Digitalpulte und der Sinn externer Effekte

  • Liebe Forumsgemeinde,


    nachdem ich dieses Jahr endlich seit langem wieder mehr und mehr Bands betreue, mal wieder eine Frage, zu der ab und zu ein paar Bemerkungen fallen (z.B. im Digitalpultetourallerlei oder im Umstieg auf Waves/Multitrack-thread), dass hier aber noch nie eigenständig Thema war (oder ich suche falsch).


    Zumeinst bin ich in kleineren Clubs unterwegs mit 200-500 Plätzen. Im Grunde also die Liga, in der man häufig froh ist, wenn man spontan ein X32 aus dem Kofferraum zaubern kann :shock: Mit ganz viel glück steht dann auch Mal ein iLive oder noch seltener ein CL da.
    Wie sinnvoll seht ihr in der Liga denn externe Effektgeräte?


    Mir sind ein paar Kollegen die begegnet, die mit Waves oder ihrer eigenen Avid unterwegs sind und Song für Song die Effekte der CD-Produktion nachbilden bzw. sogar die gleichen einsetzen. Würde ich vll. auch machen, wenn ich mit einer Band auf tour wäre - ist im Moment aber nicht der Fall.


    Ab und zu les ich hier Stimmen, die nicht viel von den integrierten Effekten halt und es ist bestimmt so, dass hier noch viel Entwicklungspotential liegt. Aber seht ihr z.B. einen Mehrwert in einem M-One XL im Vergleich zu den internen X32 Effekten oder muss es schon ein M4000 sein, um einen hörbaren unterschied zu erreichen?


    Ein Vorteil ist für mich auf jeden Fall: Wenn ich meine Effekte dabei habe, bin ich auch mit den Geräten vertraut und nutze sie und ihre Möglichkeiten auch mehr. Denn ganz ehrlich, habe ich mal ein Cl vor mir, was dieses Jahr drei oder viermal der Fall war, rufe ich bloß die Standardpresets auf und passe während der Songs eigentlich nur noch das Delay an...
    (also genau so wie damals, als ich das erste Mal ein M2000 auf der Baustelle hatte)

    freier Tontechniker & Eventplaner, auch Tätig im Vertrieb - hier aber rein privat unterwegs

  • http://www.paforum.de/phpBB/viewtopic.php?f=25&t=81956


    Ich sehe fünf Gründe, für externe Lösungen unabhängig davon ob es nun Hardware, native Plugins auf Läppe an Soundkarte oder Serverlösungen wie Waves oder UAD sind:


    1. bestimmte Effekte, die Du nutzen willst, sind in Pult xy nicht vorhanden.
    2. Du bist mit den internen Effekten dahingehend zufrieden, dass im Prinzip alles vorhanden ist aber du bist mit einzelnen Effekten klanglich nicht glücklich. ( Warum sollte sich an dem Umstand, dass unterschiedliche Hersteller unterschiedliche Sachen gut können bis heute viel geändert haben und wir selbst mögen Vielfalt. Nicht umsonst haben wir uns auch früher keine 4 PCM70s und sonst nichts ins Rack geschraubt. :wink: )
    3. Du vermisst bestimmte Bedieneigenschaften Dir bekannter externer Löungen.
    4. Du möchtest ein gleichbleibendes FX- Setup für unterschiedliche Pulte (hier bietet die Anbindung an unterschiedliche Pulte ein paar kleine Fallstricke und könnte, je nach dem Dir zur Verfügung stehenden Zeitfenster oder dem Unwillen der Vorort-Kollegen einige Problemchen bereiten :wink: )
    5. Unbefriedigter Spieltrieb. :D


    Ich sehe das heute so, dass bei den Herstellern, besonders bei denen, die eine eigene FX Tradition haben (Yamaha) oder diese dazu gekauft haben (Soundcraft/Lexicon) eben immer diese eine Textur in den Effekten ist, also das, was man nicht haben möchte und die Hersteller versuchen das bei ihren hochpreisigen Produkten zwischenzeitlich durch verschiedene Lösungen zu ändern.
    Ein M-one sollte man eigentlich bei keinem Digitalpult mehr brauchen. Was Sinn macht an Hardware-Geräten sind Edelgeräte, die definitiv besser klingen und alte Kisten, deren Sound man an den Pulten nicht zustande kriegt oder deren Bedienung einem persönlich fehlt. Plugins können ebenfalls besser klingen, einen alten Sound besser nachahmen oder etwas neues bieten, was es im Pult nicht gibt. Ich finde es nicht schlimm, in einem Pult ein paar mehr Instanzen von etwas zu verwenden, was es gut kann und was es nicht gut kann extern zu machen.
    Eine Sonderstellung nehmen die Sortimente in den A&H Pulten und im X/M32 ein. Die sind so vielseitig "inspired", dass man wirklich ohne externe Gerätschaften gut arbeiten kann und um es wirklich besser zu machen oder nicht vorhandene Sachen einzubinden, kommt beim X/M32 aus Kostengründen nur eine Läppe-Lösung in Frage. Jede Hardware, die es wirklich besser macht, kostet beim X32 gleich mehr als das ganze Pult.

  • auch dieser einschätzung möchte ich mich anschliessen.


    in meinem speziellen fall denke ich gerade über eine Waves lösung nach, und zwar nicht weil mir die pultinternen effekte in meiner dLive nicht gefallen, sondern weil ich mir zusätzliche möglichkeiten wünsche.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • heute bekommt man einfach viel mehr für das Geld ... entweder simuliert man früher unbezahlbare Edeleffektkisten 1:1 mit Software, oder man kauft dieselbe Hardware (M5000/4000/PCM90/91) etc. teilweise für einen Apfel&Ei gebraucht. Schade allerdings das sich kein Pulthersteller, egal mit wie viel DSP und Rechenleistung er protzt, um wirklich gute Effekte kümmert, und zwar durch die Bank.

  • also ich hatte früher ja auch PCM91 und so... und die hatte ich bei den Yamaha-pulten auch sehr gerne im siderack dabei.
    seit ich mit iLive/dLive arbeite vermisse ich das aber nicht mehr so sehr, weil mir hier die internen effekte doch recht gut gefallen. oder sagen wir mal so: ich komme damit sehr gut zurecht, auch auf wirklich hochwertigen beschallungsanlagen.
    in sofern würde ich jetzt nicht sagen, dass es bei allen herstellern das selbe phänomen ist ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • guma und wora:


    Könnt ihr mir vielleicht einen A&H Reverb Effekt empfehlen, der es eurer Meinung nach mit meinem M5000 (RevCore 1 und 3 Algorithmus im Besonderen) aufnehmen kann? Entweder hatte ich bis jetzt zu wenig Zeit oder bin zu doof, um da was passendes zu finden.
    Das einzige plugin, das mich in Bezug auf Dichte und Tiefe des Effekts bisher überzeugt hat, ist das H-Verb von Waves. Allem anderen habe ich mein TC vorgezogen.


    Hinzufügen sollte ich vielleicht noch, dass es mir ausschließlich um Vocal Halls geht!

    Einmal editiert, zuletzt von =RS= ()

  • Hallo werte Kollegen,


    ich habe ebenfalls zeitnah vor, mein Arbeitsgerät (vor allem Midas Pro) mit einer externen DSP Lösung zu verheiraten. Fest steht, dass es ein Universal Audio Apollo werden soll. Die Qualität der Hardware und der Plugins hat mich doch sehr schnell überzeugt. Allerdings bereitet mir die Anbindung an das Pult noch Kopfzerbrechen. Digital wäre schön. Dafür jedoch müsste ich aber die ADAT Schnittstelle am Apollo nutzen. Die Umsetzung von Midas AES50 auf ADAT ist jedoch nicht ohne weiteres (zu einem vernünftigen Preis) gemacht. Mittlerweile begegnet mir doch der ein oder andere Kollege, der sich für die analoge Anbindung einer solchen DSP Lösung ausspricht. AD/DA Doppelwandlung vs. digitale Formattauscherei sozusagen. Wie sind eure Meinungen dazu?


    Beste Grüße
    Chris

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • @ =RS=
    Probier mal statt dem 480er (der ist irgendwie merkwürdig) den 'arena2' als Ausgangsbasis für Hall und die EMT Emulation für Platten. Außerdem kann es natürlich trotzdem so sein, dass Dir Dein 5000er besser gefällt, schon weil es den schicken Zugriff über die Encoder hat. Ich bin nur der Meinung, dass die beiden genannten so sind, dass man ordentlich damit arbeiten kann.


    @ Cen
    Ja das KT Ding als Interface tut erst mal weh. Mir ist aber bisher nichts besseres eingefallen. Doppelte Wandlung finde ich für FXe nicht so kritisch. Den Eclipse und ein PCM81 für die Plate Reverbs habe ich über die beiden AES3 Ports laufen. Für die Vintage Variante mit dem H3000 und dem Lexicon 200 geht's auch prima analog. Solange keine echt zeitkritischen Abwendungen laufen, wäre mir die doppelte Wandlung auch für eine Plugin Lösung egal obwohl ich verstehe, dass es ein bisschen weh tut, so eine erstklassige Lösung wie den Apollo so zu schicken.
    Wenn jemand ne schicke Lösung weiß, bin ich ebenfalls interessiert. Meine Altbestandshardwarelösung ist ja nicht in Stein gemeißelt.

  • Die Klark Network Bridge habe ich ja schon für Recording im Einsatz. Damit käme ich auf Madi oder Dante, nicht aber auf ADAT direkt. Dann bräuchte ich noch einen Wandler von z.B. Madi auf ADAT. Puhh... Also einerseits bedeutet jede digitale Signalumsetzung zusätzlich Latenz, andererseits wird jedes Mal neu gerechnet... Ob das am Ende besser ist als einmal zusätzlich A/D + D/A Wandlung? Hm, da bin ich unsicher. Zumal der Umweg über analog bei der Midas Pro auch nicht mit allzu viel Latenz verbunden wäre (0,84 ms für pultseitige D/A und A/D Wandlung). Zum Vergleich: der Appsys Multiverter kommt auf 0,17 ms für die bidirektionale Formatkonvertierung von AES50 auf ADAT. Das wäre natürlich schon schöner, aber für den Preis des Multiverter...

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • Zitat von "cen-music"

    Ich glaube, ich löse das doch auf digitaler Ebene. Ich berichte...

    Ich bitte darum, da ich gerade vor exakt dem gleichen Vorhaben stehe. Allerdings ist schon klar, dass ich keinen weiteren KT mehr kaufen werde, sondern die beiden MADI Karten, die mittlerweile im Neutron stecken nutzen will. Leider schwächelt die UA Variante auf der digitalen Anbindungsebene, sodass ich aktuell überlege doch auf WAVES zu setzten.

    ...Holz ist braun!

  • Wo wir gerade bei digitalen Krüppeln sind - hat noch jemand eine Idee wie man die Ausgänge des Waves Multirack (native) direkt am Rechner (Mac, OS X 10.11) summieren kann?
    Aktuelle Ansätze meinerseits sind zur Zeit:


    - Aggregated Device, Pult-Interface + Soundflower, vom Waves mit Hilfe von Soundflower in die DAW (da hat sich Reaper als einigermassen ressourcenschonend erwiesen), von dort ins zurück ins Pult; mein Bauchgefühl sagt mir dazu allerdings "lieber nicht"


    - Aggregated Device, Pult-Interface + meine alte Digiface über Thunderbolt/Expresscard-Adapter - die kann wiederum alle 26 Software-/Treiberausgänge auf einen oder verschiedene Hardwareausgänge zusammenmischen. Habe heute mal den Adapter zum testen bestellt.


    (Sorry, wenn das thematisch gerade etwas Richtung "Audio on PC" abdriftet...)

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Also wenn ich mir bei UAD so ein Traumpäckchen für den pro1 schnüre, bissi 224, bissi EMT, bissi AMS RMX, bissi Transe, bissi Universal Comps, bissi Fairchild + was man so an Hardware braucht, kost das auch schon richtig Asche ... :roll:^


    Mal ganz blöde Frage:
    Die AES3 ports schaffen ja über die SRCs mühelos das Anbinden von 48KHz Kisten an das pro1 ohne die netten 96Khz des Pultes zu killen. Gibt es einen Weg auf dem AES50 Pfad einfach ein X32 Core als Effektmühle anzubinden ohne die 96KHz im pro1 zu verlassen? Macht der KT9650 die nötige sample rate conversion? Das Core wäre preiswert, kann im FX Rack genau die Sachen gut, die das pro1 nicht so gut kann (Hall, Plate, Pitch, Transe, Vintage Comp) und ich könnte das Pro1-eigene Rack mit Sachen vollstopfen, die das sehr gut kann (Dynamic-EQ, Multiband Comp, Dual Stereo Delay)

  • Habe mich gerade mal selbst belesen:
    Ja, der DN9650 sollte das können. Kann er es nicht im "eigenen" AES50 Format, kann er es auf jeden Fall für die in meinem Core vorhandene MADI Karte. Bedeutet charmanterweise, dass dieses "FX Rack" mit meinen DL15x Stageboxen auch noch ein Havariepult für den pro1 hergeben würde ... :wink:

  • Zitat von "=RS="

    guma und wora:


    Könnt ihr mir vielleicht einen A&H Reverb Effekt empfehlen, der es eurer Meinung nach mit meinem M5000 (RevCore 1 und 3 Algorithmus im Besonderen) aufnehmen kann? Entweder hatte ich bis jetzt zu wenig Zeit oder bin zu doof, um da was passendes zu finden.
    Das einzige plugin, das mich in Bezug auf Dichte und Tiefe des Effekts bisher überzeugt hat, ist das R-Verb von Waves. Allem anderen habe ich mein TC vorgezogen.


    Hinzufügen sollte ich vielleicht noch, dass es mir ausschließlich um Vocal Halls geht!


    einen direkten vergleich mit M5000 habe ich nie gemacht. in der dLive nutze ich aber für gesang sehr gerne "EMT250". wie guma habe ich auch ganz gute erfahrungen mit der "Arena" gemacht, die als ausgangspunkt für die eigenen kreationen gut funktioniert. für balladenhall hab ich als ausgangspunkt "hall massive" genommen.
    die 480er gefallen mir hier auch nicht so richtig, deshalb nutze ich sie nicht.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat

    Probier mal statt dem 480er (der ist irgendwie merkwürdig)


    Zitat

    die 480er gefallen mir hier auch nicht so richtig


    Schön zu hören, daß ich da nicht alleine mit der Meinung bin.
    Wobei ich den 482er besser finde wie den 480er.


    Zurück zum Thema:
    ich hatte dieses Jahr ein paar Kollegen, die ein paar Oldschool Effekte (Space Echo) etc. dabei hatten. Wobei das mein A&H GLD grundsätzlich auch kann.
    Oder halt ein M2000 mit auf Tour hatten.
    Macht halt Sinn auf Tour immer den gleichen vertrauten (!) Effekt am Start zu haben.

    Biete: Zeitrafferaufnahmen, z.B. vom Konzert oder Bühnenaufbau
    zur Miete: TW Audio Sys One B30/T24, M15, Global 4 Punkt Truss, Le Maitre Trockeneisnebel, A&H GLD80, QU-24, ew100 1G8, Nexo PS10 + PS15
    aktuelle Gebrauchtgeräte

  • Zitat von "Daniel M."

    Zumeinst bin ich in kleineren Clubs unterwegs mit 200-500 Plätzen. Im Grunde also die Liga, in der man häufig froh ist, wenn man spontan ein X32 aus dem Kofferraum zaubern kann :shock: Mit ganz viel glück steht dann auch Mal ein iLive oder noch seltener ein CL da.
    Wie sinnvoll seht ihr in der Liga denn externe Effektgeräte?


    Das hängt jetzt natürlich auch ganz stark von der Musik selbst ab, also irgendein spaciger Mix aus Elektro und Pop und World und weiß der Geier hat da sicherlich eine andere Anforderung als die "in your face!!"-Abteilung. Und für letztere gesprochen würde ich sagen: die Verfügbarkeit, geschweige denn die "Güte" von Effektgeräten wäre für mich so ziemlich die letzte Frage an solchen Abenden; erfahrungsgemäß sehen das dann die meisten Anwesenden auch so ;).
    Klaro, ein Vocal Delay und "einen Hall" sollte man schon irgendwie parat haben; aber da gehts meiner Erfahrung nach eher darum, dass "was da ist", als um Breite/Tiefe/"Seidenglanz".


    Für den Bereich der Insert-Effekte bzw. Dynamics im weitesten Sinn sehe ich das deutlich differenzierter...da gibt es schon schöne Dinge die auch in der angesprochenen 250 Mann Liga schöne Dinge tun. Wenn es die Logistik/das Budget denn zulassen.