Decca-Tree Liveerfahrungen

  • Liebe Kollegen,
    ein Sinfonieorchester nach der Decca-Tree Mikrofonierung zu übertragen ist für uns, Livemischer, eher seeehhrr selten. Am WE hatte ich die Möglichkeit dies erstmalig umzusetzen. Leider konnte ich nicht auf eigene Erfahrungen oder der ortsnahen Kollegen zurückgreifen. Info's in Foren der Studiotechniker waren etwas hilfreich und haben den Blickwinkel auf deren Probleme weiter geöffnet.
    Aufgabenstellung war die Mikrofonierung eines 35köpfigen Sinfonieorchesters - live.
    Leider hat die Decca-Tree Variante nur im vorderen Anteil des Orchesters seine Arbeit getan. Äußerst gelungen wurden Streichinstrumente eingefangen. Holzbläser und Blecher wurden durch die Decca-Tree Variante n i c h t berücksichtigt. Aber darauf waren wir vorbereitet und hatten eine Einzel- bzw. Kleingruppenabnahme vorbereitet.


    Meine Frage - wer konnte die Decca-Tree schonmal live testen und meine Frage an die Studioleute, funktioniert das wirklich klaglos im Studio????
    Grüße der Andy

    Wer Augen hat der höre ------- besser?

  • Zitat von "Mister.Lange"

    Kannst Du etwas genauer beschreiben was Ihr wie gemacht habt?


    .......also in Abstimmung mit dem Orchesterleiter die Sitzordnung den örtlichen Gegebenheiten optimiert und ein mikrofonbestücktes Pipe über die 1.Geige zu den tiefen Streichern geführt. Schlagwerk / Taste in Einzelabnahme. Während der kurzen Probe (unserem Soundcheck) Gruppen und Solomikrofone zugefügt/gerückt bis wir zufrieden waren.
    Nur soll ja die Decca-Tree Mikrofonierung geeignet sein, ohne großen Aufwand ein verwertbares Aufnahmematerial zu erstellen. Dies reichte bei unseren Erfahrungen nicht aus. Deshalb die Frage an die damit Erfahrenen - ist im Studio so gravierend alles anders oder wird das Orchester um Decca-Tree optimiert??
    Grüße der Andy


    P.S. Zuerst waren Kondenser in der Planung aber durch den einsetzenden Wind wurde auf dynamische Mic's umgesetzt.

    Wer Augen hat der höre ------- besser?

  • Moin,


    welcher Decca-Tree?


    Die namensgebende Decca-Mikrofonanordnung bestand aus 3
    recht langen Galgen (fast wie Kamerakräne), die ein in allen
    Dimensionen variables Mikrofon-Dreieck ermöglichten. Die Maße
    des Dreiecks waren viel größer (zuweilen mehrere Meter), als
    die heutzutage als ""Decca-Tree"" bezeichneten Anordnungen.
    Zudem wurden spezielle omnidirektionale Kleinmembran-
    Mikrofone eingesetzt, die allerdings aufgrund der Montage in
    einer kleinen Kugel nicht wirklich omni waren (Neumann M50).
    "Gemischt" wurde durch die Ausrichtung und Abstände der
    Mikrofone zu den Musikern, und durch Platzierung der Musiker.
    Die Einhaltung starrer Maße des Dreiecks war allerletzte Priorität,
    bzw. es gab keine starre Vorgabe. Somit ist auch klar, warum
    diese Aufnahmetechnik untergegangen ist: Zu abhängig von der
    Kunstfertigkeit des Tonmeisters und der Bereitschaft des
    Orchesters "mitzuspielen".


    Die Bezeichnung "Decca-Tree" entstand erst später bei Leuten,
    die hinter das Geheimniss der beachtlichen und bei Hörern
    beliebten Decca-Aufnahmen kommen wollten, und dann
    T-Mikrofonschienen "erfanden" und letztlich als Remineszenz
    Decca-Tree nannten. Aber die eigentliche Decca-Aufnahmetechnik
    ist nicht theoretisch erfassbar oder lehrbar, denn es gibt keine
    "festgefügte" Mikrofonanordnung. Das Erlernen einer (oder aller)
    Hauptmikrofonanordnungen mit dann unverzichtbaren Stützen
    ist weit einfacher. Und dank der heute selbstverständlichen und
    transportablen mehr-als-Zweispur-Aufnahmetechnik überhaupt
    erst durchführbar (fix it later the mix). So kann man natürlich
    auch mit diversen als "Decca-Tree" gelabelten
    Hauptmikrofonierungen und Stützen arbeiten.


    Was ich vermute ist, daß Du nur einen "Pseudo-Decca-Tree" zur
    Verfügung hattest, der keine freie Wahl der einzelnen
    Mikrofonpositionen und -ausrichtungen zuließ. Damit fehlt aber
    das wesentliche Merkmal der sagenumwobenen Decca-
    Aufnahmetechnik.


    Selbstverständlich ist es möglich ein Orchester mit nur 3
    Mikrofonen hervorragend abzubilden, viele frühe Decca-Aufnahmen
    sind noch heute und im Vergleich Leckerbissen. Aber dazu muß
    man eben mit jedem der drei Mikrofone "angeln" gehen, und
    zuweilen die Musiker...

    Zitat von "andy006"

    wird das Orchester um Decca-Tree optimiert??

    ja, aber damals nicht um einen Tree, sondern als Kunstwerk zusammen
    mit drei Mikrofonen.


    Viele Grüße,


    Bernd

    ----------------------------[---[--[-[IIIIIII]---------


    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • Ja, ich habe das schon öfters live genutzt. Natürlich mit Outrigger, das hat wunderbar funktioniert. Ohne Outrigger glaube ich, dass es inhomogen ist.


    Also mit dynamischen Mikrofonen habe ich das noch nie gemacht und würde ich auch nicht machen. Wahrscheinlich war der Windschutz nicht genug, um die Windgeräusche los zu werden, in dem Fall hätte ich mit entsprechenden Stellwänden, wenn es optisch unsichtbar sein sollte vielleicht mit Plexiglas, gearbeitet, um dem Wind Herr zu werden. Die Musiker sind ja auch froh, wenn kein Wind geht, wegen der Noten.


    Grüße,
    Hermann

  • Hallo Hermste,
    hast Du schonmal ein Sinfonieorchester live betreut? Unter den Vorraussetzungen das unser Soundcheck inkl. Mikrorücken nur die Anspielprobe des Orchesters war!! Plexiwände hätte Dir der Leiter, zu Recht, vor den FOH (der sich unpraktischerweise hinter dem Orchester befinden musste) "abgelegt". Soviel war uns auch klar - das dyn.Mic's schlechtere Wahl gewesen sind aber durch den einsetzenden Wind und die erhöhten Windgeräusche am Kondenser blieb uns nur diese Wahl.
    Gegen Wind gibts Wäscheklammern am Notenständer... :D




    Hi Bernd,
    wir hatten uns natürlich ein Pseudo Decca-Tree gebaut. Auf der Suche nach Überkopfmikrofonierung -ohne kippende Stative- stießen wir auf diese Studiomethode. Wie gesagt hatte kein örtlicher Kollege entsprechende Erfahrungen mit Ü-Kopfmikrofonierung.
    Wann bitte wird eine Ü-Mikrofonierung den live möglich? In den vielen Jahren das erste Mal und entsprechend unsere eigenen Erfahrungen. Aus diesem Grund hatten wir uns auf das Experiement eingelassen. Hat auch bestens mit erweitereter Stützmikrofonierung funktioniert (der Lob von anwesenden Berufsmusikern wurde uns ausgesprochen) aber meine Frage zielte in den Erfahrungsschatz von anderen Kollegen die live (auch Pseudo) Decco-Tree Mikrofonierung schon gemacht haben. Das Orchester war standart besetzt. Trotzdem wurden die Bläser (Blech,wie Holz) vom Wind verweht.......
    Ohne Stützen keine Bläser und kein Bass von Seiteninstrumenten...


    Grüße der Andy

    Wer Augen hat der höre ------- besser?

  • Hi,


    ein Decca ist auch im Studio nur mit Stützen zu gebrauchen. Aber Obacht!!!! Charakteristik beachten und Kondenser nutzen.


    Dynamische sind nicht ganz das was man da nutzen will. Wegen keine Akustik und Wetter aufBühne nutzt man deshalb ja auch keine grösseren Anordnungen.


    Wenn Du wenig Miss nutzen willst den mal über folgende Anordnung nach:


    Kugelmic und daneben ein Rohrichter. Tiefe ohne ENDE ;)

  • Deswegen ist es ja auch sinnvoll, bei einem Orchester auf Open Air eine Einzelmicrofonierung vorzunehmen.
    Da hilft keine AB ; Decca Tree soder Ähnliches.


    Nicht umsonst versuchet man eben die Windgeräusche gezielt zu minimieren, indem man die Signale möglichst laut in die Mikros bekommt.
    Das ist allerdings auch deutlich mehr Aufwand.
    Kann man sich auch heute wieder ansehen beim Open Air der Philharmoniker in Schönbrunn, ein 100.000er Klassik Open Air mit gratis Eintritt

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • ich kenne live-orchesterabnahmen auch nur mit vielen kanälen... getreu dem motto: safety first!


    decca tree hab ich mal "aus versehen" bei einer blasmusikkapelle gemacht. das hat für diesen zweck gut funktioniert, die ansprüche waren da aber eher gering ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ...nun liebe Livekollegen, Bernd Häusler hat sehr genau beschrieben wie Decca-Tree funktionieren kann. Aber eher im Studio als Live denn wann habt Ihr mal Live keine Koppelgefahr zur PA wenn Überkopfmikrofonierung angesagt ist? Die Feedbackneigung ermöglicht daher kein Decca-Tree im normalen Beschalleralltag und es gilt möglichst Einzelabnahme oder schlaue Gruppenbildung. Wir hatten aber keine Koppelgefahr weil die PA weiter entfernt stand. Aus diesem Grund wollten wir die Vorteile von D.-Tree nutzen. ( Wind gabs während der Mugge dann doch nicht mehr eher Sommersonnenuntergangsstimmun :wink: g)


    Wora - ich suche mal den Artikel von Guma (wars glaub ich) raus der uns damals auf Überkopfmikrofonierung gebracht hatte.
    Und sorry Blaskapelle sind nur was für richtig harte Freaks die darin ein Kunstgenuß erleben. Das kannst Du als Maßstab nicht ansetzen. Zudem klingen für mich klassische Instrumente oftmals besser wenn der Raumklang mikrofoniert wird. Eine nahe Mikrofonierung ist oftmals nur der einzigst mögliche Weg aber nicht der Beste.


    Grüße der Andy

    Wer Augen hat der höre ------- besser?