Wie Dämmt man Bassreflexgehäuse am besten?

  • ... um mal die Begriffe klarzustellen:


    1. Unter Dämmung versteht man die Verhinderung des Schalldurchganges durch die Gehäusewände (also wie "steif" sind die Wände - oder schwingen sie - was unerwünscht ist - mit ...)


    2. Unter Dämpfung versteht man die Schallabsorption (-schluckung) - dies wird mit schallschluckenden Materialien (Polyesterwatte, Steinwolle o.ä.) gemacht.


    Bassreflexboxen:
    Bei einer richtig gerechneten BR-Box ist eine Dämpfung (!!!) nicht erforderlich - gleiches gilt für die geschlossene (rückwärtige) Kammer bei einem (Bass-) Horn.


    Bei konstrukriv schlecht bedämpften Boxen (falsche Gehäusegröße, fehlerhafter Vent) wird oft versucht, das "Dröhnen" zu verringern. Die bessere Alternative wäre, die Abstimmung zu korrigieren.
    Übrigens: An den Wänden einer Box bringt Dämpfungsmaterial am wenigsten, da die Schallschnelle (Luftbewegung) dort ab geringsten ist - an den Wänden ist der Schalldruck dagegen maximal.
    Die effektivste Dämpfung erreicht man irgendwo mittig in der Box (darum gibt es HighEnd-HiFiboxen mit "Besenstielen" im Gehäuse, wo das Zeug dann herumgewickelt ist ...).


    Bei Fullrangeboxen (z.B. 12"/1") macht es u.U. Sinn, an die Rückwand (hinter dem Bass-LS) etwas Dämpfungsmaterial anzubringen. Grund: Der LS strahlt mittlere Frequenzen z.T. ins Gehäuse ab, was zu Klangverfäschlungen führen kann. Dieser Effekt tritt aber meistens entweder nicht sehr stark (oder gar nicht ...) auf.


    Viele Grüsse sendet

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    Übrigens: An den Wänden einer Box bringt Dämpfungsmaterial am wenigsten, da die Schallschnelle (Luftbewegung) dort ab geringsten ist - an den Wänden ist der Schalldruck dagegen maximal.


    Hmmm, ist das nicht das Visaton-Theorem??


    Ich war, stümperhaft wie ich nun mal bin, immer davon ausgegangen, das Dämpfungsmaterial hätte die Entstehung "stehender Wellen", also Resonanzen zwischen parallelen Gehäusewänden zu verhindern.
    Stehende Wellen kann es aber nur geben, wenn es eine Reflektion an einer akustisch harten Fläche gibt.
    Also versuche ich diese Reflektionen zu verhindern...


    ... und tackere auch weiterhin das Wadding von innen an die Gehäusewände. :wink:

  • Zitat von "Mechwerkandi"

    Hmmm, ist das nicht das Visaton-Theorem??


    Ich war, stümperhaft wie ich nun mal bin, immer davon ausgegangen, das Dämpfungsmaterial hätte die Entstehung "stehender Wellen", also Resonanzen zwischen parallelen Gehäusewänden zu verhindern.
    Stehende Wellen kann es aber nur geben, wenn es eine Reflektion an einer akustisch harten Fläche gibt.
    Also versuche ich diese Reflektionen zu verhindern...


    ... und tackere auch weiterhin das Wadding von innen an die Gehäusewände. :wink:


    Hallo !


    Dies ist kein Visaton-Theorem (noch nie gehört ...) sondern gesicherte Erkenntnis in der physikalischen Akustik (nachzulesen in physikalischer Literatur) !


    Eine Bedämpfung findet allerdings nur statt, wenn das Material dort ist, wo auch Schallschnelle mit nennenswertem Pegel auftritt !


    Um eine Reflektion an Wänden zu verhindern, müßte das Material an der Wand wenigsten etwa 1/4 der Wellenlänge (besser 1/2 ...) sein. Bei 100 Hz wären das dann wenigsten etwa 90 cm - mich würde interessieren, wie groß Deine Boxen sind und wie Du sowas in die Tat umsetzt ...


    Außerdem treten Reflektionen NICHT NUR an harten Oberflächen auf !!!
    Man unterscheidet als Extremfälle schallharte ("harte" Wand) und schallweiche (z.B. am einem offenem Rohrende) Reflektionen ... und es gibt dann auch noch alle "Zwischenformen" ...


    Ich habe über dieses Thema (Schallreflexionen, Schallausbreitung) übrigens vor ca. 14 Jahren meine Diplomarbeit in Physik geschrieben ...
    Tip: Schau mal in physikalischer Literatur nach (Stichwort: Kundtsches Rohr) - da wird sowas RICHTIG erklärt !


    Viele Grüsse sendet

  • Messungen UND Theorie:


    http://www.visaton.de/deutsch/forum/pc_bedaempfung.htm


    http://www.visaton.de/deutsch/forum/pc_bedaempfung2.htm


    Beachte die Spitzen im Zerfallsspektrum hin zu höheren Frequenzen, beschaffe Dir die Klirrmessungen der verwendeten Chassis, bedenke daß die harmonischen eben n mal die Grundfrequenz sind, nimm als höchste Grundfrequenz die gewählte Übergangsfrequenz und nimm die beispielsweise mal drei und entscheide dann selbst, ob Dämpfung Sinn macht oder nicht.


    Gruß SRAM

    I watched a snail crawl along the edge of a straight razor. That's my
    dream. That's my nightmare. Crawling, slithering, along the edge of a
    straight razor, and surviving.


  • Worauf willst du eigentlich hinaus ?
    Soll jetzt die physikalische Fachliteratur neu geschrieben werden, weil Visaton den Lautsprecherbau revolutioniert (... das kann natürlich nur ein Witz sein ...) ?


    Drück Dich doch mal klarer aus, was Du eigentlich meinst.


    Viele Grüsse sendet

  • Gut, im Klartext:


    Beyma 15P100, ein gutes Chassis (oder soll ich sagen "amtlich" um im Worthülsendeutsch zu bleiben?)


    Dennoch: bei 120 Hz immer noch einiges an K3 --> d.h. Klirr bei 360 Hz.


    Das liegt bei vielen gebräuchlichen Gehäusegrößen in einem Bereich in dem Gehäuseeigenschwingungen angeregt werden können, oder ?


    Deshalb macht es sehr wohl Sinn auch Bassreflexgehäuse (gering) zu dämpfen. Und es ist ja gerade günstig, wenn die Dämpfungsmaßnahmen nur in Frequenzbereichen OBERHALB der normalen Widergabefrequenz die größte Wirksamkeit haben, denn dann wird der Wirkungsgrad im gewünschten Frequenzbereich nur wenig vermindert.


    Am besten hat mir der sehr praktisch orientierte Rat eines Forumsmitgliedes gefallen (sorry ich finde die Quelle nicht, wers war soll sich doch nochmal melden):


    Lautsprecher raus, Kopf in Box stecken, mal laut rufen, dann Dämmung an die Wände oder an die Versteifungen und nochmal --> na, wie war der Unterschied ?


    Gruß SRAM


    Ach so, bitte nichts gegen Visaton, ersten sind die Messungen in deren Forum gut, präzise und nicht durch irgendeine Verkaufsmasche gefärbt (auf die eigenen Produkte darf wohl jeder hinweisen). Und daß eine Firma sogar eingesteht, wenn falsche Daten veröffentlicht wurden, was in einem Fall gemacht wurde, ist wohl einzigartig in der Branche, oder ?

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  • ... ich habe doch gar nichts gegen Visaton (oder andere "amtliche" Firmen ...).


    Nur: Das Argument, (ääääh: es heißt übrigens nicht Dämmung, sondern Dämpfung... ) Harmonische (K3) zur Vermeidung von Klangverfärbungen zu "vernichten", wirkt auf mich schon etwas überzogen - wieviel Pegel knallst Du denn auf das Chassis, daß dies zur einem (hörbaren und ...) spürbarem Problem wird ?


    Anderseits: Schaden wird es dem Klang Deiner Box mit ein wenig Polyesterwatte sicher nicht, wenn Du dich damit auch noch sicherer fühlst. Außerdem habe ich in einem Beitrag von mir bereits darauf hingewiesen, daß es manchmal sinnvoll (in Fullrange-Systemen ...) ist, im Mid-Bereich für etwas mehr "Ruhe" zu sorgen ...


    Viele Grüsse sendet Dir

  • Zitat von "Mechwerkandi"

    Naaaa, dann mache ich das wohl genauso falsch wie 97 von 100 anderen.
    Macht aber nix.


    Ich hab' ja auch keinen akademischen Titel...


    ... nun werd' mal nicht gleich sauer.
    Wenn eine Sache nicht das bringt, was viele glauben, darf es doch wohl gesagt werden (prüf es doch mal selbst nach !!!) . Ich würde mir generell etwas mehr Offenheit wünschen. Manchmal wird (auch von "Fachleuten") Blödsinn geredet und (von denen - die es dann glauben ...) gemacht - und keiner traut sich, etwas zu sagen (selbst wenn eigene gemachte Erfahrungen andere sind ...).


    Ein "blödes" Beispiel: Nur weil in vielen Proberäumen Eierpappen an den Wänden geklebt werden, werden die Räume dadurch nicht zu vernünftig gedämpften Räumen - trotzdem sieht man diesen Unfug gar nicht so selten.


    Wenn jetzt einer behauptet (... was ich ja befürchte ...), daß Eierpappen toll dämpfen und auch noch die Nachbarn vor Schall schützen, dann laß ich mich (vielleicht !) noch hinreißen, sowas (nochmal - ich hab die Messungen versaubeutelt ...) zu messen und hier 'reinzustellen (ich hoffe, es bleibt mir aber erspart ...).


    Zum "Akademiker": auch ein Studium schützt vor Irrtümern nicht - man muß stets offen sein für neue Erkenntnisse (sonst wäre die Erde wohl heute noch - in den Köpfen - eine Scheibe.


    Viele Grüsse sendet

  • Unsere Klinik hat schon recht, Dämmaterial an den Wänden bringt was im Bereich 1kHz .... Die Phüzik ist gnadenlos ....
    Das Zeug gedankenlos an die Wand zu tackern ist zwar recht einfach (und für den Hersteller BILLIG), nutzt das Dämmaterial aber nur schlecht!
    Aber besser als nix, wenn der Sub hoch rauf spielen soll.


    Kuckst du hier:
    http://www.freak-audio.de/mtabsorber.html


    Ich werde in nächster Zeit sowieso mal die Wirkung von Dämmaterial im Woofer erforschen, vielleicht kann ich mich zu einer Vergleichsmessung durchringen .....


    mfg
    JF


    p.s.: Ich werde wahrscheinlich ordentlichen Noppenschaum 15cm entfernt von der hinteren Wand anbringen - die Ringversteifungen hat so gleich einen doppelten Nutzen!

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    ... nun werd' mal nicht gleich sauer.


    Ah geh', sauer....
    In meinem Alter muss man schon an die gesundheitlichen Folgen denken, also lass' ich es lieber... :D


    Ich nehm' da immer meine Dynaudio "Jadee 2" her, was ja nun ein BR ist, da hängt das Dämmaterial an den Innenseiten vom Gehäuse, und nich zu knapp, nach Herstellerangaben-Bausatz, und ich finde die Lösung, verglichen mit anderen Lautsprechern gleicher Grösse, ganz angenehm.


    Ich denke auch mal, das hat alles ein für und wieder, und spätestens beim Begriff "Klang" ist das alles hinfällig.


    Ich kann mich gut daran erinnern, in den 80ern gab es etliche HiFi-Boxen, die hatten einen lineal-geradegerechneten Frequenzgang.
    Nur mit "Klang" war da nix...
    Jedenfalls für meinen Geschmack...


  • ... linealgrade auch Achse allein muß auch nicht klingen ! Gerade im Bassbereich gibt es in Wohnräumen z.T. gravierende Probleme. Der "Hit" sind da wohl Flächenstrahler (Elektrostaten etc.).


    Auch gibt es HiFi-Tieftmitteltöner mit z.T. recht dünnen Membranen, wo der nach innen abgestrahlte Schall nach Reflektion an der Rückwand (innen) sich mit dem "nach vorn" abgestrahlten Schall überlagert und richtige Probleme macht. Daher sind HiFiboxen oft richtig vollgestopft - aber nicht nur aus diesem Grund (Abstimmfehler ...) ...


    Wenn Du aber im PA-Bereich ein Bass-System aktiv irgendwo bei 130 ... 200 Hz trennst, dann ist bei korrekter Auslegung der Abstimmung kein "Vollstopfen" nötig.


    Viele Grüsse sendet Dir

  • Zitat von "JF"

    Unsere Klinik hat schon recht, Dämmaterial an den Wänden bringt was im Bereich 1kHz .... Die Phüzik ist gnadenlos ....
    Das Zeug gedankenlos an die Wand zu tackern ist zwar recht einfach (und für den Hersteller BILLIG), nutzt das Dämmaterial aber nur schlecht!


    Ääh - es heißt Dämpfungsmaterial ... - Dämmen heißt, das Mitschwingen der Wände (und damit unerwünschten Schalldurchgang ...) zu verhindern.
    (Hoffentlich mache ich mich jetzt bei Dir nicht unbeliebt ...)


    Viele Grüsse sendet

  • Zitat von "alter ego"

    Korinthenkacker...


    ... nun aber mal nicht böse sein - ich weiß ja, daß es sogar auf Tüten der Hersteller (bei Intertechnik steht es wenigstens richtig drauf ...) steht - aber es sind nun mal zwei verschiedene Dinge. Aber gut - ich will ja niemand bekehren.


    Viele Grüsse sendet