Als Gasttechniker im Club

  • So, nochmals ein Dankeschön in die Runde. Inzwischen habe ich wieder viel dazu gelernt. Es ist nicht nur eine Ansichtssache, was ein "guter Rider" ist, sondern auch, was ein "Club" ist, bzw. was ein "Konzert" ist :lol:


    Inzwischen war ich tatsächlich schon mit überraschten Gesichtern konfrontiert, als es darum ging, dass die Musiker Monitore und Mikrofone brauchen könnten... Und eben die Schwierigkeit, wenn der Organisator (in diesem Falle von einem grösseren Festival) und die Betreiber der Lokalität nicht vom selben sprechen. Aber auch mit Bands, die seit dem Booking ihre Besetzung komplett geändert haben, hatte ich inzwischen zu tun. Sachen gibts. :D



    Herzlichen Dank ausserdem an Secluded für die Hilfe mit dem Rider! Ich habe jetzt immerhin einen Rider, auf dem man aufbauen kann und die Erfahrung wird mir zeigen, was ich daran noch ändern muss oder verbessern kann.

    Der Ton macht die Musik.

  • Nachdem ich nun die zweite Saison als Bandtechniker unterwegs bin, hau ich meinen Senf mit Raus.


    1. Scheiss auf den Rider der Band! Das sind Musiker, keine Techniker.
    Sorge dafür, dass für den Lokal-Tech alles wirklich dringende auf maximal 2 Seiten passt. (Stageplot, Patchplan, eigenes Material)
    Die werden von Dir geschrieben, und der Band nur als PDF übergeben!


    2. Reise mit eigenem Equipment!
    Du stehst auf ein TG201 auf der Snare, anstatt einem SM57 - Nimm es hergott nochmal mit!
    Du findest ein SM86 für das Leadvocal besser? In jedem Club/Venue wirst Du nur abgerockte SM58 finden.
    Nimm deine eigenen DI's mit! Jeder hat eine eigene Philosophie, ob aktiv, passiv, oder kaputt!
    Dazu gehört auch eine handvoll hochwertiger Kabel (Notfalls handgelötet), von dem Du zu 100% weisst, dass er sauber spielt!


    3. Reise am besten mit eigenem Kfz, bzw. eigenem Technik-Lager im Sprinter/Nightliner
    Deine Mukker brauchen erstmal Catering, Bauchpinseln und Selfie's, bevor Sie daran denken, Ihr Zeug aus dem Bus zu laden!
    Du entlädst als ersten, lädst als letzter! Immer! keine Disskusionen!


    4. Stelle Dich kurz und höflich dem Veranstalter/Band-Babysitter vor.
    Danach suchst Du dir umgehend die wichtigen Personen des Abends - den Haustechniker!



    Jetzt wird es Trickreich!


    5. Frage, wo es guten Kaffee, frisches Bier und/oder ein Raucher-Eckchen gibt!
    Dorthin entführst Du deinen Lokal-Tech für 10 Minuten!


    Bring deinen Rider mit, frage nach, wie es im Haus aussieht, was die besonderheiten sind, erinnere höflich daran, dass Du ja eigenes Material dabeihast, das du gerne nutzen würdest. (Mic's, DI's)
    Jetzt wird liebevoll der Rider verziert. Wo steht wessen Material, wer kümmert sich um was?


    Dann bedankst Duz dich für die Gastfreundschaft, die Zusammenarbeit und für die Hilfsbereitschaft!


    Ab jetzt hast Du quasi freie Hand, solange dein Ton freundlich bleibt!







    Die Feinheiten:


    IEM's: Dazu gehört grundsätzlich ein eigener Mixer - Mir egal, was im Haus steht -
    Meine DI's, meine Mic's, also bleiben meine Pegel gleich - also passt der Soundcheck aus dem Proberaum nahezu perfekt.


    Du musst alle deine essentiellen Signale selbst splitten können - Also schraub' Dir 2 passive Splitter in den Rackdeckel, und hab einen Loom zum patchen dabei.
    Gibt es einen Haussplit, bedient den AUF JEDEN FALL der Haustechniker - Ich kenne keinen Haus-Splitter, der einwandfrei funktioniert - der Lokal-tech weiss aber genau Bescheid!


    Apropro InEar.......
    Sorge dafür, den Mix so minimalistisch wie möglich zu halten:
    Kick in, Snare, Drumpad, Acou1, Acou2, eGit, Bass direktout, elektro-Klinken alles Mono - alle Mixes Mono.
    Meine Band spielt im Fullset mit über 40 Kanälen - Monitoring aber 14/6


    Erziehe deine Mukker, dass auf alle elektro-Klinken (Drumpad, Keyboard, Synthie, Interface) doppel-Mono anliegt.
    a) bekommst Du kein Kanal-Problem auf kleinen Hauspulten
    b) sparst Du dir einen Splitter, wenn Du einen 'DI-Split' machst (Link-out nutzen, und eigene RackDI über dem Monitor-Mixer)



    Sei keine Pult-Diva:
    Hat das Hauspult genügend Kanäle, um deine Show zu fahren und funktioniert auch zuverlässig, nutze es.
    Kennst Du den Tisch nicht, lade den Haustech zu einer gemeinsamen Session ein!
    Er zeigt Dir sein Pult, du lernst die kleinen Feinheiten auf den Tischen, Du lernst fremde Arbeitsweisen kennen.


    Lerne deine Band 'theoretisch' zu mixen.
    Während deine Rasselband(e) sich auf der Bühne breit machst, schraube an den ersten EQ's - Du weisst, wie deine Kick in, deine Snare, dein Leadvocal meistens aussieht, auf dem Pult - Also kannst Du es im groben vorbereiten.....


    Beschrifte alles!
    Auf der DI-Box muss neonfarben-krachig stehen, dass hier NUR und wirklich NUR und AUSSCHLIESSLICH der Synthie reinkommt! Für Mukker sieht unser Equipment immer gleich aus - so wie für uns jedes Drumset irgendwie ähnlich aussieht!


    Deine Mukker haben am Split, an der Stagebox und sonstwo Nix verloren!
    Klinkenkabel zu DI und XLR female sind okay. Aber am Split und der Stagebox stecken nur zwei Leute! Du und der Haustech!



    Sorge dafür, dass deine Musiker nicht wie betrunkene Piraten die Bühne entern!
    Du und der Haustech bauen in Ruhe auf, die Band darf Ihr Equipment an der Bühnekanten ablegen
    Mach deinen Jungs klar, das ist eine Bühne, nicht ihr Probenraum:
    Hier haben die Techniker Oberhand, und die Mukker sind die Gäste! Also kein Verhau, keine Getränke, kein Bandstreit - Dafür haben Die einen Backstage!


    Erziehe deine Jungs - Beim Soundcheck gibst DU den Ton an!
    Du sagt jedem laut und eutlich, dass er sich in exakt 14,5 Minuten vollkommen Spielbereit auf der Bühne befindet.
    Koffer aufgeräumt, Gitarren-Amp warmgespielt, Synthie's gecheckt, etc.
    DU und NUR DU sagen, wie der Soundcheck läuft, und wer wann spielt!
    Mir egal, wie toll sich der Leadsänger und der Keyboarder fühlen!
    Notfalls hart aber herzlich die Situation klären! - Wer querdudelt wird gemutet.




    Habe deine Visitenkarten dabei!
    Mit dieser Arbeitsweise wirst Du schnell viele Freunde finden!


  • Hm...naja.


    Hier dann mal mein Senf dazu:


    1: Geh zum Job, mach ihn gut und geh wieder nach Hause.


    2: Steh der Band nicht im Weg.

  • bis hier hin alles richtig und teilweise lustig bis sarkastisch,
    nur der Stuhl, der war kein Tisch.


    ERGÄNZUNG:
    schreib auf deinen Rider den Stand Datum, damit jeder weiß, wie aktuell der ist.
    schreib auch deine Kontaktdaten drauf, damit dich der lokal Tec kontaktieren kann.
    schreib ebenfalls: Bitte leiten Sie dieses Dokument weiter an die Person, die an dem Tag der Veranstaltung in Ihrem Haus für die Tontechnik verantwortlich ist. Wir wünschen allen ein schönes Konzert. vielen Dank.


    No Gos in Ridern und zu unterlassen sind:
    - absolute No Go is .....
    - Wir können nur spielen, wenn eine PA der Marke XY im Club steht
    - ich kann nur auf dem Mischer Modell ABC arbeiten
    - fantastische Wünsche die den Künstlern vorbehalten sind


    Realität ist, daß du mit den Gegebenheiten vor Ort, dem Material und Personal zurechtkommen mußt. Oder dein eigenes mitbringen darfst.
    Ein Abenteuer war es früher, ist es immernoch, und wird es wohl noch ewig bleiben.
    Und nimm dir ein Handtuch mit zum Gig ;)

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    there's nothing important like headroom - exempt from more headroom
    Sound is no matter of taste - but an issue of education and recognition