Kurzschluss an der Oberleitung

  • Moin!


    Bevor ihr mich erschießt, ich weiß selbst dass das nichtsmitPA oder VT zu tun hat, aber ich bin sehr interessiert und hoffe trotzdem auf rege Beteiligung. Wenn dieser Thread gar nicht geht: Einfach löschen!


    Zu meiner Frage: Ich hatte am Montag das "Glück" mitten auf der Süderelbe in den berüchtigten "Tornado" (ob man ihn wirklich so nennen sollte!?) von HH zu geraten und zwar saß ich in der S-Bahn und das ding zog direkt über uns weg. Der Zugfahrer stoppte kurz, der Tornado entfernte sich, der Zugfahrer gab wieder Gas, ein Knall ein Blitz und die S-Bahn stand still, mitten auf der Elbe.
    Der Zugfahrer wollte nachgucken, was passiert ist, musste aber erst auf die Sperrung der Gleise der Fernbahn nebenan warten. In dem Moment wollte er schon aussteigen, als wir ihn darauf aufmerksam machten, dass direkt gegenüber von uns ein Blechteil über die Oberleitung der Fernbahn hing und regelmäßig im Wind gegen die Brücke schlug und dort seine Funken warf. Gibt es bei der Bahn keine "Sicherungen" die bei solchen Kurzschlüssen auslösen und den Strom abschalten?
    Warum gab die Leitung dem Zugfahrer das go aus dem Zug zu steigen, konnten die die Stromschwankungen nicht überprüfen, die aufgrund des Kurzschlusses auftrat?
    Als der Strom weg war (auch auf unserem Gleis!!!)ist der Zugfahrer raus, hat geguckt, unterm Waggon lag ein weiteres Metallteil. Er durfte es aber nicht entfernen weil der Zug erst geerdet werden musste. Wird der Zug zur zusätzlichen Sicherheit geerdet, falls aus unterschiedlichsten Gründen der Strom wieder angeschaltet wird, während jemand an den Stromschienen rumfummelt? Eigentlich dürfte doch nichts passieren solange der Strom weg ist oder hab ich da nen Denkfehler?


    Wie genau wird so ein Zug (S-Bahn und Fernbahn mit Oberleitungen) geerdet?


    vielen Dank im Voraus


    lg


    Bene

  • Zitat von "milchschnittae"


    Er durfte es aber nicht entfernen weil der Zug erst geerdet werden musste. Wird der Zug zur zusätzlichen Sicherheit geerdet, falls aus unterschiedlichsten Gründen der Strom wieder angeschaltet wird, während jemand an den Stromschienen rumfummelt? Eigentlich dürfte doch nichts passieren solange der Strom weg ist oder hab ich da nen Denkfehler?


    Elektrische Anlagen müssen nach dem Abschalten immer geerdet und kurzgeschlossen werden, damit man sicher ist, dass der Strom eben nicht wieder eingeschaltet wird... damit ist man dann auch sicher, dass keine Restladungen auf der Leitung sind.


    Ich gehe mal davon aus, dass die Arbeitsvorschriften bei Bahnstrom da ähnlich sind.

  • Denk mal, das wird bei euch da oben ähnlich sein, wie bei der Bahn.


    Bevor auf dem Gleis gearbeitet wird, gerade auch bei Unglücksfällen, wird die Oberleitung vor und nach der Einsatzstelle gegen die Schiene geerdet.


    Musst mal schauen, für diesen Zweck hängen an jedem Dorf - Bahnhof irgendwo diese Erdungsstangen rum, die dann von entsprechend ausgebildetem Personal (Bahn, Bundespolizei, manchmal auch Feuerwehr oder THW) eingesetzt werden.


    Unter anderem aus diesem Grund dürfen die Verkehrsbetriebe und die Bahn mit bestimmten Fahrzeugen euch mit Blaulicht fahren.

  • Zitat von "milchschnittae"

    Gibt es bei der Bahn keine "Sicherungen" die bei solchen Kurzschlüssen auslösen und den Strom abschalten?


    Nur zur Info, was Bahnstrom angeht: 15kV, 16,7 Hz.
    Abgesehen von der Spannung wird Bahnstrom durch die Netzfrequenz deutlich gefährlicher als "Haushaltsstrom" mit 50Hz.


    Was Sicherungen angeht: Eine BR 151 zieht sich beim Anfahren auch schon mal 600A aus der Leitung...


    Ob die nun von einer anfahrenden Maschine oder von Blechtafeln zwischen Oberleitung und Schiene verbraten werden, ist dem Strom ja relativ gleichgültig :)

  • Bei Oberleitungen der DB sind nach Abschaltung noch ca 3-4 kV Restspannung auf der Leitung!
    Genau aus diesem Grund muss vor und hinter der Einsatzstelle die Oberleitung geerdet werden.
    Mir sagte mal ein Mitarbeiter der DB AG das sie nach einem Erdschluss (Kurzschluss) 3 oder 4 mal zuschalten und teilweise die Spannung höher fahren um die Leitung wieder frei zu brennen. Erst wenn dies fehlschlägt schalten sie ab und schiken nen Störtrupp raus.

    und vergesst niemals den Eimer mit dem Spannungsabfall fachgrecht zu entsorgen!!!

  • Zitat

    nach einem Erdschluss (Kurzschluss) 3 oder 4 mal zuschalten


    Hat mein Vater auch erzählt, geschieht aber automatisch. Wg Ausfallsicherheit und co. Allerdings nicht mit vollem Strom. Deshalb müssen die Lokfahrer bei einem Stromausfall sofort den Fahrstufenschalter herunterdrehen, damit die Sicherung beim nächsten einschalten drinn bleibt. - Kann ja sein, dass die Sicherung wg Überlast gekommen ist. (war zumindest zu DDR-Zeiten so, als noch wesentlich mehr über die Gleise Transportiert wurde.

  • Ich bin bei der Feuerwehr und dank eines Lehrgangs bei der DB bahnerdungsberechtigt. Der Zug wird auch geerdet bzw. beim ICE werden die Stromabnehmer manuell abgesenkt(mit einer Ratsche im Speisewagen), da er im Ungünstigsten Fall die Netzspannung in den geerdeten Bereich hineinbrücken kann. Ansonsten wird wie gesagt vor und hinter der Arbeitsstelle mit der Erdungsgarnitur geerdet.


    Gruß,


    Klaus

    FOH = Holz vor der Hütte!