seltsame Klang-Abstimmungen von Monitoren neuester Bauart

  • seltsam, seltsam...


    heute hatte ich einen gig in stuttgart, bei dem ich mit den neuen Meyersound MJF 210 in berührung gekommen bin.
    diese boxen sind ja selfpowered, das heisst man sollte den wedge einfach aufbauen, anschliessen - und los gehts.
    ja, denkste.
    ich habe sie auf der bühne gemessen und war ehrlich gesagt ein bisschen erstaunt. die abstimmung dieser lautsprecher war ausgesprochen tiefenlastig, noch dazu mit einem einbruch im oberen mittenbereich.


    erst nach kräftigen EQ eingriffen konnte ich den Monitoren eine gute performance abverlangen. dann gingen sie aber wirklich gut.


    und neulich habe ich ja schon unsere Nexo PS15-R2 gemessen und bin auf eine ähnliche, kräftige anhebung im bass und den unteren mitten gestoßen.



    da ich diese herstellerabstimmungen nicht verstehe habe ich fragen:
    wer kann denn mit so einer klangabstimmung im monitor auf anhieb arbeiten?
    was mache ich falsch?
    übersehe ich irgendwas?
    gehen die hersteller davon aus, das die techniker sowieso einen EQ vorschalten und die überbetonten bereiche wegdrehen? aber warum braucht man dann systemamps bzw. selfpowered speaker.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()

  • Ich kenne die beiden Kandidaten nicht selbst, aber im Fälle von Multifunktionskisten spielt die Bodenkopplung- und Reflektion eine wichtige Rolle. Das kann die beschriebenen Effekte verursachen.


    Daher bevorzuge ich Monitorboxen, die speziell dafür ausgelegt sind und eben nur Monitor machen.


    Ich hab das mal grob gemessen - eine Box auf Stativ und dann auf dem Boden.
    Die Tiefen wurden lauter und in den Mitten gab es ein Loch - vermutlich durch die Auslöschung, die die vom Boden reflektierten Wellen verursachen.


    Im Fälle von aktiv und multifunktion sollte hoffentlich ein entsprechendes Preset in der Kiste vorhanden sein.

    Einmal editiert, zuletzt von ERICH ()

  • Bei der Überbetonung in den Tiefen ist ja die Frage, ob diese durch die Aufstellung am Boden entsteht. Bei der PS15 als Mufu wäre das ja OK bei einem reinen Wedge natürlich fraglich warum dies nicht sofort im Preset kompensiert wird.


    Gruß Sebastian

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  • Zitat von "verstärkerberserker"


    Vielleicht warst Du schon zu weit weg gestanden :lol:


    danke, ich habs verbessert... ;)
    ich war beim gig übrigens wirklich weit weg gestanden, mein FOH konnte laut agentur nur 30m von der bühne entfernt aufgestellt werden... aber das ist ein anderes thema!


    die Meyer MJF210 ist übrigens ein reiner bodenmonitor, keine mufu-box.
    und das preset im NX amp für die PS15-R2 ist extra für monitorbetrieb gemacht.


    zur abstimmung des Meyer-wedges sagte man mir gestern, das das wohl "firmenphilosophie" sei...
    da habe ich mich spontan an einen job erinnert, wo ich in einer neu mit Meyersound ausgestatteten halle einen ehemaligen bundeskanzler verstärken musste. dort war das eingestellte setup auch ziemlich unbrauchbar für eine gute sprachverständlichkeit, obwohl dazu extra ein messingenieur aus amerika eingeflogen wurde... es scheint sich also wirklich um eine art philosophie zu handeln.
    aber keine bange: ich habe auch schon wirklich erstklassig eingestellte Meyer-anlagen erlebt! ;)
    und die PA gestern abend war auch in ordnung, ein bisschen raum-EQ, danach hat´s gut gespielt.


    wie gesagt:
    ich habe diese beobachtung mit sehr basslastigen werkspresets von monitoren nun zum zweiten male gemacht und rätsele, warum da wohl so vorgegangen wird.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Moin,



    die Meyer 210er kenne ich leider noch nicht, ich hatte bis jetzt nur die UM 1P und die MFJ 212er Monitore, die sind alle eher "dick" abgestimmt, lassen sich aber doch wie ich finde schnell mit ein wenig EQ in den Griff zu bekommen. Die Amerikaner stehen irgendwie weiter weg von ihren Monitoren als die deutsche Musiker ... :D

  • Ich kann jetzt auch nur spekulieren: Ist das Mittenloch in dem Bereich, wo's pfeift wenn man den Korb zuhält? Vllt werden die Kisten ja auf Beatboxer abgestimmt... :D (Irgendwie hatte ich die Dinger anders in Erinnerung... das kommt davon wenn man's mehr im vorbei laufen beim Kollegen mitbekommt :| )


    Vllt. ist so eine Abstimmung aber auch angenehmer für Playbackwiedergabe oder, ganz andere Theorie, man geht davon aus dass die Musiker für ihr eigenes Signal noch ein InEar tragen, was den Monitor in Sachen "Verständlichkeit" deutlich entlastet und die potenzielle HiMid-Feedbackgefahr sinkt. Nur so als Gedankenexperiment...

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Hm, wenn ich so darüber nachdenke, hat diese "fette" Abstimmung aber auch Vorteile:


    Bei ordentlich dicken Front-Anlagen hat man ja ebenfalls Abstimmungen, die dazu führen, dass man für Vocals im Kanal-EQ zusätzlich zum Hochpass noch etwas Bässe absenken muss.


    Für den Monitormann bedeutet das, dass er sich da nur wenig umgewöhnen muss und für den Foldback-Betrieb von FOH, dass der post-EQ-prefade Weg "passt".

  • Zitat von "guma"

    Hm, wenn ich so darüber nachdenke, hat diese "fette" Abstimmung aber auch Vorteile:


    Bei ordentlich dicken Front-Anlagen hat man ja ebenfalls Abstimmungen, die dazu führen, dass man für Vocals im Kanal-EQ zusätzlich zum Hochpass noch etwas Bässe absenken muss.


    Für den Monitormann bedeutet das, dass er sich da nur wenig umgewöhnen muss und für den Foldback-Betrieb von FOH, dass der post-EQ-prefade Weg "passt".


    Da ist was dran.


    In der anderen Situation, wenn ich m Monitor mische, gibt es sowieso pro Kanal strikte LowCuts und im Weg würde ich dagegen genau einen entsprechenden Kuhschwanzfilter einsetzen. Dann bleiben immer noch genügend Bänder auf dem PEQ frei.


    Auf der anderen Seite habe ich, wenn es gewünscht ist, wie z.B. bei DJ-Monitoren, entsprechend Low End verfügbar.


    Ich finde die Abstimmung legitim, auch für einen dedizierten Bühnenmonitor.

  • Zitat von "simonstpauli"


    Auf der anderen Seite habe ich, wenn es gewünscht ist, wie z.B. bei DJ-Monitoren, entsprechend Low End verfügbar.


    Ich finde die Abstimmung legitim, auch für einen dedizierten Bühnenmonitor.


    Ich mag Monitore, die grundsätzlich mager klingen, also unterhalb von 100Hz nicht mehr viel kommt. Und als DJ-Monitor gehen Bodenmonitore gar nicht, das ist unsinnig.


    Auf der anderen Seite kam mir auch der Gedanke mit den Inears. Wenn es aus dem Wedge schön drückt, ist der Sound mit dem ganzen Körper empfindbar - was sonst fehlt. Ist vielleicht für die Musiker ähnlich wie bei uns diese Kemper-Geschichte aus der anderen Diskussion.


    Und am Ende kann man auch sagen, es ist einfacher, etwas rauszufiltern, was zu stark da ist, als etwas reinzudrehen, was zu schwach ist.

    Der Ton macht die Musik.

  • man könnte also annehmen, das es eine frage der arbeitsweise ist. das trifft sich ja auch mit der aussage "firmenphilosophie".
    denn wenn man in den kanälen ohnehin den grundton absenken muss, weil die PA dort ebenfalls zu viel pegel liefert, dann ist es durchaus in ordnung wenn auch der monitor erstmal zu viel pegel bringt.
    klingt logisch. und das würde mir auch so einige erfahrungen der letzten jahrzehnte erklären, wo ich oft völlig verblüfft war, wie man mit so dröhnig eingestellten systemen arbeiten können soll...
    denn ich stimme meine anlagen schon immer so ab, das ich die gesangsmikrofone im kanal erstmal möglichst flat lassen kann. nur bei stimmen, die wirklich zu viel bässe bringen, senke ich dann noch etwas ab. stichwort geschmacks-EQ. da arbeite ich wohl eher nach so ner art "studiodenke"...
    aber mit dieser arbeitsweise funktionieren dann natürlich auf anhieb nur monitore und PAs, die ihrerseits möglichst flat abgestimmt sind!


    im vorliegenden fall hab ich dann natürlich die PA erstmal auf linearität gebogen, sprich: ich habe da die (ebenfalls vorhandene) überhöhung im bereich zwischen ca. 80 - 200Hz rausgezogen.
    aber dann waren die monitore eben immer noch viel zu fett, weil ich das ja nicht im kanal rausgezogen habe, sondern im EQ des ausspielweges!


    über die möglichen vor- und nachteile der beiden arbeitsweisen habe ich gerade nachgedacht.
    doch ich werde sicher bei meiner arbeitsweise bleiben, die halte ich doch für logischer.
    und für sonderanwendungen wie z.b. DJ-wedge (warum sollte das nicht funktionieren?) oder als InEar-ergänzungswedge kann man dann ja sicher auch entsprechende einstellungen vornehmen. das muss ja echt nicht als standardvorlage dienen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Mach dir da bei Meyer mal keine sorgen. Es gibt viele Produkte die von außen betrachtet komisch konstruiert sind aber dennoch in der Praxis funktionieren. Du bist nicht der einzige der rätselt wenn im Controller etwas um +18db angehoben wird :wink:


    Von kaputt bis Firmen Philosophien gibt es da viele Meinungen.

  • Zitat von "wora"

    hier mal die von mir ermittelten messkurven, damit man das etwas besser nachvollziehen kann.
    messmikro: DPA 4091
    mikrofonpositon: in ohrhöhe mittig vor dem wedge
    einmal mit ARTA, einmal mit Systune (sorry Tomy, mit Satlive hab ich nicht gemessen, ich hatte den Dongle nicht dabei)


    http://img4web.com/view/NYHVY3


    Sieht für mich so aus, als wäre der komplette HF-Bereich 6 dB zu leise. Habe da so eine Idee ...

  • Zitat von "wora"!


    und für sonderanwendungen wie z.b. DJ-wedge (warum sollte das nicht funktionieren?) oder als InEar-ergänzungswedge kann man dann ja sicher auch entsprechende einstellungen vornehmen. das muss ja echt nicht als standardvorlage dienen.


    Ich habe lange genug aufgelegt, um sagen zu können, dass ein Wedge am Boden für DJ Anwendungen nicht taugt. Warum genau kann ich nicht beschreiben, aber es war jedesmal furchtbar. Eine 8"/1" Box auf Ohrhöhe geht, ein 15"/2" Brummer am Boden ist nix.

    Der Ton macht die Musik.

  • Zu der uU gewöhnungsbedürftigen Abstimmung der 210er (kenne sie selbst nur vom "sehen", habe noch nicht mit denen gearbeitet) ist mir eingefallen, dass das Meyersound Marketing mal ziemlich vier Werbung gemacht, die Dinger seien extra für Metallica konzipiert worden:


    https://www.youtube.com/watch?v=AGojI6289DE
    und einmal von Herrn Hetfield persöhnlich reviewt:
    https://www.youtube.com/watch?v=CdWNzKtGoZI


    Da die Jungs AFAIK die ganze Zeit In-Ears nutzen und sich - um es mit den Worten des Herrn Hetfields zu sagen - auf der Bühne offenbar den "Gigantic Metallica Sound" wünschen, ist eine nichtlineare Abstimmung sicherlich zielführend.


    Hieße dann, dass die Monitore tatsächlich sehr speziell für eine bestimmte Arbeitsweise konzipiert wurden, in diesem Fall eben die von Metallica.


    Steht nur etwas im Kontrast zu den sonst ja doch eher neutral/linear abgestimmten Meyersound-Lautsprechern, zumindest mit denen ich bislang Erfahrung gemacht habe und immer recht zufrieden war.

  • Nunja ... ich glaube er das dies normal ist wenn sich der BR Kanal in Bodennähe befindet. Ich habe es erst vermutet aber der ist tatsächlich dort ;) https://www.meyersound.com/sit…s/images/mjf-210_left.jpg


    Mit etwas mehr Abstand relativiert sich das verhalten wieder.


    Da die beiden 10"er wohl relativ schnell abfallen hat man wohl per BR Kanal nachgeholfen. Viel Volumen ist ja nicht vorhanden, vom Profil wie auch durch die Elektronik. Die übrigens mit 3 Channels läuft, also einen pro Treiber.

  • das mit dem reflextunnel am boden geht mir zu sehr in richtung ausrede. mit einer aktiven elektronik in der box lässt sich sowas wirklich sehr einfach korrigieren.
    natürlich fällt diese grundtonanhebung mit mehr entfernung zur box ab. aber dann muss der musiker eben auch deutlich weiter von der box weg stehen, das mögen nicht alle musiker... vor allem nicht auf 8x4m bühnen ;)
    und dann ist noch die abstrahlung: wenn der musiker also weit weg steht, müsste er dann auch auf ein podest gepackt werden, damit die höhen nicht komplett an ihm vorbei gehen.


    nein, ich glaube mittlerweile eher an die theorie mit der gedachten funktion als InEar unterstützungsbox.
    ausserdem existiert auf der homepage ein foto, wo die wedges des herrn Hetfield vor der bühne und unter bühnenniveau angebracht sind.
    so betrachtet würde das also am ehesten passen. damit wäre diese box aber eindeutig eine spezialbox und kein normal nutzbarer monitor. und genau das ist mir ja auch aufgefallen :lol: :lol:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()