Mischen mit und für Gehörschutz?

  • IDN: Mischer die mit (schlechten) Ohrstöpseln mischen.


    Long story short:
    Am Freitag war ich in FFM auf dem Nightwish Konzert.
    Der Sound der 1. Vorgruppe (Amorphis) war unterirdisch.
    Die Gitarren haben nur gekrischen und der Hochton war ein undefinierbares Klirrmeer (tolles Wort, nich?).
    Mit Ohrstöpseln drin gings dann, der Sound klang dann auch vermutlich so, wie er gedacht war.


    Später bei der Hauptgruppe, Nightwish, wurde es etwas besser. Ohne Ohrstöpsel wars ebenfalls nicht so dolle, aber mit wars dann doch perfekt. Der Hochton war angenehm, der Gitarrensound war gut.


    An der PA hats mit ziemlicher Sicherheit nicht gelegen.
    Subwoofer genau hab ich nicht gesehen, aber ich Tippe mal auf J-Subs.
    Die LAs waren mit ziemlicher Sicherheit J8 von D&B, breite und Flyframe Form passen zumindest.


    Sowas kann einem echt den Spaß an einem Konzert nehmen...

  • ich habe sowas auch schonmal gesehen/gehört, dass ein mischer mit ohrstöpseln mischte. und das ergebnis war natürlich sehr, sehr laut.
    sein argument: die leute haben doch auch ohstöpsel drin... :shock: :shock:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich kann es sehr gut verstehen, wenn ein Operator angepassten Gehörschutz verwendet.
    Dieser ist jeden Tag dem exponiertem Geräuschpegel ausgeliefert.
    Aber mal für 5 Minuten zu hören, was er dem Publikum antut, gehört zum Job.


    Auch eine Dekompression der Ohren tut manchmal wunder beim Personal...


    Wenn ich das mache, wird gefühlt HF 3db leiser und der Sub-Bass auch.

  • Zitat von "ThoSchu"

    Ich kann es sehr gut verstehen, wenn ein Operator angepassten Gehörschutz verwendet.
    Dieser ist jeden Tag dem exponiertem Geräuschpegel ausgeliefert.
    Aber mal für 5 Minuten zu hören, was er dem Publikum antut, gehört zum Job.


    dazu habe ich eine andere meinung.
    ich habe vor vielen jahren auch mal versucht mit gehörschutz zu mischen. da waren meine ohren noch richtig gut in schuss. (kleine anekdote dazu: als ich damals herrn Wuttke von der firma Schoeps berichtete, dass ich ganz erstaunt war wie viel mehr höhen doch von einer MK4 kapsel im vergleich zu einem KM184 übertragen werden, sagte dieser: "glückwunsch, dann sind sie einer der wenigen livemischer, die das überhaupt noch hören" ;) )
    also: ich habe das mit Elacin im ohr probiert. und ich musste feststellen, dass es mir nicht gelang, mit den stöpseln im ohr eine für den normalen zuhörer sinnvolle lautstärke einzustellen. seither mische ich generell ohne ohrstöpsel. und ich sehe bei meinen konzerten sehr selten zuhörer mit gehörschutz in den ohren, einfach weil es nicht nötig ist.


    im gegensatz dazu habe ich bei unnötig lauten konzerten schon gesehen, dass die mischer stöpsel in den ohren hatten. ich halte das deshalb für eine unsitte.


    Zitat von "ThoSchu"

    Auch eine Dekompression der Ohren tut manchmal wunder beim Personal...


    Wenn ich das mache, wird gefühlt HF 3db leiser und der Sub-Bass auch.


    nase und mund zuhalten und pusten?
    magst du uns diesen trick mal erklären?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Wie schon das eine oder andere Mal hier angemerkt: sofern man sich das erlauben kann - einfach bei laufender Show mal für ein paar Minuten raus an die frische Luft oder auf's stille :D Örtchen. Und anschließend wieder zurück ans Pult. Der Erkenntnisgewinn darüber, was man seinem Publikum bzw. auch sich selbst da eigentlich antut, kann dann mitunter ziemlich beeindruckend sein.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Wäre interressant, ob man einen Mischer, der mit Gehörschutz mischt, wegen vorsätzlicher Körperverletzung belangen kann.


    Ich bezahle doch kein Geld für eine Veranstaltung, bei der ich mir die Ohren zustopfen muß, damit mein Gehör nicht beschädigt wird. Außerdem kann man bei zu großen Lautstärken eh nicht mehr differenziert hören.


    Da gehe ich lieber lecker essen für das Geld.

  • Zitat

    Ich bezahle doch kein Geld für eine Veranstaltung, bei der ich mir die Ohren zustopfen muß, damit mein Gehör nicht beschädigt wird.

    Du vielleicht nicht. Aber in Zeiten von 99dBA/LEQ gibt es zumindest bei Konzerten der härteren Gangart mittlerweile regelmäßig Leute, die "lauter! Lauter!" brüllen oder sich am FOH beschweren "Alter, was soll das - da hätt' ich mir ja auch gleich die CD kaufen können". Der tiefere Sinn sei dahingestellt - man kann's nun mal nicht jedem recht machen.
    Und zumindest als örtlicher Monitorer benutze ich regelmäßig Gehörschutz. Oder einen schicken gekapselten Kopfhörer, das kommt irgendwie konstruktiver rüber. Hängt zumeist sehr davon ab, wie heftig der Drummer auf Snare und Becken eindrischt; der Rest ergibt sich dann normalerweise leider von selbst.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ich habe die letzten Jahre Konzerte auf Konzerte immer sehr minimal dämmende Ohrstöpsel mitgenommen, da ja bekannterweise viele Mischer die Höhen nicht unter Kontrolle kriegen, und ich die noch Höre, was ja auch gut ist, wenn man z.B. ne CD hören will.
    Jedenfalls habe ich mir vor kurzem so richtig deftige Ohrstöpsel angeschafft die im unteren Bereich ca. 30dB dämmen und bei den Höhen nochmals einiges mehr, und ich muss sagen, dass ist echt gut. Der Sound ist erstaunlich und man stellt sich einfach neben die PA und hat ein schönes Wummern im Bauch und man hört tatsächlich alles. Natürlich könnte der Mischer auch leiser stellen, aber ich muss sagen, dass ich auf nem Festival auch 99dBA/LEQ auf Dauer echt zu laut finde.

  • Die Vermutung mit der Jahrhunderthalle war richtig ja.
    Aber der Raum war mit Sicherheit nicht der Grund, für die Erzeugnisse im Mid/High Bereich.


    In der Zeit, in der ich ohne Stöpsel gehört hab, hab ich folgendes festgestellt:
    1. Es war brachial laut. Selbst weiter hinten kann ich mir nicht vorstellen, dass das 99db(A) im Mittel waren, fühlte sich definitiv lauter an, kann mich aber auch verschätzt haben...
    2. Der Hochton war verklirrt. Zwar war er auch zu laut, was das Klirren verstärkt haben dürfte (oder erst dazu geführt hat), aber da sind definitiv Treiber am Limit gelaufen, denn das war an der Kotzgrenze der Hochtontreiber
    2. Der Mittelton war vergleichbar mit einer Säge. LowMids waren praktisch nicht vorhanden, dafür bei den (High)Mids so ne richtige Säge
    3. Der Bass wummerte. Anders kann man es nicht beschreiben. Es wurde zum Ende hin besser, dann war es fast gut. Ich zugeben: Ich mag Bass. Manchmal etwas zu viel, aber Geschmäcker sind nun mal verschieden.


    Klar ist es verständlich, dass man als Person, die ihr Geld damit verdient, die Ohren möglichst lange schützen möchte. Vor allem so, dass man mit 60 kein Hörgerät braucht :D
    Aber man sollte einen Kompromiss finden.
    Zum einen wäre eine Investition in hochwertige Filter sinnvoll, dann sind die Folgen nicht ganz so verheerend. Zum anderen, wie oben gesagt, sollte man immer zwischendrin mal hören, was man denn dem gemeinen Fußvolk denn da an akustischem Ausfluss zumutet.

  • Zitat

    da ja bekannterweise viele Mischer die Höhen nicht unter Kontrolle kriegen,

    So, so :roll:
    Ich verrate dir mal was: in sehr, sehr vielen Venues hängt die Beschallung (aus unterschiedlichen Gründen) schlicht zu niedrig. Der selbe Mix, der für den Dünnen Langen im Publikum dort grell und spitz klingt, bedeutet für das kleine Mädel zwei Reihen hinter ihm 'ich hab' nur dumpfes Dröhnen gehört'. Als Mischer kannst du daran praktisch kaum etwas ändern - außer deinen Mix so zu gestalten, dass die höchsten Obertöne darin möglichst unbedeutend sind. Dazu bedarf es hochauflösender Lautsprecher vor allem im Mittenbereich. Eine Spezies, die im Kilowatt- und Kilohertzwahn- Zeitalter praktisch ausgestorben ist.


    Zitat

    Selbst weiter hinten kann ich mir nicht vorstellen, dass das 99db(A) im Mittel waren,

    Schalldruck und Lautheitsempfinden sind zwei höchst unterschiedliche Dinge. Gerade in Hallen wie der hier erwähnten kann man das immer wieder sehr anschaulich erleben.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "wora"

    ich habe sowas auch schonmal gesehen/gehört, dass ein mischer mit ohrstöpseln mischte. und das ergebnis war natürlich sehr, sehr laut.


    Das kann ich nur so bestätigen.
    Ich war auf dem Sommerfest einer Universität und die Apokalyptischen Reiter haben dort gespielt.
    Mir war es einfach viel zu laut und ich habe aus dem Auto meine Stöpsel geholt und siehe da: Gefühlt einwandfreier Mix, es hat einfach alles gepasst und das war mit Abstand eins der besten Konzerte, die ich erlebt habe.
    Aber wehe man hat die Stöpsel rausgenommen, einfach nur grauselig.

  • Ich stecke mir schon öfters bei Bands nach den ersten 20 Minuten Stöpsel rein. Da ist ja das wichtigste gelaufen. Hab Angepasste Stöpsel mit 10db Filter, manchmal auch nur 6dB, das funktioniert für mich sehr gut und ich hab auch wenig Beschwerden wegen Lärm. (Eigentlich nur wegen dem üblichem...).


    Ich hab aber auch 20dB- und 30dB-Filter, auf denen könnte ich nicht mischen. Da passt das Körpergefühl nicht mehr zur Hörlautstärke. Geht euch das auch so?

  • IDN: threads am Thema vorbei.


    Mag mal jemand das ganze ausgliedern, und in separatem Faden weiterführen?
    So bringt es effektiv niemandem was und wird auch später nicht mehr gefunden.


    Merci an die Moderatoren!

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  • So, bitteschön, ich habe das mal aus IDN geholt!


    Ich sag auch mal knapp meinen Senf dazu:


    Ich trage Gehörschutz um eine Dauerexposition für Lärm zu vermeiden. Praktisch heißt das, dass ich auf Festivals, solange ich nicht mische, vor allem für Um/Abbauarbeiten unter "Laut-Bedingungen" selbst Gehörschutz trage und den für meine eigene Misch/Abstimmarbeit wieder raus nehme. Das hat für das eigene Mischergebnis den angenehmen, von Billbo beschriebenen "ich komm grad vom Klo" Effekt.
    Wenn ich freiwillig als Besucher (was selten vor kommt) auf einer zu lauten Veranstaltung bin, gehe ich!


    alle anderen Applikationsarten halte ich für nonsense!

  • Zitat von "billbo"

    Du vielleicht nicht. Aber in Zeiten von 99dBA/LEQ gibt es zumindest bei Konzerten der härteren Gangart mittlerweile regelmäßig Leute, die "lauter! Lauter!" brüllen oder sich am FOH beschweren "Alter, was soll das - da hätt' ich mir ja auch gleich die CD kaufen können". Der tiefere Sinn sei dahingestellt - man kann's nun mal nicht jedem recht machen.
    Und zumindest als örtlicher Monitorer benutze ich regelmäßig Gehörschutz. Oder einen schicken gekapselten Kopfhörer, das kommt irgendwie konstruktiver rüber. Hängt zumeist sehr davon ab, wie heftig der Drummer auf Snare und Becken eindrischt; der Rest ergibt sich dann normalerweise leider von selbst.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    Auch erprobt am Monitorplatz: 15dB Elacin PLUS gekapselter Kopfhörer. Konstruktiv und noch wirksamer als der Kopfhörer alleine.


    Dazu zum Thema, das ist nicht nur ein Frequenzgang-Problem. Was bei erhöhten Schalldruckpegeln auch zum Tragen kommt ist das Clipping des Gehörs selbst. Mit Gehörschutz ist man oft aus dem Clipping-Bereich wieder raus und kann so genau das hören, was gemeint ist (ob einem das dann unbedingt gefällt, ist noch eine andere Frage), zusätzlich hat man noch das Körpergefühl.

  • Zitat von "simonstpauli"


    Dazu zum Thema, das ist nicht nur ein Frequenzgang-Problem. Was bei erhöhten Schalldruckpegeln auch zum Tragen kommt ist das Clipping des Gehörs selbst. Mit Gehörschutz ist man oft aus dem Clipping-Bereich wieder raus und kann so genau das hören, was gemeint ist (ob einem das dann unbedingt gefällt, ist noch eine andere Frage), zusätzlich hat man noch das Körpergefühl.


    Oh ja, die Erfahrung konnte ich letztes Wochenende auch wieder machen. Kleinveranstaltung, 4 Bands am Stück. Headliner war ne Ska-Punk-Kapelle. Gekachelter Saal für vielleicht 300 Leute stehend, niedrige Decke. Ich hab die Jungs erst mal ohne PA und Monitoring loslegen lassen, um zu sehen, was da so ankommt. Fazit: Eigentlich brauchts hier keine PA, sondern eher viel Molton und ne Gesangsanlage.
    Die Vorbands teilweise noch lauter - einer der Gitarristen mag mich jetzt glaub ich nicht mehr, da wir uns über die Lautstärke der Gitarrenanlage nicht wirklich einig geworden sind.
    Beim Konzert hab ich dann auch nur noch teilweise die Ohren offen gehabt - da hab ich keine Texte mehr verstanden. Kurz mit den Fingern zugehalten - 1A-Textverständlichkeit und offenbar gute Abstimmung. Die meiste Zeit hatte ich dann meinen HD25 auf, passend zur Bühne verzögert und mit leicht aufgedrehter FOH-Summe drauf.


    Keine Ahnung, was Bands immer so umtreibt, dass es unbedingt immer Lautstärke auf '11' sein muss, teilweise wider besseren Rat. Aber offenbar fandens alle Anwesenden geil - nach dem Gig gabs für den Sound nur lobende Worte, auch von den Bands. (Gut, bis auf den einen Gitarristen - der hat nicht mehr mit mir geredet...) Vielleicht bin ich mit Mitte 30 einfach zu alt für sowas... ;)


    Jedenfalls werd ich mir definitiv künftig zu jeder Mischgelegenheit Gehörschutz mitnehmen. Mal kurz nachhören, was da tatsächlich abgeht, kann man ja machen. Aber die Ohren muss ich mir ja nicht unbedingt kaputtmachen, nur weil mal wieder ein Rudel Radaubrüder auf der Bühne steht.


    Ansonsten seh ichs aber normalerweise so, dass das Gesamtergebnis (und auch die Gesamtlautstärke) nach Möglichkeit so sein sollte, dass man das Ganze ohne Hilfsmittel wie Gehörschutz genießen kann, ohne dabei gesundheitliche Probleme zu riskieren. Das ist normalerweise auch das Ziel, das ich immer anzustreben versuche. Klappt halt leider nicht immer...

  • Zitat von "robert müller"

    Aber die Ohren muss ich mir ja nicht unbedingt kaputtmachen, nur weil mal wieder ein Rudel Radaubrüder auf der Bühne steht.


    Sehe ich auch so.
    Wir sind Tontechniker, wir brauchen unsere Ohren noch ein wenig.
    Ich darf ab und zu in einem (für eure Verhältnisse wahrscheinlich sehr) kleinen Jugendhaus linker Coleur aushelfen. Die Lautstärke dort gibt der Schlagzeuger an. Bei Punk und Hardcore brauch ich mich auch nicht mehr um die Gitarren kümmern. Die PA wird zur Gesangsanlage.
    Da schraube ich in den ersten Songs den Sound soweit zurecht und dann kommen Stöpsel rein. Feinfühliges Mitmischen gibt's dort nicht.
    Und ich wurde vom Stammpersonal dort als deren leisester Mischer eingeschätzt. :shock:
    Also mit dem Alter hat's wohl nichts zu tun. Ich kann Roberts Mitte 30 nochmal deutlich unterbieten. :wink:


    Bei anderen Veranstaltungen mit nicht ganz so schmerzfreiem Publikum mische ich ohne Gehörschutz.
    Wenn's mir selber zu laut ist, wird's den Gästen wohl auch zu laut sein. Wäre ja kontraproduktiv sich dann selber zu verstöpseln.


    Einige haben hier Gehörschutztipps für Monitorplätze gegeben.
    Mischt eigentlich auch jemand Monitor mit angepasstem InEar?

    Pragmatisch. Praktisch. Gut.

  • Zitat von "theHELL"

    ...Einige haben hier Gehörschutztipps für Monitorplätze gegeben.
    Mischt eigentlich auch jemand Monitor mit angepasstem InEar?


    Die meisten In-Ear-Mischer. Spätestens wenn man die erste ernstzunehmende Band mit In Ears betreut, lässt man sich das gleiche oder ein sehr ähnliches System anfertigen, damit man das Gleiche hört, was die Künstler auch hören.


    Ich hab mein angepastest InEar auch schon als Gehörschutz am Monitorplatz benutzt.