Isolationswiderstand-Messung

  • Wir müssen in verschiedenen Situationen Betriebsmittel einer Isolationswiderstand-Messung unterziehen. Wenn es Bedenken gibt, dass das Gerät dabei Schaden nehmen kann, kann eine Ersatzmessung (...Schutzleiterstrom) angewendet werden. Wie handhabt ihr das? Schließt ihr automatisch alle empfindlichen Geräte wie Movingheads / Mischpult / LED Leuchten ... aus und wendet Ersatzmessungen an? Wann ist ein Schaden durch die Messung zu erwarten? Ich finde nach ausgiebiger Recherche leider nur schwammige Informationen zu dieser Frage. Das Thema Isolationswiderstand steht bei der Prüfung nach VDE 0701/0702 an, kann u.U. aber auch bei Anlagenprüfungen nach VDE 0100 - 600 interessant werden. Ich würde mich über ein paar Fachkundige Antworten sehr freuen.

  • Da gibt´s erhebliche Bedenken bei allem was Schaltnetzteile hat...

    Die klassische Iso-Messung würde ich nur noch bei konventionellen Scheinwerfern, direkt gesteuerten Motoren, Stromverteilungen und Kabeln durchführen. Alles andere per Ersatzableitstrom-Messung. Ansonsten ist im Schadensfall (und der passiert vor allem bei LED-Lampen und digitalen Tongeräten recht schnell) die Herstellergarantie futsch.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • bisher handhabe ich das so:

    wenn ein gerät keinen hardware-ein/ausschalter hat (sondern z.b. über sensortaste angeschaltet wird), dann mache ich daran keine isolationsmessung. denn ich muss davon ausgehen, dass hier eine schaltung im hintergrund werkelt, die sich nicht abschalten lässt. und wenn die dann irgendwie 1000V vom messgerät abbekommt, mag sie das möglicherweise nicht so wirklich. also gilt hier für mich: safety first.


    alle geräte mit hardwareschaltern messe ich dagegen mit meinem isolationsmessgerät.

    bisher keine probleme gehabt.


    aber bitte: das ist kein freibrief, ich werde dafür meine hand nicht ins feuer legen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich mache das ählich wie wora - nachdem ich mir bereits 2 Schaltnetzteile von teuren Geräten mit der Iso-Messung zerschossen habe, mache ich an allem was ein Schaltnetzteil hat keine Iso-Messung sondern nur noch per Schutzleitermessung und Ersatzableitstrommessung.

    Und ja - ich weiss das es so nicht ganz regelkonform ist - aber ehrlich wer mit seinem Zeug gut umgeht und sich die Zuleitung und Steckverbindungen genau vor der Prüfung ansieht findet doch bei der Messung seltenst noch etwas. Wenn überhaupt ist es ein unterbrochener oder hochohmiger PE.

    Das ist mir bei den Prüfungen der letzten 3 Jahre aller Betriebsmittel in meinem Unternehmen genau 1x vorgekommen: Bei einem fertig konfektiniert gekauftes Schuko Gummiverlängerungskabel war der PE auf der Isolierung und nicht auf der Aderendhülse angeklemmt.....


  • Wieso sollte bei der Isolationsmessung das Schaltnetzteil zerstört werden?

    Laut Norm werden bei der Isolationsmessung beide aktiven Leiter miteinander verbunden und dann mit der Messspannung gegen den Schutzleiter gemessen.

    Messspannung ist 500 Volt.

    In den entsprechenden VDE Vorschriften findet Ihr auch die entsprechenden Messverfahren abgebildet.

    Die üblichen Messgeräte wie zum Beispiel Secutest, etc. machen das automatisch so ( das zusammenschalten von N und L)


    Gruß

    Insomnia

  • Ich nochmal, bringt Ihr da nicht etwas durcheinander?

    Die Sicherheitsprüfung besteht aus drei Teilen (Sichtprüfung lassen wir mal außen vor)


    - Schutzleiterprüfung, sofern vorhanden (abhängig von der Schutzklasse)

    - Isolationsprüfung, in unserem Bereich normalerweise mit 500V, wenn das Gerät zum Bsp. mit Überspannungsableitern ausgestattet ist sind auch 250V erlaubt, bitte im Protokoll vermerken


    - Erst wenn diese Prüfungen bestanden sind kommt der Ableitstrom, hier gibt es abhängig vom Gerät mehrere Möglichkeiten:

    - Messung des Ableitstoms im Schutzleiter

    - Differenzableitstrom, diese Verfahren wird immer mehr angewendet, vor allem bei Schaltnetzteilen


    Und das ganze bitte pro Gerät schön dokumentiert, der berühmte Aufkleber alleine reicht nicht.

    Sollte irgendwann mal etwas passieren, und das wünsche ich keinem, kommt die BG und will als erstes die Protokolle sehen.


    Wenn auf diese Weise gemessen wird darf an den Geräten nichts zerstört werden.

    Was Möglich wäre, dass in einem Schaltnetzteil die Kondensatoren oder Überspannungsableiter gegen PE durchschlagen, dann sind Sie aber entweder schon "angeschlagen" was ja in der Prüfung festgestellt werden soll, oder, siehe weiter oben, es wurde mit der falschen Spannung gemessen.


    So, viel Text für vor dem Frühstück aber ich hoffe ich habe es verständlich beschrieben.

    Jetzt erst mal einen Kaffee?


    Gruß

    Insomnia

  • ich mache das nach dem prinzip "safety first": da es berichte von schäden bei kollegen gegeben hat, habe ich mir das eben so zurecht gelegt. ich riskiere ja nur ungern einen schaden.

    wenn ich deine argumentation so lese, dann kommen mir allerdings tatsächlich zweifel, ob meine vorsicht wirklich nötig und gerechtfertigt ist.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Bei einer Isolationsmessung werden die Netzanschlüsse L und N gebrückt, und komplett (bei intakter Netzsicherung und eingeschaltetem Hauptschalter) gegen Gehäuse gemessen. Bei einfachen Geräten mit Niederfrequenz-Netzteil passiert dabei genau so wenig wie bei Schaltnetzteilgeräten. Grund zur Sorge bereiten gedanklich die Ableitkondensatoren (Y) zwischen Gehäuse und (Primär)spannungsführenden Bereichen. Hier darf aber nichts passieren, da diese Kondensatoren ausnahmslos für effektive Netzspannung und deren Vss Werte ausgelegt sein müssen. Waren vor Jahren hier noch Typen mit 250V~ zu finden, so ist seit der Einführung der 230V Netzspannung nur noch die 275V~ Variante zu verwenden. Solche Kondensatoren haben eine wesentlich höhere Impulsspannungsfestigkeit als man denkt, und insbesondere MP Typen sind nebenbei bemerkt "selbstheilend" sofern tatsächlich was durchschlagen sollte. Abgesehen von den alten RIFA (Knallfrösche) Entstörkondensatoren der 70/80er Jahre Geräte, fertigt die Industrie aktuell eine recht ordentliche Qualität an KP und MP Kondensatoren. Diese überstehen auch einen Isolationstest ohne Bedenken. Wichtig ist halt immer alle Kontakte der Stromversorgung zu brücken, und dann auch nur gegen die "echt" geerdeten Metalteile eines Gerätes zu prüfen. Pin 1 einer XLR Buchse, der Ring einer Klinkenbuchse, oder das Blech eines USB Ports zählen nicht dazu! Man sollte schon ein wenig genauer hinschauen was man macht. Ich verwende zu Messzwecken ein Gossen-Metrawatt Metratester5+, der vieles aufgrund seiner klaren Strukturen vereinfacht. Aber auch die Methode mit manueller Messung unter Verwendung von Isolationsmessgerten beispielsweise während der Validierung von Neuentwicklungen, Erstmusterprüfungen etc. ist bei mir gängige Praxis. Und selbst bei 1000VAC Prüfspannung passiert es nahezu nie, dass bei sachgerechter Prüfungsdurchführung Bauteile zerschossen werden. Von daher kann ich die allgemeinen Bedenken gegenüber Schaltnetzteilen nicht teilen. Was wohl schon mal vorkommen kann ist ein nicht bestandener Isolationstest . Da muss man dann mal schauen, warum der Grenzwert nicht eingehalten werden konnte? Dafür gibt es dann aber auch wieder Ursachen.

  • Hi,


    muss man nicht auch die Isolation Phase/N gegen alle Pins (Ausnahme: Gekennzeichnet mit dem Blitzsymbol) messen?

    Ansonsten sind imho alle Entstörkondensatoren mit 750V DC spezifiziert...


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Das hängt von Deinem Einsatzzweck ab.

    Wenn Du z.B Mit Überspannungsableitern zu tun hast kannst Du darauf nicht verzichten.

    Ich habe öfters mit Servern und Videotechnik zu tun wo entsprechende Überspannungsableiter der Firma Dehn vorgeschaltet sind. Die würde ich mit 500V zerstören.

    Wenn Du sowas für dich ausschließen kannst, auch evtl. für die Zukunft, warum nicht.

  • Hi,


    also hier werden zwei Dinge durcheinander geworfen.

    a) Die Messung von elektrischen Anlagen (Installation) nach VDE0100. Da ist der Isolationswiderstand zwischen den einzelnen Leitern zu messen, also auch zwischen L und N etc. Hier müssen auch alle fest installierten Geräte angeschlossen und eingeschaltet sein. Ausnahmen sind zulässig und vom Hersteller in die Anleitungen zu schreiben. Das ist bei (fast) allen Verbrauchern so, da die ja eine 'gewünschte' Verbindung zwischen L und N haben, die die Messung sowieso wertlos machen würde. Das Ziel ist hier die Überprüfung der Isolation der Leiter untereinander um Fehlströme zu verhindern. Normalerweise macht man das während der Installation (um Fehler rechtzeitig zu erkennen) bzw. bei der Abnahme der Installation. Bei der Wiederholung ist es recht schwierig, weil man dann die ganzen Geräte abklemmen müsste.

    b) Mobile Geräte, hier die Überprüfung nach VDE0701/0702 ( oder die entsprechende DGUV Vorschrift). Hier ist die Isolation zu messen, und zwar sind hierzu die spannungsführenden Leiter (also L und N, bzw. L1, L2, L3 und N) miteinander zu verbinden. Die Messung erfolgt dann zwischen den verbundenen Leitern und den berührbaren Metallteilen. Hier gibt es eigentlich keine Ausnahmen, die eine niedrigere Isolationsspannung zulassen. Da aber sich heute kaum noch ein Gerät über einen 'harten' Netzschalter einschalten lässt, wird die Messung des Isolationswiderstandes durch die Messung des Ableitstroms oder des Differenzstroms ergänzt. Dabei wird der Prüfling mit Betriebsspannung versorgt, und geschaut, ob ein Strom über 'die Erde' (SK-1) oder über die Messsonde (SK-1 ungeerdert / SK-2) abfließt.


    Eine (wie auch immer gestaltete) Verbindung zwischen einem Spannungsführenden Leiter und der Erde ist meines Wissens nach bei mobilen Geräte nicht zulässsig, also auch keine Überspannungsableitung gegen Erde. Die Überspannungsableiter, die ich bisher in mobilen Geräten gesehen habe, lagen alle zwischen L und N.


    Tomy

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