib ma von allem was".
    Während ich mit der linken Hand den Taster der entsprechenden Aux-Ebene drücke, winkle ich schon meinen rechten Arm an, so dass der Unterarm quer vor meinem Körper und waagerecht unter allen Fadern liegt. Dann alle Fader in einem Rutsch nach oben, und "fertig" ist der Monitormix (ihr wisst, was ich meine... wahlweise auch mit beiden äußeren Handkanten durchführbar). Kommt nebenbei bei den Muckern extrem cool rüber... 8)


    Wenn es bei Digipulten standardmäßig zwei Faderreihen in den Inputs gäbe, eine für "draußen", eine für die verschiedenen Aux-Ebenen, dann wäre ich, was die Levels angeht, schon zufrieden.


    Trotzdem fühl ich mich auf ner analogen Konsole viel wohler...
    Es grüßt der Toff

  • Audiobuddy: Na, ich befürchte, dass ich die in der Liga, in der ich so (mit-)mische, wohl voerst nicht unter die Finger bekomme... aber sowohl man selbst als auch die Preisgestaltung und Verbreitung digitaler Konsolen befinden sich ja durchaus in steter Veränderung.
    Toff

  • Ich habe (für mich ) die beiden Welten klar getrennt:
    Wenns ums Schalten und Verwalten geht (sprich im wesentlichen Industrie und Gala), arbeite ich gerne mit Digitalpulten, da kann man schöne Übergänge programmieren und ein Zuspieler hat im Gegensatz zum Mucker bei der Show denselben Pegel wie bei den Proben.
    Aber wenn es um Bands geht, arbeite ich nach Möglichkeit analog, da will ich den Überblick haben (z.B. mit einem Blick zur Seite sehen, was meine Kompressoren so treiben), und ausserdem ist man auch nach noch so viel Übung mit einem Endlosrasterpoti nie so schnell wie mit einem analogen Poti.
    Im Monitor haben sich allerdings Digitalpulte ziemlich durchgesetzt, die Kombination Mon= Digital,F.O.H.=Analog findet sich jedenfalls ziemlich häufig.


    Noch ein Tip für die , die sich bei Digitalpulten gern in den Ebenen vertanzen.
    Ab O2R aufwärts kann man die meisten Dinge (z.B. Auxe drehen) auch auf der Masterebene erledigen, das erspart einem manchmal böse Überraschungen.


    Mit kollegialen Grüssen
    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • @ K-Ulrich
    ...ja diese Trennung machen wohl die meisten von uns, aber die Ursache ist eben die Darstellung/Displays und die Bedienoberfläche, wenn das befriedigend gelöst wäre, würden wir wohl alle gern digital arbeiten.