Der 'ipad Beauftragte'

  • Zitat von "Kracky"

    ...aber niemand davon hat mit Sicherheit jemals nen guten Sound fürs Publikum hin gebracht wenn er mitten auf der Bühne saß. Niemand kommt darum herum in den Zuschauerraum zu stehen um sein Ergebnis zu kontrollieren und genau das ist die irreführende in diesem Video, dort wird suggeriert das der Sänger auf dem Barhocker sitzend und selbst singend mal nebenher die komplette Band mischt und nicht nur das, der passt zielgenau Dynamics und Effekte an. Für mich total realitätsfremd, das geht nicht!


    das unterschreibe ich.
    z.b. letztes jahr hatte ich einen gig mit der eigenen band, da habe ich unseren monitormix selbst gemacht (für den frontmix gab es einen eigenen mann am FOH). das war für mich tatsächlich viel anstrengender als ich dachte. obwohl ich meine iPad-steuerung und mein pult in- und auswendig kenne, kam ich stellenweise ganz schön in zeitnöte, wenn ich während der songs dinge anpassen wollte... ich kann also aus eigener erfahrung sagen: da auch noch einen guten frontsound zu zaubern, das geht nicht.
    es kommt natürlich immer darauf an, was man unter einem "guten sound" versteht. unter gutem livemix verstehe ich z.b. auch das "fahren" von effekten, das betonen von instrumenten in bestimmten songphasen. das alles geht von der bühne aus nicht, weil man einfach nicht das hört, was beim publikum WIRKLICH ankommt!
    es gibt natürlich auch erstaunlich gelungene "von-der-bühne-mixe", aber richtig gute im sinne von "wow, wie geil klingt das denn" habe ich noch nie gehört. das gibt es wirklich nur mit nem guten FOH mann.
    in sofern stelle ich mich da eindeutig auf die seite von Kracky.


    um wieder direkter zum thema zu kommen:
    eine bildschirmoberfläche kann in so manchen situationen keine fader ersetzen. dafür gibt es einen einzigen, absolut einleuchtenden hauptgrund:
    - das gefühl in den fingern.
    wenn ich einen fader am finger spüre, dann brauche ich nicht mehr hinschauen, dann kann ich mich 100% auf das bühnengeschehen konzentrieren! ich kann da sogar mal die hand kurz wo anders hinbewegen, diesen fader finde ich fast ohne hinzuschauen in kürzester zeit wieder!
    ein weiterer wichtiger grund für richtige fader:
    - man ist viel schneller handlungsbereit. am iPad muss man immer erstmal einen moment warten, bis das display den finger erkannt hat und den befehl ausführen kann. diese latenz fällt bei einem physikalisch vorhandenen fader komplett weg. in dem moment, wenn ich den fader berühre, ist dieser auch schon einsatzbereit. das macht sich vor allem dann bezahlt, wenn schnell mehrere tätigkeiten hintereinander ausgeführt werden müssen.
    noch ein grund:
    - vor vielen jahren machte ich auch noch lichtjobs. da hatte ich mal die "gelegenheit", eine lichtshow mit einem lichtpult mit sensortasten fahren zu müssen... was soll ich sagen: an dem abend gab es öfter mal sehr seltsame bewegungen der angeschlossenen scanner, weil ich aus versehen mit dem handballen auf irgend eine taste gekommen bin. tja, nicht umsonst haben auch die modernsten lichtpulte auch heute noch richtige fader! mein fazit aus dieser erkenntnis: im bereich um die fader sollten sich keine sensorelemente befinden, also auch auf dem iPad nicht. da der platz aber insgesamt eher knapp bemessen ist, gibt´s dort immer noch irgendwie kleine flächen mit funktionen, die man aus versehen aktivieren kann. und sei es nur ein muteknopf ;)
    noch ein beispiel:
    - vor zwei jahren ist mir mal folgendes passiert:
    ein burgfest mit wechselnden bands. ich stehe auf der bühne uns stelle mit meinem iPad den monitor ein. im momant, in dem ich dan virtuellen fader vorsichtig mit dem finger nach vorne schob, um die grenzen des lautsprechers auszukundschaften, rempelte mich der gitarrist vo nhinten mit dem gitarrenhals an... und schwupp - war der fader ganz oben - und ein fürchtertliches feedback setzte ein!
    wenn ich in diesem moment einen richtigen fader gehabt hätte, wäre dieses feedback mit sicherheit seeehr kurz gewesen. so aber fummelte ich, während es fürchterlich pfiff, hilflos am iPad rum, aber der virtuelle fader wollte mir einfach nicht gehorchen!! meine finger wollten immer wieder den punkt ertasten, um den fader nach unten zu ziehen. aber es galang mir einfach nicht!
    so habe ich dann nach einer gefühlten ewigkeit das funkmikro aus der klemme gerissen und abgeschaltet.
    das ergebnis war dann ein weiteres, unschönes pfeifkonzert - und zwar vom publikum!
    in diesem moment dachte ich: "ein königreich für einen richtigen fader"!!



    für mein verständnis von mischarbeit sind fader jedenfalls unverzichtbar.
    wie gesagt, ich meine damit nicht die jobs, wo man nur ab und zu mal nen fader anpassen muss oder ohnehin nur einen oder zwei fader bedienen muss. ich denke an die jobs, wo man eine band richtig mischt. das geht mit solchen lösungen nicht.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang


  • Also gerade die Punkte, die du hier ansprichst, sollten sich aber per Software lösen lassen: Das Problem mit dem Handballen ist ja bei den meisten Touchpads vom Laptop schon gelöst und, soweit ich weiß, sollte auch das iPad das schon erkennen. Man kann also anhand der Berührungsfläche, Bewegung und weiterer Daten recht genau ermitteln, was der Nutzer möchte. Leider wird dies nicht immer in den Apps umgesetzt. Problem dabei ist natürlich die von dir angesprochene Verzögerung, die dadurch nicht besser wird.
    Das zweite mit dem Fühlen kann ich nachvollziehen. Aber auch da würde es Lösungen geben, wenn die Apps nicht immer versuchen würden, reale Bedienelemente nachzubilden. Mal ein Beispiel: Zur Zeit ist es so, dass man auf dem iPad einfach zB. vier Fader abbildet, darüber die Pan Regler und den Muteknopf usw. Das alles in einem Design, welches den realen Mischpult nahe kommt. Das klappt natürlich nicht Blind. Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller, sich von dem Design zu lösen. Lauter und leiser macht man einen Kanal durch auf und ab Bewegung (egal wo auf dem Display), Pan durch links -rechts. Das ganze mit relativen Werten, also egal, wo ich zuerst hintouche, es werden nur die Bewegungen gemessen. Welcher Kanal gesteuert werden soll wird durch die Anzahl der Finger bestimmt, ein Finger für Kanal eins, zwei für Kanal zwei usw. Das nur ein schnell ausgedachtes Beispiel für meiner Meinung nach sinnvollere Bedienung per Touchscreen.


    Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich denke, damit könnte man ein Konzert steuern (so viele Finger hat man ja jetzt auch nicht :) ). Dazu fehlt es mir auch völlig an Erfahrungen und Wissen. Das soll nur zeigen, dass es evtl. für ein paar Probleme Lösungen geben würde. Andere bleiben natürlich. Man darf aber nicht das iPad und die Apps als Ende der Touch-Entwicklung sehen...


    Bis dann,
    artemis

  • Hi,


    mal von unterwegs vom iPad getippt:
    Die Funktionen auf dem iPad sind ja oft beschränkt im Vergleich zum echten Pult.
    Und es gibt den Kopfhörer nicht daran.
    Es wird denke ich so laufen, das jede Band sich selbst hörbar machen kann, und dann wars das.
    Nur der versierte Tontech kann dann noch ein Delay fahren, die Mixe abhören ( ich fand die Idee IEM von den KH out zu füttern gut!) und emotional mitmischen.
    Das wird den Unterschied machen:
    Man kennt sich aus er eben nur so halb. So wirds klingen.


    Ob sich ipAd alleine durchsetzen: Na klar, das werden sich viele so kaufen, und wir werden es bedienen müssen. aber diedie Qualitätä wollen, werden einsehen, das man mehr als ein ipad für den guten Ton braucht. Und die bezahlen uns, wenn man davon lebt.
    Der Rest kommt bei mir nicht so oft vor. die Jobs die ich mache, sind immer mit FOH (der auch öfterr mal Neben der Bügne steht, aber dann hat man ja ein ipad zum vor die Bühne gehen :).


    Mit freundlichen Grüßen stefan

    Ey Digger, ich bin Plugger, nich Rigger!

  • Zitat von "artemis"

    ...Also gerade die Punkte, die du hier ansprichst, sollten sich aber per Software lösen lassen: ...


    nein, denn das thema "anfassgefühl" wird sich mit software nicht lösen lassen. sehr wahrscheinlich auch nicht über spezial-gesten.
    in einem punkt gebe dir recht allerdings völlig recht: das was wir heute kennen wird nicht das ende der entwicklung darstellen!
    ich bin sicherlich der letzte, der sich gegen gute trends wehrt. aber ich bestehe eben darauf, das es wirklich sinnvolle lösungen sind, die mir die arbeit erleichtern - ich denke da mal an das iPad als hilfsinstrument zum einstellen der monitorwege. da war ich in meinem umkreis einer der ersten, die das ab verfügbarkeit sofort umgesetzt haben. aber ich wehre mich vehement gegen trends, die meine arbeit erschweren. so war ich am anfang auch gegen digitalpulte, weil diese für mich einfach noch keine ausgereiften bedien-ideen hatten (also ich meine jetzt erstmal die bezahlbareren pulte, hersteller wie Lawo hatten damals schon sehr interessante UIs). aber ab der zeit, wo mir digitalpulte entgegen kamen, habe ich sie sofort akzeptiert.


    kurz und knapp:
    wenn die lösungen gut und sinnvoll sind, dann finden sie auch meine zustimmung.
    wenn nicht, dann eben nicht 8)
    und im moment gibt es aus meiner sicht noch keine vernünftige lösung, einen guten und interessanten bandmix über ein iPad abarbeiten zu können.


    das ist meine meinung dazu.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Also das sollte ja keine Kritik sein oder dich "altmodisch" wirken lassen :) Erstens kenne ich dich ja garnicht und zweitens dürftest du einiges mehr Erfahrung mit sowas haben (meine tendiert ja gegen null :) ). Nur dazu, falls ich falsch verstanden wurde. Das kommt ja in Internetforen öfter vor.


    Ein Link noch wegen dem Fühlen von Fadern: http://tactustechnology.com. Mal sehen, was das wird...


    Bis dann,
    artemis

  • Zitat von "artemis"

    ...Nur dazu, falls ich falsch verstanden wurde. Das kommt ja in Internetforen öfter vor...

    siehste, genau aus diesem grund hab ich meine denke nochmal etwas genauer beschrieben ;)


    was diese neue art der "taktilen touchscreens" angeht: das ist ja noch eine sehr junge technik, die natürlich durchaus interessant erscheint. demgegenüber habe ich aber erstmal noch vieeel geduld :lol:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ganz kurz:
    Bisher hat mich noch keine Band angerufen und gesagt sie bräuchten mich nicht mehr weil sie sich jetzt per iPad mischen, und auch für die Zukunft sehe ich das gelassen.
    Die Bands die das glauben zu können haben den Job auch vorher ohne mich oder einen Kollegen gemacht.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Es gibt eben Bands, die glauben sich von der Bühne mischen zu können. Die gab es vor 20 oder 30 Jahren schon.
    Mit der Funktionalität des Eipätt geht es mir ähnlich wie Wora. Es ist für mich ein unglaubliches Gefummel, die gewünschte Funktion in gewünschtem Umfang in kurzer Zeit einzustellen. Es ist mir ein Rätsel, wie man mit solch zeitraubender Funktionalität effektiv arbeiten will. Und man muß dauernd draufgucken und verpasst so das Geschehen auf der Bühne.
    Und das Laufen zwischen Bühne und FOH trägt zur allgemeinen Fitness bei.

  • Zitat von "Karel Noon"

    Ganz kurz:
    Bisher hat mich noch keine Band angerufen und gesagt sie bräuchten mich nicht mehr weil sie sich jetzt per iPad mischen, und auch für die Zukunft sehe ich das gelassen.
    Die Bands die das glauben zu können haben den Job auch vorher ohne mich oder einen Kollegen gemacht.


    also nach meiner beobachtung geht es bei dem thema eher nicht um die bands, die uns aus guten gründen buchen. die machen das sicher auch in zukunft so.


    nein, es geht eher darum, das einige "kollegen" die sache so weit aufweichen, dass die bedingungen zum mischen noch schwieriger werden.
    da fällt mir sofort ein beispiel ein: früher war es bei konzerten problemlos möglich, das mischpult an einen guten und sinnvollen ort im publikum zu platzieren. bei kleinen und bei grossen gigs war das völlig normal.
    irgendwann haben dann einige firmen angefangen, das mischpult eher möglichst weit hinten hinzustellen. mittlerweile erlebe ich sehr oft mischsituationen, wo das pult von den örtlichen beschallern ganz am ende des publikumsbereiches aufgebaut wird. dort hört man dann öfter mal nur den nachhall vom saal und nicht die lautsprecher, die es eigentlich zu kontrollieren gilt. und nicht nur einmal war ich da sogar komplett aus dem abstrahlbereich der PA draussen!
    dieser quatsch hat sich mittlerweile leider sehr weit durchgesetzt, weil es von manchen eben einfach so gemacht wird - und es den veranstaltern natürlich besser gefällt, wenn wir nicht "im weg stehen". und verleiher, die dem veranstalter entgegenkommen, werden eher gebucht als die, welche auf sinnvolle arbeitsplätze beharren. so ist das nun mal in der marktwirtschaft.
    diese tendenz halte ich schon immer für problematisch. ich kann mit meiner erfahrung zwar ungefähr abschätzen, wie es vorne klingen könnte und dann entprechend mischen... und selbst wenns nicht so klappt wie ich mir das denke und wünsche, ist das publikum da doch meist zufrieden. und machmal gibt es doch noch gute mischplätze, wo man sich wieder "nivellieren" kann. aber wie machen das denn die kollegen der mischerzunft, die nicht so viel erfahrung haben? man ahnt es schon: dann leidet oft das publikum, welches aber eintritt bezahlt hat und den ganzen abend finanziert! das ergebnis: viele sind dann so enttäuscht, dass sie sich ernsthaft überlegen, ob sie überhaupt nochmal auf ein konzert gehen. ich kenne in meinem persönlichen umkreis durchaus einige leute, die nach unschönen erfahrungen genau so denken. mit dieser vorgehensweise schneiden wir uns also auf dauer selber ins fleisch.


    und genauso wird es im laufe der zeit in mancher location sicher erwartet werden, dass man sich mit einem iPad oder sonstigem mini-bediengerät abzufinden hat. das ist noch lange nicht so weit, aber ich befürchte dass es so kommen wird.
    in der "chefliga" wird das sicher nicht kommen, aber viele andere bereiche könnte das schon treffen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Jetzt mal ganz platt:
    Was am "ipad-Mischen" anders ist, als an der "Gesangsanlage" und "Band mischt sich von oben", also den "mischpersonalfreien" Beschallungssituationen von früher, ist die prinzipielle Möglichkeit, das mit der gleichen Gerätschaft im Publikum zu tun. Finden die im Threadstart genannten "Zweikomponenten-Mischgeräte" weite Verbreitung und das werden sie tun, weckt diese neue "Normalsituation" auf jeden Fall verschiedene Begehrlichkeiten, mit denen wir uns auseinander setzen werden müssen. Das ist doch völlig logisch.

  • Ohne euch jetzt vermutlich zu überraschen:
    ich hab tatsächlich auch früher mit den selben Gerätschaften, die manche Band für den OnStage-mix hatte, VOR der Bühne gemischt. Oder neben der Bühne.
    mit etwas mehr Mühe konnte man auch vor 30 Jahren von A nach B umbauen...


    Ich gebe Wolfgang Recht - auch in den von mir beobachteten Clubs haben sich die Mischerplätze verschoben - seltenst zum besseren. Das liegt aber dort, wo ich es beobachte oft an anderen Dingen. Die Technik ist billig geworden. Viel mehr Läden als Früher haben nun eigene FOHs. Und um sich Personal und Zeit für Auf-/Abbauten zu sparen, wurde der Pultplatz gerne dahin verbannt, wo er leichter stehen bleiben kann und bei anderer Nutzung des Raumes nicht stört. Und eine von den 20 Millionen semi-selbstständigen Fachkräften ist auch billiger (weil die zum Überleben fast jeden job annehmen muss), als ein Volldienstleister, der auch nur die selbe Fachkraft schickt und seinen Salär auf deren Gehalt zusätzlich berechnet.


    Der gemeine Verleiher, der früher leicht durchsetzen konnte, dass das GL4000 bitte nicht auf die Empore möge, hat es mit einem M/X32 argumentativ nicht einfacher. Die neuen Veranstaltungskaufleute haben obiges Verhalten in vielen Locations gesehen und können auch Rechnen bzw. haben die Raumoptik mehr im Blick, als Euch als Mischer lieb ist.



    In meinen Augen zeigt gerade der XR eine neue Phase im WiFi-mischen auf:
    man ist nicht mehr an das kleine Display des iPad gebunden - Pultplätze können wieder größer werden. 24" Touchscreen FoH (+kleines Fader/Encoder-outboard) schnell an fast jeder beliebigen Position für den Mix, das Tablet zur Kontrolle an anderen Orten.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zitat von "treibsand"


    ... mit etwas mehr Mühe konnte man auch vor 30 Jahren von A nach B umbauen...


    Du meinst jetzt aber nicht, dass nachträgliches Gummiwurst ausrollen und beidseits der Gummiwurst umstöpseln eine früher häufig geübte Methode war und vergleichbar mit 'mal eben mit dem iPad in den Saal laufen' ist? :D :lol:

  • Powermixer auf's 48er+CEE32 - Mucocase gestellt und dann schön die Wurst hinter sich hergezogen (sorry Christian, ich meine nicht dich :D ;) )...


    Aber jetzt mal kurz t.T. so aus der Praxis:


    - Kollege erzählte grad von 'ner Band mit Ipad PersonalMonitoring-System das in einer Messe nicht funktionierte - weil die dort fremde Netzwerke einfach platt machen.


    - Bei der aktuellen Produktion hier sind keine Netzwerke außer denen des Kunden selber geduldet. Wenn ich dazu bedenke, wie viele Techniker-Wifis der verschiedenen Gewerke plus Hotspot vom Haus ich am Aufbautag gezählt habe und wie unzuverlässig meines zwischendurch war... :?


    Kann jeder mal so für sich nehmen und in seinen Gedanken weiterverwerten...

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Das Hauptargument sollten deine eigenen negativen Erfahrungen mit Wifi sein. Deshalb machst DU das nicht mehr!


    Nebenargumente können sein, die Verzögerung beim Mischen, mangelnde Auswahl an Eingriffsmöglichkeiten am kleinen Display, das macht Deinen Arbeitsstil unmöglich auf Kosten der Qualität oder auch auch die Anzahl der Kanäle bei der Veranstaltungen in Bezug auf Übersicht im Live Mix.


    Früher sagte man "Papier ist geduldig" heute muss es eben heißen "youtube Werbetrailer" sind geduldig.

    <><
    amtlicher Leser des paforums.de seit 2004.

  • Mitten in der Karnevalssaison habe ich dann tatsächlich den ersten "ipad Beauftragten" in freier Wildbahn getroffen :shock:


    Früher hies der mal Manager oder "Herr Kapellmeister", also der zuständige Helfer bei der typischen Halbplayback-Gesangsdarbietung.
    Statt wie früher mir die cds in die Hand zu drücken und dann mit dem Funkrack hinter der Bühne zu verschwinden könnte dieser Arme Kerl mit zwei iPads jonglierend auf dem einen den Mörder-Superschlager gesangssound plus playback aus seinem X32 Rack zaubern und mit dem anderen die Playback Maschine starten die selbiges X32 fütterte.


    Mein Fazit: ich habe nach wie vor keine Angst um meinen Job als "richtiger" Techniker, das Ergebnis war eine mittelprächtige playback Show, genau wie früher, falsch gestartete Playbacks, genau wie früher, und ein evtl. Auf einem Kopfhörer ertraglicher Sound, genau wie früher als er noch mit einem preamp + hallgerät produziert wurde

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Von einer Band, von unbetreuter Clubtour zurück, berichtet:


    "Uns wurden in einem Club unsere zwei 2,4 Giga Instrumentenwireless gecancelt, damit der lokale "Mischer" ( Anmerkung von mir "iPad-Beauftragter", die Selbsteliminationsvariante ) einen sicheren iPad-Betrieb hat ...." :roll:


    Frage von mir an die so agierende Mischfraktion:


    Geht's noch???

  • verrückt - der Selbe sagt dann wahrscheinlich beim nächsten Auftritt, man dürfe (pauschal) keine akustischen Schlagzeuge und Gitarrenverstärker mehr aufbauen, um keine Lautstärke-Überschreitung nach DIN15905-5 zu riskieren...


    "Bewegungsfreiheit gehört zum Konzept des Auftritts, Gitarrenkabel sind nur Redundanz für Fälle höherer Gewalt. Mischsysteme, welche keine kabelgebundene Steuerung zulassen, sind kein Bestandteil "höherer Gewalt" und bezüglich Zuverlässigkeit (Stichwort: Gesundheitsgefährdung (Gehör) anwesender Personen bei Fehlfunktion und/oder Versagen der Zugriffsmöglichkeit - Haftung durch Veranstalter) unbedingt zu vermeiden. "


    Btw. Hatte selber am Wochenende nen Job, bei dem das IPad "Pflicht" war: meistens stand ich jedoch eh Stage left direkt an der QL5 - war eh nur Stimme (wenn auch Gesang mit viiiieeeeeeeel Hall) und ohne UserLayer is dat doch Mist...
    Achja: 5GHz macht es nebenbei etwas entspannter, vllt den Heinis mal mitteilen.

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  • Ich darf einige "iPad-only" Festinstallationen am Leben halten.
    Eben wieder Sängerin mit Pianobegleitung über ein Yamaha MTX3 abgevespert.
    Ja, im ganz kleinen Rahmen (<50 Gäste, 2-3 Inputs) kann man auch mal einen Matrixmischer dazu missbrauchen.
    Mein neuestes Lieblingsspielzeug heißt DD-WRT, eine alternative Firmware für eine ganze Reihe von W-LAN Routern. Dank dezentem Tuning der Sendeleistung läuft "iPad-only" auch wieder stabil.
    In solch einem Rahmen wurde der Tonler ja üblicherweise in die Raumecke verbannt, da ein FOH aus diversen Gründen nicht praktikabel war. Mit dem iPad kann man sich wieder unter die Gäste mischen. Und wenn man dann bequem platzgenommen hat wird man vom Cheffe angeraunzt, warum man den Gästen einen Platz wegnehme. :roll:
    Bei Rockbandbesetzung komme ich (Generation Touchscreen) ja schon mit 19" Pulten mit +/- 16 Fadern ins schwitzen. Touchscreen-Mischlösungen kann ich mir hier nicht vorstellen.


    Beim Begriff "iPad-Beauftragter" schwebte mir zunächst ein weiter spezialisierter Techniker vor. Ähnlich dem Drahtlostechniker darf der iPad-Techniker die Netzwerkerei betreuen und die unzähligen iPads für die Personal-Monitoring Systeme laden, konfigurieren, verteilen und wieder einsammeln. :)

    Pragmatisch. Praktisch. Gut.


  • Sehr schönes Beispiel von Unflexibilität. Auf beiden Seiten allerdings, wie ich finde.


    Ich mache mich sehr ungern vom 2.4GHz-Band abhängig. In dem Band betreibe ich meine drahtlosen Meßmikrofone, maximal 2, nicht "mission critical".


    Vielleicht baut Apple ja mal VHF in die iPads ein ;)