Headset's bei Musicals

  • Hallo,


    ich war letztens bei dem Musical "Elisabeth" und manche Darsteller hatten doppelte headset's.
    Meine Frage dient das zweite nur als Spare oder als Verstärkung.
    Mit welchen Serien mit an professionellen Häusern gearbeitet?


    mfg simson311

  • Spare, bzw Rendundanz.
    fällt eines aus oder wird durch Schweiß beschädigt, wird umgeschaltet


    Es wird je nach Haus mit unterschiedlichen gearbeitet, je nachdem, was gekauft wurde.


    Kann dpa, Sennheiser, Shure Audiotechnika, Countryman usw sein...


    Edith sagt, in der Früh sind andere schneller :D

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Da ich als Musiker beim Musical "WICKED - Die Hexen von Oz" in Oberhausen arbeite hab ich mich natürlich als Technik-Begeisterter auch in die Technik der Produktion einweihen lassen...


    WICKED arbeitet mit Countryman Lavalier Mikrofonen und die Hauptfigur "Elphaba" trägt sogar drei (!) Mikrofone am Körper. Eines an der Stirn im Haaransatz, eines an der rechten Schläfe und eines ist im Hut integriert. Alle anderen Hauptfiguren tragen zwei, die Ensemble Darsteller jeweils eines. Insgesamt hat unser System 38 Kanäle Wireless (Sennheiser)...

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    Selbstmord ist auch kein Aux-Weg!

  • Tach zusammen,


    da ich seiterzeit die Tour-Produktion von "Elisabeth" mit eingerichtet und programmiert habe, kurz die Info aus erster Hand.


    Die 8 Hauptrollen sind tatsächlich doppelt bestückt, mit 2x MKE2 auf der Stirn / im Perückenansatz und Shure R-Serie. Die Mikros gehören der Produktion, das restliche Ton-Equipment einer Verleihfirma.
    Aufgrund der doch recht üppigen Kostüme hat man im Fall eines Defektes leider nicht immer die Chance, schnell für Ersatz zu sorgen.


    Noch was zu den dpa-Adaptern. Ich habe leider bei Musicals nur schlechte Erfahrungen damit gesammelt, da die Adapter anscheinend sehr schweißanfällig sind, was bei unter den Kostümen getragenen Sendern leider oft problematisch wird. Dazu kommt der länger Hebel, der auf die Buchse im Sender wirkt. Wenn wir dpa benutzen, dann direkt mit dem passenden Stecker.


    Schönen Tag noch


    Thomas

  • ...arbeitet mit Countryman Lavalier Mikrofonen und die Hauptfigur "Elphaba" trägt sogar drei (!) Mikrofone am Körper. Eines an der Stirn im Haaransatz, eines an der rechten Schläfe und eines ist im Hut integriert. Alle anderen Hauptfiguren tragen zwei, die Ensemble Darsteller jeweils eines. Insgesamt hat unser System 38 Kanäle Wireless (Sennheiser)...

    Man möge mir verzeihen, wenn ich ein so altes Thema ausgrabe.


    Für ein Musical beschäftige ich mich derzeit mit der Thematik "Headsets".


    Meine eigenen Headset-Erfahrungen sind durchzogen. Mit Kugeln war jeweils extrem wenig GBF vorhanden. Mit Nieren habe ich wenig Erfahrung, da meine Nieren-Headsets sehr klobig aussehen und deshalb eher selten taugen (aus optischen Gründen).


    So richtig doof wurde es immer, wenn Monitoring gewünscht war (ohne Inear). Wie lösen das die Profis? Wenn man wie oben im Zitat ein Lavalier am Haaransatz befestigt, kann das doch fast nicht funktionieren, wenn man über Monitore etwas hören sollte?


    Oder wird da konsequent mit Inear gearbeitet?

    Der Ton macht die Musik.

  • Gute Headsets, Niere nur wenn nicht zu viel Bewegung ist, eine leicht verrutschte Niere ist deutlich schlimmer als eine Kugel, auch was GBF betrifft.


    Kugel Headsets nach Möglichkeit nicht auf Monitore legen, die brauche nur die Musik zum Singen. Der Rest der Bühne nach Möglichkeit so leise das man sich gegenseitig auch so gut hört.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • ...geht schon, wenn die Gain-Struktur passt... (Gain am Sender - Ausgangspegel am Empfänger - Gain am Pult-Input - Faderweg - Kompressor - Pegel zum Bus / zum Mix) - bissi kniffliger, als 'n SM57 an 'ner Snare :D


    Ich hab' hier grundsätzlich nur Kugel-Headsets (max. 2 Finger breit vom Mundwinkel entfernt auf Linie Mundwinkel-Ohr; Kein Geklebe an der Backe [häßlich und erzeugt Resonanzen am Mikro]; gegen verrutschen hilft Leukoplast / Hansaplast / Haarklammer / etc. in den Haaren, am Nacken, am Bügel zum Boom, etc).

    Niere ist zu klobig und, wie schon angesprochen, wenn's 'mal verrutscht is aus mit dem Pegel...

    Lavallier an der Stirn hatte ich früher - da ist der Abstand zur "Schallquelle" (Mund) so weit, daß man das Teil schon wieder aufreißen muß, und somit viel mehr "drumrum" mit auf den Kanal bekommt, daß es schon wieder kompliziert werden kann...


    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • ...geht schon, wenn die Gain-Struktur passt... (Gain am Sender - Ausgangspegel am Empfänger - Gain am Pult-Input - Faderweg - Kompressor - Pegel zum Bus / zum Mix) - bissi kniffliger, als 'n SM57 an 'ner Snare :D

    Wie meinst du das konkret? Ich sehe da jetzt irgendwie den Zusammenhang zwischen Gain-Struktur und GBF nicht. Klar ist das wichtig für ein sauberes Signal, aber das dürfte doch bei den heutigen Standards eigentlich egal sein, ob ich die DL-Strecke etwas zu leise bespiele und dann vielleicht irgendwann im Aux-Weg aufhole. Am Ende kommt doch so oder so Pegel X aus dem Monitor. Was ja jetzt nicht heißen soll, dass man nicht grundsätzlich immer und überhaupt mit sauberen Signalwegen / sauberer Gainstruktur arbeiten sollte.


    Vermutlich machen das PA-Design und die Akustik auch eine Menge aus. Vielleicht mag da ja jemand mal aus dem Nähkästchen plaudern?

  • Das was secluded schreibt.

    Ich bin eigentlich auch ein Verfechter der Backenposition, weil ich es zum einen so mitbekommen/gelernt hab, aber auch weil auf Grund der Nähe zur Quelle das meiste Gas da ist.

    Zum anderen lässt sich da mit der Position spielen. In einem Stück der vergangenen Spielzeit war hat die Klavierspielerin auch gesungen und sollte mobil sein, bekam also auch ein Lavalier. Somit kam dann ihr Monitor auf die andere Seite, um zumindest das Gesicht/den Kopf als "Barriere" dazwischen zu haben. Oder eine Schauspielerin sollte Geige spielen und da kam das Lavalier dann auf die, der Geige abgewandten Seite, weil die Geige sonst zu präsent gewesen wäre.


    Erstaunlich fand ich aber, dass die Stirnposition vor Klarheit nur so strotzt. Da fällt der geringere Eingangspegel aufgrund der größeren Entfernung zum Mund gar nicht mehr auf, im Gegenteil - ich musste eher ein bisschen Gain weg nehmen um mit den anderen Stimmen, konventionell geklebt, wieder gleichzuziehen.

    Dies verdeutlicht auch ein Schaubild von DPA:

    placement-poster-1200.jpg

  • ... eine Schauspielerin sollte Geige spielen und da kam das Lavalier dann auf die, der Geige abgewandten Seite, weil die Geige sonst zu präsent gewesen wäre.

    DAS z. B. nehm'ich unglaublich gerne mit 'nem Headset ab, da ein für Streichinstrumente dediziertes Mikro ein recht seltener Fall im Lager ist ^^

    Besser bekommste das Mikro nicht positioniert, wenn man nicht gerade die 800€ für n gutes Geigen-Mic ausgeben will...


    ... WL93, hab' ich auch früher gerne genommen und an den Resonanz-Körper leicht zur Seite versetzt unter die Saiten geklebt - hatte damit auch ganz brauchbare Ergebnisse erzielen können...
    dpa hab' ich seit Jahren nicht mehr im Einsatz (aber immer noch einige auf Lager) - die "Austausch-zum-90-Prozent-Preis-statt-Reparatur-Strategie" von dpa kotzt mich an und mach' ich nicht mehr mit... Kotz*


    edit: die klassische Badewanne bei 800Hz hat mich schon immer bei dpa genervt...

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

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  • Vielleicht mag da ja jemand mal aus dem Nähkästchen plaudern?

    Meine Arbeitsstätte


    Dann fang ich mal an: Oben verlinkt mein Arbeitsplatz und wenn ihr nach unten scrollt kommt da irgendwann eine 3D Ansicht vom Saal des großen Hauses. Da seht ihr wo die PA (3xQ1; 1xQ10; 2x Q-Sub pro Seite) und das Delay (1x Q10 pro Seite) hängen. Die FoH-Position ist bei musikalischen Produktionen in der letzten Reihe unterm Balkon in der Mitte (direkt vor den beiden hinteren Türen). Die Position der Monitore ist meistens so, dass an der vorderen Bühnenkante jeweils links und rechts eine M8 liegt und direkt hinter dem Portal noch jeweils eine E1 hängt.

    Pult ist eine GLD80, Funk ist Sennheiser ew300 G3 mit entweder Countryman B3 oder Sennheiser MKE2.


    Für die vergangene Produktion stand am hinteren Panorama noch ein Klavier, bei dem dann auch eine M8 lag.

    Die 4 Schauspieler/innen + 1 Pianistin hatten alle das Mikro an der Wange, zwei fingerbreit vom Mundwinkel weg. Auf den Monitoren war sowohl das Piano als auch die Spieler, beides doch recht laut - das Klavier war auch ohne die PA ausreichend laut und während der Sprechphasen waren die Monitore gemutet, da der Sprachanteil der über die Monitore lief, der Kunst schon zuviel Verstärkung war.

    Probleme mit GBF hatte ich keine, jedoch:

    - hatte ich in jedem Input einen DynEQ, der nochmal ordentlich was glattgezogen hat.

    - haben die Spieler nur bis zur vorderen Portalgrenze gespielt und hatten so mindestens 2m Abstand zum Monitor.

    - sind es ausgebildete Schauspieler und Schauspielerinnen. Da stimmt schon mal die Grundlautstärke der Quelle.

  • sind es ausgebildete Schauspieler und Schauspielerinnen. Da stimmt schon mal die Grundlautstärke der Quelle.

    wohl der relevanteste Punkt.


    Bei Musical / Theater gilt vermutlich noch viel mehr als bei RnR - Shit in, Shit out. Was der Künstler nicht liefert kannst Du nicht am Pult hinzufügen - und da gehört auch so Erfahrungszeugs dazu wie "oh, ich höre mich selbst laut, da spreche / singe ich doch einfach mal leiser"...


    Aus meiner Erfahrung heraus - bei nicht Vollprofis die Proben gerne voll verkabelt, aber mit so minimaler Technik wie möglich und die im Laufe der Zeit langsam dazu fahren, wenn die Routine des Sprechens und Singens schon mehr drin ist...

  • Ich stand bei der Produktion nicht selber am Pult, konnte aber hören dass das gut funktioniert hat. Es handelte sich um eine sehr dynamische Produktion mit vielen Headsets, Tanz und Gesang ohne inEar...


    Nach vielen nicht optimalen Versuchen das konventionelle Monitoring im Bühnenbild zu verstecken und dabei die gewünschten Pegel zu erreichen haben wir in die Hinterbühne 2 MSL 4 in einen Zug geflogen und so von hinten oben einen "Wohlfühl-Sound" auf der Bühne erreicht (kein Side- sondern ein Backfill sozusagen)


    Das - in Verbindung mit "Spot-Monitoring" auf der Bühne hat dann für alle Beteiligten gut funktioniert.

  • ..heisst also tatsächlich, dass "Monitor" (so wie wir das aus dem Band-Sektor kennen) und "Headset-Kugel" sich nicht vertragen?

    wir haben das ja letztens gar nicht weiter vertiefen können:


    Bei Kugeln gilt halt noch mehr als bei Nieren, dass das verstärkte Signal am Mikrofon leiser sein muss als das Originalsignal. (Verstärkung<1 (100% / 0dB))


    Was der Sänger also selber nicht bringt, kann man ihn auch mit dem Monitor nicht auf die Ohren bringen.


    Interessant wird das Monitoring allerdings gerade für grosse Bühnen, damit sich die Sänger gegenseitig hören können. Dafür wählt man idR eine möglichst gleichmässige Beschallungsart auf der Bühne.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

    Einmal editiert, zuletzt von audiobo () aus folgendem Grund: Textfehler durch Spracheingabe beim spazieren korrigiert :-/

  • Die Shure Twinplex Headsets sind richtig gut was GBF angeht. Wir hatten dieses mal, leider nur zum Test: https://www.shure.com/en-US/products/microphones/th53

    Klang phenomenal und war überraschend sicher, definitiv den 4088 oder E6 überlegen. 4066 hatten wir nicht da.

    Ich habe dann später gehört dass die David Byrne Produktion diese Headsets verwendet.


    Anyway, ich würde wenn ich die Wahl hätte keine Nieren Headsets mehr verwenden, außer bei lautem Rock n Roll. Aber die dpa 4088 z.Bsp. sind nur dann wirklich gut wenn sie optimal positioniert sind. Das sowas bei Musical hält ist zweifelhaft, dafür bewegen sich die Menschen zu sehr.


    Ansonsten habe ich wenig Erfahrung mit dem Mischen von Stirn oder Ohrmikros, aber beides geht gut mit guten Sängern / lauten Sprechern (Theater). Für Amateur Musicals würde ich Kugel Headsets nehmen.


    Re monitoring: von dem was ich so mitbekomme ist es machbar mit guten Sänger*innen, aber oftmals sah ich dass monitoring vor allem dazu dient die Musik auf der Bühne hörbar zu machen, und evtl die Hauptdarsteller. Kein Chor. Habe häufig geflogenes monitoring gesehen, eine Reihe kleinerer, hochwertige LS geflogen über der Mitte der Bühne direkt nach unten strahlend.

  • Es wurden schon viele wichtige und gut erklärte Hinweise gegeben.

    Ich berichte und plaudere einfach mal noch ein wenig aus der Welt, die ich gelegentlich um mich habe; vielleicht isses irgendwem hilfreich...


    In meinem kleinen Kosmos haben wir in einer Produktion zwischen 1,2 und einem knappen Dutzend Darsteller auf der Bühne, als Solisten/Duette oder auch Chöre. Ausgestattet mit dpa Kugel (glaub 4066), Position wie von den Vorrednern beschrieben 2-3 Finger seitlich vom Mund.

    Monitoring ist technisch relativ einfach gehalten und wird über einige 10" Topteile an der Bühnenkante liegend sowie Sidefills auf Ohrhöhe auf etwa halber Bühnentiefe realisiert. Da kommt die Musik der Band sowie auch der Gesang aller drauf. Es ist also eine recht üppige Signaldichte, geht aber leider net anders, weil eben alle alles zur Orientierung brauchen. Bandmonitoring ist extra, überwiegend in-ear.

    Je nach Produktion spielt die Band ebenfalls auf oder direkt neben der Bühne. Wenn unser Techniker Glück hat, in einem Nebenbereich backstage. Letzteres schafft viel Luft und Entspannung auf der Bühne, da dann logischerweise der Pegel sehr viel geringer gehalten werden kann (Drums gehen u.U. ja noch in "e", aber spätestens beim Bläsersatz ist halt Feuer drin).

    Tatsächlich ist aber ein Monitoring mit auch einer größeren Zahl (ordentlicher!) Kugeln machbar, selbst in nicht ganz leise. Katastrophal wird es jedoch schlagartig, wenn man die Nummer mit günstigen Headsets nachbauen will, das geht ziemlich in die Hose.

    Für kleine Baustellen, bei denen ich auch selbst Ton mache, gehen Sprache und Gesang bis 3/4 Leute in moderater Monitoring-Lautstärke noch ganz gut mit günstigen Kugeln von img; allerdings ist dann auch langsam Ende im Gelände.


    Alleroberstes Gebot, aber das wurde ja auch schon mehrfach genannt, ist die Qualität der Quelle.

    Darsteller mit Kugelmikro (fast egal, ob Kopfbügel, Lavallier oder oder) müssen einfach von sich aus einen guten Pegel bringen und sauber liefern. Und damit zurecht kommen, dass auf der Bühne eben rein technisch kein RnR Pegel geht, sich also mit meist dezenterem Monitoring trotzdem zurechtfinden.