Praktische Erfahrung: IEM-Mix und Atmo-Mikrofonie

  • Moin,


    zum Thema "Atmo im IEM-Mix" wollte ich gerne mal in die Runde fragen:
    - Wie verbreitet ist die Nutzung von Atmo-Mikros für den IEM-Mix bei einzelnen Musikern?
    - Gibt es klare Tendenzen je nach Instrument (Sänger viel, Gitarrist kaum, Drummer nie)?
    - Gibt es klare Tendenzen in Abhängigkeit er Bühnengröße (Stadion viel, Stadtfest wenig, Club nie)?
    - Kommt es öfter vor, dass es zunächst gewünscht, aber dann doch rausgedreht wird?
    - Wie positioniert Ihr die Atmo-Mikros?
    - Was verwendet Ihr dafür an Mikro?
    - Ist Stereo sinnvoll oder gar notwendig?


    Hintergrund:
    Zwei Band mit denen ich öfter unterwegs bin haben für den autarken IEM-Mix digitale Pulte, die aktuell
    voll belegt sind, sich aber gegen Geld um weitere Eingänge erweitern lassen. Grund wäre primär die
    Möglichkeit Atmo-Mikros auflegen zu können.


    Eigene Erfahrungen als Musiker:
    "Auf kleinen bis mittleren Bühnen habe ich bereits soviel "Schmutz" über 3-5 offene Gesangsmikrofone,
    dass ich mir den Sound mit Atmo-Mikros eigentlich nur noch undifferenzierter mache."


    Wie schaut es bei Euch aus?


    Gruß & Dank
    7

  • Hallo,


    ich antwort mal so der Reihe nach, was mir dazu so einfällt.


    Vorweg: ich verwende Atmos eigentlich nur, wenn ich selbst am Monitorpult stehe, weil ich sie immer sehr aktiv fahre. Sprich: ich verwende sie während den Songs nicht bis fast nicht bzw. nur um Szenenapplaus / Mitsingen einzublenden. Nach den Songs fahren sie im Ausklingen hoch. Zu den Mitsing&klatsch-Hits bleiben sie dann - je nach Situation - gern sanft geöffnet.


    Zitat von "Seven"


    - Wie verbreitet ist die Nutzung von Atmo-Mikros für den IEM-Mix bei einzelnen Musikern?


    Eigentlich ganz normal, durchaus verbreitet


    Zitat von "Seven"

    - Gibt es klare Tendenzen je nach Instrument (Sänger viel, Gitarrist kaum, Drummer nie)?


    Nicht so sehr nach Instrument, eher nach Persönlichkeit und der "Plakatkünstler" mag oft den Applaus am deutlichsten am Ohr


    Zitat von "Seven"

    - Gibt es klare Tendenzen in Abhängigkeit er Bühnengröße (Stadion viel, Stadtfest wenig, Club nie)?


    Wenn das Publikum weit weg ist von den Mikros gerne noch vorsichtiger, weil dann das Timing einfach gar nicht mehr zusammenstimmt


    Zitat von "Seven"

    - Kommt es öfter vor, dass es zunächst gewünscht, aber dann doch rausgedreht wird?


    Wie oben erwähnt, ich für meinen Teil verwende sie nicht durchgehend, das schien noch keiner meiner Musiker zu mögen


    Zitat von "Seven"

    - Wie positioniert Ihr die Atmo-Mikros?


    Üblicherweise außen auf der Bühne um halbwegs in time zu bleiben und nicht zuletzt damit der Abbau schnell geht und ich dafür nicht klettern muss


    Zitat von "Seven"

    - Was verwendet Ihr dafür an Mikro?


    Variabelst, was gerade an 2 gleichen Kondensatoren da ist. Gerne je nach Situation Hyperniere oder Niere. Am liebsten km184/185 oder c414.


    Zitat von "Seven"

    - Ist Stereo sinnvoll oder gar notwendig?


    Ich würds als notwendig ansehen. Wenn der Künstler auf etwas reagieren will, soll er wenigstens wissen wohers kommt 8)


    Lieben Gruß

  • Ich fahre Atmos teilweise sehr aktiv. Bis zu dem Punkt, daß sie während des Songs aus sind und beim Applaus / bei Mitmach-Stellen extrem prominent im Mix. Dazu nutze ich am Monitorpult meistens einen DCA.


    Position für Sänger/Innen nahe der PA, bei großen Gigs unter den Tops oder an Nahfeld-Tops, bei kleinen auch gerne mal mit einer Klemme auf den Tops. Bei großen Setups Niere plus Shotgun pro Seite.
    Position für Instumentalisten auch gerne mal am Instrument, so daß die Ortung stimmt.

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen.
    Also "Tendenz": Aktives reinziehen für den Applaus bzw. Kommunikation mit dem Publikum. Aber während der Songs eher dezent bis aus.
    Also eher nicht geeignet wenn kein Monitormann zugegen ist.

  • Ohne Monitormann kann man das auch relativ gut automatisieren, wenn man einen geeigneten Ducker zur Verfügung hat. Hauptsumme in den Sidechain, damit hat man die Atmo hoch in Spielpausen, leise in den Songs - Mitmachsongs mit Atmo sind hier natürlich schwieriger.

    Gruß,
    Christoph Holdinghausen

  • Es gab mal ein Crest Monitorpult mit einem speziellen Stereo Ambience Mic Kanal, welcher eine (eher gemütlich arbeitende) Dynamikprozessorfunktion beinhaltete. Venue = laut = Programm = Ambiencemics heruntergeregelt; Venue = leise = Programmpause = Ambiencemics offen. Bedingte natürlich, dass das Konzert deutlich lauter war als das Publikum – früher war das oftmals noch so.
    Das lässt sich im Digitalzeitalter sicherlich mit Leichtigkeit nachbauen, und mittels intelligent genutzter Sidechainfunktion heutzutage auch einigermaßen unabhängig von fehlender Lautstärkedifferenz gestalten.
    Trotzdem gilt natürlich: der Künstler muss es mögen. Und da ist wie so oft die Regel, dass es dafür keine Regel gibt. Manche lieben so was, manche hassen es.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    p.s.: Chris war eine Nanosekunde schneller...

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."