Die „just in time“ Erfahrung

  • Seit einer Ewigkeit mache ich immer wieder mal eine Hochzeit oder ähnliche Feiern als DJ und/oder Tontechniker/Lichttechniker.


    Es gehört zu meiner Philosophie, bzw. zu meinem Verständnis von Qualität, dass ich immer sehr früh vor Ort bin und meistens 1-2 Stunden Pause vor meinem Einsatz habe. Einerseits mache ich das, weil ich nicht gerne Stress habe, andererseits könnte ich im Notfall noch ein Problem lösen oder ein Ersatzgerät organisieren, falls man mal Pech hat.


    Dieses Wochenende hatte ich wieder so einen Job, geografisch ca. zwei Autostunden von mir entfernt, an einer abgelegenen Location. Diesmal war ich für die Musik ein bisschen Licht und die Musikanlage zuständig.


    Als ich vor Ort ankam, begann ich zielstrebig mit dem Aufbau. Während des Aufbaus wurde mir klar, dass die ganze Geschichte schon zu Beginn des Apéros fertig sein muss, weil der Raum mit dem Apéro und „mein“ Raum nicht abgetrennt waren. Also hatte mein Zeitplan auf einen Schlag knapp zwei Stunden weniger Luft.


    Ich war zwar nicht gestresst, versuchte aber, den Aufbau noch zügiger auszuführen. Es kamen die üblichen kleinen Hindernisse in den Weg (nur eine einzige Steckdose für eine ganze Saalseite, keine gute Möglichkeit, Kabel zu verstecken, etc..), aber grundsätzlich klappte alles nach Plan.


    Als ich die letzten Kabel abklebte, kamen auch schon die Gäste in den Saal. Ton und Licht waren bereit, einige Stimmungen programmiert und die DJ-Peripherie einsatzbereit.


    Für mich war das eine völlig neue Erfahrung, auf die Minute aufzubauen. In diesem konkreten Fall war es sehr angenehm. Ohne das Warten kam mir der Anlass kürzer vor und alles ging ohne Probleme über die Bühne – glückliche Auftraggeber.


    Künftig werde ich weiter meine Zeitreserve einbauen, denn nur deshalb endete mein Einsatz nicht in einem Desaster.


    BTW: ich war sehr froh, dass ich mein Licht über den PC steuerte. So konnte ich dank Effektgenerator innert weniger Minuten genügend abwechslungsreiche Stimmungen programmieren. Mit einem simplen 19“ Controller hätte mir die Zeit nicht gereicht.

    Der Ton macht die Musik.

  • Der ganz normale Wahnsinn... :) Das bisherige "Best of" aus diesem Jahr:


    1) Trotz vorheriger Absprache "Gäste definitiv erst zum Essen um 19 Uhr in den Saal" waren 2h vor Einlass doch schon einige Gäste im Saal, weil der Fotograf dort eine Fotostation aufgebaut hat. :evil:


    2) Veranstaltung in einem Hotel mit Saal, der etwa 1m über Parkplatzniveau liegt. Leider gibt es keinen direkten Zugang zum Saal, so dass das Material durch die Tiefgarage, über eine Rampe, um 3 Ecken, durch den Lastenaufzug in den 1. Stock und dann über den Flur ans andere Ende vom Hotel muss. 1 Transporter voll Material => 1h Aufzug fahren (nur der Transport, ohne Aufbau) :twisted:


    3) Ich komme um 17:30 zur Location, ALLE Gäste sind schon im Saal und trotz gutem Wetter nicht wie geplant bis 19:00 Uhr auf der Terrasse. Ok, kann man mit leben.
    Nächstes Hindernis: Ein Musiker hatte bereits in auf Grund eines Missverständnisses einen recht großen Aufbau (mehrere Instrumente, Backdrop, Licht,..) in "meinem" Saal platziert :)
    Nach knapp einer Stunde war er dann wieder vor Ort, wir haben zusammen schnell abgebaut und während er seine letzten Sachen raus getragen hat, habe ich meine Anlage aufgebaut und war dann pünktlich zur Vorspeise einsatzbereit :shock: Immerhin konnten wir für diese Hauruck-Aktion die Hochzeitsgesellschaft für eine Gruppenfoto-Session noch einmal aus dem Saal kehren.



    Kommt immer mal wieder vor. Ich plane bei ebenerdigem Zugang 1/2 Stunde für den Aufbau + 1 Stunde Puffer ein. Das spreche ich auch vorher mit dem Veranstalter ab und weise ausdrücklich darauf hin, dass ich nicht "vor Publikum" aufbauen will. Wenn die dann meinen Plan über den Haufen schmeißen und ihre Gäste nicht entsprechend im Griff haben, haben sie es halt nicht anders gewollt...

  • Zitat

    Das spreche ich auch vorher mit dem Veranstalter ab und weise ausdrücklich darauf hin, dass ich nicht "vor Publikum" aufbauen will.


    Sehe ich auch so. Nichts ist nerviger, als das Material an 100 Gästen vorbei zu schleifen, die allesamt völlig entspannt im Weg rum stehen.


    Was bislang am heftigsten war: Aufbau mit einer Band inkl. Licht. Eh schon alles knapp, 1 Etage mit Aufzug und langen Ladewegen. Natürlich gabs kein Budget für nen 2ten Mann. Und dann die Ansage: die Gesellschaft ist da!
    1,5h Std. früher als geplant.
    Das waren genau die 1.5h Std fürs geplante Einleuchten und für den Soundcheck.


    (Gut für mich, daß die Zeitplanung von der Band kam :roll: )

    Biete: Zeitrafferaufnahmen, z.B. vom Konzert oder Bühnenaufbau
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  • Hatte mal ne Hochzeit auf ner Burg am Rhein also dem Romantischen Rhein zwischen Koblenz und Mainz - gute 2 Stunden fahrt. Natürlich habe beim Einladen wieder gebummelt und eher zu viel eingepackt als zu wenig. Von wegen Reserve....


    Aber vor Ort - ihr glaubt es nicht. Die Burg war oben im Fels und keine Straße !!! Nicht mal nen normaler Fußweg... So ne Dschungeltreppen Trampelpfad Geschichte. Wie also den Kram da hoch bekommen? Auf einmal knattert eine "Winzerei-Eisenbahn" so nen Rasenmäher an eine Eisenplanke geschweißt mit 2 Anhängern vom Berg runter - 1 Sitzplatz und nen Bollerwagen großer Laderaum den Berg runter. Also wie soll ich das Beschreiben. Dachdecker haben so nen Lift für Dachziegel hoch zu schubsen.



    Ha die ist so gar im Internet..... ab ca. 01:00 Minute in dem Video http://www.youtube.com/watch?v=URgQxWJcVpQ
    Man schon war der Aufbau erst möglich als alle Gäste da waren

  • Nicht, daß ich mich einmischen will:
    Im Regelfall schaue ich mir unbekannte Locations und Gelände vorher an.
    Als Hochzeitskonservenmusikunterhalter würde ich das mittels Google Earth und der Homepage der Location tun.


    Zitat von "Das Lieranteninfo-pdf"

    Bitte kündigen Sie Ihre Ankunft ca. 15 min vorher
    telefonisch an (06721/yxz...) und fahren Sie P1 an
    (direkt an der Bundesstraße 9), da Burg Rheinstein keine
    direkte Anfahrt hat und wir die Lieferungen nach
    Absprache mit einer Zahnradbahn am Parkplatz
    abholen kommen. Vielen Dank


    Zitat

    Ha die ist so gar im Internet


    Stimmt, die Burg ist sogar im Internet:
    http://www.burg-rheinstein.de/
    Aber "gar" ist sie nicht.

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  • Zitat von "hell&dunkel"

    Im Regelfall schaue ich mir unbekannte Locations und Gelände vorher an.
    Als Hochzeitskonservenmusikunterhalter würde ich das mittels Google Earth und der Homepage der Location tun.


    Da hast du sicher recht und das gehört zur Planung dazu. Wenn aber die Lokalität derart aussergewöhnlich ist, was die Zufahrt betrifft, würde ich diese Info direkt vom Veranstalter erwarten.

    Der Ton macht die Musik.

  • Es war eine Hochzeit. Genau deshalb bucht ein Hochzeitspaar einen Profi und stellt nicht den Kumpel hin, der auch eine Anlage hat und Musik macht.
    Grundsätzlich würde ich diesbezüglich von einem Veranstalter der Laie ist, nichts erwarten. Bei "Burg" läutet bei mir die Transportalarmglocke.

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  • Naja, in der Regel ist das Brautpaar vorab schon mindestens 1x an der Location gewesen. Und vermutlich wird es ihnen wohl auch aufgefallen sein, dass sie da zu Fuß hoch sind. Wer das den Leuten, die man vor Ort bestellt, nicht mitteilt, der kann sich in meinen Augen nicht damit rausreden, dass er ein "Laie" ist :roll:
    Ich bestelle ja auch nicht den Dachdecker zum Dachdecken und "vergesse" ihm zu sagen, dass ich ein 20-stöckiges Haus besitze.


    Ich frage meine Kunden immer beim Vorgespräch, ob ein "ebenerdiger" Zugang ohne Treppen vorhanden ist und ob ich mit dem Auto direkt ran fahren kann. Kommt dann ein "Ja", ist für mich alles in Ordnung, wenn nicht, dann wird halt alles weitere besprochen.


    Ich war auch zB schon mal auf der Ehrenburg bei Brodenbach http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenburg_(Brodenbach) Wie man auf dem Bild rechts in der Wikipedia erahnen kann, ist die Zufahrt über die Holzbrücke genau so breit, dass ein Transporter gerade so drüber und dann mit 2cm auf jeder Seite durch die 2 verwinkelten Tore passt.... :shock:

  • Zitat

    Ich frage meine Kunden immer beim Vorgespräch, ob ein "ebenerdiger" Zugang ohne Treppen vorhanden ist ...Kommt dann ein "Ja"


    Bei Burg Rheinstein würde dann ein "nein" kommen. "Bimmel" - die Transportalaramglocke im Kopf läutet.

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  • Zitat

    Ich bestelle ja auch nicht den Dachdecker zum Dachdecken und "vergesse" ihm zu sagen, dass ich ein 20-stöckiges Haus besitze.


    Das rechnet der Dachdecker nach Aufwand ab und hat kein Problem damit. Ansonsten hast du ein Angebot von ihm und er hat die Hütte vorher gesehen.
    Deejay / Dachdecker = Birne / Apfel.



    Zitat

    Und bei SO einer Location würde ich auf jeden Fall vom Kunden erwarten, dass er...


    "Erwarten" habe ich aufgegeben. Fragen. Immer und alles.

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  • Jeder hat hier seine "Just in Time"-Erfahrung. Sei es wegen äußerer Umstände, eigener Schusseligkeit oder wegen verschiedener Mischformen von beidem.
    Mit der Zeit entwickelt man Strategienen und Vorgehensweisen, um derartige Hektik soweit wie möglich auszuschließen.
    Meine letzte DJ-Geschichte ist schon einige Zeit her. Musik von der Vinylrille für die ältere Generation. :grin:
    Beim Licht ebenso: Glühlicht Par64 / Par56 - das war dann schon etwas hektischer, es war zusammengestückeltes Material ("Kannst du Licht machen? Es ist alles da....").
    Da sind wir dann bei der Mischform von äußeren Umständen und Schusseligkeit. Stichwort: "Fragen", hier besser: "Bohren".
    Strategie zur Vermeidung: Fahrzeug mit eigenem Material füllen, stumpf vor der Bühne auskippen und aufbauen.

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  • Selbst wenn man seinen Lrempel weit vor VA Bewginn fertig hat, der Kunde sorgt trotzdem mit aller Gewalt für Zeitnot.


    Sei es wie letztens erst gehabt folgende Situation:


    Abi Ball in eine mittleren Schützenhalle, Alles fertig, ab auf den Weg unter die Dusche und in Schale schmeissen.
    Grade unterwegs klingelt das Handy, eine Sängerin mit Sänger und Gitarre möchten Soundcheck machen.


    Im Vorfeld war keine Sängerin im Programm und ne Gitarre schonmal garnicht.
    Es waren 3 Funken am Start, eine für den Moderator, eine für eventualitäten und eine als Spare.


    Duschen wird gestrichen und durch die direkte Rückfahrt ersetzt. Schon geht das Gehampel wieder los.


    ......
    Im laufenden Programm kommt dann auch noch der Wunsch den Beamer (Für Bilder der Abistufe)
    zum Videoabspielen mit Ton zu benutzen.
    Und als Bonbon kommt ne Lehrerin mit ner Power Point Präsentation nebst zugehöriger Fernbedienung.


    Also egal wie gut man im Zeitplan ist, Irgendwas sorgt immer für die Ringe untern den Achseln

  • ohja, sowas kenne ich auch.
    Auf der vorletzten Hochzeit stand -während ich noch aufbaute- auf einmal ein Zauberer vor mir: ja ich brauche ein Anschluss für mein Headset, ich brauche Einspieler von CD, müssen wir absprechen welche und .. achja, ich fang in 5 Min. an.
    Danke fürs Nicht-Bescheid sagen. Fand das schon nen bischen dreist, mich so zu überrumpeln. Was wäre wenn ich ohne CD-Player angekommen wäre? Oder gar kein Headset hätte anschliessen können?

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  • Ach das kommt mir iwie auch bekannt vor :D vor 2 Wochen auch einen Abi-Ball gehabt. Eine Band war angekündigt welche sich selbst abmischen wollte... Da sich das ziemlich gemütlich angehört hat, haben wir um 10 anfangen aufzubauen. Ende vom Lied waren 2 Bands, eine Hiphop Gruppe, nen Chor und 2 Pianisten. Die wollten natürlich auch alle Ihren Soundcheck und auch alle abgemischt werden... Da es dann während der Veranstaltung auch wieder zu spontanen Sonderwünsche kam, die nciht umgesetzt werden konnten, waren am Ende natürlich die von der Technik Schuld dass es Problem in ihrem Programm gab... Selten so aufgeregt.... Seither steht fest, Abi-Ball nie mehr ohne genauen Ablaufplan...


    Aus den 10std aufbau gingen letzten Endes dann 5 Std für Soundcheck und Sonderwünsche drauf und der Light-Check kam mehr als zu kurz...

  • Zitat von "djobi"

    ohja, sowas kenne ich auch.
    Auf der vorletzten Hochzeit stand -während ich noch aufbaute- auf einmal ein Zauberer vor mir: ja ich brauche ein Anschluss für mein Headset, ich brauche Einspieler von CD, müssen wir absprechen welche und .. achja, ich fang in 5 Min. an.
    Danke fürs Nicht-Bescheid sagen. Fand das schon nen bischen dreist, mich so zu überrumpeln. Was wäre wenn ich ohne CD-Player angekommen wäre? Oder gar kein Headset hätte anschliessen können?


    :grin: :grin:
    ...das ist ein Klassiker!


    Bei mir kam mal ein Brautvater mit 4 A4-Seiten und zwei CDs zu mir (ich arbeite schon lange nur noch mit PC); hier seien die Einspielungen zu seiner Rede, mit den Regieanweisungen... Das war so im Stil von:
    CD 1, Stück 1, ab 14s bis 45s
    CD 2, Stück 1, ab 40s bis Ende
    CD 1, Stück 2 bis 30s
    ...


    Ihr seht, auf was es hinaus läuft. Da ich für den Fall, dass da noch einer mit CDs kommt, immer einen CDJ100 im Gepäck habe, konnte ich eine CD über den 100er spielen, die andere über den Laptop-CD-Player. Da ich aber bei fast jedem Wechsel zu einem vorgegebenen Cue spulen musste, reichte die Zeit einfach schlicht nicht aus. Die Gesellschaft musste mehrfach auf die Musik warten und ich war der Depp. Mit Sprüchen wie "Maestro, Musik bitte!" wusste der Brautvater vortrefflich meine Laune zu verbessern...


    Hat zwar nichts mit "just in time" zu tun, aber mit Kunden, die nicht mitdenken.

    Der Ton macht die Musik.