Zitat von "CIRS"Alles anzeigenFrage 1 (eigene Qualifilation): Inhaber einer Firma für Veranstaltungstechnik
Frage 2 (eigene Berufserfahrung): > 10 Jahre
Frage 3 (Verursacher): Ja
Frage 4 (Qualifikation Verursacher): Ing. für Veranstaltungstechnik
Frage 5 (Art der Veranstaltung): Konzert (sowohl einmalig als auch Tournee oder Festival)
Frage 6 (Jahr): 2008
Frage 7 (Ort der Veranstaltung): Open-Air, auch in fliegenden Bauten
Frage 8 (technische Produktionsaufwand): Mehr als 10 Techniker, Vorarbeiter / Leiter für einzelne Gewerke
Frage 9 (Zeitpunkt Vorfall): Aufbau
Frage 10 (Beschreibung Vorfall):
Open Air Bühnenbau, neue Bühne, erfahrenes Statikbüro aus Deutschland hat Bühne berechnet und gemeinsam mit unseren Dipl Ingenieuren konstruiert. Bei der Abschlussbesprechung wurden explizit mehrere Fälle für den Aufbau genannt, sowohl mit 4 als auch mit 6 Towern etc.
Beim Aubau in der einfacheren Variante, also mit 4 Towern bricht eine Schraubverbindung am Sleeveblock und die gesamte Konstruktion sackt ab, entgegen aller statischen Berechnungen halten die Dachgiebel der Last stand und der gesamte Groundsupport fällt nicht in sich zusammen.
Nachdem alle Rigger aus dem Dach sind, wird dieses provisorisch mittels 2 Kränen abgesichert, und über Nacht die komplette Bühne getauscht.
Sachschaden ging in die 20000 Euro, da sämtliche Traversen ( 100er Trussing, also in dem Fall kein Spielzeug, sondern eine durchaus erwachsene Bühne) die in dem Laststrang waren getauscht werden mussten. Weiters der Auf und Abbau der Ersatzbühne....
Da wir eine eigene Statikabteilung betreiben, wurde in erster Instanz diese mit der Überprüfung beauftragt, den Schaden nachzuvollziehen, die Berechnung ergab, dass das nie hätte halten können, die mit der Erstellung des Baubuchs beauftrage Firma erklärte sich für nicht zuständig, da dieser Lastfall nie berechnet wurde ( wofür schreibt man eigentlich schriftliche Aufträge, und macht viele Besprechungen) usw....
der Traversenhersteller, der auch sämtliche Konstruktionspläne ( eben auch mit weniger Towern) freigegeben hatte berief sich auch auf die gemeinsame Besprechung mit dem Statikbüro in dem diese Aufbauvariante eindeutig besprochen war.....
Fazit: der Schaden war enorm, der Traversenhersteller hat uns alles auf Kulanz ersetzt, da wir doch guter Kunde sind, zum Glück ist nix passiert, wenn man ehrlich nachdenkt hätte es zumindest 2 Tote geben können ( 2 Rigger im Dach bei 15m Höhe.....)
Frage 11 (Schaden): Sachschäden
Frage 12 (Ursache): Menschliches und technisches Versagen
Frage 13 (Fahrlässigkeit): Nein
Frage 14 (Arbeitszeit Verursacher): 0 - 8 Stunden
Frage 15 (Gründe): Mangelnde Kommunikation / Information
Zeitnot durch fehlerhafte Planung
Frage 16 (Änderung Verhalten): Ja
Frage 17 (Empfehlungen):
Baubücher genau lesen, genau erstellen lassen und sich Details nicht nur mündlich vom Statiker bestätigen lassen, sondern ALLES!!! schriftlich machen lassen... Auch die besten Statiker machen Fehler, wobei hier auf höchster Ebene zwischen 3 Dipl Ing. ein genau kommuniziertes Problem nicht
ernst genommen wurde, und dadurch fast eine Katastrophe passiert wäre.