I want more of...

  • Ach Gottchen... Die Diskussion ist doch so alt wie die Branche, oder? Eigentlich noch älter, weil die gabs schon, als das noch gar keine Branche war (;0)

    Was der (ex) Kollegen (schade eigentlich!!!) Zweckerl da beschreibt ist doch nix anderes als eine Entwicklung, die vorhersehbar war - aber immer geleugnet wurde: "damals" ist man in der Branche als Quereinsteiger gelandet, weil man brannte - und zwar an beiden Enden. Die alten Säcke werden sich daran noch erinnern können. Die jüngeren Kollegen hatten dann Hosen von Engelbert Strauss, ein Tool und eine Taschenlampe am Gürtel und - ganz wichtig - sie kennen von allem den Preis und von nix den Wert. Klingt nicht nett, will auch keiner hören aber es ist doch so: ein paar findige Menschen haben irgendwann bemerkt, dass man aus der Spielwiese für eine Hand voll Idealisten ein prima Geschäft machen kann... Auch wenn ich da hoffnungsloser Romantiker bin - aber man kann aus Emotionen kein Geschäft machen.

    Am Ende führt das dann zu dem, was wir jetzt sehen: Hauptsache alles wackelt und drückt, kein Straßenfest kommt ohne zwei Trailer Technik mehr hin, alles ist bezahlbar geworden, weil die Leasing machts möglich und der Fixturecount ist wichtiger als die Band oder die Crowd. Dass das alles nur geht, wenn dieser Molloch auch von Horden schlecht bezahlter Engelber Strauss und Taschenlampenjüngern geregelt wird - Peanuts. Dumm nur, dass die jetzt alle Fahrräder reparieren oder als Elektriker arbeiten. Zack - schon fährt die Traumfabrik scheppernd und volle Pulle vor die Wand.

    Vielleicht war früher doch alles besser? Gestern zum Beispiel, da war Sonntag...

    Kein Applaus für Scheiße!

    Einmal editiert, zuletzt von skyworker ()

  • Wenn es nach mir persönlich geht wäre das Arbeitszeitgesetz viel liberaler, mit der Möglichkeit 16 Stunden am Tag zu arbeiten, wenn danach 24 Stunden Ruhezeit ist, und maximal 48 Stunden in der Woche bzw. im Mittel 40 Stunden, was dann mit drakonischen Strafen belegt kontrolliert wird.


    ...


    Deshalb: IWMO liberale Arbeitszeitregelungen

    da schliesse ich mich an, das wäre doch mal ne gute idee!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • da schliesse ich mich an, das wäre doch mal ne gute idee!

    Dem schließe ich mich im Grunde auch an. Nur sollte es so sein, dass diejenigen die mehr als 10 oder mehr als 14 Stunden arbeiten, dieses freiwillig entscheiden können sollten und das diese Jobs grundsätzlich "gut" bezahlt sein sollten. Beispiel Anwalt in Großkanzlei: Der macht gerne 160.000 brutto im Jahr bei 70 Stunden in der Woche. Müsste er nicht machen. Er könnte auch für 80.000 EUR in einer kleineren Kanzlei 45 Stunden arbeiten.


    Wenn der hauptberufiche Veranstaltungstechniker 16 Stunden Schichten an drei Tagen hintereinander schieben muss, weil sonst das Geld nicht bis zum Monatsende reicht oder er keine Jobs mehr bekommt, dann haben wir ein Problem.

  • ...Nur sollte es so sein, dass diejenigen die mehr als 10 oder mehr als 14 Stunden arbeiten, dieses freiwillig entscheiden können sollten und das diese Jobs grundsätzlich "gut" bezahlt sein sollten. Beispiel Anwalt in Großkanzlei: Der macht gerne 160.000 brutto im Jahr bei 70 Stunden in der Woche.

    Es ist hinreichend belegt daß die Aufmerksamkeit bei Arbeitszeiten über 10 Stunden rechne rapide abnimmt. Und dann hat man eben schnell ein Sicherheitsproblem. Das unterscheidet die VA Branche doch deutlich von der Juristerei.

  • Es ist hinreichend belegt daß die Aufmerksamkeit bei Arbeitszeiten über 10 Stunden rechne rapide abnimmt. Und dann hat man eben schnell ein Sicherheitsproblem.

    Das interessiert in der Medizin und bei der Polizei auch niemanden. Zur Erinnerung: das bayerische Schichtmodell der Polizei sieht reguläre tägliche Schichten von 12 Stunden vor.

    Auch Ärzte arbeiten regelmäßig deutlich über 10 Stunden, ganz regulär so im Dienst geplant.


    Natürlich muss man für über 10 Stunden gemacht sein. Ich habe kein Problem damit lange konzentriert zu arbeiten, solange es nicht zwei aufeinanderfolgende Tage sind und nur 2-3 Tage in der Woche. Im Gegenteil habe ich Probleme mich zu konzentrieren, wenn ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nur 10 Stunden arbeite, dafür aber vollkommen unterschiedliche Dienstzeiten habe (erst früh, dann Nacht, oder erst spät, dann früh mit dem Minimum an Ruhezeiten)

  • Und sind wir mal ehrlich, Veranstaltungen, die deutlich länger gingen als vorher abgesprochen hat doch jeder von uns schonmal erlebt. Ich musste vor Jahren mal eine 14 Stunden Schicht machen, obwohl eigentlich 9 Stunden angedacht war.

    Das ist nicht das Problem. Dass Fehler und Unwägbarkeiten der Zeitplanung immer mal wieder einen Strich durch die Rechnung machen können, ist klar. Es ist aber etwas anderes, ob eine 9-h-Schicht ausnahmsweise zu einer 14-h-Schicht wird, oder ob die 14-h-Schicht schon eingeplant ist und dann zu einer 16-h- oder sogar 18-h-Schicht wird.

    Wenn es nach mir persönlich geht wäre das Arbeitszeitgesetz viel liberaler, mit der Möglichkeit 16 Stunden am Tag zu arbeiten, wenn danach 24 Stunden Ruhezeit ist, und maximal 48 Stunden in der Woche bzw. im Mittel 40 Stunden, was dann mit drakonischen Strafen belegt kontrolliert wird.

    Die Leistungsfähigkeit sinkt massiv nach 8 h Arbeitszeit. Gleichzeitig steigt die Gefahr von Unfällen.


    https://www.researchgate.net/publication/13371965_Accident_Risk_as_a_Function_of_Hour_at_Work_and_Time_of_Day_as_Determined_from_Accident_Data_and_Exposure_Models_for_the_German_Working_Population


    Das interessiert in der Medizin und bei der Polizei auch niemanden. Zur Erinnerung: das bayerische Schichtmodell der Polizei sieht reguläre tägliche Schichten von 12 Stunden vor.

    Auch Ärzte arbeiten regelmäßig deutlich über 10 Stunden, ganz regulär so im Dienst geplant.

    Das ist die klassische "fallacy of relative privation" und sollte kein Argument für fragwürdige Arbeitszeiten in anderen Branchen sein.

    Das Arbeitende in der VA-Branche unter keinen Umständen die 10-h-Marke reißen dürfen, halte ich nicht für vollständig umsetzbar (zumindest in naher Zukunft). Dass aber regelmäßig Personal mit 14 h oder mehr eingeplant wird, geht einfach nicht. Bei einem Standby-Job mag das keine Auswirkungen haben, wenn danach aber noch ein langwieriger Abbau ansteht. ist das ein vermeidbares Risiko.


    Am Ende führt das dann zu dem, was wir jetzt sehen: Hauptsache alles wackelt und drückt, kein Straßenfest kommt ohne zwei Trailer Technik mehr hin, alles ist bezahlbar geworden, weil die Leasing machts möglich und der Fixturecount ist wichtiger als die Band oder die Crowd. Dass das alles nur geht, wenn dieser Molloch auch von Horden schlecht bezahlter Engelber Strauss und Taschenlampenjüngern geregelt wird - Peanuts.

    Es geht noch nicht einmal um den Preis des Equipments, sondern auch um andere Faktoren. Wird die PA leichter und leistungsstärker, passt auf einmal mehr anderer Schrott in den Koffer. Haben die Lampen LED-Leuchtmittel, hat man auch bei kleinen Stadtfesten genug Leistung für eine opulente Licht-Show. Und wenn es keinen 3-er-Führerschein mehr gibt, kann man auch direkt einen CE-Schein machen und dann statt einem überladenen 7,5-Tonner einen überladenen 12-Tonner durch die Gegend fahren.

    Aber grundsätzlich stimme ich zu: die Arbeitserleichterungen der technischen Entwicklung wurden zu 99% von der größeren Materialmenge zunichte gemacht, gleichzeitig steigt die Zeit, die für Fehlersuche und Behebung benötigt wird, exponentiell an.

  • Es geht noch nicht einmal um den Preis des Equipments,

    Darum ging es mir im Kern auch nicht. Gerade platzt eine Blase, die in schillernden Seifenblasenfarben und mit Lachgas gefüllt suggeriert hat, dass alles geht, was mit einer Leasing bezahlt werden kann - weil es genug Personal gab, die das geil fanden und für unter 200 Euro am Tag rausgegangen sind. Das war nämlich der Grund dafür, dass plötzlich hinter jeder Milchkanne "ihr Fullservice-Profi für jedes Event" einen Laden aufgemacht hat - und seine Leute beschissen bezahlt hat. Der Umsatz des Jobs ging Ende des Monats für die Leasingraten drauf. Die paar Großen aus der Branche haben das Lohngefüge dankend übernommen und "Freelancer für Spitzenzeiten" eingekauft... Immerhin hatten sie die ja in aller Regel schon über Bedarf drei Jahre vorher ausgebildet und dann nach drei Monaten "dem Markt zur Verfügung gestellt". Manch einer könnte jetzt denken, da hat man drei Jahre billige Arbeitskräfte gehabt, sich am Ende vielleicht eine Rosine rausgepickt und der Rest hat sich entweder selbstständig gemacht - oder die Branche verlassen. Oder denke ich jetzt zu negativ?

    Wäre ich so negativ, dann würde ich mich ernsthaft fragen, ob der VPLT da seinerzeit nicht schon so eine Idee im Hinterkopf hatte...

    Die gleiche Kacke passiert jetzt (oder schon seit ein paar Jahren) mit dem "Meister" - du kommst auf einen Job und es gibt nur noch Häuptlinge, keine Indianer mehr. "Und sonst bei dir? - Ich mach grad den Meister!" ist in 11 von 10 Fällen initialer Teil jeder Konversation unter Kollegen. Zum Glück haben irgendwelche Köpfe das jetzt mal neu organisiert, dem Ganzen einen Anglizismus verpasst und die neu zu erwerbende (da wars schon wieder) Qualifikation einem Hochschulabschluss gleichgestellt. Super! Dabei war der "alte Meister" schon recht weit an der Realität vorbei - es gibt begründete Befürchtung, dass das auch beim "neuen Meister" nicht anders sein wird...


    Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Deutsche Prüfstelle für Veranstaltungstechnik GmbH??? Ich frag für einen Freund...

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Gerade platzt eine Blase, die in schillernden Seifenblasenfarben und mit Lachgas gefüllt suggeriert hat, dass alles geht, was mit einer Leasing bezahlt werden kann

    Die platzt für "grosse" Veranstaltungstechnikfirmen und "junge, dynamische" Agenturen alle 5-10 Jahre. Deren Trick ist rechtzeitig jemand zu finden der das weiterfinanziert. Entweder aus Geldquellen die man lieber nicht so genau hinterfragt, im Gegenzug für die Übernahme von Aufträgen die eigentlich niemals nicht mit geltenden Gesetzen in Einklang zu bringen sind oder schlicht aus der Privatschatulle von Grossunternehmern deren nutzlose Söhne und Töchter ja auch irgendwo beschäftigt werden müssen ohne das Kerngeschäft unnötig zu stören. Das alles hat nix mit Corona oder Krieg zu tun. Da gehts schlicht drum rechtzeitig zu erkennen mit wem man gar nicht erst versuchen sollte zu konkurrieren. Im besten Fall arbeitet man selber für die als Freelancer wenn der Kalender allzu grosse Löcher bekommt, nimmt die Kohle und hält die Klappe. Hässlich aber isso. Willkommen im Kapitalismus.

    Zitat

    - weil es genug Personal gab, die das geil fanden und für unter 200 Euro am Tag rausgegangen sind. Das war nämlich der Grund dafür, dass plötzlich hinter jeder Milchkanne "ihr Fullservice-Profi für jedes Event" einen Laden aufgemacht hat - und seine Leute beschissen bezahlt hat. Der Umsatz des Jobs ging Ende des Monats für die Leasingraten drauf.

    Diese Selbstausbeuter gabs schon immer und wird es immer geben. Demographie und körperlicher Verschleiss setzen dem auf Dauer Grenzen, Branchenverbände, Unfallversicherer und Gesetzgeber waren da bis jetzt eher nicht so erfolgreich.


    Zitat

    Die paar Großen aus der Branche haben das Lohngefüge dankend übernommen und "Freelancer für Spitzenzeiten" eingekauft...

    Immerhin hatten sie die ja in aller Regel schon über Bedarf drei Jahre vorher ausgebildet und dann nach drei Monaten "dem Markt zur Verfügung gestellt". Manch einer könnte jetzt denken, da hat man drei Jahre billige Arbeitskräfte gehabt, sich am Ende vielleicht eine Rosine rausgepickt und der Rest hat sich entweder selbstständig gemacht - oder die Branche verlassen. Oder denke ich jetzt zu negativ?

    Aus eigener Erfahrung: Wer motiviert und mit entsprechendem Talent eine Ausbildung bei einem mittelgrossen VA-Dienstleister durchzieht und sich dann z.B. auf Ton spezialisiert braucht nach bestandener Abschlussprüfung eine andere langfristige Perspektive als 3/4 der Zeit als festangestellter besserer Stagehand und Lagerarbeiter das 1/4 der Jobs vor- und nachzubereiten bei denen er dann am Pult steht. Die Freelancerei hat schon ihren Sinn. Ja, das hat was von einem Pyramidensystem das nur funktioniert so lange genug ausbeutbare Azubis nachkommen die dann die ganzen Hilfstätigkeiten übernehmen.

    Den sinnvollen Ausweg aus der Situation, nämlich die Endkunden zur Budgetierung nach Tarif entlohnter, sozial- und rentenversicherter, gewerkschaftlich organisierter professioneller Bühnen(hilfs-)arbeiter zu zwingen wollen leider weder der Gesetzgeber noch unsere Branchenverbände gehen. Da wär dann nämlich plötzlich Schluss mit 36-Stunden-Schichten weil der CEO die Bühne jetzt doch auf der anderen Hallenseite will.

    Die deutsche "Lösung" dazu heisst "AÜG" und beschert uns allseits tolle Helfer mit Grundkenntnissen in Licht, Ton und Uferbepflanzung.

    Zitat

    Die gleiche Kacke passiert jetzt (oder schon seit ein paar Jahren) mit dem "Meister" - du kommst auf einen Job und es gibt nur noch Häuptlinge, keine Indianer mehr. "Und sonst bei dir? - Ich mach grad den Meister!" ist in 11 von 10 Fällen initialer Teil jeder Konversation unter Kollegen.

    Der erhoffte Meisterjob ist in vielen Fällen schlicht die rechtzeitige Flucht in ein Arbeitsverhältnis das einen davor schützt im Alter der Krake der privaten KV ausgeliefert zu sein. Wir werden alle nicht jünger, und die Jungen werden weniger.


    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Heute Kindermusical in akustisch grottiger Mehrzweckhalle. In Personalunion FOH, mischung für Videoaufnahme und Mädchen für alles sowieso😉. Tolle Performance der Kinder, supertolle Betreuer, trotz widrigster Akustik toller Sound und auch ne supertolle Videoaufnahme!

    Ihr müsst nur GUT spielen.

    Laut mach ich dann schon...

  • IWMO:


    Gestern Abend schönes Konzert von Sarah Conner im Residenzschloss Ludwigsburg.

    Sehr guter Sound, endlich mal wieder nicht zu leise! Und das obwohl ich deutlich hinter dem Technik-Zelt gestanden habe.

    Hatte schon lange kein Konzerterlebnis mehr, bei dem der Bass schön im Magen zu spüren war.

    Holz war (in dem Fall) natürlich aus Backnang.


    Und das Konzert selbst war auch wirklich toll. Die Sarah hat sich echt gemacht.

  • ...hat mir ab genau 20Uhr in meine Hauptprobe reingeschallt... X/

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • Am Mittwoch ist die nächste Premiere - Sonntag & Montag Hauptproben und Dienstag Generalprobe zu Orginal-Zeiten :)


    ...bei etwa 600Metern Entfernung und Windverhältnissen, wie es gestern Abend war, kommen da schon gute 60 bis 70 dBA an bei mir

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • Am Mittwoch ist die nächste Premiere - Sonntag & Montag Hauptproben und Dienstag Generalprobe zu Orginal-Zeiten :)

    Dann wünsche ich Euch viel Erfolg für die Premiere!


    ...bei etwa 600Metern Entfernung und Windverhältnissen, wie es gestern Abend war, kommen da schon gute 60 bis 70 dBA an bei mir

    Ja, dass glaube ich. Wie schon geschrieben, war es nicht leise. Aber auch nicht zu laut.

    Es ist wie immer, des einen Freud, des anderen Leid.