Congas richtig mikrofonieren

  • Hallo
    Ich habe bislang immer eine Rockband abgemischt komme damit auch gut klar, nun bekam ich einen Auftrag für eine andere Band (Soul, Funk), diese haben aber zusätzlich noch Congas. Was muss ich dabei beachten, seitens EQ , Kompression, Gate, Effekte. Kann mir hier vielleicht jemand einen kleinen Tipp geben, ich habe nämlich nicht viel Zeit mich damit zu beschäftigen im Soundcheck, der ist wie immer knapp bemessen :)


    Vielen Dank
    Mfg

  • Wenn genug Kanäle da sind, nimm pro conga ein Mikro.
    Ich liebe die ATM450 dafür, da die aber sicher nicht vorhanden sind nimm 57er, geht garantiert :)
    Lowcut bis kurz vor dem Ton der conga, je nach Raum um pa etwas attack (ca. 4khz) dazustehen, Gates eher vermeiden, Compressor je nach Spielweise des Percussionnisten.


    Mikroposition von oben drauf wie bei Trommeln.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

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    Application Support Engineer - HK Audio

  • Mit zu beherztem LoCut wäre ich allerdings doch vorsichtig. Manch gute Conga kann (natürlich auch je nach Spielweise) tiefe Salven abfeuern, die ganz gehörig rocken können. Je nach Musik wäre es zu schade, den Bums zu verschenken. Eine gute abgenommene FloorTom macht ja auch nicht bloß ein tiefes *plock*, sondern sollte auch jenseits der 80 Hz noch etwas vernehmen lassen. Erst dann macht sie richtig Freude :D

  • ... und wenn Du alle diese Tipps in einer geeigneten Kombination anwendest, also z.B. SM57 + "ordentlich Kompression" + "kein beherzter lowcut" dann garantiere ich Dir ein lang anhaltendes, tieffrequentes, sehr unangenehmes Geräusch. :roll:

  • Ich habe noch nie Congas abgemischt/abgenommen, aber schon gespielt und auch oft genug gehört.
    Gerade die Dynamik finde ich einen wesentlichen Bestandteil, daher wäre ich mit Kompression vorsichtig.

    MfG Heini


    (Lasst euch von dem DJ nicht verwirren. ;))

  • Du könntest auch bei genug freien Kanälen noch Conga Bottom hinzufügen. So mach ich das und habe so die Low´s immer ganz gut unter Kontrolle.Die Gate ich dann auch immer leicht um ein aufschaukeln zu vermeiden.

    Über eigene Fehler zu lachen, kann das Leben verlängern. Über die Fehler anderer zu lachen, kann es verkürzen.

    Cullen Hightower

  • Im angesprochenen musikalischen Kontext (Soul, Funk) vermute ich die Congas mal eher als schmückendes Beiwerk, dem eine gewisse tieffrequente Beschneidung nicht entscheidend schaden wird. Es stimmt schon, dass aus den ganzen Ethno-Trommeln immens tiefe Töne rauskommen können (Djembe oder Udu sind da noch extremer), bloß ist das normalerweise nicht mit hohen Lautstärkeanforderungen verknüpft. Ich mag mich täuschen, weil ich die genauen Umstände nicht kenne. Sollte sich das Gesamtgefüge aber z.B. in Richtung Tower of Power oder etwas vergleichbarem hinbewegen, dann wäre der Sache eher damit gedient, die Congas in das Korsett von Lowcut und Kompression zu zwängen, da die kleinen aber feinen Details in der Hitze des Gefechts sowieso untergehen. Etwas anderes wäre es, wenn die Musik eher in den Buena Vista Social Club passen würde. Da sollte man diese Details schon schützen und bewahren, da wäre schade drum.

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Gute von schlechten Congaspielern unterscheiden sich unter anderem garade dadurch, dass die guten auch dazu in der Lage sind, wirklich rein zu hauen. Im 'worst case scenario' ist es so, dass man einen leisen Congaspieler, eine ungünstige akustische Umgebung und eine PA mit eher bescheidenem headroom hat. Das ist für einen 'livemischanfänger' das wahrscheinlichste Szenario !
    Funk und Soul Combos haben in der Regel eine ganz erhebliche 'number of open microphones'. Das macht das Ganze nicht einfacher. Ausserdem stimme ich meinen Vorschreibern zu, dass für das Genre eher keine dominante Rolle für das Instrument zu erwarten ist.
    In dieser Situation sollte man
    1. Kompression sparsam benutzen oder erst mal ganz darauf verzichten ( Kompression ist eine gute Idee, um leise Anteile der Conga etwas anzuheben aber eine schlechte Idee wenn man merkt, das man auf dem "man kann sie gerade eben hören" level schon die Feedbackgrenze im jeweiligen setting erreicht hat.
    2. den lowcut benutzen und kein zusätzliches bottom Mikro aufbauen.
    3. ein Mikro wählen, was gut Transienten kann und eine sehr kontrollierte Richtcharakteristik über den Frequenzgang aufweist, ( nein, das ist nicht das SM57 ) also z.B. ein ( gerne auch preiswertes ) Klein(membran)kondensatormikro wie von Campfire genannt.

  • früher habe ich auch mal SM57 an den congas verwendet. das ging soweit ganz gut.
    allerdings habe ich dann irgendwann mal den "fehler" gemacht, meine alten beyerdynamic M201 daran zu probieren...
    was soll ich sagen... danach wollte ich da einfach kein SM57 mehr benutzen ;)
    die M201er lieferten einfach deutlich mehr klarheit, deutlich weniger umgebungsgeräusche(!) und einen "direkteren" attack der congas. gerade wenn man irgendwo am rande der feedbackgrenze werkelt, kann das der entscheidende unterschied sein, um die trommeln bei bedarf im mix auch mal nach vorne zu bekommen.


    conga-mikrofone sollten eine gute abbildung von transienten begünstigen, kleinmembrankondensatoren haben hier natürlich schonmal vorteile gegenüber dynamischen kapseln. ausserdem darf die richtcharakteristik gerne gut sein, um nicht zu viel unnötige signale zu verstärken, stichwort "feedbackneigung"
    die mikrofonauswahl ist also nicht unwichtig!
    aber irgendwie geht´s natürlich auch mit nem 57er. 8)


    den tipp von Karel mit dem ATM450 kann ich an dieser stelle bestätigen. durch die seitliche einsprechcharakteristik des mikrofons kann man sie auch sehr gut ausrichten, ohne dass sie optisch zu sehr auftragen. auch die AE3000 funktionieren an der conga sehr gut.
    ich benutze hier übrigens meistens das ATM350, das spart stative ;-), manchmal ist die anbringung aber etwas schwierig (je nach spannreifen der conga).
    wer hier also auf nummer sicher gehen möchte, der nimmt ein mikro auf stativ.


    dynamics:
    gaten höchstens um umgebungsgerassel auszublenden.
    einen kompressor habe ich hier noch nie eingesetzt. gute congaspieler benötigen solche tricks nicht wirklich ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"


    die M201er lieferten einfach deutlich mehr klarheit, deutlich weniger umgebungsgeräusche(!) und einen "direkteren" attack der congas. gerade wenn man irgendwo am rande der feedbackgrenze werkelt, kann das der entscheidende unterschied sein, um die trommeln bei bedarf im mix auch mal nach vorne zu bekommen.


    Ja, das wäre für mich auch die bessere Alternative, wenns kein Kondensatormikro sein soll, genau aus den von Wolfgang genannten Gründen und 'Hyperniere' ist natürlich auch geschickter als Niere, wenn man 'doppelmikrofonieren' und 'pannen' möchte. Ich würde auch M201 vorziehen und das ist ja nun wirklich kein "exotisches" Mikro. :wink: Unter den Kondensern nehme ich sehr gerne ein "mittiger klingendes" Modell z.B. CK393, also das Teil mit der Supernierenkapsel. Damit hatte ich nach 20 Jahren SM57 an den Congas ebenfalls ein sehr eindrückliches AHA Erlebnis und zwar genau bei einer solchen 'Funk und Soul' Combo.

  • Ich benutze als "Notmikrofonierung" für Quick and dirty sowie bei Kanal bzw Zeitmangel gerne tatsächlich ein (1) 57er, mit dem ich fast die ganze Percussionabteilung abdecke.
    Und zwar senkrecht nach oben ausgerichtet zwischen den Congas mit der "Kapselspitze" auf Fellhöhe.
    Damit kriegt man auch noch die obligatorischen drüberhängenden Bongos und das Gerassel schön mit.
    Das ganze dann mit hohem Lo Cut, bisschen Präsenzen anheben und fertig ist die Laube.
    Das geht sogar recht gut im Monitor.
    (Wora, das haben wir vor gefühlten 100 Jahren mal in Deinem Ex Wohnzimmer gemacht, als der Armin Percussion gespielt hat - war sein Vorschlag und benutze ich seit dem immer wieder gerne für die "wir haben heute noch nen Percussionisten dabei Kapellen")


    Ansonsten - wenns schön sein soll bzw bei Latinsachen, wo's drauf ankommt am Liebsten AT Clips oder Kleinmembrancondenser bzw M201.

  • ja, nach der "wohnzimmererfahrung" (danke an Oli für diese erinnerung :D ) hab ich das mit dem mikro nach oben auch noch mehrmals gemacht, damals mit KM184. das geht wirklich gut, wenn man das mikro sinnvoll positionieren kann. das obere ende des mikros sollte natürlich nicht über die trommeln hinausragen, sondern unterhalb der schlagfelle bleiben.
    allerdings sollte man dafür auch congaspieler haben, die einen gewissen pegel aus ihren trommeln bekommen ;)


    mittlerweile bin ich aber wieder zur "normalen" methode zurückgekehrt, vielleicht sollte ich es tatsächlich mal wieder probieren... ne superniere ist dann aber eher suboptimal, ebenfalls mikros mit seitlicher einsprechrichtung :D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat

    ich nehme am liebsten kleinmembrankondensatormikros, in meinem Fall meistens Rhode nt5


    jup, das hat letztens in der Tat ordentlich funktioniert!

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  • Also den Trick von unten nach oben kenne ich auch, geht gut, aber eher für erfahrene Mischer und Spieler.


    Das 57er habe ich ins Spiel gebracht weil es nach dem "Exoten" m201 und wahrscheinlich eh zu wenigen vorhandenen kleinmembranern die wahrscheinlichste Option sein wird. Die ganzen sennheiser dynamischer Bauart aus der Evolution Serie gefallen mir da gar nicht, ganz gut geht aber das MD409/BF509


    Ansonsten wird die Spielweise wohl eher ausschlaggebend sein, also Finger tapen und schön Feste drauf :)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio