Grundabstimmung PA

  • Hallo zusammen,


    kurze Frage an die Live-Fraktion: geht Ihr tendenziell lieber mit einer komplett linear abgestimmnten PA an den Start und mach jegliches "Sounddesign" dann am Mixer oder habt Ihr schon eine Grundabstimmung, bei der z.B. die Bässe leicht überbetont sind und die typischerweise ohrenschmerzenden 4 kHz leicht abgesenkt?


    viele Grüße und vielen Dank für Eure Meinungen,


    C.

  • Zitat von "bassking67"


    geht Ihr tendenziell lieber mit einer komplett linear abgestimmnten PA an den Start...


    Kurze Gegenfrage:
    Wie willst n das machen, bzw. wie sollte das funktionieren?

  • na ja, gehen wir erstmal von einfachsten Fall einer ordentlichen PA im Freien aus, die meinentwegen am FOH Platz messtechnisch als linear bezüglich des Frequenzgangs angesehen werden kann.


    viele Grüße


    C.

  • Es ist meiner Meinung nach eher wichtig, dass es überall, wo Publikum ist auch gleich klingt, als an einer kleinen Stelle linear...


    Ich gehe als Systemmann nur sehr selten an den EQ, um einer Linearität näher zu kommen. Eigentlich gehe ich nur bei Raumresonanzen, Ausschwingverhalten etc. zur Sache. Den Rest macht der MAnn am Pult eh, wie er es für richtig hält...

  • überall linear geht natürlich nicht.
    ich arbeite aber trotzdem sehr gerne ohne "geschmacks-EQ".
    das design mache ich lieber im mischer für jeden kanal extra. es kommt häufig vor, das ich im bass überzogene anlagen zur verfügung gestellt bekomme. diese anhebungen lasse ich dann immer erstmal absenken, häufig mit nicht wirklich unterdrücktem herablassendem gesichtsausdruck seitens der besitzer der PAs...
    aber letztendlich ist das nur eine frage der arbeitsweise und des geschmacks - und natürlich des musikstils!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "bassking67"

    na ja, gehen wir erstmal von einfachsten Fall einer ordentlichen PA im Freien aus, die meinentwegen am FOH Platz messtechnisch als linear bezüglich des Frequenzgangs angesehen werden kann.


    Na, ok, das ist ja schon mal eine Aussage.
    Das PA ist also vor der Veranstaltung linear eingemessen worden.


    Jetzt stehen da aber plötzlich unerklärlicherweise ein Haufen an Gästen herum, die mühevoll eingemessene Linearität ist zum Teufel und zwei Meter weiter vom Foh weg sowieso.


    Und nun?


    Manchmal konne ich mir vor wie ein Einbeiniger auf der Weltmeisterschaft im Arschtreten:
    Dieses ständige Gefasel von linearer Wiedergabe ist es nicht mal wert, sich darüber auszutauschen.


    Wenn ich die Messtechnik nutzen kann, um einem Defekt oder einer raumakustischen Eigenheit auf die Spur zu kommen, ist das völlig unbestritten.
    Aber mehr auch nicht.
    Der Kram muss funktionieren, bei Live-Musik würde ich persönlich den meisten Wert auf eine bestmögliche Sprachverständlichkeit setzen, aber jemand anders sieht das anders, und bei Konservenmusik läuft das schon mal völlig gegenan.


    Ob da nun das PA auf eine linare Wiedergabe eingestellt wurde oder nicht, interessiert keinen.
    Und was mit Kleinsignal messtechnisch linear gemessene Boxen bei einem höheren Pegel ausserhalb des Messraumes passiert, braucht keine weitere Ausführung.

  • Meiner Erfahrung nach hilft einem die Messtechnik an zwei Punkten, an denen man mit den Ohren nicht so recht weiter kommt.


    1) Zeitliche Dinge wie Timealignment oder Delaylines. Speziell beim ersten Punkt wäre ich ohne Messtechnik ziemlich aufgeschmissen.


    2) Bewertung von Problemen: Ich tue mich mit Messtechnik wesentlich leichter, eine nicht gewünschte Abweichung im Frequenzgang dahingehend zu beurteilen, ob sie mit dem EQ sinnvoll korrigiert werden kann oder nicht.


    Eine geschmacksabhängige Anpassung der Anlage an die Musik und den Techniker wird es immer geben. Gut ist dann, wenn z.B. der Übergang Top / Sub so gut 'timealignt' ist, dass bei der Tiefmittenanhebung auch wirklich mehr akustisch ankommt, oder man fundiert sagen kann hier geht nix, da gibt's ein Raum/Aufstellungs/Boxenproblem, sonst kann es schnell kritisch werden


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Mit einer ausgewogen abgestimmten PA arbeite ich persönlich am liebsten. Bassanhebung... Was ist damit gemeint? Ein schmalbandiges Filter < 50Hz für "heute wackelt die Bude" oder eher eine generelle Anhebung? Ersteres KANN durchaus Spaß bringen, zweiteres sorgt zumeist lediglich für hochgedrehte Low-Cuts oder unzufriedene FoH-Techs... Und ggf. Mehrarbeit durch diverse Controller-"Feinjustierungen" :D
    Es kommt immer drauf an... Aber es tut keinem weh, frühmorgens beim ersten Kaffee mal eben pink noise auf die PA zu geben und zu schauen, wo der Hammer hängt. Wie man die Ergebnisse dann interpretiert ist ja eine ganz andere Geschichte.


    Beste Grüße, Chris

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • Eine PA, deren Direktschallfrequenzverlauf (!!!) im genutzten Abhörbereich ausgewogen / linear ist, wird wenig Probleme machen. Unser Gehör kann recht gut zwischen Direktschall und Diffusschall unterscheiden*.


    Ich brachte ja schon mal das Beispiel, daß eine exzellente Konzertgitarre sowohl in einem Konzertsaal als auch in einem Sch----haus immer besser klingt, als eine Wanderklampfe in einem optimalen Abhörraum. Klangbestimmend ist bei der Schallübertragung primär die erste Wellenfront und nicht der Raum !


    * Erst wenn unser Gehör aufgrund eines zu geringen Anteils von Direktschall oder einer zu geringen zeitlichen Differenz (z.B. streifender Schalleinfall an niedrigen Decken o.ä.) keine "Unterscheidung" zwischen direkten und diffusen Anteilen mehr bewerkstelligen kann, wird es problematisch (wobei Entzerrungen per EQ "auf den Raum" dann nur Schadensbegrenzung sind ... weitaus besser/wirksamer wären Maßnahmen, den Direktschallanteil zu vergrössern (z.B. durch geeignete - gerichteter abstrahlende - LS-Systeme oder einer besseren Platzierung/Ausrichtung).

  • Bei 99 % meiner VAs mit Bands bin ich völlig unabhängig von Name und Arrangement der PA-Anlage gut damit gefahren, zuallererst Wert auf die Sprachverständlichkeiot zu legen, und aus meiner Erfahrung heraus musste ich meistens einfach eine tiefe Senke im Bereich 800 bis 1000 Hertz am EQ einstellen.
    Alles andere war dann eine Spielerei mit den Potis am Pult.

    Für die Qualität der künstlerischen Darbietung auf der Bühne übernimmt die Tontechnik keinerlei Verantwortung.

  • Zitat von &quot;Sound-Klinik&quot;


    Eine PA, deren Direktschallfrequenzverlauf (!!!) im genutzten Abhörbereich ausgewogen / linear ist, wird wenig Probleme machen.


    Gut, das die PA das nicht weiss.
    Und das Auditorium auch nicht.


    Sprach-, oder besser eigendlich: Silbenverständlichkeit ist ein wichtiger Punkt. Aber der gleiche Text in natura oder von der Konserve sind schon zwei völlig verschiedene Ansprüche.
    Es gibt keine Universallösungen.

  • Zitat von &quot;Mechwerkandi&quot;

    Silbenverständlichkeit ist ein wichtiger Punkt. Aber der gleiche Text in natura oder von der Konserve sind schon zwei völlig verschiedene Ansprüche.


    Ein Lautsprechersystem OHNE Präsenzsenken wird - sofern es für die Location (Abstrahlverhalten etc.) geeignet ist und keine exzessiven Bassanhebungen vorgenommen wurden - über eine gute Sprachverständlichkeit verfügen.


    Unterschiede bei der Sprachübertragung von "Konserve" oder Mikrofon resultieren aus Qualität der (Sprach-) Aufnahme und Übertragungseigenschaften verwendeter Sprechermikrofone (d.h. die Lautsprecher sind nur EIN Teil der Übertragungskette !). :wink:

  • darf ich anmerken, das nicht nur eine möglichst lineare - sondern auch eine möglichst ausgeglichene richtwirkung(!) über ein gutes ergebnis in einer schlechten hallenakustik entscheidet?
    ein system kann auf achse in einer guten akustischen umgebung noch so toll klingen, wenn es starke sidelobes vervorbringt wird sich das in einer schlechten akustik sehr nachteilig auswirken.
    das ist im prinzip das selbe problem wie in der mikrofontechnik.
    bei billigem equipment wird in der regel nur auf den "on-axis frequenzgang" optimiert, die teureren optimieren auch "off-axis" - und das ist meistens eben einfach entsprechend aufwändiger - und somit teurer.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von &quot;wora&quot;

    darf ich anmerken, das nicht nur eine möglichst lineare - sondern auch eine möglichst ausgeglichene richtwirkung(!) über ein gutes ergebnis in einer schlechten hallenakustik entscheidet?
    ein system kann auf achse in einer guten akustischen umgebung noch so toll klingen, wenn es starke sidelobes vervorbringt wird sich das in einer schlechten akustik sehr nachteilig auswirken.


    Stimmt. Daher schrieb ich ja auch:

    Zitat von &quot;Sound-Klinik&quot;

    ... - sofern es für die Location (Abstrahlverhalten etc.) geeignet ist und keine exzessiven Bassanhebungen vorgenommen wurden - über eine gute Sprachverständlichkeit verfügen.


    Ein Lautsprechersystem, welches lediglich auf 0° entzerrt/optimiert wurde, ist in der Beschallungspraxis weniger geeignet.


    Und wer mit Systemen arbeitet, die nicht nur neutral abgestimmt, sondern auch mit einem passables (gleichmässigen) Abstrahlverhalten ausgestattet sind, wird - wenn das Handling auch noch praxisgerecht ist - ein rundum glücklicher PA-Mensch oder Musiker sein. :D

  • Zitat von &quot;Sound-Klinik&quot;


    Und wer mit Systemen arbeitet, die nicht nur neutral abgestimmt, sondern auch mit einem passables (gleichmässigen) Abstrahlverhalten ausgestattet sind, wird - wenn das Handling auch noch praxisgerecht ist - ein rundum glücklicher PA-Mensch oder Musiker sein.


    Um dieser Aussage auch nur näherungsweise gerecht zu werden, bräuchte es neben einer entsprechenden Anlage eine dazu passende, idealerweise reflektionsfreie Location, keine Kompromisse bei der Installation, keine backline, einen permanenten Regelkreis für die Entzerrung und idealerweise auch kein Auditorium.


    Der Umkehrschluss daraus soll vermutlich bei Nutzern nicht-linearer Systeme eine Art von Unglücksgefühl suggerieren, merkwürdig nur, wieviele damit einwandfrei zurechkommen...

  • Zitat von &quot;Mechwerkandi&quot;

    ... keine Kompromisse bei der Installation, keine backline, einen permanenten Regelkreis für die Entzerrung und idealerweise auch kein Auditorium.


    ... und dann hast du noch einen Techniker/Operator vergessen, der sein Handwerk wirklich versteht ! :wink:


    Zitat von &quot;Mechwerkandi&quot;

    ... Der Umkehrschluss daraus soll vermutlich bei Nutzern nicht-linearer Systeme eine Art von Unglücksgefühl suggerieren, merkwürdig nur, wieviele damit einwandfrei zurechkommen...


    Aus schrottigen Systemen wird niemand einen Spitzensound zaubern.
    Anderseits sind erfahrene Leute (Gruppe A) in der Lage, auch aus mittelmässigem Material akzeptable Ergebnisse herauszukitzeln, während weniger erfahrene (Gruppe B) auch mit Spitzenequipment eher mässigen Erfolg haben dürften.


    Auf Schützen- und Stadtfeste arbeitet meistens die Gruppe B (und nicht immer mit Spitzenequipment). :D

  • Zitat von &quot;Mechwerkandi&quot;


    Um dieser Aussage auch nur näherungsweise gerecht zu werden, bräuchte es neben einer entsprechenden Anlage eine dazu passende, idealerweise reflektionsfreie Location, keine Kompromisse bei der Installation, keine backline, einen permanenten Regelkreis für die Entzerrung und idealerweise auch kein Auditorium.


    Der Umkehrschluss daraus soll vermutlich bei Nutzern nicht-linearer Systeme eine Art von Unglücksgefühl suggerieren, merkwürdig nur, wieviele damit einwandfrei zurechkommen...


    jetzt übertreibst du aber.
    gegen schlechte akustik können wir ja seltenst etwas unternehmen. der aufwand wäre meist viel zu hoch.
    so müssen wir in diesem punkt leider oft mit dem leben was da ist.
    wir können also meist nur auf der technischen seite darauf reagieren. um unsere arbeit zu vereinfachen und ein besseres ergebnis zu erzielen, helfen in diesen situationen qualitativ gute lautsprecher aber definitiv ein gutes stück weiter. das hat doch nix mit "unglücksgefühl suggerieren" zu tun?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von &quot;Sound-Klinik&quot;


    Aus schrottigen Systemen wird niemand einen Spitzensound zaubern.
    Anderseits sind erfahrene Leute (Gruppe A) in der Lage, auch aus mittelmässigem Material akzeptable Ergebnisse herauszukitzeln, während weniger erfahrene (Gruppe B) auch mit Spitzenequipment eher mässigen Erfolg haben dürften.


    Auf Schützen- und Stadtfeste arbeitet meistens die Gruppe B (und nicht immer mit Spitzenequipment). :D


    Und zu welcher Gruppe gehören dann Tecs, die auch noch aus einer Schrott-PA und einer wirklichen Amateurband auf der Bühne einen halbwegs brauchbaren Sound herauskitzeln?
    Das Publikum muss zufrieden sein, nicht ich.
    Und: schön für Dich, wenn Du es Dir leisten kannst, keinerlei Jobs auf Schützen- oder Stadtfesten anzunehmen, um nicht versehentlich zur Gruppe B gezählt zu werden.... :lol:

    Für die Qualität der künstlerischen Darbietung auf der Bühne übernimmt die Tontechnik keinerlei Verantwortung.