Mal wieder 'Monitore einpfeifen'

  • Zitat von "guma"

    Habe mir erlaubt, hier ein neues Thema zu machen:


    Aber im Ernst: wenn ich was von ‚Monitor einpfeifen’ lese, kriege ich Gehörgangspickel. Das weckt bei mir Assoziationen an eine Bühne mit 2 Eigenbauwedges drauf, dazu ein einsames, auf den Boden gerichtetes Gesangsmikro, und 24 bis fast zum Anschlag gezogene Terzfilter. Nebst einer zwischen Stolz und Panik schwankenden Begrüßung durch den örtlichen VT – Azubi – Monitorbetreuer: Monitor ist schon alles fertig, brauchst Du (noch besser: brauchen SIE) gar nichts mehr zu machen.


    Auch wenn’s noch so oft in irgendwelchen Foren so zu lesen ist: kein Tonmann/ Monitorer, der wirklich was von seinem Job versteht, ‚pfeift’ seine Wedges ein. Ich kenne niemanden, der das so macht.
    Wenn ich wissen will, was die Wedges da vorne heute so können, stelle ich meinen Kanalgain ein, drehe alles auf Null, gehe zum Mikro, spreche rein, und höre mir das Ergebnis an. Was mir nicht gefällt, wird am EQ geändert; dann höre ich’s mir wieder an. Was jetzt noch nicht passt, wird noch mal geändert; und wenn’s dann immer noch nicht hinhaut, eben noch ein drittes Mal. Jetzt sollte es dann aber so langsam stimmen.
    Wenn nicht, kann das 2 Ursachen haben. Entweder, auf der Bühne steht echter Müll. Kommt leider manchmal vor, wird dann halt ein blöder Tag. Oder ich habe ein echtes Formtief, kommt leider auch manchmal vor. Dann muss ich eben noch mal komplett von vorne anfangen.
    Was aber ganz sicher niemals vorkommt, ist ‚Einpfeifen’!


    Sorry für OT, viel Spaß, und nichts für ungut.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat

    Was aber ganz sicher niemals vorkommt, ist ‚Einpfeifen’!


    :D


    Solange die Qualität von Material und Personal stimmt (will heißen: der Monitorer kennt seine Signalkette und seine Pappenheimer, die später vor den Boxen stehen) kann ich das voll und ganz unterschreiben.


    Ich muss jedoch gestehen, dass ich beim wichtigsten Monitorweg - meist der Leadgesang - es schon mal kurz koppeln lasse, wenn gerade keiner mehr auf der Bühne ist. Einfach um festzustellen, wieviel noch geht bzw. welche Frequenzen kritisch sind.


    Das behalte ich dann einfach mal so im Hinterkopf. Sicherheitsdenken. Gezogen wird aber erst, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.


    Verblüffenderweise brauche ich den Monitor-EQ wirklich recht selten zum Feedbacktöten. Und wenn, dann höchstens mal ein Band oder zwei.


    Ich mach aber auch selten Hardcoremetal & Konsorten.


    es grüßt


    derautor

    Immer schön vorm Soundcheck herverkabeln.....

  • Ich seh ds ein bisschen anders: Die Notwendigkeit einzupfeifen hat nicht zwingend was mitr der Qualität der Wedges zu tun, sondern schlicht mit der Raumakusitk auf der Bühne. Wenn dort eine Resonanz ist, dann ist dort eine Resonanz. Man kann jetzt den Wedge verschieben, leider geht das manchmal nicht. Also muss man verhindern, dass die Raummode angeregt wird. Das tut man am effektivsten, indem man die fragliche frequenz erst gar nicht wiedergibt. Wie jetzt diese Frequenzen aufgefunden werden, bleibt jedem selber überlassen. Einpfeifen ist eine Methode (von vielen), die schnell und zielgerichtet zu eben diesem führt.


    PS: Klar hat man mit undefiniert abstrahlenden Kisten stärkere Probleme bzgl. Feedback. Das hat aber nichts mit Sinn- und Unsinn von Monitoreinpfeifen zu tun...

  • Zitat von "fschleif"

    Ich seh ds ein bisschen anders: Die Notwendigkeit einzupfeifen hat nicht zwingend was mitr der Qualität der Wedges zu tun, sondern schlicht mit der Raumakusitk auf der Bühne. Wenn dort eine Resonanz ist, dann ist dort eine Resonanz.


    ... auf kleinen Kasperle-Bühnen in Dorfkneipen (wo auch Theater gespielt wird) ... :wink:


    Zitat von "fschleif"

    Einpfeifen ist eine Methode (von vielen), die schnell und zielgerichtet zu eben diesem führt.


    Oft wird die Kontrolle aber dadurch nicht besser (schlechtere Silbenverständlichkeit) ... und die Qualität insgesamt schlechter.


    Problematischer als Raummoden sehe ich die Wahl der Mikrofone und das Herumhantieren so mancher Sänger/Sängerinnen damit ... :?

  • "Einpfeifen" und "einpfeifen" ist ja auch nicht unbedingt das Gleiche. Was das 'blinde' Einpfeifen ohne Hörkontrolle angeht, muß ich BillBo unbedingt recht geben vor allem dann, wenn jemand das sinnvolle Ende dieser Prozedur nicht kennt.


    Allerdings muß ich gestehen, dass ich ebenfalls ( ich habe das auch irgendwo im Forum schon mal genauer beschrieben ) bestimmte Situationen gerne einpfeife:


    1. wie 'derautor' schon beschrieben hat, um 'das Ende der Fahnenstange' zu kennen.


    2. Manche Feedbacks vor allem im Bass und Lowmid-Bereich sind nicht so sehr von der Box, sondern von der Position der Box und dem sie umgebenden Raum abhängig. ( wie das fschleif wohl auch meinte ). Da ich in den letzten 15 Jahren mehr mit param. EQs als mit Terz-EQs Monitor EQ't habe, weiß ich , dass dieses Phänomen sehr schmalbandig EQt werden kann, d.h. ohne allzuviel Klangveränderung und es sich daher lohnt, das mit Messen und regenerativem 'Pfeifen' scharf einzugrenzen. ( Speziell hierfür wird das soger von den Cracks der AES empfohlen und an dieser Stelle würde ich sagen: Warum raten, wenn ich auch messen kann und warum soll ich hierfür nicht das einfachste Testsignal nämlich die 'Regeneration' verwenden ??? )
    Im Gegensatz dazu sind Feedbacks im Mittelhochtonbereich, die oft mehr von 'Treiber-Horn-Mikro' abhängen und aus weniger schmalbandigen "Gesammtüberhöhungen " bestehen, breitbandiger und lassen sich für den Geübten mit Ohr und Terz-EQ erfolgreich bearbeiten.


    Für Anfänger und Lernende ist es sicher sinnvoll, mit einer Anneliese und Pfeifen an das Thema heran zu gehen, um ein Gefühl für den Vorgang zu bekommen, um das Gehörte jeweils einer gemessenen Frequenz zuordnen zu können und vor allem um bei dieser Prozedur mit gleichzeitigem Hören einen sinnvollen Endpunkt setzen zu lernen, um damit das von BillBo beschriebene 'alles gezogen' zu vermeiden b.z.w. den Punkt zu kennen an dem weiteres 'Einpfeifen' einfach keinen Gewinn an Pegel vor Feedback mehr bringt.

    2 Mal editiert, zuletzt von guma ()

  • Einpfeifen :roll:


    Ja, zum einen, ich schmeiß mich auf die schöne Beschreibung von BillBo weg. :D


    Ich versteh, was er damit meint.
    Eben jenes " Micro in den Monitor halten " was in Wahrheit nichts mit dem zu tun hat, was man an nötigen Frequenzen wirklich eliminieren will.


    Und ganz ehrlich, in jungen Jahren in meiner Anfangszeit hab ich das auch mal gemacht.


    heute versuche ich eher, so wenig wie möglich zu ziehen, weil man sich mit EQen ja auch mächtig Energie aus dem System nimmt.
    Und irgendwann kommt der Punkt, wo es mit Eqen auch nicht mehr lauter wird.
    Da sagt die Physik dann : Aus
    Ich hab aber meistens EQ Setups für " Superlaut "und "Normal " 8)
    ich halte es aber auch so wie der Autor.
    Ich mach mal kurz lauter zur Koppelgrenze, nur um zu sehen, wo der Gefahrenbeich liegt.
    Aber nur dazu.


    Und ich mach viel sehr laute Musik. :P:P


    Und wenn heute irgendwo Kollegen völlig unmotiviert rumpfeiffen ( auch auf der PA ), da krieg ich echt Plaque ( wie der gemeine Norddeutsche sagt ) :D

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  • billbo: Gratuliere, dann hast Du noch nie einen tauben Musiker auf der Bühne erlebt. Ich schon, wenn man da ein komplettes Stack für Drums und etwa den gleichen Bums für Monitor des Sängers braucht, der viel rumhampelt und die Akkustik der Bühne nicht toll ist, senke ich schon auch mal 3-5 Bänder ab. Dann ist aber auch Schluss.

  • Ohne ihn persönlich zu kennen, würde ich mal schätzen, das BillBo schon mehr taube Musiker auf der Bühne hatte, als wir Namen kennen.


    Ich senke auch mal 7-8 Bänder ab, wenns echt zur Sache geht.
    Aber nur so Viel, wie notwendig.


    Wie gesagt, irgendwann kommt der Punkt, da wird es mit Ziehen nimmer lauter, nur mehr " Anders "

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  • Dass nur ein paar Bänder gezogen werden und nicht alle, sollte klar sein. SK hat recht, dass oft die Kette Wedge/Micro/Musiker eher limitierend ist. Allerdings lässt sich daran meistens nichts ändern... Also heisst es Schadensbegrenzung bei vertretbarem zeitlichen Aufwand - und da ist (schmalbandige) Frequenzkorrektur in meinen Augen nicht die schlechteste Methode.
    Was die Raummoden angeht: klar hat man die vorzugsweise auf kleinen, älteren Bühnen. Aber genau dort trifft man dann auch schlechteres Material, unerfahrenere Musiker etc. an. In z.B. BillBos Liga magdas anders aussehen, da darf man wohl getrost diese Faktoren aussschliessen. Die Allgemeinheit der Forumuser hat aber doch genau die oben beschriebene Situation in ihrem Port Folio und muss dennoch versuchen, ein akzeptables Ergebnis zu erzielen...

  • Zitat von "guma"

    Da ich in den letzten 15 Jahren mehr mit param. EQs als mit Terz-EQs Monitor EQ't habe, weiß ich , dass dieses Phänomen sehr schmalbandig EQt werden kann, d.h. ohne allzuviel Klangveränderung und es sich daher lohnt, das mit Messen und regenerativem 'Pfeifen' scharf einzugrenzen.


    ... als ich in den 80ern noch regelmässig mit Band unterwegs war, hatte ich für die Monis von TC den "Feedbacksuppressor" (2-kanaliger vollparametrischer, analoger EQ mit jeweils 2 Bändern).
    Vorgehensweise: Alle Mucker von der Bühne gejagt, vorsichtig hochziehen (Wichtig: vorher ganz schmalbandig und volle Absenkung) und dann die (erste) "böse" Frequenz finden (durch mit kleiner werdender Links-/Rechtsdreherei "herantasten") ... dann ggf. nächste Frequenz und ERST DANN Absenkung verringern und Bandbreite (bzw. Güte) "sinnvoll" anpassen, so daß es nicht koppelt UND halbwegs klingt.


    Zum Glück brauche ich diesen "Heck-Meck" heute nicht mehr machen (bessere LS-Systeme und vernünftige Musikerkollegen ... :wink: ).

  • Zitat von "Sound-Klinik"


    ... auf kleinen Kasperle-Bühnen in Dorfkneipen (wo auch Theater gespielt wird)


    :D:D:D


    Ich kenne da aber allerhand nicht dörfliche Umgebungen, die dieses Problem ebenfalls bieten:


    1. Sogenannte Rundbogen-, Kuppeldach, Tonnendach,- u.s.w. Openair-Bühnen auch die großen, ( ... und nein auch bei wildem Monitorrücken kommt man bei entsprechend "klug" :D gewählter Dachhöhe nicht aus dem "Brennpunkt".


    2. Industrieproduktionen in "interessanten" :D Umgebungen...


    3. Stadthallen von "berühmten" Architekten....


    u.s.w.

  • Tach,

    Zitat von "guma"

    ... von "berühmten" Architekten....


    Ach, Du meinst bestimmt die Herren Hinz und Kunz - die haben ja schon so einiges "lebhaft" realisiert :wink:


    Zitat von "BillBo"

    Aber im Ernst: wenn ich was von ‚Monitor einpfeifen’ lese, kriege ich Gehörgangspickel.


    Der Mann hat vollkommen Recht!

    Pfeifen hat (haben) auf einer Bühne auch meiner Meinung nach, nichts zu suchen! 8)


    Außer mir latürnich :D

    "keep the level high"
    . Ruppert Neve

  • BillBo hat natürlich vollkommen recht. Erst recht, wenn man bedenkt, dass oft gar keine Zeit dafür wäre.
    Bei meinen ersten JZ-Jobs Anfang der Neunziger war das noch Gang und Gäbe. Trotzdem hat es damals herrlich gekoppelt bei den Shows. Was an mir lag und vor allem am grausigen Material. Jede China-Pappe klingt heute besser als die Bananen-Kisten von damals.
    Heute ziehe ich die Frequenz dann, wenn ich die höre. Während der Show.
    Dazu muss man aber wissen was man tut. Umso besser wenn da ein "echter" EQ zum schnellen Reingreifen steht und keine Digital-Simulation welcher Art auch immer.


    Was aber auch gar nicht geht sind ungefilterte Monitore jenseits der PS15-Qualitätsgrenze. Ein böllernder und sehr zischiger Monitor ohne Fundament und High-End klingt eben nicht. Da gehört die selbe (größere) Prise EQ dran wie an die PA. Was dann noch den Vorteil bringt, das bei "Monitor vom FOH"-Jobs die Kanaleinstellungen erstmal überall funktionieren.
    Bei einem willkürlich "eingepfiffenen" Monitorweg
    ("welches Mikro haben wir denn dafür genommen - oh Schreck, der Typ hat sein eigenes mit - ein anderes!" - "du musst das Mikro so (zu-)halten wie ich beim Check damit es nicht koppelt"................................................)
    mit willkürlicher Koppelgrenze
    ("na, das wird jetzt aber reichen..." - wird es nicht....)
    wird kein Monitor noch gut klingen. Und dann muss er wenigstens SEHR Laut!
    Die weiteren Konsequenzen für den Sound nach vorne lassen wir jetzt mal gut sein.

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Zitat von "guma"

    2. Industrieproduktionen in "interessanten" :D Umgebungen ...


    Autohäuser mit Glasfassaden, "Multifunktionshallen" und ehemalige industrielle Fertigungshallen ... :wink:


    ... und trotzdem hasse ich (besonders wenn ich selbst mucke ...) diese "Kasperle"-Bühnen. :P

  • Und trotzdem können wir Techniker uns die Hallen in unserem normalen Leben nicht aussuchen.
    Wir begegnen denen immer wieder.
    Und dann muß es auch klingen.


    Ist halt unser Job.
    Deswegen gibt es auch Techniker, wo das funktioniert und denen man gerne Ihre Gagen zahlt.


    Architekten, die schöne Hallen designen sind des Akustikbüros bester Freund.
    Denn deswegen können sie richtig gut verdienen um die Fehler der Architekten auszubügeln.


    und bis das alles super ist, ist es unsere Pflicht, das ordentlich zu machen.


    Und so nebenbei, manche können sich wundern, aber auch beim Eqen der Monitore kann man Überaschungen erleben, denn zB ein Brillenträger hat ein Anderes Koppelverhalten als eine Person mit Hut, usw.


    Klingt blöd, ist aber so.

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  • Zitat von "klauston"

    ...Und wenn heute irgendwo Kollegen völlig unmotiviert rumpfeiffen ( auch auf der PA ), da krieg ich echt Plaque ( wie der gemeine Norddeutsche sagt ) :D


    also ich mache das "einpfeifen" der PA in geschlossenen räumen grundsätzlich (wenn ich zeit habe). dafür hab ich mir extra einen Acoustilizer zugelegt, mit dem geht das sehr schnell und präzise. meine erfahrungen mit dieser vorgehensweise sind durchweg positiv.
    so, nun hoffe ich in deinen augen nicht zu viel respekt eingebüsst zu haben ;)


    im monitor halte ich es meist ebenso wie "der Autor", man möchte ja möglichst vor dem gig die grenzen kennen.


    früher hab ich auch viel mehr gezogen, auch die methode mit dem richtung monitor schauenden mikro ist mir nicht fremd... das hab ich in den achtzigern so gemacht.
    irgendwann ist mir aber mal ein licht aufgegangen, das wenn man viel wegzieht natürlich auch für das nutzsignal nicht mehr viel übrig bleibt. früher musste jeder selbst drauf kommen, heut gibts dafür ein forum ;)


    und die deutlich bessere qualität heutiger wedges hilft uns natürlich enorm, ohne grosse pfeiforgien auszukommen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ohne Trimmen der Monitoranlage vor Eintreffen der Band würde ich bei einem guten Teil meiner Jobs kein Bein auf die Erde bekommen. Extrem laute Wedges für die (oft eindeutig tauben) Rapper aus Übersee (hier auch gerne das zugehaltene 58 und entspr. heikles Monitoring), Kleinst-Bühnen mit preiswerten Aktivmonitoren für (am besten noch leise) Rocksänger, und so weiter. Alles zumeist in eher kleinen, akustisch suboptimalen Räumen und entspr. Bühnen. Dass ich das akustische Ergebnis bzw. besser gesagt die Folge zwischendurch kontrolliere ist klar. Irgendwo ist halt Schluss, je nach EQ entweder bei Blechbüchse oder Phasensalat. Wenn die Sänger während des Gigs plötzlich doch laut singen können und die Hütte voll ist, kriegen sie eben wegen sinkender Feedbackgefahr einige db an gezogenen Frequenzen zurück. Ganz allgemein hab ich aber lieber bei heiklen Shows einen etwas (!) kompromissigen Monitorsound als Feedbacks während der Show oder SC. Die nebenbei bemerkt den einen oder anderen Künstler durchaus verunsichern können.

  • natürlich muß man die Monitoranlage trimmen.
    Und natürlich kann es da mal pfeiffen, wenn man an die Grenzen geht.


    Das , um was es geht ist die "einpfeifferei" , wo man ewig lange alle Anwesenden mit Pfeifforgien nervt und das Ergebnis eigentlich nicht wirklich das ist, nach dem man gesucht hat.


    Und es gibt auch Jobs, wo ich mit einem Analyser die Frequenzen mit einem parametrischen EQ rausnehme, weil ich da gezielt was erreichen will.

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  • Hoppla, ein neuer Thread. Ursprünglich war das aber nicht beabsichtigt. :D


    Zitat

    Die Notwendigkeit einzupfeifen hat nicht zwingend was mitr der Qualität der Wedges zu tun, sondern schlicht mit der Raumakusitk auf der Bühne.


    Es sind immer drei Faktoren:
    - die Wandler (Box + Mikro) mit ihren Stärken und Schwächen. Heutzutage (und auch vor 25 Jahren schon) meistens ganz okay
    - die Bühnenakustik mit ihren Stärken und Schwächen. Meistens eher Schwächen
    - die Künstler und ihr Umgang mit beidem. Bleiben wir höflich.


    Zitat

    Aber genau dort trifft man dann auch schlechteres Material, unerfahrenere Musiker etc. an. In z.B. BillBos Liga magdas anders aussehen, da darf man wohl getrost diese Faktoren aussschliessen.


    Beides nicht ganz richtig.
    Zwar habe ich das Glück, hin und wieder auf großen und schönen Bühnen mit dabei sein zu dürfen; trotzdem mache ich ungleich mehr Jobs vor 250 zahlenden Zuschauern als vor 25.000 oder 50.000. Fast allen, auch den ganz namhaften Kollegen, die mir bei den ‚großen’ Festivals da und dort begegnen, geht es ähnlich.
    Wer als Selbständiger oder Freier über Jahrzehnte von dem Beruf lebt hat wenig Gelegenheit, das Ligadenken zu pflegen, sondern nimmt das, was sich gerade anbietet. Sonst verhungert er oder langweilt sich zu Tode. Selbst ein Mick Hughes hat schon mal meine Kisten irgendwelche Birminghamer Kellerclubtreppen hinuntergerödelt; genau so wie ich anderswo seine.
    Auch die Annahme, ab einer bestimmten Bühnengröße träfe man ausschließlich auf Cracks, geht an der Wirklichkeit vor, hinter, neben (und vor Allem auf) der Bühne oft ziemlich vorbei. Dafür ist unsere Rock – und Popszene viel zu wechselhaft und schnelllebig. Tatsächlich stehe ich dort zwar oftmals hinter einem Fremdtech, schaue ihm verstohlen über die Schulter, und denke mir „wow, wieso klingt das bei dem genau so klar, sauber, luftig, durchsichtig und wuchtig zugleich, wie das bei mir nie klingt?“ Ebenso häufig stehe ich dort aber auch und überlege mir, wie ich jetzt durch vorsichtige Hilfestellung oder unauffällige Noteingriffe das Schlimmste verhindere.


    Zitat

    Ich kenne da aber allerhand nicht dörfliche Umgebungen, die dieses Problem ebenfalls bieten:


    1. Sogenannte Rundbogen-, Kuppeldach, Tonnendach,- u.s.w. Openair-Bühnen auch die großen, ( ... und nein auch bei wildem Monitorrücken kommt man bei entsprechend "klug" gewählter Dachhöhe nicht aus dem "Brennpunkt".


    Gerade diese Brennpunktproblematik kann sich unter dem Halbrunddach der größten StageCo Openairbühne genau so ergeben wie unter der Dachkuppel des zum Musikclub umgebauten Ex – Pornokinos. Allerdings kann man dort, nachdem die Lichtler über Nacht 600 Par Cans ausgerichtet und bis Sonnenaufgang Wackler programmiert haben, nicht mal eben aus akustischen Gründen die Center Position verändern. Es sei denn, man legt Wert auf ganz neue Erfahrungen als After Show Nightliner – Mobbingopfer, oder man war schon länger auf der Suche nach einem formidablen Anlass, aus dem Projekt aussteigen zu dürfen.


    Zitat

    Und so nebenbei, manche können sich wundern, aber auch beim Eqen der Monitore kann man Überaschungen erleben, denn zB ein Brillenträger hat ein Anderes Koppelverhalten als eine Person mit Hut, usw.


    Ganz wichtig, und oft unterschätzt.
    Ich habe seit vielen Jahren immer mal wieder mit dem Frontmann einer halbwegs bekannten Deutschen Metalcombo zu tun. Bei dem koppelt es IMMER im Bereich zwischen 3,5 und 4 kHz. Egal, welcher Wedge; egal, welches Mikro. Völlig unmöglich, das vorher zu provozieren. Mikro zuhalten, Handfläche als Reflektor, jede denkbare Position hinter dem Mikro – alles absolut safe. Und bei 6 dB mehr immer noch. Die Größe der Nase, die Form der Wangenknochen, die Feuchtigkeit der Haut – nur bei ihm passt das dann hinterher todsicher alles wieder perfekt zusammen. Fiieep!


    Ganz allgemein gilt aber: für’s Monitormachen haben wir unsere beiden wichtigsten Werkzeuge immer bei uns. Unsere Ohren, und unsere Stimme. Mit deren Hilfe muss jeder Monitorer in der Lage sein, beim Einsprechen sich anbahnende Probleme im Vorfeld zu erkennen, um sie dann mit den jeweils verfügbaren Hilfsmitteln zu mildern und die Grenzen des Machbaren möglichst weit nach oben zu verschieben. Das ist die Basis seines Jobs; auf jeder Bühne, in jeder akustischen Umgebung, mit jedem angetroffenen Material.
    Wer das nicht beherrscht, muss üben, üben, üben, und noch mal üben. Von allein kann das niemand, und auch das Studieren von Fachliteratur und Manuals nützt in diesem Fall mal wenig. Man lernt es in der Praxis!
    Und kann es übrigens auch wieder verlernen. Wenn ich mal einige Wochen „nur“ FOH gemacht habe, brauche ich durchaus ein paar Tage Übung, um die gewohnte Sicherheit am Monitorplatz wieder zu erlangen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • 100 % zustimmung


    4 von 5 Daumen :D


    Und seeeehr schön beschrieben.
    DAS kann ich so unterschreiben.
    Vor allem auch den letzten Absatz

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


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