Beyerdynamic RM30 - Tischmikrofon

  • Tschau zusammen,


    hat schon jemand das Beyerdynamic RM30 gestestet? Ich muss wieder ein paar Tischmikrofone kaufen. Machen die Sinn im Vergleich zur klassischen ME34-Variante?
    Ich habe hier von einem kleinen Hype gehört. Kann das jemand bestätigen?


    Grüssle

  • Ich benutze es am Rednerpult, es funktioniert definitiv besser als das horizontale Modell von Beyer, das dort überhaupt nicht zu gebrauchen ist. Wenn man genügend Headroom hat, kann man es einsetzen, bleibt aber Kritisch. Durch die interne Elektronik fängt es nicht langsam zu koppeln an, sondern ab einer bestimmten Schwelle multibel und da kann man auch keine Frequenzen mehr ziehen, da hilft nur leiser machen.
    Generell hat man durch den größeren Abstand zum Sprecher als bei einem Schwanenhals, mehr Raum mit drauf und es klingt dünner.
    Phänomenal ist jedoch die Bewegungsfreiheit die der Sprecher hat, der Pegel bleibt ziemlich konstant auch beim wegdrehen oder wirklich großem Abstand.


    Mein Fazit:
    Wo es funktioniert, ist es besser bei Leuten mit schlechter Mikrofondisziplin, aber es funktioniert halt nicht immer.


    Gruß Jürgen

  • dieses neuere vertikale arraymikrofon kenne ich nicht, wohl aber die horizontale "Revoluto" version. und da muss ich hans jürgen moser zustimmen, ich habe die selben erfahrungen gemacht: ein normales schwanenhalsmikro bekommt man am rednerpult definitiv lauter. vor allem, wenn die saalakustik mal wieder problematisch ist.
    aber das ist alles kein wunder, denn an dieser stelle kommt die geheimnisvolle eigenschaft "pegelabfall bei entfernungsvergrösserung" zum tragen.
    will heissen: bringe eine(!) mikrofonkapsel näher an den sprecher(schallquelle), dann bekommst du:
    1. weniger raumanteile im signal
    2. mehr verwertbaren pegel
    3. keine interferenzerscheinungen, die den gesamtpegel möglicherweise verringern oder sich klanglich negativ auswirken können.


    letzteres wird sicher durch die erwähnte aktive elektronik ausgeglichen. die ersten beiden punkte haben aber sehr viel mehr einfach mit dem besprechnungsabstand zu tun. da kann auch beyerdynamic nicht zaubern.
    so sind jedenfalls meine erfahrungen mit dem Revoluto. es gibt offenbar wirklich nur ein solches mikrofonarray, das richtig gut funktioniert. das kostet aber viele tausend euro und bedarf auch besonderer aufmerksamkeit: man muss es auf jeden sprecher genau einstellen, sonst funktioniert auch das nicht so gut ;)


    zum argument "mehr bewegungsfreiheit für den sprecher":
    wenn man ein normales schwanenhalsmikrofon weiter vom sprecher entfernt, dann bekommt man ebenfalls einen grösseren bereich, in dem das mikro ohne grössere pegelsprünge funktioniert. allerdings geht das dann ebenfalls auf kosten der rückkopplungsfreiheit und man bekommt dadurch natürlich auch mehr raumanteile ins signal. also ganz genau wie beim Revoluto. man denke dabei nochmal an "pegelabfall bei entfernungsvergrösserung" ;)


    und damit jetzt keiner sagen kann der wora will ja nur seine AT mikros bewerben: teste doch einfach mal ein schwanenhalsmikro von beyerdynamic im direkten vergleich zu so einem revoluto-system.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Nicht ganz wora, bei größerem Abstand zum Sprecher funktioniert es definitiv besser als ein Schwanenhals, SM57, Neumann KM, oder was ich sonst so mal getestet habe.
    Der Unterschied ist die Aufnahmecharakteristik, ist halt keine Kugel, Niere, Superniere sondern ein Korridor.
    Ansonsten bin ich 100% d'accord
    Grüße Jürgen

  • Zitat von "wora"

    es gibt offenbar wirklich nur ein solches mikrofonarray, das richtig gut funktioniert. das kostet aber viele tausend euro und bedarf auch besonderer aufmerksamkeit: man muss es auf jeden sprecher genau einstellen, sonst funktioniert auch das nicht so gut ;)


    Meinst Du damit zufällig das TOA AM-1?
    Hast Du damit schon mal gearbeitet? Mich würde das fürs Rednerpult brennend interessieren, kenne aber leider niemand der bisher damit gearbeitet hat.


    Grüße
    Insomnia

  • oh, nein, mit dem TOA mikrofon hab ich noch nicht gearbeitet (ich meinte da eher eines aus deutscher produktion)
    die sache mit der fernsteuerung der richtcharakteristik des TOA hört sich aber wirklich interessant an.
    ob dieses mikrofonsystem dann auch in schwieriger akustischer umgebung so gut wie ein normales schwanenhalsmikro funktioniert, müsste man mal testen. ich habe da so meine zweifel, die allerdings durch das genannte Revoluto vorgeprägt sind.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich habe es auch mal 4 Wochen lang getestet. Ich mochte den Sound; gerade die unabhängigkeit von der Sprecherposition ist dabei phänomenal.
    Wir sind dann aber doch beim ME36 geblieben. Es waren auf jeder Baustelle mindestens 10dB mehr Luft bevor es anfing zu pfeiffen. Bei den ME36 wissen wir einfach was wir haben und dort wo die manchmal Probleme machen (Rednerpult quasi direkt vor einer Zeltwand find ich zum Beispiel immer unbefriedigend), haben die RM30 auch keine Verbesserung gebracht.


    Nochmal ergänzend zu wora:
    Hatte einmal 4 Stunden Zeit zwischen Ende des Aufbaus und Beginn des Einlasses und hab so ziehmlich jede halbwegs sinnvolle Position im A/B-Vergleich ME36 vs. RM30 ausprobiert. Auch wenn ich beim ME36 den kurzen Schwanenhals angeschraubt hatte und es quasi die identische Position wie das RM30 hatte ging es deutlich lauter, bevor ich Stress mit Rückkopplungen bekam. (Location war eine Zelthalle für 300 Leute, Main PA Seeburg GL 16, quasi auf gleicher Höhe mit dem Rednerpult je ca 5m davon entfernt).


    Nach der Erfahrung haben wir sie dann zurückgeschickt.
    Ich glaub der Chef wollte eins für Recordingzwecke/Podcast behalten.

    freier Tontechniker & Eventplaner, auch Tätig im Vertrieb - hier aber rein privat unterwegs

  • Zitat von "Daniel M."

    ...


    Nochmal ergänzend zu wora:
    Hatte einmal 4 Stunden Zeit zwischen Ende des Aufbaus und Beginn des Einlasses und hab so ziehmlich jede halbwegs sinnvolle Position im A/B-Vergleich ME36 vs. RM30 ausprobiert. Auch wenn ich beim ME36 den kurzen Schwanenhals angeschraubt hatte und es quasi die identische Position wie das RM30 hatte ging es deutlich lauter, bevor ich Stress mit Rückkopplungen bekam. (Location war eine Zelthalle für 300 Leute, Main PA Seeburg GL 16, quasi auf gleicher Höhe mit dem Rednerpult je ca 5m davon entfernt). ...


    danke für den beitrag.
    das hätte ich nun aber auch nicht erwartet, ich hätte eher gedacht dass die beiden unter diesen umständen (gleiche entfernung zum redner) eher gleichwertig sein müssten, hier vielleicht sogar mit leichten vorteilen für das mikrofonarray. scheinbar ist das aber nicht so, weshalb ich also schwanenhalsmikrofone weiterhin eindeutig empfehlen werde.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Jetzt wird aber etwas Äpfel mit Birnen verglichen, dass eine Hyperniere auch auf Entfernung lauter ist dürfte klar sein, sobald man sich aber aus der Keule rausbewegt ist's vorbei.
    Der Zweck bestimmt das Mikro, bin ich auf jedes dB angewiesen ganz klar Schwanenhals, habe ich aber Luft, ist das RM30 ein schöner Helfer, dezent und auch für Hampelmänner am Pult geeignet.


    Ein kleines konstruktives Manko des RM30 ist, dass es nicht weit genug nach hinten geneigt werden kann, was bei den meisten Rednerpulten,
    die ja geneigt sind, nur durch unterlegen mit Zumbel oder ähnlichem gelöst werden kann.
    Ansonsten zielt man nämlich bei größeren Läuten auf die Brust und sehr viel Transparenz geht verloren.


    Grüße Jürgen

  • Zitat von "hans jürgen moser"

    Jetzt wird aber etwas Äpfel mit Birnen verglichen, dass eine Hyperniere auch auf Entfernung lauter ist dürfte klar sein, sobald man sich aber aus der Keule rausbewegt ist's vorbei...


    nun ja, wenn man sich aus dem aufnahmebereich eines mikrofonarrays bewegt, ist es ja auch vorbei. in sofern sind das dann schon alles äpfel. :D


    ich meine unsere erfahrungen sind doch eindeutig:
    wenn man auf nummer sicher gehen will (oder muss), dann nimmt man gute schwanenhalsmikrofone. oder zumindest packt man sich eben noch ein gutes schwanenhalsmikro ein, quasi als "notnagel".


    es gibt übrigens doch einen vorteil eines Revoluto- gegenüber einem schwanenhals-mikro: der sprecher kann es nicht so einfach wegbiegen. :cry: :cry:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hallo Jürgen,


    wäre super wenn Du dann von Deinem Eindruck berichten könntest. Ich wollte es auch schon mal testen, hat dann aber leider aus terminlichen Gründen nicht geklappt.


    Gruß
    Insomnia

  • Nur kurzes Feedback, der Wille war da aber TOA hat's anscheinend nicht nötig.


    Zwei Mails ohne Antwort, dann hab ich angerufen, ein bemühter Innendienstler hat mich mit dem Hinweis auf nur 3 Testexemplare für ganz Europa an den Aussendienstler verwiesen.
    Nach dem dritten Anruf bei diesem (durchklingeln ohne AB oder Mailbox) ohne einen Rückruf seinerseits, ist für mich dieses Thema durch.


    Grüße Jürgen

  • Kurz von mir: ja, das RM30 ist - wie auch die horizontalen Arraymikrofone der Revolutofamilie - nicht immer DIE Lösung. Besonders in akustisch schwierigen Umgebungen.
    Wo die Raumakustik aber passt, hat die grosse Bewegungsfreiheit vor dem Mikro deutliche Vorteile gerade bei ungeübten oder sehr agilen rednern.


    Eine Anwendung war z.B. auch die Mikros zwischen Bildschirmen an der Wand zu plazieren, um bei videokonferenzen die Personen welche sich vor den nebeneinander aufgehängten Screens lückenlos abzunehmen - ohne Raumbeschallung wunderbar.


    Wir haben auf youtube einige Videos eingestellt, wo man gut verschiedene Applikationen sehen und hören kann..


    https://www.youtube.com/user/wwwBEYERDYNAMICde/videos


    Viel Spass beim gucken

  • Hallo knopfy,


    hab mir das Video am Rednerpult mal angesehen, wirklich gut und ehrlich gemacht.
    Man erkennt, dass das RM30 leiser ist und dünner klingt, aber auch den großen Aufnahmebereich.


    Grüße
    Jürgen

  • ich habe mir das vergleichsvideo auch angesehen.
    dabei ist mir aufgefallen, dass der redner bei der vorführung mit dem schwanenhalsmikrofon beim wegdrehen des kopfes sich sehr deutlich vom mikrofon wegbewegt. bei der selben kopfdrehung vor dem Revoluto dreht er dagegen nur den kopf, bewegt sich aber nicht seitlich weg.
    ich glaube der unterschied wäre nicht so drastisch, wenn er den kopf beim schwanenhalsmikro ebenfalls nur gedreht hätte. mit seiner wegbewegung unterstützt er den effekt also ganz offensichtlich.


    ebenfalls bin ich mir sicher, dass der unterschied nicht so stark ausgefallen wäre, wenn das schwanenhalsmikro in einer ähnlichen entfernung wie die anderen mikrofone gestanden hätte. da die kapsel hier aber näher an der schallquelle war, fallen auch die pegelunterschiede beim wegbewegen stärker ins gewicht - stichwort "entfernungsgesetz".
    dagegen ist diese handhabungsmöglichkeit beim schwanenhalsmikro in schwieriger akustischer umgebung natürlich auch ein vorteil: man kommt näher an die schallquelle heran und verbessert damit den GBF.


    trotzdem vielen dank für die mühe, mit ein bisschen erfahrung kann man die wirklichen eigenschaften der mikrofone ja trotzdem ganz gut abschätzen.
    so sehe ich hier tatsächlich vorteile beim quer liegenden mikrofon, wenn der redner aufsteht
    und ich erkenne mögliche vorteile für die senkrechte version, wenn zwei redner gleichzeitig aufgenommen werden sollen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "knopfy"

    Wir haben bewusst keine Audiobearbeitung eingesetzt sondern die Mikrofonesignale roh auf die Kamera gegeben.


    Das ist zwar einerseits löblich, andererseits ignoriert es die Möglichkeiten die einem als Techniker mit einem guten "Standard"-Konferenzmischpult gegeben sind. Die "Übersteuerungs"gefahr (Pegelanhebung und Nahbesprechungseffekt) und teilweise der Pegelabfall bei Entfernung ist z.B. durch ein Pegeln mit ausreichend Headroom, einem guten programmabhängigen Kompressor (im Stil von LA2A) und einem dynamischen EQ sehr gut in den Griff zu bekommen.


    Negativ beim RM30 fällt hingegen der phasige, indirekte Klang auf (allerdings klingt es da schon besser als bei den Toblerone-Revolutos), welcher praktisch nicht korrigierbar ist. Die Höhen, welche beim drehen des Kopfes verschwinden, sind hier teilweise sowieso nicht mehr wahrzunehmen.


    Interessant wird das Konzept im Zusammenspiel mit verschiedenen Beschallungskonzepten: Wenn L/R auf der Höhe des Mikrofones Tonsäulen montiert sind, dürfte es kaum einen Vorteil für den Gbf bringen, wenn die Beschallung von der Decke herunterspielt, schon eher - wenngleich der Plot im direkten Vergleich nicht so eine starke vertikale Bündelung aufweist wie das KEM970. (http://www.beyerdynamic.de/sho…assis-RM30-RM31_DE_A3.pdf , Seite 3 vs http://www.microtechgefell.de/…ts/KEM%20970%20deu_In.pdf Seite 9)

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder