Yammi P7000S plötzlicher Tod

  • Das ist ganz einfach gemacht:
    Ein Schaltnetzteil stellt die Betriebsspannung bereit, sagen wir mal 2 x 140V.
    Auf den beiden Verstärkerkanälen ist jeweils eine "EEEE...Engine" genannte Schaltung verbaut. Die macht folgendes:
    Die Endstufentransistoren bekommen in Abhängigkeit der Aussteuerungsamplitude nur so viel Betriebsspannung (von den maximal 2 x 140V) ab wie benötigt wird. Dadurch ist die Verlustleistung sehr gering (da ja kaum zuviel Spannung zum verbraten da ist). Ist also so ähnlich konstruiert wie eine 2 oder 3 stufige Class H - aber eben dynamisch gesteuert. Quasi stufenlos. LabGruppen ist übrigens genau so gebaut.
    Natürlich kann in dieser vor den Endtransistoren geschalteten Regelstufe auch eine Menge platt gehen. Von daher ist der Reparaturaufwand etwas höher.

  • Ah, OK. Danke. Das versteh ich nun eher.


    Und was hat(te) es mit dem Aufschwingen auf sich, das definitiv da war und auch nicht gerade leise war? Kennt das jemand oder ist das nur mir aufgefallen? Ist das der dynamischen Spannungsregelung geschuldet?

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Kurzer Zwischenbericht:
    - Netzteil wieder i.O.
    - Amp läuft damit wieder auf einem Kanal


    Nun Teile für den def. Kanal bestellen... ich bleibe dran

    Grüße vom Ostseestrand


    André Ludewig


    mv-entertainment . de

  • https://www.youtube.com/watch?v=GR-PWZqmi24&noredirect=1


    Hier ein kurzer Einblick wie unserer Chinesischer Freund die Arbeitsweise an seiner Kopie bewundert :roll:


    Wenn man in die Schaltung schaut erkennt man das Yamaha offenbar mit zwei Stufen arbeitet. Die erste ist schneller und als Nachbrenner schaltet dann die zweite Stufe zu. Wenn dies nicht funktioniert machen die beiden Transistoren von der ersten Stufe dicke backen.


    Die Strommessschaltung des NT würde ich trotzdem überprüfen ! Da nur durch Spannung und Strom das Tastverhältnis bestimmt wird. Stimmt hier etwas nicht arbeitet das NT in einen nicht zulässigen Bereich.

  • Zitat

    Wenn man in die Schaltung schaut erkennt man das Yamaha offenbar mit zwei Stufen arbeitet.


    Jaein! Wenn der Strom durch die Bipolaren zu hoch wird, schalten die Fets die vollen 150V durch. Dadurch fließt kein Strom mehr durch die Bipolaren, wodurch den Fets wiederum die Ansteuerung fehlt und so weiter. So entsteht ein "geschalteter" Betrieb der Railnachführung. Damit keine Oberwellenartefakte auf die Rails und damit evtl. aufs Audio gelangen wird das Ganze mit zwei fetten Ls und Cs ferngehalten.
    Wäre es komplett analog, hätten die sich das insgesamt ja sparen können, weil auch wieder die Verlustleistung in Wärme verbraten würde.


    Zitat

    Die Strommessschaltung des NT würde ich trotzdem überprüfen ! Da nur durch Spannung und Strom das Tastverhältnis bestimmt wird. Stimmt hier etwas nicht arbeitet das NT in einen nicht zulässigen Bereich.


    Die Spannungen im Leerlauf sind korrekt! Außerdem spielt das NT mit dem intakten Kanal super. Klar könnte ich noch ein bisschen Jugend forscht (bis ins Alter- :D ) spielen, aber sooo neugierig bin ich dann doch nicht!


    Alle aktiven Bauelemente auf der Platine sind i.O. - auch die Treiber... Es hat je einen der Bipolaren und einen Fet in der Railnachführung erwischt und je einen der Endtransen.
    Als nächstes kommen alle Elkos und die neuen selektierten Transen drauf und das Baby wird mittels zweier dicker 27-Ohm Widerstände in den Versorgungen angefahren.

    Grüße vom Ostseestrand


    André Ludewig


    mv-entertainment . de

  • Genau. So lange kein Strom fließt arbeitet der bipolare Teil Analog. Sobald Strom fließt schalten die FETs durch.


    Worauf ich hinaus wollte das dass Tracking ja früher erfolgen muss als die Amplitude vom Signal es erfordert. Yamaha arbeitet hier offenbar mit einen Zweistufigen Konzept, andere verzögern das Signal vom AB Teil damit Zeit bleibt die Spannung zu erhöhen.


    Aber ich merke schon am Wissen mangelt es nicht :wink: Der Hinweis mit dem NT war nur meine Erfahrung mit solch einfachen Konzepten. Es schadet nicht an ein paar Messpunkten zu prüfen ob die Ansteuerung korrekt arbeitet. Das erspart einen teure Überraschungen nach einiger Zeit. Die Spannung am Ausgang sagt nicht genug darüber aus ob die Schaltung richtig arbeitet. Grade bei SNT sind die Randbedingungen nicht unerheblich und entscheiden darüber wie lange aktive Teile in der Schaltung überleben.

  • Zitat

    Worauf ich hinaus wollte das dass Tracking ja früher erfolgen muss als die Amplitude vom Signal es erfordert.


    Meiner Meinung nach ist das gar nicht nötig, weil es über den Strom läuft! Steigt der, geht die Railspannung mit und das ist dann einfach mal schnell genug... Dazu sollte die Grenzfrequenz der Bipolaren und der Fets ausreichend sein ;)

    Grüße vom Ostseestrand


    André Ludewig


    mv-entertainment . de

  • Zitat von "surfvill"

    Meiner Meinung nach ist das gar nicht nötig, weil es über den Strom läuft! Steigt der, geht die Railspannung mit und das ist dann einfach mal schnell genug... Dazu sollte die Grenzfrequenz der Bipolaren und der Fets ausreichend sein ;)


    Die Grenzfrequenz ist an einem rein ohmschen Widerstand angegeben. Bei Verstärkerschaltungen an komplexen Lasten kann die nutzbare Frequenz deutlich niedriger liegen. Das ist in der Regel nicht kritisch, da vom Hersteller dementsprechend ausgelegt, beim Einsatz von Ersatztypen kann das aber durchaus relevant sein.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • So - gestern hatte ich wieder mal etwas Muße, mich mal wieder meinem Baby zu widmen...
    Die bestellten Teile waren alle eingetroffen und von den großen Transen hatte ich je 10 gekauft., um etwas selektieren zu können. Ich wollte in einem etwas realeren Kennlinienbereich messen und schraubte jeden auf einen Kühlkörper und arbeitete mit Ic=2A. So fand ich je 2St für die Railspannung und je 6 als Endtransen.
    Nun tauschte ich erst einmal alle Elkos der Platine und machte mich dann ans Montieren der großen Leistungsverbrater. Nach einem wiederholten Sichtcheck montierte ich den Block und schaltete zwei dicke 27-Ohm Widerstände in die Versorgungsleitungen. Nun kurz luftanhalten... und einschalten... und...
    alles prima. Die Gismos an der Front vermeldeten Betriebsbereitschaft! Die beiden Siebenundzwanziger wurden nur etwas handwarm - offensichtlich alles gut. Am Ausgang kaum Gleichspannung - perfekt!
    Widerstände raus und noch einmal Luftanhalten... einschalten - o.k. pffffff!!!
    Nun wollte ich den Spannungsabfall über den Emitterwiderständen am gesunden Block messen, um ggf. den Ruhestrom am reparierten Amp nachzustellen.
    ...wollte, denn plötzlich war da ein Brummen hörbar - mit einem SNT? dachte ich kurz - klar die Netzdrosseln - STROM!


    Päng!!!


    Das Verhalten war nun das gleiche wie am Tag der ersten Arbeitsverweigerung - einige Minuten nach dem Einschalten knallte es.
    An den Rails wieder die gleichen Kurzschlüsse und die IGBTs im NT haben wieder die Front abgesprengt - der Treiber-IC diesmal auch!


    Die Motivation ist nun erstmal auf Null, aber ich habe ein neues Projekt im Auge, nachdem ich das NT zum dritten Mal wieder hergestellt haben werde. Ich berichte - dauert nun aber...


    @ Marco - bitte nicht oberlehrern!

    Grüße vom Ostseestrand


    André Ludewig


    mv-entertainment . de

  • Jetzt kommen die alle "ich habs doch gleich gesagt". :wink:


    Blöde Frage; warum machst du nicht beim Testlauf nach entfernen der Widerstände je eine Sicherung (z.b. Automat, KFZ-Feinsicherung) in die Spannungen.?


    Vielleicht mal beim Service anfragen, ob das Problem bekannt ist; eventuell ein "Bug"...

    Never stop a running System

  • Zitat von "rockline"


    Ich überprüfe die NF-Verstärker immer am Labornetzteil. Grundsätzlich. Selten, dass ich mal an einer defekten Schaltung mit Versorgung aus dem dafür vorgesehenen


    Der Trick mit den Widerständen...das geht nur bei einfachen A/B Audioschaltungen. Buck-Konverter funktionieren damit nicht.
    Nimm ein Netzteil, einstellbar bis 2 x 50V und elektronischer Strombegrenzung. Damit kann man ja erst mal die eigentliche Endstufe testen. Später, wenn Audio klappt, dann erhöht man die Labornetzteilspannung bis zu 2 x 150V und speist in die Buck-Konverter ein....wenn da auch alles klappt (Stromaufnahme sieht man auch prima an den Anzeigen des Labornetzteils....dann erst an das richtige Netzteil anschließen.
    Netzteile für Testbetrieb im Labor gibt es zb. von Agilent (Hewlett Packard) oder Kepco. Ich habe zwei Agilent für so etwas in Reihe geschaltet, mit 2-poliger Ein/Ausschaltbox direkt am Prüfling. Der Förtig verkauft übrigens aktuell ein paar Toellner TOE 8842-130, die bis 2 x 130V und 0,6A können. Mit solchen Netzteilen repariert man Audioendstufen. Ich habe in der Werkstatt ein paar E3612A von Hewlett Packard (Agilent) rumstehen. Und für Spannungen bis 2 x 50V ein paar preiswertere PeakTech aus der 6000er Serie.
    Weiterhin viel Erfolg bei der Reparatur.

  • Aber lachen darf ich :D .


    Rockline hat ja schon beschrieben wie man das macht. Allerdings hat nicht jeder die Möglichkeit dies auch so umzusetzen. Du wirst das Problem nicht gefunden haben und somit fällst du immer wieder auf die Nase.


    Das NT ist wieder defekt, das darf nicht sein bei zu viel Strom darf es keine Energie mehr nach schieben. Vielleicht hätte der Rest überlebt wenn das NT den Strom begrenzt hätte.

  • rockline:
    So oft, als dass ich mir noch dicke Labornetzteile zulegen würde, schraube ich nicht an Amps (in meinem Alter kauft man sich nicht mal mehr 'ne Langspielplatte :D :D :D)!. Und ob dieser spezielle Fehler (erst alles im ganz normalen Bereich - dann päng) mit meinem süßen 2x30V-NT reproduzierbar gewesen wäre, glaube ich auch nicht, deshalb lies ich das gleich.


    madmax:
    Die Sicherungen hätten evtl. das Netzteil überleben lassen, aber für die Transen im Amp wären sie sicher auch zu langsam.


    Marco:
    Dass im NT die Strombegrenzung im Kurzschlussfall nicht greift, ist ganz sicher designbedingt! Es gibt nämlich sonst weiter keinen Lautsprecherschutz in diesem Teil! Eine Strombegrenzung würde immer wieder Strom nachliefern, was für viel teuereren Rauch aus den Lautsprechern sorgen würde... Ich bin froh, dass das NT sich selbst zwangsabgeschaltet hat!


    Zitat

    Du wirst das Problem nicht gefunden haben und somit fällst du immer wieder auf die Nase.


    Diese Erkenntnis hatte ich so ca. 1 Sekunde nach dem Knall schon selbst ;)


    Deshalb: Ich habe nun etwas anderes vor mit dieser Stufe - lasst Euch überraschen. Aber jetzt ist erstmal SOMMER!

    Grüße vom Ostseestrand


    André Ludewig


    mv-entertainment . de

  • Zitat von "marcoboy"

    Das NT ist wieder defekt, das darf nicht sein bei zu viel Strom darf es keine Energie mehr nach schieben. Vielleicht hätte der Rest überlebt wenn das NT den Strom begrenzt hätte.


    Das ist Quark, echt. Das Netzteil ist mit einem Buck-Konverter aufgebaut, das regelt die Spannung, nicht den Strom, das ist damit aufgrund des Schaltungsdesigns - so - nicht möglich.


    surfvill: Ich hab den Verdacht, das NT fängt an zu schwingen. Das könnte ein Problem sein, daß ein (oder mehrere) Bauteile nicht (mehr?) die nötigen Parameter einhält. Das könnte z.B. der Kondensator sein (low ESR Typ, höherer Ripple bei Alterung), ein gebrochener Spulenkern oder andere Hochfrequenz-Parameter der beteiligten Halbleiter.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Der andere Kanal hat sich an dem NT aber prima gehalten. Auch deutlich länger als 5 min (mind. 'ne Stunde) und auch mal richtig Vollgas an 4 Ohm. Die NT-Elkos hatte ich gleich zu Beginn ausgetauscht - nun alles 105° und Low ESR...
    Ich denke, es liegt am Amp!


    p.s.: Ich hatte alle ausgelöteteten Elkos gecheckt, aber alle waren ESR-mäßig mit 1-2% loss im grünen Bereich!

    Grüße vom Ostseestrand


    André Ludewig


    mv-entertainment . de

  • Das stimmt nichts so ganz. Im normalen Betrieb ist das korrekt aber nicht außerhalb.


    Die Strommessung ist ja nicht um sonst eingebaut.


    Das Problem besteht dann wenn die Spannung nicht erreicht werden kann. Dann steuert der PWM Controller ein Tastverhältniss an das den Trafo in die Sättigung treibt. Das muss unter allen Umständen verhindert werden. Da sich die Induktivität damit schlagartig ändert und der Strom auch -> es knallt laut. Deshalb fliegen die Teile auch so arg auseinander.


    Das verhindert die Strommessschaltung , diese löst den Shutdown aus und begrenzt damit das Tastverhältnis. T on wird also begrenzt und der Strom kann nicht so hoch steigen. Das sollte auch beim einen Kurzschluss zuverlässig funktionieren.

  • Die Strommessung ist nicht für eine Begrenzung da sondern damit die Sicherheitsschaltung ausschaltet. Du hast geschrieben


    Zitat von "marcoboy"

    Vielleicht hätte der Rest überlebt wenn das NT den Strom begrenzt hätte.


    und das ist definitiv falsch - es gibt in diesem Netzteil einfach keine Strombegrenzung!

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Der Shutdown deaktiviert den Ausgang zum Treiber, eben so das Feedback von Sekundärseite. Sie triggern den gleichen Eingang am Controller. Wenn dieser Vorgang nicht stattfindet stellt sich ein Tastverhältnis von 1 = 100% ein. Schau in die Schaltung warum das so ist. 100% heißt der Strom steigt so lange an bis es Knallt.


    Den Betriebsstrom bzw. Spitzenstrom halten die Bauteile aus aber nicht einen Trafo der gesättigt ist. Genau das ist den Probanden passiert.


    Nun genau genommen hast du natürlich recht der Strom auf der Sekundärseite ist natürlich nicht begrenzt. Was in den Elkos an Energie vorhanden ist wird dann frei. Aber dann müssen sie nachgeladen werden. Was bei einen Kurzschluss schwierig wird da der Strom auf der Primärseite zu stark steigt der Energiefluss wird unterbrochen und damit stellt sich auch auf der Sekundärseite ein maximal möglicher Strom ein.