Zitat von "billbo"Warum habe ich den wiederholten Eindruck, über die (persönlichen und/ oder tatsächlichen) Probleme mit 'normalen' Pulten lästert man gepflegt unter gewöhnlichen Tonlern, während man es bei Produkten dieses Herstellers immer gleich mit Jüngern zu tun bekommt, die ein Wespennest verteidigen müssen?
Das ist eine gute Frage. Bei DiGiCo ist das ähnlich. Wahrscheinlich kommt es von der auf den ersten Blick nicht "normalen" Bedienlogik. Und von der Historie der Hersteller aus Analogzeiten.
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Auf alles zu antworten dürfte daher mittlerweile etwas schwierig sein; sorry, wenn ich deshalb das Eine oder Andere nicht berücksichtige.
'Bedienlatenz'/ Umsetzung der Eingabebefehle (das Faderfilmchen): klar, die Messeinrichtung fügt sicherlich noch die eine oder andere Millisekunde hinzu – persönlich finde ich sie in der Praxis tatsächlich so außergewöhnlich hoch, dass es bei mir für den Gedanken "Mist! Falschen EQ angewählt! Oder steht das Ding etwa auf Bypass?" reicht. Die Ursache dafür hat (glaub' ich) Marcoboy erklärt. Mir ist das schlicht und einfach zu lahm.
Es geht immer noch um den GEQ, richtig? Es ist erstaunlich, ich hatte damit nie Probleme.
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Die Taster: das Pult war nicht abgerockt, sondern wie erwähnt nagelneu. Trotzdem ist es mir einige (viele!) Male passiert, dass kein Kontakt zustande kam. Mit Tastern, die zur Auslösung über einen definiert zu überwindenden Druckpunkt verfügen, passiert mir das nie. Es sei denn, ich patsche daneben.
Das ist mir in der Tat nur bei extrem abgerockten iLives passiert. Genauer bei einer versandeten und bei einer, die zu viel Hitze abbekommen hatte, so daß sich die Beschichtung verzogen hatte. Ansonsten drücke ich auf eine Taste und die entsprechende Funktion wird ausgeführt.
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Konfiguration/ Busse/ Stereokanäle/ etc: wenn der Basser beim Soundcheck auf die Bühne kommt und sagt „du, ich hab' heute mal so'n In Ear Dings mitgebracht, ist das ein Problem? Und geht das auch Stereo?“ - dann möchte ich nicht konfigurieren, über Showtemplates nachdenken, herunterfahren, über alternative Startfiles sinnieren, neu booten. Dann möchte ich klick-klick machen und antworten können "jepp, hör mal grad rein, ob bei dir L und R richtig herum ankommen".
Im Standard-Template sind 2 Stereo-Aux-Wege vorhanden, die ich sonst nicht nutze. In-Ear Stereo geht also vom Start weg 2x.
Stereo-Channels sind eine andere Baustelle, ich konfiguriere die klassichen Einspieler-Kanäle als feste Stereo-Kanäle, ansonsten nutze ich die Gang-Funktion.
Im Normalfall muß also nichts umkonfiguriert werden.
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Autotouch: Kanalzug extra umständlich anwählen müssen bei 'Channelstrippulten' nervt! Wozu gibt es Fadertouch? (Vielleicht gibt’s das ja sogar – ich hab's jedenfalls nicht gefunden, und der Experte vor Ort auch nicht). Nervt mich sogar bei Soundcraft, obwohl es da wegen des völlig anderen Bildschirmbedienkonzeptes eher verzeihbar ist.
Einbahnstraße Bildschirm: bei allen gängigen Pulten, sogar solchen ohne Touchscreen (Avid), gelange ich aus dem (Kanal)bildschirm heraus ohne Umweg in sämtliche wichtige Untermenüs. Bsp: ein Griff oder Klick auf die Eingangssektion – und ich bin im Nu bei Patching/ Labeling/ etc. Hier geht das nicht. Es gibt keine Querverbindungen; stattdessen muss ich auswendig wissen, was sich im Einzelnen hinter 10 unscheinbaren schwarzen Tasterchen unter dem Bildschirm verbergen könnte. 10 Einbahnstraßen, die ich zum Verlassen anschließend sogar erst explizit wieder ausschalten muss.
Wie oft musst Du beim Mischen patchen oder beschriften? Ich mach das ein Mal und freue mich, daß die Bedienoberfläche stringent auf das Mischen ausgelegt ist.
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Mixtaste: hab ich irgendwann im Laufe des Abends dann (mal wieder... ) selbst rausgefunden. Das Teil war kanalzugmäßig allerdings derart verquer aufgesetzt (wohl das persönliche Geheimsetup des nicht anwesenden Chefhaustechs), dass mir das beim Kurzsoundcheck trotzdem nicht viel genutzt hätte.
Effekte: jepp, (gerade) auch bei Yamaha suche ich seit Jahren vergebens nach dem ultimativen, seidigen, naturidentischen, fantastisch klingenden und gleichzeitig kaum als Effekt wahrnehmbaren Superhall. Aber ich finde dort auf Anhieb eine ganze Reihe von live vorzüglich funktionierenden Plates, Räumen, Laufzeit- und Pitcheffekten, mit deren Hilfe ich ohne viel Editiererei aus einer Anhäufung von Musiker- Einzelsignalen eine kompakt und schlüssig klingende Einheit zusammenrühren kann. Das fehlt(e) mir hier völlig – nicht mal einen Dual Pitch habe ich irgendwo entdeckt, sondern mir schließlich aus einem Chorusprogramm mit viel Geschraube etwas halbwegs ähnlich funktionierendes zurechtgebastelt.
Einen simplen Dual Pitch vermisse ich allerdings ebenfalls. Mit dem Rest der Effekte komme ich klar.
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Ich bezweifle keineswegs, dass man auch mit diesem Gerät, sofern man es denn sehr gut kennt, andauernd damit zu tun hat, genügend Planungs-, Vorlauf- und Vorbereitungszeit hat, usw. usw. vernünftig arbeiten und akzeptable Ergebnisse erreichen kann. In meiner Arbeitswelt geht es jedoch immer wieder um Adhoc – Aktionen, unvorhergesehene Bühnensetups, spontane Ablaufänderungen, zwingend erforderliche Sofortreaktionen, Showstart ½ Stunde nach Ankunft und 10min. Changeover, und ähnliche Situationen. 'Band abmischen' als eine unter vielen innerlich abzuhakenden Tagesaufgaben. Dabei empfand ich das Teil (bei den, zugegeben, wenigen Berührungen damit) bisher stets als relativ zuverlässiges Arbeitsbehinderungsgerät.
Und genau so stellen sich für mich deshalb auch die Diskussionen darüber dar. Diejenigen, die sich (vielleicht sogar als persönliches Highlight) so ein Teil irgendwann mal gekauft haben und täglich damit arbeiten, verteidigen es mit Hauen und Stechen. Diejenigen, die in täglich wechselnden Situationen mit täglich wechselnde Gerätschaften klarkommen müssen (mit der einzigen Konstante 'Zeitdruck'), mögen es nicht. Und weil das Teil dort auch so gut wie nie vorkommt (ich hab' im Leben vielleicht 5 oder 10 mal Berührung damit gehabt), ist der Versuch einer Annäherung bislang auch ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.
Mit freundlichem Gruß
BillBo
p.s.: hat sich jetzt überschnitten - den Beobachtungen und Anmerkungen von Harryhirsch kann ich ziemlich gut folgen.
Ich würde mal sasgen, die iLive ist kein Festival-Local-Tisch. Da bieten sich andere Pulte und Bedienkonzepte eher an, z.B. AVID, Yamaha, auch eine Vi6 macht sich da ganz gut. Die iLive ist zu offen in der Architektur, das verwirrt am Anfang und auf einem Festival will das keiner. Kein Wunder, daß es so viele Hasser gibt.
Ich habe keine iLive gekauft, muß sie also auch nicht aus Vermiet-Interesse anpreisen, ich stehe nur relativ häufig an diesen Tischen und habe mich darauf gut eingearbeitet.
Insgesamt habe ich aber auch das Gefühl, daß sich Hasser und Liebhaber gegenseitig hochschaukeln. Wenn jemand sagt "Die Kiste geht gar nicht", ist der, der darauf klar kommt, ja zunächst geneigt, zu sagen "Unsinn, die Kiste ist toll". Und umgekehrt.