Tipps zum Ausrichten von Lautsprechern (kleine Systeme)

  • ich möchte hier einmal das thema "ausrichten von lautsprechern" ansprechen.
    gleich vorab: es geht hier nicht um linearrays, da ist das thema deutlich komplexer und erfordert eigentlich so gut wie immer einen systemtechniker, der sich mit sowas auskennt... ja, ich weiss, das gibt es nicht überall :lol: .
    nein, ich betrachte hier mal nur die kleinen "brot und butter jobs", die es ja in weit grösserer anzahl gibt!


    es geht mir hierbei um das theoretische verständnis beim vertikalen anwinkeln von lautsprechern.
    weil das nach meiner beobachtung doch ziemlich oft falsch oder zumindest nicht optimal gelöst wird. und da höre ich doch recht oft sätze wie: "die boxen hängen wir nicht um ..." oder die standard-antwort: "wir machen das schon immer so" - ihr wisst schon ;)


    in der realität muss ich beispielsweise recht oft feststellen, dass die hauptkeule der boxen (also die 0° achse) einfach mittig ins publikum gerichtet wird. und das machen interessanterweise sogar manche profis so! dass dies nicht immer die beste lösung ist, möchte ich hier mal mit ein paar bildchen aufzeigen.
    da ich irgendwie nirgendwo was passendes finden konnte, habe ich die bilder selbst erstellt.


    nochwas vorab:
    es geht mir hier um die ideale energieverteilung.
    in ausnahmefällen sind andere anwinkelungen selbstverständlich durchaus denkbar!
    ausserdem: die höhe der box ist natürlich so zu wählen, dass sie die vorderen reihen noch gut erreichen kann und nicht grundsätzlich schon weit drüber hinweg strahlt.
    wie gesagt: hier soll es nur um eine grundsätzliche theoretische betrachtung gehen.


    interessant ist hier die betrachtung der pegelabfälle bzw. die kombination daraus:
    a) durch die entfernung (abstandsgesetz)
    b) durch die winkelabweichung von der hauptachse (pegelabnahme durch die richtwirkung des LS)


    beginnen möchte ich mit diesem beispiel hier, da man dies recht häufig antrifft:
    zu tiefe Ausrichtung auf die Zuhörer

    problematisch ist hierbei auch, wenn das mischpult mal wieder weit hinten ausserhalb des abstahlbereiches der PA aufgebaut wird, also bereits im bereich hoher pegeldämpfung. das ergebnis ist klar: der mischer mischt sich das so (ob absichtlich oder unabsichtlich bleibt mal dahin gestellt), dass er einen guten pegel mit ausreichend höhen hört. im vorderen bereich der zuhörerfläche kann sich dadurch aber ein sehr lauter pegel, verbunden mit einem zu grossen hochtonanteil ergeben.




    auch eine zu hohe ausrichtung ist hier interessant, die man leider auch ab und an mal beobachten kann, vor allem wenn die tops auf der bühne einfach auf die bässe gestellt werden:
    zu hohe Ausrichtung auf die Zuhörer

    hierbei besteht ausserdem die gefahr, dass vor allem die vorderen zuhörer schon gar keine hochtoninformation mehr abbekommen, weil sie schon völlig aus dem abstrahlwinkel der hochtonhörner raus sind.





    ans herz möchte ich hier folgende lösung legen:
    Optimale Ausrichtung auf die Zuhörer

    hier ist gut zu erkennen, dass die hauptenergie idealerweise eben nicht in die mitte gerichtet wird, sondern sinnvollerweise auf den hintersten hörplatz.
    der gedanke ist dabei folgender: wenn man sich von hinten nach vorne bewegt, dann ergibt sich gleichzeitig eine pegelzunahme durch die annäherung zur schallquelle (pegelanstieg durch abstandsverringerung) - aber gleichzeitig auch eine pegelabnahme durch das verlassen des hauptabstrahlwinkels (pegelverlust durch nicht mehr optimalen winkel zur box)
    in der summe ergibt das die geringsten pegelunterschiede für alle zuhörer!


    wie gesagt, das bezieht sich alles auf meine persönlichen beobachtungen aus dem beschallungsalltag.


    EDIT 2022: Dateien neu hochgeladen

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()

  • Danke für die schönen Bildchen, sehr schön und einfach erklärt.


    Nur als Hinweis: nicht alle Lautsprecher haben ihre 0 grad Achse im geraden Winkel zur Gehäusefront!


    Und genau aus dem hier gezeigten praktischen Umgang interessieren wir uns als professionelle Beschaller für einen möglichst gleichbleibenden Frequenzgang auch außerhalb der 0 grad Achse :)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Nanu wora, woher jetzt diese Erkenntnis? Vor einigen Jahren warst du doch noch ganz anderer Meinung ... ;)
    http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fimg82.exs.cx%2Fimg82%2F461%2Fausrichtung3nt.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.pa-forum.de%2FphpBB%2Fviewtopic.php%3Ft%3D20565%26postdays%3D0%26postorder%3Dasc%26start%3D45%26sid%3D3c606b6cd2617799ccba1724ba96df9d&h=670&w=498&tbnid=yFC-bOBHGquN0M%3A&zoom=1&docid=SR4RftKBf730XM&itg=1&ei=8eZLU8r-G4zMtAbp0YCgDA&tbm=isch&iact=rc&dur=774&page=1&start=0&ndsp=63&ved=0CFsQrQMwAQ
    (Wobei es in diesem Thread ursprünglich um etwas völlig anderes ging. Im Übrigen eine Perle des PA-Forums mit überraschend hochkarätigem Besuch.)


    Zitat von "wora"

    in der realität muss ich beispielsweise recht oft feststellen, dass die hauptkeule der boxen (also die 0° achse) einfach mittig ins publikum gerichtet wird. und das machen interessanterweise sogar manche profis so! dass dies nicht immer die beste lösung ist, möchte ich hier mal mit ein paar bildchen aufzeigen.
    da ich irgendwie nirgendwo was passendes finden konnte, habe ich die bilder selbst erstellt.


    Ja, die Forumssuche erfasst sehr alte Threads leider nicht (gab da irgendwann mal eine Umstellung), aber die Jungs von Google kriegen's hin:
    http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fimg86.imageshack.us%2Fimg86%2F672%2Fabstrahlwinkel6dbkleinul3.gif&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.pa-forum.de%2FphpBB%2Fviewtopic.php%3Ff%3D26%26t%3D65770&h=200&w=379&tbnid=YAoUlQGlE-xn1M%3A&zoom=1&docid=eu22c906ZZV1MM&ei=v_JLU9TcPJHCtAaD6ID4Cw&tbm=isch&iact=rc&dur=437&page=4&start=191&ndsp=70&ved=0CE4QrQMwGDjIAQ
    http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fimg6.imageshack.us%2Fimg6%2F6103%2Ftopsausrichtenvertikaln.th.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.paforum.de%2FphpBB%2Fviewtopic.php%3Ff%3D26%26t%3D75167%26start%3D30&h=128&w=150&tbnid=Foz7LsaO9nvcVM%3A&zoom=1&docid=aTtjJj_Q0sjmBM&ei=xfJLU86KI4Xoswa02YDIDA&tbm=isch&iact=rc&dur=1673&page=6&start=336&ndsp=60&ved=0CIUCEK0DMFU4rAI

  • Volker Holtmeyer:


    siehste mal, wir können ja alle auch dazulernen ;) 2005 war ich wohl noch der ansicht, dass es mir mehr vorteile bringt eher "zu tief" zu winkeln. mittlerweile bin ich aber zur einsicht gelangt, das dies doch eher selten wirklich erforderlich ist.
    schön, dass du so alte threads ausgegraben hast, in denen wir das thema zum teil schon besprochen hatten. ehrlich gesagt konnte ich mich nicht mehr dran erinnern. vielleicht ist meine über jahre gewachsene erkenntnis ja auch ein teil dieser threads? dann wäre dieser thread hier ja hoffentlich auch nicht völlig umsonst ;)


    oben hatte ich ja auch geschrieben, dass ist das als rein theoretische betrachtung sehe.
    in der praxis kann es schonmal erforderlich sein, dass man eher "zu tief" als "optimal" ausrichtet, z.b. bei problematischer rückwand, oder wenn hinten einfach kein publikum zu erwarten ist.


    vor allem in letzter zeit ist es mir aber schon wirklich oft vorgekommen, dass die tops gestellter anlagen deutlich zu tief ausgerichtet waren. erst vor zwei wochen hatte ich an der ostsee einen fall, wo zwei VRX932 pro seite so weit nach unten geneigt waren, dass das letzte drittel einfach gar keinen hochton mehr abbekommen hatte! die eintrittskarten waren hinten aber genau so teuer und der FOH stand auch ganz hinten. also habe ich das ändern lassen - und alle waren glücklich.



    den vogel hat aber mal ein kollege vor dem karlsruher schloss abgeschossen: kleine bühne, open air. er winkelte seine PS15-tops extrem steil nach unten, so dass ihr hochtonhorn nur bis etwa max. 10m vor der bühne strahlen konnte. dahinter klang es dann einfach dumpf - und genau dort stand dann leider der grösste teil des publikums :lol:
    er winkelte die tops deshalb so stark ab, weil er "die nächsten gebäudewände nicht anstahlen wolle"... diese wände waren aber sicher über 100m weit weg, da kommt vom hochtöner sicher nichts verwertbares mehr an, bzw. spielt es bei der entfernung wirklich keine rolle mehr, wie ein einzelnes PS15 topteil ausgerichtet wurde...
    das passt ja auch zum thema "wie richte ich meine tops aus"


    aber ich wollte hier eigentlich gar nicht auf einzelne gigs eingehen.
    ich möchte nur mal wieder auf das thema aufmerksam machen, denn das wird nach wie vor oft falsch gehandhabt - und zwar ganz einfach weil das wissen darum nicht wirklich verbreitet ist.


    ich denke die grafiken, die ich erstellt habe, sind einigermaßen leicht verständlich.
    das finde ich sehr wichtig, denn es sollen ja möglichst viele kollegen wirklich verstehen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • den vogel haben mal die "systemtechniker" einer gar nicht so kleinen linzer veranstaltungsfirma abgeschossen. ein freund von mir buchte bei denen für ein zeltfest eine anlage. als er mit seiner band dort ankam fragte er die beiden typen von der anlage warum den die topteile am boden stehen und die bässe oben darauf? antwort: die schweren boxen haben's am boden gestellt und die leichteren eben darauf!!
    da relativiert sich die winkelung wieder.....

  • haha, die tops unter die bässe stellen - -ja, das ist rekordverdächtig!
    vor jahren hatte ich auch mal so spezies, die die tops einfach auf die am boden stehenden bässe gestellt haben - die oberkante dieses stacks war dann 2m, wohlgemerkt ebenerdig im publikumsbereich ;) ...
    aber tops unten und bässe obendrauf ist eindeutig nochmal ne steigerung :D


    na ja, so langsam kommen wir wohl zum thema " i don´t need..." ;)
    ich dachte eigentlich, dass sich hier ein paar fragen zum thema auftun könnten. dass wir so schnell off topic kommen, hätte ich nicht erwartet.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Seid Ihr sicher, dass das Systemtechniker waren und nicht vielleicht Stagehands?
    Denen habe ich früher bei diversen Systemen immer gesagt: Die schweren Tops unten und die leichten Bässe oben drauf!
    Allerdings nur beim Truck laden :D

    ...Holz ist braun!

  • Zitat von "wora"


    ich dachte eigentlich, dass sich hier ein paar fragen zum thema auftun könnten. dass wir so schnell off topic kommen, hätte ich nicht erwartet.


    Dann mal wieder on-topic.
    Meinereiner ist viel in Kirchen unterwegs. Dort habe ich vorwiegend mit steiler Neigung sehr gute Erfahrungen gemacht, weil damit nicht der gesamte Raum angeregt wird. Durch generelles Schrägstellen versuche ich, dem Ping-Pong zwischen Säulen, Seitenschiffen, großen Verglasungen (z.B. gegenüber Altarraum, damit die Krabbelkinder samt deren Eltern auch was sehen, aber nicht gehört werden) und anderen "Sakralraumnachteilen" aus dem Weg zu gehen.
    Ich habe mir angewöhnt, nach dem Soundcheck (manchmal echte Minimalbesetzung, dann gemischt von der Bühne, manchmal auch etwas größer, dann gemischt aus dem beginnenden letzten Drittel des Raums) den Raum auch etwas abzugehen. Ich versuche damit, das zu-viel-Höhen-beigeben-Problem bewerten zu können.
    Nun scheint mir Deine Betrachtung sinnvoll und ich komme ins Schlingern, ob ein weniger Winkeln nicht sinnvoller wäre. Kannst Du Deine Gedanken in eine Faustformel (was Neigung und Entfernung angeht) bringen?


    Danke fürs Denkanstoßen,
    Carsten

  • Ich denke mal man kann das so abgrenzen:


    Wolgangs Modell setzt voraus, dass die komplette Raumtiefe für eine bestimmte Zielgröße ( z.B. Sprachverständlichkeit ) mit einem Lautsprecher beziehungsweise von einer horizontalen Beschallungsebene aus ( z.B. Portallautsprecher ) abgedeckt werden kann.
    Ist das nicht möglich ( z.B. durch einen, mit der Entfernung sehr schnell zunehmenden Diffusschallanteil, der in seiner Zusammensetzung die Sprachverständlichkeit sehr beeintächtigt, also z.B. 'Kirche' ), muß man sich den Raum in "beschallbare Häppchen" zerteilen. Für jedes einzelne Raumsegment einer solchen dezentralen Beschallung wäre die von Wolfgang ausgekramte Spielregel dann wieder gültig, weil die hintere Abgrenzung dafür nicht mehr durch eine Saalrückwand sondern durch eine Ebene, ab der ein sinnvolles Direktschall/Diffusschallverhältnis ( gerne auch S/N :D )unterschritten wird, gebildet wird.
    Packt man also die in Kirchen aus Erfahrung sinnvolle Unterteilung und steilere Winkelung in solche gedachten Raumsegmente, passen die vertikalen Winkel wieder wie oben zu den nicht durch Wände sondern durch S/N-Grenzen begrenzten Beschallungsfeldern für die einzelne Box. :wink:

  • hallo LC2412,


    erstmal danke für die frage zum thema ;)
    letzendlich hängt es ja sehr von den verwendeten lautsprechern ab, wie deren verhalten off axis ist!
    man müsste also für jeden lautsprechertyp eine eigene faustformel erstellen... 8)
    eine box zu bauen, die on-axis einen gut nutzbaren frequenzgang hat, ist heute ja kein problem mehr. das kann schon die billige chinabox. die kunst ist aber, auch off-axis einen ausgeglichenen frequenzgang bereitstellen zu können. und da unterscheiden sich die billigboxen doch oft ganz erheblich von professionellen lösungen. dieser aspekt wird ja oft übersehen - bzw. von den professionellen herstellern meiner ansicht nach nicht deutlich genug beworben.


    fakt ist:
    je besser das off-axis abstrahlverhalten eines lautsprechers ist, desto höher kann er montiert werden und desto mehr zuhörer kann er versorgen.


    in kirchen haben wir ja eine besondere situation.
    die dinger wurden ja eigentlich gebaut, um "die kunden" mit ihrer grösse zu beeindrucken (wenn man sich überlegt, wie gross in früheren jahrhunderten die durchschnittliche wohnfläche war, dann erscheinen die kirchen nochmal deutlich grösser!)
    nachteil dieser grösse ist bekanntermaßen der lange nachhall. deshalb wurde dann ja eigens auch die kirchensprache entwickelt, damit der zuhörer überhaupt etwas versteht (max. 800wörter, seehr langsam sprechen).


    ähem... zurück zum thema ;)


    in kirchen hat man bekanntlich mit recht langen nachhallzeiten zu kämpfen. hier kann es tatsächlich von vorteil sein, mit mehr delaylinien zu arbeiten und jeweils nur relativ wenige gäste direkt anzustrahlen.
    der nachteil ist halt: je mehr einzelquellen ich habe, desto höher ist wieder mein gesamt-energieeintrag! diesen aspekt darf man nicht übersehen. es ist also eine abwägungssache, wie viele einzelquellen ich haben möchte und wie weit diese tragen sollen.
    man kann aber eines sagen: je höher der Di-faktor (directivity-index) der einzelbox, desto besser ist das verhältnis aus "nutzschall" und "störschall". ganz besonders gut funktionieren in kirchen eindeutig zeilenstrahler, die ihre energie in einem sehr schmalen vertikalen winkel abstrahlen. die sollten natürlich nicht zu sehr angewinkelt werden, damit sie überhaupt die chance haben viele leute zu erreichen. sie bieten hier aber ein sehr guten kompromiss aus directivity und abstrahlbreite.
    für livemusik in kirchen ist die erreichbare lautstärke von sehr kleinen pappen aber schnell mal ein problem, is klar.


    ich würde jetzt einfach mal sagen: probiere doch einfach mal aus, deine tops etwas weniger steil zu winkeln und damit mehr in die tiefe strahlen zu lassen. vielleicht kommst du ja in deiner kirche dann tatsächlich mit etwas weniger einzelnen speakern aus, was im endeffekt wieder helfen könnte weniger gesamtenergie in die kirche einzubringen.


    und eines muss ja auch klar sein:
    lautsprecher in gebäuden zu betreiben ist grundsätzlich immer ein kompromiss :D


    EDIT:
    guma war zwei minuten schneller als ich, was durchaus auch an der kleineren textgrösse liegen könnte. ;)
    ich quassel also einfach wieder zu viel um den brei herum ...
    aber ganz genau so kann man da natürlich auch argumentieren, das ergänzt meinen eben geschriebenen text wunderbar

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"


    und eines muss ja auch klar sein:
    lautsprecher in gebäuden zu betreiben ist grundsätzlich immer ein kompromiss :D


    Das ist wohl die Kernaussage :D
    Also, auf zum Open Air.


    Danke für Deine Ausführungen. Wie gesagt, bin ich immer wieder beeindruckt, was von sogenannten Profis in welchen Abständen in welche Kirche montiert wurde und wird. Bei "meiner" Kirche hätte ich deutlich früher mit der ersten Delayline begonnen und damit nicht das Problem gehabt, die eigentliche "Front" dermaßen aufreißen zu müssen, weil diese das gesamte Kirchenschiff abdecken muss. Da diese Boxen noch nicht einmal gewinkelt sind und ich die auch höher angesetzt hätte, ist das echt ein Problem. Aber Denkmalschutz und anderem sei Dank :cry: wird da wohl auch nicht mehr viel Änderung möglich sein.


    Gerade am Wochenende habe ich mir eine Stäbchenanlage angeschaut, die wohl für solche Anwendungen (lange zu beschallende Schläuche, wenn möglich wenig Technik - also auch Monitore - auf der Bühne,...) auch interessant werden könnten. Und das Ding klang gut und warf weit. Wie das allerdings in der Kirche aussehen würde - keine Ahnung.


    Meine bisherige Faustformel war daher eigentlich immer: So hoch und so steil wie möglich . Aber das werde ich nach den Äusserungen hier mal überdenken und anders probieren - Versuch macht kluch.

  • Ich finde es sehr gut, dass hier explizit zur Sprache kommt, dass es nicht die eine Richtige Lösung gibt.


    Grundsätzlich wäre aber wünschenswert, wenn der, der Lautsprecher installiert:
    -weiß, wie sein System (egal, ob einzelne 8"1" oder viele, die man quer aufhängt) arbeitet und sich verhält
    -sich Gedanken darüber macht wie was zu beschallen ist und welche Schall(Frequenz)Verteilung erstrebenswert ist
    -seine Erfahrungen mit einbezieht, wie der Raum darauf reagieren könnte und dementsprechend abwägt, was die beste Beschallung/der beste Kompromiss für die zu installierende Beschallung ist.


    Mitdenken, Hirn einschalten, Erfahrungen einbringen, eigenständig nach guten Lösungen suchen, neue Denkansätze einbeziehen und verinnerlichen......hilft aber nicht nur beim ausrichten von Lautsprechern.



    Ich mache den Kollegen, die so extreme Fehler bei der Installation machen erst einmal keinen Vorwurf.
    Oft haben die es nicht/falsch gezeigt bekommen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn möglichst viele die einfachen Erläuterungen am Anfang lesen würden. Erst wer dann immer noch blind/taub durch den Job geht, hat Kritik wirklich verdient.

    ...Holz ist braun!

  • Zitat von "rubicon"

    antwort: die schweren boxen haben's am boden gestellt und die leichteren eben darauf!!


    Wahrscheinlich haben das ganz einfach Stagehands so gemacht, ohne einen Unterschied zwischen Sub und Top zu kennen. Systemtechniker war da bestimmt keiner am Werk.

  • :) Kleiner Einwurf am Rande, bei mir in der Nähe gibt es eine Stadthalle, in der an der Bühne links und rechts jeweils ein 15" Bass hängt. Die Topteile dazu hängen mittig in der Halle jeweils als Delay- Line. Alles über einen 4/6 DSP angesteuert. Die Bässe haben keine passive Weiche und werden über den Controller als Breitbänder angefahren. Funktioniert irgend wie macht aber überhaupt keinen Spaß. Auch diese Installation wurde von einer Fachfirma geplant und eingebaut. Über Abstrahlwinkel und off-axis verhalten der Bässe braucht man überhaupt nicht nachzudenken.


    Aber der Kunde (die Stadt) ist damit offenbar zufrieden.


    Sorry für off-topic Aber als ich den Beitrag zu den Bässen über den Top´s gelesen habe musste das jetzt sein.


    Ich wünsche euch noch schöne Ostern !

  • Zitat von "habu"

    :) Kleiner Einwurf am Rande, bei mir in der Nähe gibt es eine Stadthalle, in der an der Bühne links und rechts jeweils ein 15" Bass hängt. Die Topteile dazu hängen mittig in der Halle jeweils als Delay- Line... Die Bässe haben keine passive Weiche und werden über den Controller als Breitbänder angefahren. ... Auch diese Installation wurde von einer Fachfirma geplant und eingebaut. ...


    Aber der Kunde (die Stadt) ist damit offenbar zufrieden.


    du musst mir bei gelegenheit mal verraten, welche "fachfirma" das war. :D


    es ist allerdings sehr traurig, dass die gemeinden manchmal viel geld für richtigen murks ausgeben - und dann auch noch der ansicht sind, dass es gut wäre. :shock:


    neulich habe ich in einer firma in mannheim eine neue installation gesehen, wo eine "fachfirma" zwei riesige 15" Tannoy lautsprecher mit C-bügeln an die wand gedübelt hat - zwar mit dem richtigen vertikalen neigungswinkel nach unten - dafür aber ganz aussen an der wand, ohne die tops zur mitte auf die zuhörer zu winkeln. ergebnis: die ersten reihen in der mitte (also die wichtigsten plätze!) werden von der beschallung regelrecht ausgespart ;)
    muss man tatsächlich noch bilder für die erklärung zur horizontalen ausrichtung machen? :cry:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das Problem ist, dass die Leute, die den Auftrag vergeben, einfach keine Ahnung haben. Dafür holen sie sich doch eine Fachfirma, die eine Ausschreibung gewinnt. Leider, das ist meine Erfahrung, gibt es dann nicht einmal einen Helfer, der dem Auftraggeber dann auch unter die Arme greift, wenn es um die Abnahme geht.
    Und deshalb muss ein Murkser dann nur schick genug aussehen und mit bestimmter Stimme sagen, das gehört so, dann wird das geglaubt. Führt dann dazu, dass Boxen selten dämlich verteilt werden, ein spätestens beim Amp eingeschaltetes Noise-Gate darüber hinwegtäuscht, dass die Sache mit der Gainstruktur kein Mensch verstanden hat und auch dass so ziemlich alle Leitungen von Lüfter, Dimmer, DMX, EIB und haste nicht gesehen direkt neben dem schlecht geschirmten Multicore vorbeigehen und man sich bis aufs Radio so ziemlich alles einfängt. Wenn man nun auch noch Aderendhülsen spart und Kabel verzinnt, bevor man sie in Schraubklemmen frickelt, muss man sich wenige Jahre später nicht wundern, wenn da die Hälfte nicht mehr so recht gehen will.

  • lasst uns beim thema bleiben: ausrichten von lautsprechern
    sonst wird das irgendwann keiner mehr lesen wollen, und falls doch nochmal gute tipps kommen sollten verschwinden sie dann im nirvana...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • wora


    Mich würde ja mal interessieren, welche Lautsprecher-Höhe du bei deinen Skizzen verwendest?
    Optisch passt das ja.
    Und wie bestimmst du den winkelabhängigen Pegelabfall? Ich habe dafür keine Formel gefunden.


    Am gleichmäßigsten verteilter Pegel, ist wohl tatsächlich bei Ausrichtung auf die letzte Reihe gegeben. Reflektionen finden hier keine Berücksichtigung.
    Die Frage ist nur: bei welchem Kipp-Winkel?
    Sprich: Was wäre bei 10m die ideale Stativhöhe, was letztlich den Winkel bestimmt.


    Ich habe jedenfalls mal selber ein wenig herumgerechnet und komme mit meinen Annahmen auf ein interessantes Ergebnis:
    Der optimale Winkel liegt immer bei ca. 12..15° - das ist jeweils der beste Kompromiss.
    Wenn also die letzte Reihe 10m entfernt ist, sollte der Lautsprecher 2-3m über der Hörlinie (Annahme 1,7m), also bei ca. 4,2m!!! liegen...


    Das gibt auch deine Skizze wieder.


    Jetzt frage ich mich: Ist es Zufall, dass Boxenschrägsteller meist genau bis 15° gehen?! Oder kommt das genau aus dieser Überlegung heraus?

  • hallo yasdfgr, willkommen im forum!


    du liegst mit deinen annahmen überhaupt nicht falsch, eher das gegenteil möchte ich mal behaupten. ;)
    einen möglichst gleichmässigen pegel im publikum bekommt man, wenn die box hoch geflogen wird.
    und schön, wenn sich das auf meiner skizze sogar gut nachvollziehen lässt :lol:


    zu deiner frage:
    der winkelabhängige pegelabfall ergibt sich aus den -6dB angaben der lautsprecher.
    der abstrahlwinkel wird ja z.b. mit 60x40grad angegeben. die 40 grad sind hierbei der "nominale vertikale öffnungswinkel", bei normalen hörnern also je 20grad nach oben und nach unten. und an dieser stelle ist das horn dann 6dB leiser als auf achse. so ist das definiert.
    und je weiter man aus der achse herausgeht, desto grösser wird der pegelabfall.
    die angabe des abstrahwinkels bedetet also nicht, das die box ab dem genannten winkel schlagartig aufhört energie zu verbreiten. man muss sich also die daten seiner lautsprecher genauer anschauen, um die besten kompromisse zu eruieren.


    natürlich ist die off-axis wiedergabe je nach lautsprecher zudem noch unterschiedlich frequenzabhängig, das muss man dabei beachten! am besten kann man das durch sog. balloons darstellen, aber auch isobarenkurven sind da sehr hilfreich. zur not gehen auch die früher üblichen polarplots, die sind aber von der auflösung her meist zu grob.
    man darf hierbei sagen, das sich genau bei der abstrahlcharakteristik der lautsprecher die spreu vom weizen trennt. denn in der disziplin "frequenzgang ausserhalb der hauptabstrahlachse" unterscheiden sich professionelle lautsprecher oft sehr stark von den billigen boxen auf dem markt. man denke nur mal an günstige 15"/1" konstrukte, die in aller regel eine tannenbaumartige abstrahlcharakteristik aufweisen: der 15"er bündelt ja zu höheren frequenzen immer mehr, der 1" kann aber erst relativ hoch einsetzen und das relativ kleine hochtonhorn strahlt ab dieser frequenz wieder erstmal recht breit ab... mit solchen boxen ist das gleichmässige beschallen des publikums natürlich nur in eingeschränkter qualität möglich.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang