Fragen zu Line-Arrays

  • Habe neulich nach einem Seminar zum Thema Line-Arrays von einem Teilnehmer per Mail ein paar Fragen bekommen, die ich hier gerne beantworten möchte - dann haben noch mehr was davon.



    Es ist richtig, dass sich das Nahfeld (mit -3 dB pro Entfernungsverdoppelung) bei einem geraden (!) Linienstrahler mit zunehmender Frequenz immer weiter ausgedehnt.



    Der Frequenzgang wird bei einem Linienstrahler ohne Curving also mit zunehmender Entfernung immer höhenlastiger, da tiefe Frequenzen ja ab einer bestimmten Entfernung schon mit -6 dB „in den Keller gehen“, während der Hochtonbereich noch mit -3 dB abfällt.



    Die Höhen müssen eigentlich nur angehoben werden, wenn sich die Luftabsorption bemerkbar macht. (Unterhalb von etwa 8 kHz wird das erst bei Entfernungen von über 30 – 40 m signifikant.)


    Oder meinst du jetzt die Anhebung der Höhen mit dem „Line-Array-EQ“? Hier ist ja der Ansatz, dass dem einzelnen Line-Array-Element an sich ein gerader Frequenzverlauf „aufgezwungen“ wird. Durch die Array-Bildung mehrerer Elemente gibt es eine Kopplung im Tieftonbereich, wodurch dann ein tiefenlastiger Frequenzgang entstehen würde. Mit einem Highshelf mit 6 dB/Oct. bei etwa 1 kHz und einem Highshelf mit 12 dB/Oct. bei etwa 7 kHz wird dieses wieder ausgeglichen.
    (Dieser Effekt ist übrigens herstellerübergreifend zu beobachten, und das Signalprocessing jedes Line-Arrays ist in aller Regel mit diesen beiden Highshelfs in den Griff zu bekommen!)



    Zitat


    2. Was gibt es für Erfahrungswerte, wie weit reichen Tiefen (Mitten) bei 2, 4, 6, 8, 10 Systemen? Kann man sagen, mit 4 Systemen komme ich 30 m bei 10 Systemen 100 m?


    Das kann man sich eigentlich ganz einfach ausrechnen:


    r = (h² * f) / 2c


    h: Länge des (geraden!) Linienstrahlers in m
    f: Frequenz in Hz
    c: Schallgeschwindigkeit (344 m/s)


    Zitat


    3. Da waren mal einige Messdaten an der Wand, die Ihr mit dem Anselm Goertz über die Entfernung gemacht habt. War das auch über die Anzahl der Systeme gemessen? Kann ich die Daten bekommen?


    Weiß jetzt nicht genau, was du meinen könntest – die hier?



    Zitat


    4. Die Aussage: Höhen sind zu viel, daraus folgt Curven, widerspricht sich mit der Aussage, bei Entfernungen müssen die Höhen angehoben werden. Warum ?


    siehe Antwort 1



    Wir haben die VRXe doch auch ohne Subs gehört! Der entsprechende Hinweis ist offenbar nicht bei allen angekommen.
    - Den Effekt der Koppelung im Tieftonbereich zu zeigen, ist eine gute Idee (fürs nächste Mal)!
    - Die Höhen bündeln beim VRX bei mehreren Elementen eigentlich nicht. Im Gegenteil – durch das vorgegebene Curving weitet sich der vertikale Winkel um je 15° pro weiteres Element auf.
    - Der vertikale Abstrahlwinkel wird bis 1,2 kHz vom Hochtonhorn definiert, erst darunter nähert man sich durch Zeilenbildung der 12“ dem jeweiligen nominellen Abstrahlwinkel.


    Zitat


    6. Der Einsatz der 4 x 18“ war für das Verständnis der Line Array Funktion nicht hilfreich. Sie waren für meine Begriffe zu laut, man konnte sich nicht richtig auf die VRX konzentrieren. Die Bässe übertönten die VRX.


    Wie gesagt, wir hatten die VRXe auch ohne Subs gespielt.


    Zitat


    7. Für mich wäre auch interessant gewesen, die Verschiebung des Übergangs vom Nah- zum Fernfeld vorgeführt zu bekommen, mit der Erhöhung der Stückzahl. Den Abfall von 3dB auf 6db pro Entfernungsverdopplung. Die theoretische Erläuterung war einleuchtend, ich hätte es gern messtechnisch Live vorgeführt gehabt. Vielleicht mit einem einfachen Schallpegelmesser.


    Mit dem VRX geht das nicht, da wir hier ein festes Curving vorgegeben haben und die Elemente nicht gerade untereinander hängen können.


    Zitat


    8. Die horizontale Ausbreitung wurde fast gar nicht erwähnt. Dass die Zylinderwelle eine gleichmäßigere horizontale Ausbreitung hat, als die Kugelwelle aus einem normalen Horn, wurde nicht erwähnt. Die in vielen Boxen eingebauten Hörner z.B. mit 90 Grad, haben zwar den 90 Grad Winkel mechanisch, die Abstrahlung ist dann aber schon unter die –6dB abgesunken. Bilde mir ein, die Verteilung auf den 90 bis 120 Grad Winkel bei der Zylinderwelle erfolgt auch mit weniger Abfall von der Mittellinie. Das Prinzip der ersten Wellenfront auf allen Hörpositionen wird bei der Zylinderwelle besser bedient. Bedeutet leiser, weniger Energie im Raum, dadurch weniger Reflexionen und mehr Auflösung.


    Nein, die horizontale Abstrahlung ist prinzipiell bei einem Line-Array nicht besser oder schlechter als bei einem konventionellen Hornlautsprecher.


    Mithin ist die horizontale Abstrahlung von Line-Arrays auch als eher trivial zu betrachten und scheint daher manchmal etwas zu kurz zu kommen. Wichtig ist mir indes zu betonen, dass die horizontale Abstrahlung eines Line-Arrays durch den nominellen horizontalen Abstrahlwinkel des einzelnen Line-Array-Elementes definiert wird. Wenn das einzelne Element also mit 100° angegeben ist, hat auch das ganze Array 100°, egal wie viele Elemente untereinander hängen.


    Von der Definition des horizontalen Abstrahlwinkels hat ein Line-Array demnach keine besseren Eigenschaften als ein konventionelles Cluster. Man könnte sogar behaupten, ein konventionelles Cluster mit drei 30°-Hornlautspechern ist einem Line-Array überlegen da bei +/- 45° der Pegel rascher abfällt – beim Line-Array mit 90° läuft der Pegel zu den Seiten verhältnismäßig flach aus. (Dessen ungeachtet hat man natürlich mit Interferenzen zwischen den Lautsprechern im konventionellen Cluster zu kämpfen!)



    (c) d&b audiotechnik


    Zitat


    9. Die Aussage über die verhältnismäßig kleineren Seitenwände zur Decke und zu den Rückwänden fand ich argumentativ sehr gut (Verkaufsfördernd). Wenn ich aber durch curving nicht die Rückwand und nicht die Decke beschalle, können von dort keine Reflexionen kommen. Dann bleiben die Reflexionen von den Wänden. Sind diese nun gut ( hast Du so gesagt ), oder sind die nicht gut?


    Noch mal kurz für alle mein „Marketingargument“ pro breite horizontale Abstrahlung: Wir stellen uns vor, wir sitzen im Lautsprecher und schauen in den Raum hinein. Was wir nun sehen ist im Wesentlichen die Decke, der Fußboden und die Rückwand. Verhältnismäßig wenig Flächenanteil in unserem Gesichtsfeld wird von den Seitenwänden eingenommen (Bei eng stehendem Publikum fällt der Fußboden sowie ein Teil der Rückwand und der Seitenwände weg, was aber die Verhältnisse nur marginal verändert.) Es ist also von viel größerer Bedeutung eine gute Directivity in der Vertikalen denn in der Horizontalen zu haben.



    Hinzu kommt nun der Effekt, dass die Schallanteile, die durch Reflexion an den Seitenwänden zum Zuhörer gelangen, zeitlich meist noch recht nah am Direktschall liegen. Der Akustiker spricht hier von so genannten „nützlichen Reflexionen“ (ca. 10 – 30 ms bzw. 3 – 10 m Weglängenunterschied). Diese erhöhen den Lautheitseindruck und die Verständlichkeit.
    Erst spätere Reflexionen machen sich als störend bemerkbar. Letztere sind aufgrund der längeren Laufzeit aber in erster Linie von der Rückwand zu erwarten.


    Daher ist eine breite horizontale Abstrahlung als guter Kompromiss zu sehen. In schmalen Venues wirkt sie sich also gar nicht so negativ aus, wie man gemeinhin glaubt.




    Als Daumenwert kann man für VerTec und VRX eine 18er Pappe pro Topteil ansetzen – je nach Signal kann das natürlich in die eine oder andere Richtung variieren.


    Musikpsychologen behaupten ja zuweilen, dass einige Mischer versuchen durch den Effekt, dass laute Bässe den Rest des Mixes verdecken, mangelndes Talent zu vertuschen ... Scheint was dran zu sein!


    Es ist schon enorm, wie sich der gemeine Geschmack - und dementsprechend auch die Erwartungshaltung - bezüglich der Akustik bei Konzertveranstaltungen in den letzten Jahren gewandelt hat.
    Zum einen ist es sicherlich der Umstand, dass mit jeder halbwegs anständigen HiFi-Anlage ein guter Sound in die eigenen vier Wände zu zaubern ist. Und dann wird halt erwartet, dass der Lieblingskünstler im Konzert genau so klingt wie zu Hause.
    Zum anderen ist es heute eben erst möglich, im Tieftonbereich mit akzeptablen Mitteln einen derartigen Schalldruck zu erzielen. Und wie war das noch … Warum leckt sich der Hund die Eier? - Weil er’s kann!


    Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und über die Kriterien einer richtigen Basswiedergabe wurde hier ja schon an anderer Stelle ausgiebig diskutiert …


    Zitat


    1. Welcher Schalldruck pro Hörplatz wird angestrebt? Was ist das Ziel?
    Natürlich abhängig von der Musikrichtung.


    In Ausschreibungen für Mehrzweckhallen und Arenen wird meist ein Spitzenschalldruckpegel von 105 dB verlangt. (Leider steht das da häufig genau so drin – ohne Angabe, wie gemessen wird und mit welchem Material. In der Praxis wird meist Rosa-Rauschen A-bewertet mit langer Zeitkonstante gemessen.)


    In der DIN 15905 wird ein Leq von maximal 99 dB(A) empfohlen (über 2 Stunden gemittelt). Das ist meiner Meinung nach auch für ein Rock-Konzert praxisgerecht und ausreichend.


    Zitat


    2. Idealfall ist natürlich überall gleicher Schalldruck. Geht sicher nicht immer.
    Was rechnet man für maximale Unterschiede über die zu beschallende Fläche?


    In Ausschreibungen findet man meist +/-3 dB für den Direktschall. In den meisten Fällen kann man das recht gut einhalten.


    Zitat


    Freu mich auf Deine Antworten. Muss nicht heute oder morgen sein. Bei Gelegenheit.


    mit freundlichen Grüßen

  • Zur Nahfeld/Fernfeld/3dB/6dB 'Abfall' Problematik:


    Es ist fast günstiger die Betrachtung vom Zuhörerplatz in Richtung auf den
    Array zu machen:


    Im Nahfeld des Arrays steigt dann der Schalldruck um 3dB für jede Abstandshalbierung an.


    Bei einem 'Punktquellensystem' (einzelnes Horn, einzelner Direktstrahler) steigt der Schalldruck um 6dB für jede Abstandshalbierung an.


    Bei gleichem Schalldruck beider Systeme am entfernten Zuhörerplatz ist das 'Punktquellensystem' also in der Nähe deutlich lauter.


    wetbf

  • Zitat von "Volker Holtmeyer"

    Ja, viele finden diese Betrachtung anschaulicher - ist halt "Ansichtssache". :lol:


    Eigentlich aber auch egal, da bei einem korrekt gecurvten Line-Array kein einziger Zuhörer im Nahfeld sitzt.


    ... wobei es sowieso kein wirkliches Nahfeld gibt, wenn das Array gecurvt ist.
    Dafür ist die meiner Meinung nach unsinnige Nahfeld/Fernfeld Betrachtung (viel zu daumenregelmäßig) so zu ergänzen/überdenken:
    Man nehme ein Linearrayelement und kurve es sauber sphärisch (lauter gleiche Winkel). Dann kann man sich eine virtuelle Punktquelle hinter dem Array denken/berechnen. Alle Pegelhalbierungen pro Entfernungsverdoppelung sind dann bezüglich dieses virtuellen Punktes zu machen.
    Bei dieser Betrachtung hat man dann bei entsprechender Arraygröße im Anfangsbereich auch wesentlich weniger Pegelabfall wenn man von der Clusterfront aus rechnet.
    Die gerade Line ist dann übrigens ein Sonderfall (virtuelle Punktquelle unendlich weit hinter dem Array).
    Wenn man diesen Ansatz mathematisch weiter verfolgt stellt man auch fest, daß es selbst bei geraden Lines garkeinen schlagartigen Übergang vom Nahfeld ins Fernfeld gibt.

  • Nein, der Übergang vom Nahfeld zum Fernfeld ist natürlich nicht schlagartig. Auch ist der Pegelabfall im Nahfeld nicht so schön glatt, wie in meinen Diagrammen oben; vielmehr ist das Nahfeld von Interferenzen geprät (Daher wäre es auch denkbar ungünstig, hier Zuhörer zu platzieren!) und hat nur im Mittel einen Pegelabfall von -3dB. In der Realität sieht das in etwas so aus:

    (c) JBL Professional


    Zitat von "pke"


    ... wobei es sowieso kein wirkliches Nahfeld gibt, wenn das Array gecurvt ist.


    Bei einem gecurvten Line-Array gibt es durchaus ein Nahfeld, nur ist dieses für alle Frequenzen gleich groß - das ist nämlich der Trick beim Curving. :idea:


    Die Betrachtung mit dem virtuellen Punkt und so verstehe ich irgendwie nicht ganz. Kannst du das noch etwas weiter ausführen? Was ist denn, wenn das Array J-förmig ist?!

  • ..was das Bild im Übrigen auch zeigt, daß auch ideale Linienquellen im Nahfeld deutlichen (frequenzabhängigen) Ripple haben, weshalb ich irgendwelche LinearrayPapst (in Wahrheit Marketingabteilung) propagierten Lamda/4 und 83% Theorien auch für sehr wenig praxisrelevant halte.


    Zur virtuellen Quelle:
    Nun wenn das Huygensche Prinzip sagt, daß man eine Wellenfront durch Punktschallquellen substituieren kann, geht die Betrachtung natürlich auch andersrum, zumindest für die spährische Variante, d.h. daß ein sphärisch gecurvtes Array eine virtuelle Punktquelle im Zentrum der Wellenfront hat.
    Deshalb gelten die üblichen Gesetze eben auch bezogen auf diesen Punkt.
    Bsp.: Sitzt der virtuelle Punkt 4m hinter dem Array, und ich habe meinen Bezugspegel 1m vor dem Array, dann hab ich eben in 4m vor dem Array nicht 12dB weniger sondern nur 6dB.


    Bei einem J- Curving habe ich natürlich keinen echten Mittelpunkt mehr, vereinfacht aber ein positionsabhängiges Zentrum. Daher ist das J-Curving in seinem Pegelabfallverhalten auch in jedem Punkt verschieden.
    Mittels Zirkel und approximierter Zentrumskonstruktion für stückweise Segmente kann man aber relativ einfach und genau abschätzen was passiert. Ansonsten bleiben einem im analytischen Ansatz ein paar heftige mathematische Probleme oder aber der Ausweg einer numerischen Berechnung über ein Punktschallquellenmodel.


    Noch was: Die von Dir angesprochenen Kompensationsfilter für den Höhenabfall eines Linerrays sind doch sehr linegeometrieabhängig und verschieben sich auch in ihren Einsatzfrequenzen nicht nur in den Filterhüben. Außerdem sind sie auch noch entfernungsabhängig, sobald das Curving nicht exakt spährisch ist.


    Meiner Meinung nach sinnvoller ist auch der Ansatz zu sagen, daß dieses Filter aufgrund von Interferenzdämpfung in den Höhen gebraucht wird und nicht durch Kopplung in den Tiefen. Das ganze Thema der Linearrays läßt sich wesentlich besser verstehen, wenn man 'in Interferenzen' denkt: Je näher dran, umso mehr Interferenz. Je weiter aus dem Winkel raus, umso mehr Interferenz. Ein Waveshaper bringt keine bessere Kopplung sondern eine höhere Resonanzdichte und somit weniger Ripple, also ein weniger holpriges Interferenzmuster.

  • Zitat


    Bsp.: Sitzt der virtuelle Punkt 4m hinter dem Array, und ich habe meinen Bezugspegel 1m vor dem Array, dann hab ich eben in 4m vor dem Array nicht 12dB weniger sondern nur 6dB.


    ... also in etwa so?

    Und da behauptest du, der Pegel im blauen Punkt wäre 6 dB geringer als im roten Punkt?! Ich würde sagen 6 dB weniger hat man 6 m vor dem Array (doppelte Entfernung zur virtuellen Quelle).


    Zitat


    Noch was: Die von Dir angesprochenen Kompensationsfilter für den Höhenabfall eines Linerrays sind doch sehr linegeometrieabhängig und verschieben sich auch in ihren Einsatzfrequenzen nicht nur in den Filterhüben. Außerdem sind sie auch noch entfernungsabhängig, sobald das Curving nicht exakt spährisch ist.


    Ja, der Line-Array-EQ funktioniert nur bei richtigem Curving, d.h. kleine Winkel zwischen den oberen Elementen und nach unten hin stetig größere Winkel ("spiralförmig"). Dieser EQ gilt dann für alle Elemente. Eine Entfernungsabhängigkeit gibt es nicht. Je nach Länge des Arrays und "Wurfweite" sind lediglich die Gains entsprechend zu variieren.
    Die Einsatzfrequenzen sind von Line-Array-Typ zu Line-Array-Typ etwas unterschiedlich aber liegen schon in etwa bei 1 kHz und 7 kHz.

  • In welchem Frequenzbereich ist denn bei den aktuell erhältlichen LA´s überhaupt die Bedingung Zylinderwelle gewährleistet, Stichwort Elementhöhe, Wellenlänge bei Frequenz x? Ich tippe mal so auf 6 - 8 kHz, oder? Bei 10 kHz hätten wir ja nur noch 3,4 cm ...

  • Zitat von "pke"


    Die gerade Line ist dann übrigens ein Sonderfall (virtuelle Punktquelle unendlich weit hinter dem Array).
    Wenn man diesen Ansatz mathematisch weiter verfolgt stellt man auch fest, daß es selbst bei geraden Lines garkeinen schlagartigen Übergang vom Nahfeld ins Fernfeld gibt.


    Wie würdest du denn in dem Sonderfall den Pegelabfall berechnen wollen? Der Ansatz mit dem sphärischen Curving und der virtuellen Quelle ist(denke ich) mehr als erfolgversprechend...aber in dem Sonderfall?Wie erklärst du das?
    edit: Falls ichdein Modell richtig verstanden habe wird mit steigendem radius d.h. weniger krümmung effektiv die Wurfweite größer...nur - ist ja nicht so...
    mit geringerer Krümmung wird der abgedeckte bogen immer kleiner..das kann doch nicht so unerheblich für den Effekt sein...

    Für eventuell enthaltene Ironie übernimmt der Verfasser dieses Beitrags keine Haftung

    Einmal editiert, zuletzt von unknown_artist ()

  • pke


    Stimmen die Überlegungen mit der virtuellen Punktquelle wirklich? Die virtuelle Punktquelle erzeugt doch niemals ein Interferenzpattern, das Linearray Abstrahlergebnis besteht fast nur aus Interferenzen, wie kriegt man das unter einen Hut?


    wetbf

  • Volker: ich hatte die Eingebung es klar beschrieben zu haben, sorry, wenn dem nicht so ist. Die Pegelreduktionen sind auf den virtuellen Nullpunkt zu rechnen, da stimmen wir ueberein.
    Zu den Filtern: Es ist entfernungsrelevant. Schon alleine Deine Nahfeld-Fernfeldkurve beweist das. Wenn man in Interferenzen denkt, nimmt eben das Interferenzmass mit der Entfernung ab, wobei unterschiedlich schnell fuer verschiedenene Frequenzen.
    Ich denke dennoch, dass Dein Ansatz, ein progressives Curving so auszulegen, dass das Interferenzmass in begrenzten Entfernungsbereichen moeglichst gleich bleibt, diesen Effekt massgeblich kompensieren kann. Der Rest wird dann eh von der Luftabsorption erledigt.


    wetbf: Ist problematisch zu beschreiben, aber vom Huygenschen Prinzip her gesehen, laesst sich auch die Pegeldaempfung bei vergroessertem Abstand durch Interferenz erklaeren.
    das Prinzip sagt vereinfacht, dass man jeden Punkt einer Wellenfront als Punktschallquelle sehen kann. Wenn man also weiter weg von einer Punktschallquelle steht, hoert man bei diesem Ansatz eben die unendliche Anzahl aller Punkte der Wellenfront, wobei sich diese Punkte eben komplex aufaddieren. Je groesser der Kreis (die Wellenfront) umso groesser die Interferenz. Nur im Quellpunkt ist die Wellenfront unendlich klein und somit die Interferenz Null.

  • Bei einer geraden LineAnordung können wir zunächst mal die Hörerentfernung berechnen, an dem die Interferenzen des Arrays gegen Null gehen.

    Dazu darf der Wegeunterschied zwischen dist und dmax für eine gegebene Frequenz f höchstens ein Viertel der Wellenlänge der Frequenz betragen. Unter Zuhilfenahme von Pythagoras läßt sich recht einfach die Formel
    dist = f*la^2/(2*c) - c/(8*f)
    ableiten. Ab dieser Entfernung addieren sich die Quellen nahezu vollständig.
    Verglichen mit den Standardformeln für NahFeld/Fernfeld Übergänge von Linearrays kommen wir auf nahezu gleiche Werte.
    Je näher wir von diesem Punkt das Array rangehen, umso mehr Interferenz bekommen wir. Da das Interferenzmaß zunimmt, aber auch der Abstand abnimmt, bekommen wir mit halbierter Nähe nicht etwa den doppelten Pegel, sondern etwas weniger, nämlich ca. die ominösen 3dB per halbiertem Weg. Ein kleine und verblüffende Nebenerkenntnis ist dabei auch, daß im Fernfeld die Anzahl der Punktquellen garkeine Rolle mehr spielt, sondern nur noch deren gesamter Abstand. Ein Effekt den die Praxis schon oft bestätigt hat: Hängt man viele konventionelle Horntops gerade untereinander, bekommt man eine astreine tragende Schallabstrahlung.
    Allerdings darf man nicht ins Nahfeld geraten. Zu verwenden also nur bei Beschallungen über Flüsse, wo alle Zuhörer im Fernfeld stehen.

    Beim Sonderfall des geraden Linearrays haben wir also eine frequenzabhängige und entfernungsabhängige Interferenz, die ab dem Fernfeldstart quasi Null ist.


    Bei einem gecurvten Array sieht die Sache schwieriger aus, da wir zwei unterschiedliche Interferenzkomponenten haben, nämlich die statische, die durch das Curving entsteht (egal wie weit ich vom Array weggehe, die Wegunterschiede der einzelnen Quellen gehen nie gegen Null), sowie die wegabhängige. Auch bei einem Curving gibt es ein 'Fernfeld' ab dem die wegabhängige Interferenz null wird und nur noch die statische überbleibt.

  • geo und butterfly, haben ja beide eine art parabolspiegel.
    aus den grafiken geht ja nicht direkt eine entfernung hervor, über was für distanzen geht den die grafik von pat brown?

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • das wußte ich, ich hatte nur überlegt ob es auch einen weiteren nutzen haben könnte.
    dem ist ja scheinbar nicht so, was das system jetzt nicht schlechter oder besser macht :D man lernt ja nie aus.
    auch ist mir jetzt rechnerisch klar geworden warum es beim butterfly demo so einen .... sound gab, die haben ungefähr alle punkte missachtet die oben angeführt werden.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

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  • Zitat von "wora"

    mediennutte:
    die gekrümmte hornkonstruktion im geo hat einzig und allein den sinn, die krumme wellenfront des treibers, durch unterschiedliche laufzeiten im horn, am (nahezu) geraden hornausgang in eine gerade wellenfront zu wandeln.


    Der vermeintliche Parabolspiegel ist eigentlich ein hyperpolisch geformter Spiegel. Beim parabolischen Spiegel sind die Strahlen parallel und es gibt keinen Brennpunkt (bzw. einen im Unendlichen).


    Der Reflektor im Geo 805S bildet aber einen Öffnungswinkel von 5° - also keine völlig ebene Wellenfront -, somit gibt es einen Brennpunkt und wir haben wesenhaft einen hyperbolischen Reflektor.



    Ich hatte auch ursprünglich ans Geo 830S gedacht. Die 30° bilden einen Brennpunkt, der nur einige Zentimeter hinter der Box liegt.